Regisseur Meisterregisseur 

Clockwork Orange kennt jeder und das ist auch gut so. Wie das Buch ist der dazugehörige Film nicht vom Himmel gefallen, aber dies ist aber eine andere Geschichte, die wir euch noch erzählen werden. Heute wollen wir uns dem Mann widmen, der die Story um Alexboy visualisierte und dieses Meisterwerk vollkommener Ästhetik schuf. Unser Shirt „Moloko Allstars“ war somit auch eine Hommage an den Filmemacher Stanley Kubrick, der zweifelsfrei zu den ganz großen Regisseuren der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zählt. Bereits in den 1950er Jahren konnte er Publikum und Kritiker gleichermaßen begeistern und gehörte schon in jungen Jahren zu den renommiertesten Regisseuren der Welt. In der Folge konnte er seinen Ruf für stilistisch einzigartige Werke immer wieder aufs Neue gerecht werden.

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Am 26. Juli 1928 wird Kubrick in der Bronx in eine New Yorker Mittelstands-Familie hineingeboren. Sein Vater, der Arzt Jacques L. Kubrick, schenkte Stanley im Jahre 1941 eine Kamera und bereits 1945 hat er sein erstes Foto veröffentlicht. Am Tag des Todes des Präsidenten Franklin D. Roosevelt fotografierte er einen Zeitungsjungen, der beim Austragen dieser Nachricht selbst zusammenbricht. Das Magazin „Look“ kauft das Foto sofort und verpflichtet ihn drei Jahre später als Fotoreporter, nachdem er mit 16 die Schule abgebrochen hatte.

Die Arbeit als Fotograf füllte Kubrick jedoch nicht aus. Er kündigte und drehte 1950 mit „Der Tag des Kampfes („Day of The Fight“) über den Boxer Walter Cartier einen 16-mm-Dokumentarkurzfilm, den er selbst finanzierte und sogar an eine Produktionsfirma verkaufen konnte. Freunde und die Familie finanzierten Kubrick dann seinen ersten Low-Budget-Spielfilm „Furcht und Begierde“ (Fear and Desire), , den er von 1951 bis 1953 drehte. Er erzählt die Geschichte eines fiktiven Krieges und dieser Spielfilm gab bereits das Grundthema für seine weiteren Filme vor:

„Der seiner materiellen und geistigen Grundlagen beraubte Mensch, verloren in einer feindlichen Welt, versucht sich selbst zu verstehen.“

Der Film kostete 9.000 Dollar und bringt eine sichere Finanzquelle ein: Stanley Kubrick wird bei der Fernsehserie „Omnibus“ als Second-Unit-Regisseur angestellt.

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1956 gründete Stanley Kubrick mit James B. Harris die Filmproduktion „Harris-Kubrick Pictures“, die bis 1963 existierte. Mit dem Boxerdrama „Der Tiger von New York“ (Killer‘s Kiss) und dem Krimi „Die Rechnung ging nicht auf“ (The Killing) folgten zwei weitere Filme, ehe der filmische Autodidakt von Hollywood gerufen wurde. 1957 drehte Kubrick mit „Wege zum Ruhm“ (Paths of Glory) eine flammende Anklage gegen Krieg und Militarismus. Das von der Kritik hochgelobte Werk fiel beim Publikum völlig durch. Heute gilt das Werk als einer der besten Anti-Kriegsfilme.

Nachdem der vorgesehene Regisseur Anthony Mann nach einer Woche aus dem 12-Millionen-Dollar-Projekt „Spartacus“ aussteigt, wird 1959 Stanley Kubrick von keinem Geringeren als Kirk Douglas, mit dem er schon bei „Wege zum Ruhm“ zusammenarbeitete, überredet, die Regie zum Historienschinken zu übernehmen. Für Kubrick war das Ergebnis unterschiedlich zu bewerten. Er schuf zwar ein anerkanntes Genrewerk, hatte jedoch zum einzigen Mal keinen Einfluss auf den Film in seiner Endfassung. Gerade Kubrick legte wie kein anderer Wert darauf, dass er Kamera, Schnitt, Licht, Regie, Produktion und Marketing verantwortete. Spartacus gewinnt vier Oscars für den besten Nebendarsteller (Peter Ustinov), Beste Kamera, Beste Ausstattung und Beste Kostüme. Nach diesem Erfolg konnte Kubrick unabhängig weiterarbeiten.

Zu Beginn der 1960er Jahre kommt seine Verfilmung von Vladimir Nabokov’s Erzählung „Lolita“ in die Kinos. Um den Film inszenieren zu können, ist Stanley Kubrick vom prüden Amerika nach England übergesiedelt. Der Film wird zwar ein finanzieller Erfolg, aber die Kritik und besonders die katholische Kirche nimmt ihn äußerst kritisch auf. England und ein Gut in der Nähe von den Studios in Hertfortchild werden auch bis zu seinem Tod sein Wohnort bleiben.1

Zwei Jahre später, im Jahr 1962, entsteht für die Columbia Pictures „Doktor Seltsam – oder wie ich lernte die Bombe zu leben“ (Dr. Strangelove). Kubrick schafft eine nukleare Alptraumkomödie mit rabenschwarzem Humor, in der Peter Seller gleich in drei Rollen überzeugen kann. Der Film wird sogar für den Oscar nominiert, ist aber in seiner Aussage und Inszenierung zu radikal, um wirklich einen zu erhalten. Der Erfolg allerdings sichert in den kommenden Jahren die künstlerische Selbständigkeit des Regisseurs.

1968 bringt Kubrick seinen nächsten Film in die Kinos, der einer der besten Filme aller Zeiten werden sollte: „2001: Odysse im Weltall“. Wie so oft, wenn Menschen ihrer Zeit voraus sind, müssen sie zunächst mit Niederlagen klarkommen. Viele Premierengästen verlassen das Kino vorzeitig, von der Kritik wird der Film teilweise zerrissen, aber beim Publikum hat er einen Nerv getroffen. Weil Journalisten ihm überaus dumme Fragen zu „2001“ stellen, beschließt er, sich nie wieder interviewen zu lassen. Für die visuellen Effekte erhält der Film einen Oscar. Ein Meisterwerk.

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Anfang der 70er Jahre folgt mit „Uhrwerk Orange“ (A clockwork orange) eine futuristische Fabel, die auf dem Roman von Anthony Burgees basiert und bereits 1962 erschien. Der Publikumserfolg bringt zahllose Kritiken hervor, die dem Regisseur Gewaltverherrlichung und Verantwortungslosigkeit vorwerfen. Weil aufgrund des Filmes (angeblich) zahlreiche Gewalttaten stattfinden, zieht Stanley Kubrick den Film zwei Jahre später aus den Kinos zurück. Auf die einschlagende Wirkung des visuellen Meisterwerkes von Stanley Kubrick in den Subkulturen und dessen zeitlose Faszination werden wir ein anderes Mal bei uns auf dem Blog eingehen.
Anschließend arbeitete er an dem Kostümfilm „Barry Lyndon“, der 1975 in die Kinos kommt. Zwar kann der Film diesmal die Kritiker überzeugen, wird aber beim Publikum nicht besonders gut aufgenommen. An dem Filmwerk offenbart sich der Ruf, den sich der Regisseur über Jahre aufgebaut 3hat. Er gilt als enormer Perfektionist. 300 Tage dauerten die Dreharbeiten. Für den Schnitt beansprucht Stanley Kubrick Monate. Extra für den Film lässt er ein Kameraverfahren entwickeln, mit dem bei Kerzenlicht gedreht werden kann. Dadurch entsteht eine Authenzität des 18. Jahrhunderts, die ihresgleichen sucht. Außerdem setzt er die erste brauchbare Kamera mit Schwebestatif ein (sog. Steady-Cam). 1976 erhält der Film vier Oscars: Beste Kamera, Beste Musik, Beste Ausstattung, beste Kostüme.
Es vergehen fünf lange Jahre bis der Regisseur einen neuen Film vorlegt. Mit „The Shining“, verfilmt er den gleichnamigen Roman von Stephen King. Die Hauptrolle des Horrorfilms hat Jack Nicholson inne und zeigt seine vielleicht beste schauspielerische Leistung.

1987 erscheint mit „Full Metal Jacket“ ein weiterer Anti-Kriegsfilm. Stanley Kubrick arbeitete zeitgleich an dem Projekten „A.I. – Künstliche Intelligenz“, das er aber aufgibt, um die Entwicklung der Computertechnik abzuwarten. Erst nach seinem Tod realisiert Steven Spielberg den Film.

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Zehn Jahre später beginnt Kubrick mit den Vorarbeiten seines letzten Werks „Eyes Wide Shut“. Der Film, mit dem damaligen Schauspieler-Ehepaar Nicole Kidman und Tom Cruise in den Hauptrollen, entsteht in grade mal 15 Wochen und wird im Frühjahr 1999 in New York uraufgeführt. Stanley Kubrick stirbt eine Woche danach am 7. März 1999 in St. Albans (Großbritannien).

„Er hatte es bestimmt schwer, mit seinem eigenen Verstand Schritt zu halten“, sagte ein Mitarbeiter in einer Fernsehdokumentation über den großen Regisseur Stanley Kubrick.

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Für viele Cineasten ist er das Genie, der Größte, vielem um Jahre voraus. Dabei ist Stanley Kubrick ein Autodidakt. Außerdem hatte er relativ wenig Filme gedreht, aber dafür sind sie alle die besten ihres Genres. Dass Stanley Kubrick trotz seines anerkannten Oeuvres zu Lebzeiten keinen Oscar erhielt, gilt als eine der größten Verfehlungen in der Academy-Award-Geschichte.

Euer B.