Markus Lenz lebte von 2009 bis 2011 immer wieder in Neapel, eine eindrucksvolle Zeit, die er in Teilen mit seiner Kamera festhielt. Aus diesen Aufnahmen entstand sein Film Clandestina Mente, den er bereits 2012 fertigstellte. Kurz darauf feierte er seine Weltpremiere in Neapel – vor fast genau zehn Jahren, danach wurde es ein wenig ruhig und der Film verschwand in einer dieser Schubladen. Gemeinsam mit Rotzfrech Cinema wurde er dort rausgeholt und findet nun endlich sein Publikum. 

© Rotzfrech Cinema
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Neapel, diese charakterstarke Stadt in Süditalien, pulsierend, rasant und mit einem einmaligen Flair. Graffiti ist allgegenwärtig, überall. Nur wenige Räume bleiben davon verschont. Für Außenstehende wirken sie alle gleichermaßen „beschmiert“, ein genauer Blick offenbart jedoch schnell, dass hier unterschiedliche Akteure aktiv sind. Wer sind diese Leute und was treibt sie an? Was passiert unter ihren Fingern und warum?

Diesen Fragen versucht Markus Lenz nachzugehen. Mit seiner ruckelnden Kamera, damals noch mit Mini DV bestückt, fernab von HD & Co., mitten im Yard, auf dem Mofa oder direkt im Stadion. Bild und Ton, sie passen zur Stadt und zu seinen Protagonisten, schroff, roh, unspektakulär. Eine künstliche Inszenierung und große Highlights sind nicht gewünscht, stattdessen erleben wir den ungeschönten neapolitanischen Alltag. Die Interviews sind kompakt, dicht und voll mit Inhalten, auf Überlängen wird verzichtet. Es einer dieser Filme, die man zweimal schauen sollte, oder eben sehr konzentriert. 

© Rotzfrech Cinema
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Markus Lenz portraitiert Menschen, die sich eigentlich nicht für die Kamera interessieren, sie weder suchen, noch präferieren. Sie wollen unerkannt sein, zumindest als Personen. Zeigen möchten sie lediglich ihre Bilder. Doch Markus gelingt genau das, er lässt sie zu Wort kommen. Und genau darin liegt die Stärke des Films. Sie sprechen über ihre Motivationen, ihren Anspruch und warum sie Wände, Züge und die Stadt im Gesamten als ihren Ausdrucksort gewählt haben. 

Junge Leute, die sich auf das Bemalen von Zügen spezialisiert haben und das Nahverkehrssystem mit ihren Namen überziehen; und selbst mit denen befreundet sind, die die Züge wieder reinigen. Ein junger Künstler, der die Stadt mit Grafiken, Postern und Malereien kommentiert, vergängliche Arbeiten, die in ihrer Ästhetik auch in Galerien zu finden sein könnten, jedoch konsequent außerhalb des White-Cube präsentiert werden. Und ein Vertreter der Ultras des SSC Neapel. Laut eigener Aussage hat er noch nie mit jemanden darüber gesprochen, was es für ihn heißt Ultrà zu sein, mit dem SSC im Herzen und mit einem Gruppennamen und Logo, welche in der ganzen Stadt zu sehen sind. 

© Rotzfrech Cinema
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Übrigens feiern unsere Freunde von Erlebnis Fussball heute ihre Podcast Premiere und Markus Lenz ist heute der erste Gast bei Stefan & Co!

Clandestina Mente ist ab Samstag auf kleiner Deutschland-Tour und ihr könnt den Film an folgenden Daten vielleicht in eurer Nähe sehen. 

10.09. Köln / Dedicated Store 
11.09. Dortmund / Lichtspiel und Kunsttheater Schauburg 
12.09. Jena / Café Wagner 
13.09. Zwickau / Ladeneinheit (supported by Alter Gasometer)
14.09. Erfurt / Schambrowski 
15.09. Berlin / Babylon 
16.09. Bremen / OstKurvenSaal
17.09. Gelsenkirchen / Café Ütelier 
18.09. Freiburg / Kulturaggregat 
19.09. München / Monopol Kino 
20.09. Regensburg / Ostentor 
21.09. Augsburg / Zeughaus 
22.09. Leipzig / UT Connewitz 
23.09. Magdeburg / Fanprojekt Magdeburg (supported by Soultunes) 
24.09. Rostock / Frieda 23

Clandestina Mente
Buch & Regie Markus Lenz
Produktion Kunsthochschule für Medien Köln
Sprache Italienisch
Untertitel Deutsch
Laufzeit 60 Minuten

Source: Rotzfrech Cinema