Ich weiß nicht, was in den letzten Jahren alles so bei Ben Sherman passiert ist, aber es war viel los. Sehr viel sogar und das Gros war leider nicht positiv. Die Marke hatte irgendwann ihren eigenen roten Faden verloren und damit auch ihren eigenen Look.

Seit gut zwei-drei Jahren kämpft sich das Label des Modfathers zurück und präsentiert neben den Klassikern auch eine Mode, die wieder in Richtung des frühen subkulturellen Bezugs geht. Man kann behaupten, das Ben Sherman es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Klassiker neu zu denken. Hemden, Polos und Harrington-Jacken sind die DNA der britischen Kultmarke, die mit den neuesten Trends Schritt hält, indem sie sich von der Masse abhebt.

Neben der letzten Winter- und der neuen Kollektion, die ihr hier sehen könnt, möchte ich euch gerne noch einmal den Mann hinter der Marke auf unserer Blogbühne vorstellen.

Ben Sherman war eine Legende für sich. Ein Mann, der als „immer auf der Suche nach dem Neuen und dem Anderen“ beschrieben wird. Jemand, der ständig auf der Suche nach dem Besten der Dinge ist. Er mochte keine Regelmäßigkeit und suchte lieber nach Dingen, die für ihn als unerreichbar galten. Er war ein leidenschaftlicher Geschäftsmann mit einer Künstlerseele.

Arthur Benjamin Sugarman wurde 1925 in Brighton geboren und verließ im Alter von nur 20 Jahren das vom Krieg zerrüttete Großbritannien, um nach Amerika zu gehen, wo er ein Land der Hoffnung und des Versprechens sah. Er war voller Tatendrang und Ehrgeiz.
Er gründete eine Familie im San Fernando Valley und begann für seinen Schwiegervater zu arbeiten, der ein erfolgreiches Bekleidungsunternehmen besaß. Als er in Amerika die Staatsbürgerschaft beantragte, beschloss Arthur, seinen Namen zu ändern. Seine Familie nannte ihn Ben, und Sherman war ein Nachname, den er für einen guten, soliden, starken amerikanischen Namen hielt. Leider wurde seine Mutter, die in England lebte, sehr krank, so dass er seinen Job kündigte und mit der Familie nach Brighton zurückzog. Da er keine Arbeit hatte, beschloss Ben Sherman, seine Erfahrung in der Bekleidungsherstellung zu nutzen und mietete eine Fabrik am Bedford Square in Brighton.

Ben begann damit, Hemden für andere Leute herzustellen. Doch schon bald übernahm sein kreatives Gespür die Oberhand und er begann, seine eigenen Hemden zu entwerfen. 1963 war er dann soweit, das erste Ben Sherman-Hemd auf den Markt zu bringen.

Das Grunddesign war vom klassischen amerikanischen Ivy-League-Hemd beeinflusst, aber Bens Designvision fügte die hinteren Lasche, den Knopf auf der Rückseite des Kragens, aber vor allem sein Gefühl und seine Leidenschaft für Stoffe, Muster und Farben hinzu und schuf ein einzigartiges Kleidungsstück.

Farbe war etwas, das Ben besonders faszinierte, und so verwendete er Oxford-Stoffe in hellen Tönen, blassem Rosa, Gelb und Blau. Er verwendete Candy Stripes, ebenfalls in hellen Rosa-, Grün- und Blautönen. Die anfängliche Reaktion der Leute auf all diese Farben war nicht positiv, aber typisch Ben Sherman machte weiter, denn er glaubte fest an seine Ideen.
Er wollte nur die besten Stoffe verwenden, und so stammten die verwendeten Spezialstoffe alle aus Amerika. Außerdem beschloss er, jedes Hemd einzeln zu verpacken, was in jenen Tagen nicht üblich war.
Die Hemden waren ein großer Erfolg, denn sie boten etwas völlig Neues, das es in England noch nie gegeben hatte.

Interessanterweise war genau zu dieser Zeit die erste britische Jugendkultur in vollem Gange: die Teddy Boys der Nachkriegszeit. Diese Bewegung hatte einer neuen Generation von Jugendlichen gezeigt, dass Kleidung ein wichtiger Indikator für ihre Überzeugungen sein und ihre Zugehörigkeit zu einer Kultur oder Bewegung signalisieren konnte.

Eine zweite Welle junger Männer kam hinzu, die den scharfen italienischen Stil liebten, und diese Gruppe trug den Namen „the Modernists“, die schnell als „Mods“ bekannt wurden. Diese britische Jugendkultur machte sich das Ben Sherman-Hemd zu eigen und liebte es wegen seiner Qualität, seiner schlanken Passform, seiner Farben und seines einzigartigen Designs.

Man hatte das Gefühl, dass es so etwas in der englischen Szene noch nie gegeben hatte. Das Ben Sherman-Hemd war revolutionär, ebenso wie die „Mod-Bewegung“. Durch Mode und Musik waren London und Großbritannien wieder cool, die Swinging 60’s waren in vollem Gange und die Atmosphäre war euphorisch. Und an den Küstenstädten wurde sich an den Wochenenden mit den Rockers duelliert.

Ben Sherman eröffnete einen Showroom in der Carnaby Street und eröffnete bald darauf zwei Geschäfte in London sowie ein Geschäft in Brighton (sein Geschäft in Brighton hieß „millions of shirts inc. ltd“). Es ist bekannt, dass Ben Sherman 1970 eine Million Yards Oxford-Stoff, eine Viertelmillion Yards Gingham-Stoff und eine Viertelmillion Yards bunt gestreiften Stoff bei seiner amerikanischen Stofffabrik bestellte. Dies ist ein Beweis für die Beliebtheit des Ben Sherman-Hemdes.

Ben Sherman war gezwungen, alle seine Monomarken-Stores in Großbritannien in den Jahren 2020-2021 zu schließen, darunter den in der legendären Londoner Carnaby Street. Der Grund dafür war ein vom Lizenznehmer der Marke, der Baird Group, eingeleiteter Konkurs.

Jetzt gibt es aber wieder positive Nachrichten und hoffentlich bald einen neuen Anlaufpunkt für euren London Besuch. Die Briten wollen im Rahmen einer Dreijahresstrategie ihr Retailgeschäft wiederbeleben, um auf dem heimischen Markt zu wachsen. Zu den derzeit neun Filialen könnten bis Ende des Jahres zwei weitere hinzukommen: London und Brighton.

Das Ben Sherman-Hemd und die Marke existieren nun seit sechs Jahrzehnten und wurden von fast jeder Jugendkultur oder Stilbewegung der letzten sechs Jahrzehnte übernommen, von den Mods über 2-Tone und Ska bis hin zu Brit-Pop und den Football Casuals.

Ben Sherman blieb bis Mitte der 70er Jahre an der Spitze der Hemdenmarke Ben Sherman, als er aus gesundheitlichen Gründen das Unternehmen verkaufte und sich nach Australien zurückzog. 1987 starb Ben Sherman im Alter von 62 Jahren.

Ben Sherman hat mit seinem Ben Sherman-Hemd nicht nur Bekleidungsgeschichte geschrieben, sondern auch eine Denkweise geschaffen, die bis heute zur Entstehung einer globalen Marke beigetragen hat. Seine Leidenschaft für originelles Denken und die Ablehnung des Normalen und Alltäglichen hat ein Vermächtnis hinterlassen, das noch heute zu sehen ist. The Modfather.

Ben Sherman
Homepage Instagram

Source: Ben Sherman