In einer Fred Perry Subculture Serie, die sich mit der dunkelsten, unwiderstehlichsten und rebellischsten aller Farben beschäftigt, untersuchte die Marke den anhaltenden Einfluss von Schwarz auf Subkultur und Modelandschaft. 
Wir haben dankenswerterweise die Erlaubnis erhalten, den folgenden Artikel bei uns posten zu dürfen, der im englischen Original-Artikel von James Anderson verfasst wurde.

Erschienen bei Fred Perry Subculture | Text von James Anderson

Die Farbe Schwarz wirkte schon immer wie ein Magnet auf Stilsichere und Kreative. Sie wurde auf geheimen Gigs, in Bars, Clubs und auf Raves getragen, in zukunftsweisenden Boutiquen geführt und in Musikvideos, auf Instagram oder begehrten Plattenhüllen gezeigt. Schwarz ist schließlich zeitlos, trendbeständig und wirkt ungezwungen cool. Es überrascht nicht, dass sich auch die richtungsweisendsten Modedesigner der Welt über die Jahrzehnte hinweg die Anziehungskraft der Farbe zunutze gemacht haben. Ausgehend von einer absichtlich eingeschränkten Farbpalette setzten sie die Schwarztöne in ihren neusten Kollektionen für maximale Wirkung bei minimalem Aufwand gekonnt in Szene.

Ska und das schwarz-weiße Logo von 2 Tone Records

Die wichtigsten Musikrichtungen des 20. Jahrhunderts zeichneten sich unter anderem durch eine perfekte und zeitlose graphische Gestaltung aus. Die unverwechselbaren Jazz-Album-Cover der 1950er und 60er Jahre von Blue Note Records wurden von Reid Miles mit Fotografien von Francis Wolff versehen und wirken auch heute noch modern. Ebenso wie die von Jamie Reed in den 1970er Jahren für die Plattenhüllen und Merchandise-Artikel der Sex Pistols entworfenen Cut-and-Paste-Schriftzüge und auffälligen Farbgebungen. Hier widmen wir uns dem schlichten schwarz-weißen Plattenlabel-Logo, das perfekt zur Ska-Szene der frühen 1980er Jahre gepasst hat und sich bis heute aktuell anfühlt. 

Die Ska-Szene, die in den frühen 1980er Jahren von Coventry aus explosionsartig expandierte, wurde von lokalen Bands wie The Specials und The Selecter ins Leben gerufen. Später folgten u.a. Madness, The Beat, The Bodysnatchers und Bad Manners. Sie war Anziehungspunkt für eine wahrhaft eklektische Mischung aus Ex-Punks, Rude Boys und Girls, Skinheads und Mod-Revivalisten. Die Musik wurde durch jamaikanische Ska-Rhythmen aus den 60er Jahren angetrieben, kombiniert mit Reggae-Vibes und etwas spritziger Punk-Energie. Dazu kamen einfache Texte über das damalige Großstadtleben britischer Jugendlicher. Die Kleidung der jungen männlichen und weiblichen Ska-Fans war ultra-schick und zeitlos cool. Dazu gehörten vor allem Pork-Pie-Hüte, schmal geschnittene Anzüge, Slipper, Doc Martens, Harrington-Jacken, Fred Perry-Polohemden, Hosenträger, weiße Socken, Button-Down-Hemden und dünne Krawatten. 

Zu den legendärsten Symbolen dieser Bewegung zählte jedoch das minimalistische, aber dennoch originelle Schwarz-Weiß-Logo des Labels 2 Tone Records, das von Jerry Dammers von The Specials gegründet wurde und auf dem zahlreiche einflussreiche Singles und Alben der damaligen Zeit erschienen. Es entstand aus einer kreativen Zusammenarbeit zwischen Dammers und Horace Panter, dem Bassisten von The Specials, zusammen mit dem Art Director David Storey und seinem Grafiker-/Illustratoren-Kollegen John „Teflon“ Sims. Im Zentrum des Logos steht die einfache Zeichnung einer männlichen Figur mit den Händen in den Hosentaschen, die einen schicken schwarzen Anzug, ein weißes Hemd, eine schwarze Krawatte, einen weißen Pork-Pie-Hut, eine schwarze Sonnenbrille, weiße Socken und schwarze Halbschuhe trägt. Das ursprüngliche Konzept für diese auf den ersten Blick immer wiedererkennbare Figur stammt von dem imagebewussten Dammers selbst. Als Anregung diente ihm ein Archivfoto von Pete Tosh, einem ehemaligen Mitglied von Bob Marleys Begleitband, dessen angriffslustigen Style und Lebenseinstellung Dammers sehr bewunderte. Er ließ sich außerdem von einem alten schwarz-weißen Pop-Art-Bild inspirieren, woraus das schwarze Karomuster entstand. Der Bassist der Specials, Horace Panter, wählte die markante Schriftart Helvetica Inserat in Schwarz für die „2“ in 2-Tone-Records aus. Die männliche Figur wurde durch Sims‘ geschickte Zeichenkünste zum Leben erweckt und erhielt den passenden Spitznamen Walt Jabsco. Dammers hatte kurz zuvor in einem Wohltätigkeitsladen ein altes amerikanisches Bowlinghemd gekauft, auf das der gleiche Name aufgenäht war. 

Die Wirkung des Logos von 2 Tone Records war schnell zu spüren und es fand allgegenwärtige Verbreitung. Walt Jabsco-Imitationen tauchten überall auf gefälschten T-Shirts, Ansteckern und Aufnähern auf und wurden von dankbaren jungen Ska-Fans mit schwarzer Tinte und weißem Tipp-Ex auf ihre Schulbücher und Schultaschen gekritzelt. „Das Branding von 2-Tone hatte unmittelbare Auswirkungen auf die kreative Landschaft jener Zeit“, bestätigte David Storey in einem Interview mit Vinyl Factory aus dem Jahr 2017. Er erinnerte sich zudem daran, dass 2 Tone Records und der Ska der frühen 80er Jahre schließlich auch die High-Fashion-Welt beeinflussten. „Ich erinnere mich an das Label Junior Gautier [die 1988 lancierte, preisgünstigere Linie des Designers Jean Paul Gaultier], das eine Kollektion mit dem Schachbrettmuster und einigen anderen unserer Stilelemente produzierte.“ All dies zeigt, dass lebendige Farben und komplexe Grafiken bei der Vermittlung einer visuellen Botschaft nicht unbedingt erforderlich sind. Manchmal ist Schwarz im Kontrast mit Weiß das stilvollste Statement von allen. 

Das Schachbrettmuster wird beispielsweise in den Kollektionen von Fred Perry immer wieder aufgegriffen und neu interpretiert – wie zum Beispiel in den Kooperationen mit The Specials oder der Amy Winehouse Foundation.

Source: fredperry.com