Dokumentationen zu Musikern bestehen in der Regel aus einer Kombination von Archivbildern, Konzertaufnahmen, Interviews mit der Band und ihrem direkten Umfeld. Mit der Beastie Boys Story verfolgt Regisseur Spike Jonze jedoch einen anderen, ganz neuen Ansatz. Er holt die Beastie Boys, Mike Diamond aka Mike D und Adam Horovitz aka Adrock, auf die Bühne, um ihre Geschichte vor einem Live Publikum zu erzählen. 
Die offizielle Zusammenfassung der „Beastie Boys Story“ von Apple TV+ lautet:
„Mike Diamond und Adam Horovitz erzählen Ihnen in dieser Live-Dokumentation unter der Regie ihres langjährigen Freundes und Mitarbeiters, dem Filmemachers Spike Jonze, eine intime, persönliche Geschichte ihrer Band und über 40 Jahre Freundschaft.“

Ja, über ein wenig mehr Informationen hätte ich mich auch gefreut. Deswegen findet ihr neben dem Trailer eine kurze Vorstellung der Band, die ihren Platz in der Geschichte gefunden hat und uns musikalische Meilensteine schenkte. Nachdem der Start der Beastie Boys Story aufgrund des Coronavirus mehrmals verschoben wurden, soll die Doku nun weltweit ab 24. April 2020, jedoch nur auf Apple TV+ zu sehen sein.

Die Beastie Boys
Wie soll man eine Band vorstellen, die mich neben anderen Hip Hop Künstler in meiner Jugend sehr beeinflusst hatte? Ein Unterfangen, bei dem ich vermutlich nur scheitern kann. Ich versuche es trotzdem.

Die Beastie Boys aus New York City gelten als die erste weiße Hip Hop Crew, die eine beachtliche Anhängerschaft gewinnen konnte und war dadurch nicht zuletzt auch für das Wachstum des Mainstream Publikums im Rap verantwortlich. Die Band wurde 1981 ursprünglich als Punk Band gegründet, bevor dann MCA (Adam Yauch), Mike D (Michael Diamond) und Adrock (Adam Horovitz), die alle aus der jüdischen Mittelschicht von New York stammen, als Trio weitermachten. Sie unterschrieben kurz darauf beim legendären Plattenlabel Def Jam einen Vertrag und die ersten Singles katapultierten sie als Special Guest bei einer kurzen Madonna Tournee. Hierdurch wurde dann auch das erste Mal die Presse auf das Trio Infernale aufmerksam. Aber erst eine gemeinsame Tour mit einem anderen Trio und Ikone des frühen Raps, Run DMC, brachten ihnen die nötige Credibility in der Rap Community ein. 

Dank eines guten Timings und einem perfekten Mix aus Hard Rock-Samples, katapultierte 1986 das Debütalbum „Licensed to Ill“ die Band an die Spitze der Album Charts und die legendäre Hit Single „You gotta fight for your right (to Party)“ wurde zum Kult.
Im Jahr 1989 wechselten die Beastie Boys ihr Plattenlabel Def Jam und gingen zu Capitol Records und präsentierten, dank den von Mastermind Rick Rubin und Grandmaster Flash erlernten digitalen Soundcollage-Techniken, Einflüsse von Retro-Funk, was ihrer Musik eine neue akustische Dimension hinzufügte. 
Die Band gründete 1992 das Plattenlabel Grand Royal und die erste Veröffentlichung „Check your Head“ enthielt eine Sammlung von Popkultur-Referenzen und verzerrte Funk-Instrumentation. Das nächste Album der Beastie Boys sollte in meinen Augen der nächste Meilenstein werden, denn „Ill Communication“ von 1994 hatte zwar einen ähnlichen Sound wie das Vorgängeralbum, aber vor allem die augenzwinkernde Hommage an die Polizeiserien der 1970er Jahre „Sabotage“ zerstörte (positiv gemeint) einfach alles was ich zuvor gehört hatte. Einfach ein brutales Brett!

Beim im Jahr 1998 mit einem Grammy ausgezeichneten Album „Hello Nasty“ folgte eine weitere elektronische Wende, bei der vor allem die Single „Intergalactic“ zu einem Erfolgshit avancierte. 
Leider musste nur drei Jahre später, das selbst gegründete Plattenlabel Grand Royal infolge von schleppenden Verkäufen und wachsenden Schulden geschlossen werden. Das Trio kehrte zu Capitol zurück, um das Album „To the 5 Boroughs“, eine großartigen Hommage an die Heimatstadt New York City, herauszubringen. 
„The Mix-up“ von 2007, ein instrumentales Album, stellt die Rückkehr zu den Grundlagen des Hip Hop dar und seine Fusion aus Funk, Latin Beats und Lounge Musik brachte den Beastie Boys einen weiteren Grammy ein. 

2009 sollte ursprünglich das achte Studioalbum namens „Hot Sauce Committee Part One“ veröffentlicht werden. Doch im Juli desselben Jahres wurde bei MCA (Adam Yauch) Krebs diagnostiziert und die Band stellte alle Aufnahmen und die Tour ein. Als sich MCA´s Gesundheitszustand verbesserte, nahm das Trio die Aufnahmen wieder auf und veröffentlichten im Mai 2011 „Hot Sauce Committee Part Two“. Mit Ausnahme eines Songs waren die Tracks identisch mit dem unveröffentlichten „Part One“. Stilistisch ähnelte das neue Werk dem Album „Ill Communication“ und das mit Stars besetzte Video zur Debütsingle „Make some noise“ zeigte, dass die Band ihren Sinn für das Skurrile und Absurde nicht verloren hatte.

Plattencover

Trotz der Fortschritte während der frühen Behandlung, verschlechterte sich der Gesundheitszustand von Adam Yauch und er starb im Jahr 2012. Kurze Zeit darauf bestätigten Mike D und Adrock, dass mit dem Verlust von MCA sich die Beastie Boys aufgelöst haben. 

Die Beastie Boys haben während ihren Tourneen so manches Hotelzimmer auseinandergenommen und mussten häufig vor den örtlichen Behörden flüchten. Sie gehören auf der einen Seite zu den abenteuerlichsten Bands, aber auch zu den wegweisenden Hip Hop Bands.
Die Beastie Boys machten jedoch nicht nur mit musikalischen Innovationen auf sich aufmerksam, sondern auch für ihr soziales Engagement. So engagierte sich Adam Yauch für Frauenrechte und mit seiner Band für die tibetische Unabhängigkeit. Er gründete gemeinsam mit Erin Potts den Milarepa Fonds, mit dem Geld für die tibetische Unabhängigkeitsbewegung gesammelt werden sollte. 

MCA R.I.P.

Source: beastieboys.com