Hier folgt für euch ein weiterer Gastartikel von Nils, der euch bereits bei uns die Band Gorillaz vorgestellt hatte. Heute behandelt er gewohnt gekonnt das neue Album „Comfort To Me“ von Amyl and The Sniffers. In meinen Augen eine herrliche Punk Combo aus Down Under mit einer unfassbar starken Frontfrau, die den meisten vermutlich vom letzten Album der Sleaford Mods bekannt sein wird.
Es gibt manche Leute, bei denen man sich denkt, dass es besser sei, wenn man diese Person nicht falsch anguckt. Auch wenn die Person dir körperlich nicht überlegen zu sein scheint, verspürst du eine gewisse Atmosphäre im Raum und weißt einfach, dass man der Person bloß nicht auf die Füße treten sollte. Es könnte auf jeden Fall nicht gut für dich ausgehen. Also besser Stress vermeiden.
Tja, einer dieser Personen ist definitiv die Frontfrau Amy Taylor von Amyl and The Sniffers. Unzählige Liveauftritte in kurzer Zeit und Musikvideos lassen erahnen was für ein Energiebündel diese Power-Frau ist, die bereits als Feature Gast auf dem letzten Sleaford Mods Album zu hören war. Als starken Kontrast dazu wirkt Amy, wenn sie gerade nicht auf einer Bühne oder im Musikvideo rum hüpft, mit ihrem Lächeln einfach nur bezaubernd. Gut abrunden tut es ihr australischer Akzent und ihre charmante Art zu reden, während sie gerne Fluchwörter benutzt.
Wer Amyl and The Sniffers noch nicht auf dem Schirm hatte, sollte es allerspätestens jetzt haben. Denn heute erschien ihr zweites Album mit dem Titel Comfort To Me bei Rough Trade Records. Und da lohnt es sich ausdrücklich reinzuhören.
Wir konnten bereits mit den drei Singles „Guided by Angels“, „Security“ und „Hertz“ einen guten Vorgeschmack auf das neue Album bekommen. Und eins nehme ich vorweg, ihr werdet auch von den weiteren Songs nicht enttäuscht sein. Musikalisch bewegt sich das Album zwischen schnellen Punkrock voller Energie und guten Pub Rock Songs, die fast schon Hymnenartig daherkommen. Aber auch US-amerikanische Hardcore-Punk Einflüsse lassen sich auf dem Album finden. Nicht verwunderlich, dass die Band selbst Minor Threat als zu ihren Einflüssen zählt. Wobei Showmäßig die Frontfrau ganz gut an Bad Brains rankommen würde.
Aber erst mal zur Band. Amyl and The Sniffers ist eine Punk Rock Band aus Australien die sich 2016 erst gegründet haben. Die Band hat bis vor kurzem zusammen in einer kleinen 3 Zimmer Wohnung gewohnt, obwohl die Band zu viert ist. Als Lösung für das Problem musste der Fußboden herhalten, auf dem abwechselnd geschlafen wurde. Bereits mit ihrer EP Big Attraction & Giddy Up ersehnten sie so gutes Feedback, dass sie, nachdem sie bei einem kleinen Independent Record Label waren zu dem renommierten Label Rough Trade Record wechseln konnten, wo sie im Mai 2019 ihr Selftitled Album rausbringen konnten. Und wenn ihr es noch nicht kennt: Hört es euch an!
Starten tut das neue Album mit der bereits bekannten Single Guided by Angels und gibt auch ein wiederkehrendes Thema des Albums vor. Amy Taylor ist voller Energie und scheint nach außen hin mega tough zu wirken, aber in den Lyrics zeigt sie sich von einer zerbrechlichen Seite. „But don’t leave me alone `cause when I can’t find ya I miss ya“ macht es vor allem deutlich und zeigt, dass man nicht 24/7 tough ist. Liebe und Sehnsucht kommen auch in den anderen zuvor erschienen Singles auf und zeigt die Band auch von einer vulnerablen Seite. Hingegen zeigt das Lied „Don’t Need a Cunt (Like You to Love Me)“ aber auch, dass die Band gut darauf verzichten kann von allen geliebt zu werden und man es nicht jeden recht machen muss.
Lieder wie „Laughing und Choices“ beispielsweise handeln über Selbstbestimmung und die Perspektive einer Frau, die selbstbestimmt Leben will und selbst herausfinden will, was für sie gut ist und wie sie sein will. Musikalisch sticht das Lied „Choices“ am meisten heraus, weil man dort definitiv Hardcore-Punk Einflüsse der 80er Jahre wiederfindet. Während das Album wie bereits erwähnt zwischen Rock und Punk gut hin und her pendelt, wobei der Punk Teil definitiv überwiegt.
Ein weiteres Thema auf dem Album ist die Rolle der Außenseiter, welches man in verschiedenen Songs findet. Ein Beispiel ist der Song „Security“, indem sie über Situationen vor den Pubs berichtet und öfters schräg angeschaut wird, weil sie anders aussieht und viele mit ihrer Art nicht zu Recht kommen. Dabei sucht Amy alles andere als Stress. Sie will nur Spaß haben und ist auf der Suche nach der Liebe. Am besten ist es aber, ihr hört einfach selbst rein. Es lohnt sich. Und wenn Amyl and The Sniffers wieder mal in Deutschland sein sollten: Geht dahin, wenn ihr einen Abriss sehen wollt!
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