Es gibt nur wenige Fußballdokumentationen, die mich so begeistert haben wie die Amazon Prime Serie Take us home. Und um ehrlich zu sein, hatte ich sie auch gar nicht auf dem Schirm, aber nach unserem Artikel zur Fortsetzung von Sunderland till I die hatten sich einige unserer Leser gemeldet und den Tipp zur Serie abgegeben, die die Geschichte einer Saison von Leeds United dokumentiert. An dieser Stelle noch einmal vielen Dank für eure Nachrichten!

Leeds United gehört zu den ambitionierten Teams in der Championship, der zweiten Liga in England. Der Traditionsverein, der 1904 bzw. 1919 gegründet wurde und in der heimischen Elland Road seine Heimspiele austrägt, wird vermutlich jedem unserer Leser bekannt sein. Der Verein hatte seine Hochzeit in den 1960er und 1970er Jahren, in denen der Leeds United Football Club fünfmal im Finalspielen von Europapokal Wettbewerben stand, jedoch nur einmal den Messestädte-Pokal, dem Vorläufer des UEFA-Pokals und der heutigen Euro League, gewinnen konnte. 

Marching On Together!
We’re gonna see you win
Na na na na na na
We are so proud,
We shout it out loud we love you Leeds! Leeds! Leeds!

Ziel der Saison 2018/19 war der Aufstieg in die Premier League und hierfür gingen die Klubverantwortlichen all-in. So konnten sie das Kunststück vollbringen Marcelo Bielsa, den ehemaligen Trainer der argentinischen und chilenischen Nationalmannschaft, zu verpflichten. Und so ist es keine Überraschung, dass „El loco Bielsa“ natürlich wegen seines Könnens und auch seiner Eigenarten, das ein oder andere Mal im Fokus der Geschichte von „Take us home“ steht. 
Wer aber wie ich darauf hoffte, einen tiefen Einblick in die Gedankenwelt von Marcelo Bielsa zu erhalten, wird leider enttäuscht. Denn der Argentinier verschwindet nach den Spielen meist im Büro des Managers. Die Dokumentation behandelt übrigens auch seine Station bei den Newell´s Old Boys. Und auch Pep Guardiola und Mauricio Pochettino erklären, warum sie den Trainer für sein Offensivspiel bewundern und er sie als Mensch begeistert.

Die Serie sorgt somit, dass trotz seiner spärlichen Auftritte, dass der Bielsa-Mythos erhalten bleibt. Nicht zuletzt durch die Episode als Leeds United gegen Aston Villa ein Tor erzielte, weil sich ein Gegenspieler verletzte und das Team von Villa aufgehört hatte weiterzuspielen. El Loco wies daraufhin seine Spieler an, Aston Villa direkt beim Wiederanpfiff einen Ausgleichstreffer zu ermöglichen. Auch wenn es die Fans an der Elland Road nicht fassen konnten, war es Bielsa´s Glaube, das zu tun, was er für richtig hält. Die Szene ist legendär und wurde damals in sämtlichen Sportsendungen gezeigt. 

Wie jede moderne Fußball-Dokumentation lebt auch Take us home durch Spielmaterial, dem O-Ton der Spieler, des Managements, einer Handvoll ausgewählter Fans und Kamerafahrten über das Klub- und Stadiongelände. Es sind diese Aufnahmen mit denen wir uns – egal, ob wir eine Sympathie für den LUFC hegen oder nicht – identifizieren können.
Die Höhen und Tiefen der Saison sind am einfachsten an den Reaktionen des Eigentümers Andrea Radrizzani, des Fußballdirektors Victor Orta und des Geschäftsführers Angus Kinnear auszumachen. Hier möchte ich vor allem die emotionalen Ausbrüche auf der Tribüne nennen, bei denen ich mich auch so manches mal wiedererkenne. Aber auch ein bizarrer Transferwechsel, der unter herzzerreißenden Umständen nicht zum Abschluss kommen wird. Der untröstliche Spieler packt seine Sachen und fährt wieder zu seinem alten (und neuen) Verein und lässt die Vereinsfunktionäre zurück, die immer noch hoffnungsvoll auf ihre Smartphones schauen und sich fragen, was sie denn nun mit den bereits bedruckten Trikots machen sollen. Das sind fesselnde Momente und ein Seelenstriptease wie man es nur in ganz wenigen Dokumentationen erlebt. 

Leeds United ist der klassische schlafende Riese, der davon träumt aufzusteigen und von der Premier League wachgeküsst zu werden. Das Ende der Dokumentation lasse ich offen und wie auch so manches dramatisches Thema im Umfeld von Bielsa, das zu einer saftigen Geldstrafe führte.
Schaut euch Take us home auf Amazon Prime an und sagt uns wie ihr es fandet. Ach ja, eins noch, Sprecher der sechsteiligen Dokumentation im Original ist übrigens Russel Crowe, der selbst das Telefonbuch von Offenbach lesen kann und es episch wirken lässt. Die Serie wird in deutsch von seiner Synchronstimme gesprochen, was es nicht minder atmosphärisch wirkt. 

Image Source: amazon.co.uk