An dieser Stelle einen großen Dank für euer Feedback zu unserer neuen Rubrik. Wir denken, dass das kurze Q&A mit (fast immer) gleichbleibenden Fragen unserem Konzept – neben unseren Artikel, Interviews und Podcast – unheimlich gut tut. Das Interesse war auf alle Fälle schon einmal sehr groß.
Nach der Premiere mit „My Favorites by Sebi“, kamen natürlich die Rufe lauter, das wir uns selbst einmal den Fragen stellen möchten. Der Bitte komme ich natürlich sehr gerne nach und hier findet ihr nun meine Antworten. Viel Spaß!
Dein Vorname
Mark
Welches „Baujahr“ steht in deinem Ausweis?
197x, ist leider nicht mehr so lesbar 😎
Dein Verein
SG Eintracht Frankfurt
Wie bist du mit der Casual Culture in Kontakt gekommen?
Wie mir schon von vielen Seiten attestiert wurde, war mir schon immer ein gutes Outfit am Spieltag wichtig. Das war vielleicht etwas platt ausgedrückt, aber ich wollte mit meinem Stil eine gewisse Attitüde an den Tag legen und so waren für mich bereits sehr früh in meiner Fankarriere (Anfang der 90er) Kleidungsstücke von Ben Sherman und vor allem Fred Perry unheimlich wichtig.
Über die Jahre ist das Ganze dann natürlich gewachsen. Freunde aus der Frankfurter Fanszene waren schon sehr früh mit der Casual Culture verbandelt und als einer von ihnen mir die ersten drei Ausgaben vom proper mag ausgeliehen hatte, hatte ich plötzlich einen Namen für meinen Look „Ah, Football Casuals heißen die auf der Insel“. Ich liebe die Musik und ich liebe den Stil. Man kann zwar nicht sagen, das ich hierdurch wachgeküsst wurde, aber ich hatte meinen stilistischen Heimathafen gefunden und plötzlich wurden einige Marken immer wichtiger für mich, die in Deutschland zu diesem Zeitpunkt nur sehr wenige kannten.
Wie würdest du deinen eigenen Stil beschreiben?
Sporlich elegant mit einem Hang zum smart Casual-Stil.
Ich mag den sportlich-eleganten Look unheimlich gerne, weil er so funktional und trotzdem schick ist. Wenn du immer mit deinem Team unterwegs bist, kann sehr viel passieren und du musst für jede Situation wie z.B. einem Platzregen gewappnet sein.
Für mich ist in den letzten sechs Jahren der smarte Dresser Stil unfassbar interessant geworden. Versteht mich nicht falsch, V-Neck mit Hemd und einer Barbour Jacke hatte ich schon davor getragen. Aber ich spreche von dem „Geography Teacher“ und einigen sehr interessanten Marken über den Tellerrand hinaus wie z.B. Norse Projects, Engineered Garments, etc.
Bist du bei den Spielen deines Vereins immer in der Kurve anzutreffen?
Immer in der Nordwestkurve.
Dein Lieblingsstadion? (neben deinem Club)
San Siro. Die WM 1990 in Italien hatte mich quasi wachgeküsst und als ich dann die allererste Groundhopping Tour mit Freunden unternommen hatte, um die italienschen Ultras in Aktion gesehen, war es um mich geschehen.
Die neue Generation kann die Faszination für diesen brutalistischen und vor allem heute maroden Bau vielleicht nicht nachvollziehen, aber für mich bedeutete er die Welt! Falls ihr noch nicht dort wart, von mir die Empfehlung noch schnell ein Spiel zu besuchen. Die Möglichkeit ist nämlich endlich, denn Inter und Milan planen ein neues Stadion und die Stadt Mailand möchte das San Siro danach abreißen.
Wie sieht dein typischer Ablauf am Spieltag aus?
Er beginnt eigentlich fast immer am Gleisdreieck. Freunde und Bekannte treffen, babbeln und trinken und bis Anpfiff eine gute Zeit haben. Nach dem Spiel dann etwas Essen gehen und den Abend in einer geselligen Runde ausklingen lassen.
Der in meinen Augen bestmögliche Ablauf am Spieltag sieht jedoch für mich wie folgt aus: Besuch auf dem Erzeugermarkt auf der Konstablerwache. Ebbelwoi, Handkäs und Worscht! Danach geht es mit der S-Bahn ans Gleisdreieck und ab ins Stadion. Das machen wie leider viel zu selten, Jungs.
Dein bevorzugtes Bier?
Ich bin kein großer Biertrinker, sondern beim Apfelwein daheim. Aber um Favoriten zu nennen, treffen das Giesinger Münchener Hell, die Biere von Flügge und der Braumanufaktur Hertl meinen Gusto.
Ich freue mich sehr auf unseren Trip nach Brügge, um mich dort durch die Karte probieren zu können. Und natürlich probiere ich mich gerne in einer Craft Beer Lokation wie dem naiv, Wir Komplizen und anderswo durch das Angebot.
Welche ist deine Lieblingsjacke? (In deinem Besitz und dein Holy Grail)
Es ist nach wie vor meine C.P. Company Dynafil Mille Miglia Watchviewer Jacket von 2007 oder 2008. Äußerst günstig in der Bucht geschossen als die Marke in Deutschland kaum jemand kannte. Das Paket zu öffnen und die Jacke anzuprobieren, hatte für mich etwas von Weihnachten.
Wieviele Jacken kann man(n) haben? Nie genug! So gibt es bei mir nicht den einen Holy Grail, sondern direkt eine ganze Kleiderstange. Aber um mal zwei zu nennen: Nigel Cabourn Camerman Jacket und vor allem die adidas Originals X Barbour Baraldi Jacket (manchmal auch als „GSGnein“ genannt). Viele Jacken haben ihren Ursprung beim Militär und dieses Modell war quasi eine Neuauflage eines Modells, das so von der britischen Armee während der Falkland Krise getragen wurde.
Gibt es vielleicht eine besondere Errungenschaft, auf die du ganz besonders stolz bist?
Zum einen auf meine eigene Bibliothek zum Thema Casual Culture und zum anderen auf einige Teile im Kleiderschrank wie den Norse Projects X Oi Polloi Kaare Anorak. Der Anorak passt post-Corona leider nicht, aber das ist wiederum eine Motivation für mich. Ansonsten vielleicht auch das es zu einigen Jacken oder Trainer eine ganz besondere Geschichte gibt, wie ich in ihren Besitz gekommen bin. Aber die Ausführungen hierzu sprengen leider den Rahmen.
Welche Marken kicken dich aktuell am meisten?
Ganz aktuell sind es ganz klassisch Fred Perry, Barbour und C.P. Company. Mich begeistern aber auch so kleine Labels / Projekte wie Haar Scotland (gibt es aktuell leider nicht mehr) oder Finnieston Clothing. Ansonsten schaue ich fasziniert nach Japan was dort so passiert. Nur sagt mir oft das Fitting/Sizing der japanischen Labels nicht zu.
Wie sah dein letztes Matchday Outfit aus?
Uff, da muss ich mal in mich gehen. UNFR x Sapeur Club Jacket, Stone Island Patch Longsleeve, eine Selvedge Denim von Edwin und adidas ZX 4000.
Was sind deine Top3 Sneaker/Trainer?
adidas Orginals ZX 500 x Quote „Your Story“, adidas Orginals ZX 420 Quotoole und New Balance 577 X Stone Island in Knallorange.
Die ersten beiden Modelle aufgrund der persönlichen Freundschaft zu beiden. Es ist immer geil, wenn ein Schuh eine eigene Geschichte hat. Und wenn dann noch Herzogenaurach zwei Freunden aus der Szene die Möglichkeit gibt, ihre Leidenschaft auf ihren eigenen Runner zu bauen, ist das in meinen Augen etwas ganz Besonderes.
Ich glaube die Geschichte zum NB577 x Stone Island habe ich schon oft genug erzählt, aber für euch mache ich das gerne noch ein weiteres Mal. Die Collabo gab es 2013 ausschließlich bei Stone Island und auch nur in den italienischen Flagship Stores. Im Ausland also kein Rankommen an den Runner. Der Bruder von Boris aus der Sapeur Clique wohnt am Lago Maggiore und hatte sich nach kurzer Überredungskunst dazu bereit erklärt nach Mailand zu fahren und dort unsere Sammelbestellung zu tätigen. „Ihr seid verrückt, aber mache ich!“ Wenn ich es richtig in Erinnerung habe, war Boris einige Tage später zu seinem Bruder gefahren und auf der Rückfahrt waren auf der Rückbank und Kofferraum nur New Balance Schuhkartons zu sehen. Anmerken möchte ich, dass wir hier keinen Resell betrieben haben, sondern nur die Wünsche unserer Freunde erfüllt haben.
Welche Bands und Künstler finden wir auf deiner Awaydays-Playlist?
Das variiert natürlich ganz nach Stimmungslage und es gibt nicht nur das eine Genre. Um euch mal ein paar Künstler und Bands zu nennen: Broilers, High Vis, The Reytons, Oasis, The Specials, The Clash, Feine Sahne Fischfilet, Arctic Monkeys, Vega und viele weitere mehr!
Welche Film- und Serienempfehlung gibst du uns mit auf den Weg?
Film: Hier kurz die Favoriten meiner Favoriten. La Haine, The Football Factory, Die Verurteilten, The Gentlemen, Trainspotting.
Serie: In der Neuzeit sind es Peaky Blinders, Top Boy und 4Blocks. Davor The Sopranos und Breaking Bad.
Buch und Kultur: Was sind hier deine Favoriten?
„Herr Lehmann“ von Sven Regener.
Ich bin erst über den Film zu dem Buch gekommen und bin nach wie vor davon begeistert. Der Roman erzählt vom Kneipenmilieu mit vielen illustren Gestalten in West-Berlin im Jahre 1989.
„Panikherz“ von Benjamin von Stuckrad-Barre.
Auf das Buch von BvSB bin ich erst durch einen Lockdown gestossen. Ich glaube es war eine Empfehlung von einer Freundin. Er war der Rockstar der jungen Buchszene, hatte u.a. seine eigene Sendung auf MTV, trug nur Anzüge von Hugo Boss. Benjamin von Stuckrad-Barre wollte das Leben eines Rockstars und er hat es bekommen. Nach dem Ruhm kam der Realitätsverlust und eine jahrelange Drogenabhängigkeit.
Waren die Kapitel seines erstens Buches „Soloalbum“ als Hommage an Oasis Songs benannt worden, erzählt er in „Panikherz“ u.a. von seiner engen Freundschaft zu Udo Lindenberg. Aber es ist viel mehr, denn er erzählt mit seiner eigenen Geschichte zugleich die Geschichte der Popkultur der letzten zwanzig Jahre.
„Eine Saison mit Verona“ von Tim Parks.
Ein Engländer reist mit der berühmt-berüchtigten Brigate Gialloblù. Das Buch handelt jedoch über viel mehr als die Ultras, es ist ein Sittengemälde des italienischen Fußballs.