Ich bin seit Donnerstag mit dem Buch durch und muss sagen, dass ich von dem Werk von Felix Lobrecht sehr überrascht und angetan bin. So sehr, dass ich mich unheimlich auf die Verfilmung freue, die diese Woche in die Kinos kommt. Den Autor kennen die meisten von euch vermutlich durch seine Stand-up Shows oder dem europaweit sehr erfolgreichen Podcast „Gemischtes Hack“, den er mit seinem Kompagnon Tommi Schmitt betreibt. 

Für die Verfilmung seines Bestsellers arbeitete Felix Lobrecht mit David Wnendt (u.a. „Kriegerin“, „Feuchtgebiete“, „Er ist wieder da“) zusammen, der mit ihm auch das Drehbuch schrieb. Beide zeigen ein unheimlich großes Gespür für die Umsetzung von gesellschaftsrelevanten Themen und zeichnet ein eindrückliches Bild von Berlin-Neukölln als Brennpunkt sozialer Ungerechtigkeit.

Constantin Film

Kommen wir zur Story von „Sonne und Beton“. Berlin-Gropiusstadt im Rekordsommer 2003. In den Parks stinkt es nach Hundescheiße, überall Scherben, in den Ecken stehen Dealer. Wer hier lebt, ist Gangster oder Opfer. Lukas, Gino und Julius sind solche Opfer. Kein Geld fürs Schwimmbad, kein Glück in der Liebe und nur Stress zu Hause. Als sie im Park Gras kaufen wollen, geraten sie zwischen rivalisierende Dealer. Die verprügeln Lukas und wollen 500 Euro Schutzgeld. Wie soll Lukas das Geld auftreiben? Sein neuer Klassenkamerad Sanchez hat eine Idee: Einfach in die Schule einbrechen, die neuen Computer aus dem Lager schleppen und verkaufen. Dann sind sie alle Geldsorgen los. Der Plan gelingt. Zumindest fast.

Es ist kein Aufschneiden, kein „wir waren Gangster“-Film und haben alle gelinkt. Sondern, um es mit den Worten von Felix zu sagen „Schule ist kacke. Zuhause ist kacke. Der Weg nach Hause ist kacke. Kein Geld zu haben ist kacke. Die Mädels kucken einen nicht an, ist kacke. Man ist so in einem Strudel aus Scheiße gefangen, ohne irgendeine klare Perspektive und einem klaren Ausweg. Da habe ich mich oft, ganz oft, drin gefangen gefühlt in meiner Jugend und viele in meinem Umfeld, von meinen Freunden. Und das irgendwie zu zeigen, fand ich viel spannender als irgendwelche Pablo Escobar-Geschichten.“

Über 5000 Jugendliche haben sich selbst beworben oder wurden von Streetcastern angesprochen. Am Ende setzten sich Levy Rico Arcos, Vincent Wiemer, Rafael Luis Klein-Heßling und Aaron Maldonado-Morales durch und geben in „Sonne und Beton“ ihr überzeugendes Kinodebüt. Für die nötige Authentizität wurde der Cast von Jörg Hartmann, Franziska Wulf und zahlreichen Musiker und Hiphop-Stars wie Luvre47, Lucio101, Juju, Olexesh, NNOC, Azzi Memo, Klapse Mane, AOB u.v.m. ergänzt. 

„Sonne und Beton“ feierte auf einer Special Gala auf der Berlinale seine Premiere. Wie ihr euch vorstellen könnt, war das Tamtam bei der Premiere groß und (nicht nur) der rote Teppich wurde ordentlich gerockt. Und ja, es waren alle mit dabei. So sah es kurz nach einem herrlichen Kulturschock oder MTV HipHop Awards aus. Corona lehrte uns alle die Feste so zu feiern, wie sie fallen und Felix Lobrecht, die Filmcrew und die Schauspieler zeigten dies par excellence. 

Ihr seht schon, ich freue wirklich sehr auf den Filmstart, weil das Buch mich einfach überraschte. Das liegt zum großen Teil daran, das ich unter ähnlichen Umständen aufgewachsen bin. Einer anderen Zeit und an einem anderen Ort. Aber die im Film aufgezeigten Probleme sind vermutlich generationsübergreifend und für alle gleich.

Leider lief der Film auf der Berlinale außerhalb des Wettbewerbs, denn auch die Kritiken überschlugen sich und sangen fast schon Lobeshymnen auf „Sonne und Beton“ (engl. Titel „Sun and Concrete“. So fanden viele Kritiker und Medien es sehr schade, das er somit keine Chance auf einen „Bären“ bekommen hat, denn er hätte einen verdient gehabt. Laut Felix ist ihm der Film besser als das Buch gelungen. Kinostart ist diesen Donnerstag, der 02. März 2023. 

SONNE UND BETON
Constantin Film

FSK 12
119 Minuten
Drehbuch: David Wnendt, Felix Lobrecht 
Regie: David Wnendt
Cast: Levy Rico Arcos, Vincent Wiemer, Rafael Luis Klein-Heßling, Aaron Maldonado-Morales, Luvre47, Jörg Hartmann, Lucio101, Wael Alkhatib, uvm.

Source: Constantin Film