Nach langer Abstinenz wird es endlich mal wieder Zeit für mich, dass ich in die Tasten für unseren Blog haue. Die Tage habe ich mit einem gewissen Erschrecken festgestellt, dass ich bereits vor rund zwei Monaten zugesagt hatte, mich dieser Story anzunehmen. Eigentlich sollte man meinen, dass dieser unsägliche Virus, auch eine Chance darstellt Dinge zu erledigen, welche sonst zu kurz kommen. Heute kann ich für mich sagen, dass das so nicht eingetreten ist. An die Stelle von Abläufen, Aktivitäten und Rituale, welche nun nicht mehr möglich waren, sind andere Dinge getreten. Ein Umstand, welcher in Zukunft sicherlich noch den ein oder anderen vor Probleme stellen wird. Nämlich dann, wenn der alte Alltag wieder möglich ist und irgendwie in den neuen Alltag integriert werden muss. Ich möchte euch allerdings nun nicht weiter mit meinen Gedanken zum Leben langweilen, sondern mich der bereits angesprochenen Story widmen.

Im Mittelpunkt der Story steht heute ein Fußballer, welcher insbesondere die späten 1960er Jahre auf der Insel und in Europa mitgeprägt hat. Ein Fußballer, welcher auf dem Platz ein genialer offensiver Spieler war, aber oft im privaten Bereich mit negativen Geschichten in Erscheinung trat. Ein Spieler, welcher für viele Menschen damals Idol und Anti-Held in einer Person gewesen sein dürften.

Es soll in den nächsten Zeilen dabei um keinen geringeren als George Best handeln, welcher am 22.05.1946 in Belfast/Nordirland geboren wurde und ebendort im November 2005 zu Grabe getragen wurde. George Best wurde in der noch jungen nordirischen Republik geboren und entstammte einer Familie des Mittelstandes. Ich konnte weder Berichte darüber finden, dass seine Familie sonderlich arm, aber auch nicht sonderlich reich war. Das Leben in Nordirland dürfte aber in diesen Zeiten nach dem 2. Weltkrieg nicht sonderlich einfach gewesen sein. Der junge George fand sein Liebe beim Spiel mit dem runden Leder und jagte diesem hinterher, wie so viele Jungs in seinem Alter. Schnell konnte er sich dabei mit seiner Schnelligkeit und seinem Durchsetzungsvermögen in Szene setzen.
Es war 1963 und die Beatles veröffentlichten gerade ihr zweites Album With the Beatles, als der United-Scout Bob Bishop mit großen Augen in Belfast einen kleinen Jungen beobachtete, der für den Cregagh FC spielte. Am nächsten Tag traf in den Büros in Manchester ein für Matt Busby adressiertes Telegramm ein: „Ich glaube, ich habe ein Genie für Sie gefunden.“ Best schloss sich United mit 15 Jahren an. Überwältigt von den drastischen Veränderungen in seinem Leben und von Heimweh geplagt, schrieb der junge Best Briefe an seine Familie, die ihn ermutigte, sich auf den Fußball zu konzentrieren. Das konnte er nicht, also floh er bald darauf in die Heimat zurück. Nach seiner Rückkehr musste er zwei Jahre in ihrer Amateurmannschaft verbringen, da die Nord-Iren damals in England keine Lehrlingsausbildung absolvieren konnten. Es sollte jedoch bald besser werden, und mit jungen 17 Jahren gab er sein Debüt bei Manchester United und erzielte in seinem zweiten Spiel auch gleich ein Tor. 

„Ich habe viel von meinem Geld für Alkohol, Weiber und schnelle Autos ausgegeben. Den Rest habe ich einfach verprasst.“

An dieser Stelle möchte ich gleich vorwegnehmen, dass ich mir eine ganze Weile Gedanken darübergemacht habe, wie ich diesen Artikel aufbereite. Natürlich hätte ich ein Sammelsurium von seinen besten Sprüchen bringen können. „Ich habe viel von meinem Geld für Alkohol, Weiber und schnelle Autos ausgegeben. Den Rest habe ich verprasst.“, um dabei nur einen der bekanntesten Sprüche zu bringen, aber das wäre mir zu einfach gewesen. Ich lege deswegen den Schwerpunkt auf einen kleinen Teil seiner sportlichen Karriere, nämlich auf die Duelle mit den deutschen Vereinen.

Ein Blick auf seine Vita zeigt, dass der Spieler George Best seine größte und längste Zeit bei Manchester United hatte. Mit 15 Jahren entdeckt, sollte er dort von 1963 bis 1974 bleiben. Eine geschichtlich durchaus bewegte Zeit, welche geprägt war vom Kalten Krieg, seinem Stellvertreterkrieg in Vietnam, der Studentenbewegung (68er-Generation), den Swinging Sixties, aber auch vom Bürgerkrieg in George Best Mutterland Nordirland, welcher die Straßen von Belfast in ein Kriegsgebiet verwandelte. Meine Recherchen zu seiner Positionierung in diesem Konflikt liefen ins Leere. Immerhin sollte man meinen, dass er als nordirischer Profi, welcher in England sein Geld verdiente, damals in ein Spannungsfeld geraten sein könnte. Scheinbar spielten aber diese Ereignisse in seiner Heimat für ihn keine übergeordnete Rolle. Zu sehr war er mit Fußball, aber eben auch mit seinen Lastern beschäftigt. Darin könnte aber auch das Geheimnis liegen warum ihn die katholischen und protestantischen Fans auf der Insel gleichermaßen verehren. Nach seiner Zeit in Manchester wurde er dann zum Wandervogel. Australien, USA, Schottland und erneut England waren seine weiteren Stationen bevor er 1984 seine Karriere im nordirischen Tobermore beendete. An die Zeiten bei Manchester United sollte die Stationen danach allerdings nie wieder heranreichen.

„1969 habe ich Frauen und Alkohol aufgegeben. Das waren die schlimmsten 20 Minuten meines Lebens.“

Seine Karriere war dabei auch mit Duellen gegen deutsche Vereine versehen. Im Messepokal, dem Vorläufer der heutigen Euro League, sollte es in der Saison 1966/67 zum Vergleich mit Borussia Dortmund kommen. Beide Spiele gingen klar an Manchester United und George Best markiert beim 6:1 Auswärtssieg an der Roten Erde sogar selber einen Treffer. Auf Dortmunder Seiten waren die Vereinsikonen Lothar Emmerich und Timo Konietzka am Ball. Eine Saison später sollte es zum bundesdeutschen „Klassenfeind“ gehen und der Gegner Vorwärts Berlin heißen. Auch hier setzte sich Manchester United u.a. im Jahn-Sportpark souverän durch. Immer an George Best´s Seite bzw. in seiner Mannschaft war Sir Bobby Charlton, welcher selber in England eine Institution ist. 
Der größte Erfolg dürfte allerdings der Gewinn des Landesmeisterpokals, Vorläufer der heutigen Champions League, gewesen sein, welcher 1968 im Wembley-Stadion vor 100.000 Zuschauer folgte. Benfica Lissabon mit keinem geringeren als Eusebio wurde mit 4:1 aus dem Stadion geschossen und George Best war dabei einer der stärksten Spieler auf dem Feld. 
Von der sportlichen Bedeutung sicher weniger wichtig, aber in dieser Form doch richtig genial war noch das Weltpokalfinale, dass damals in einem Hin- und Rückspiel gegen Estudiantes La Plata ausgetragen wurde. Das Hinspiel fand dabei nicht in La Plata, sondern in der Bombonera von Boca in Buenos Aires statt. Kann mir einer sagen was er will, aber dieser Modus ist auf jeden Fall tausendmal besser als diese seelenlosen und aufgeblähten Klub-WMs, welche in solchen Fußball-Hotspots wie Katar oder Monaco veranstaltet werden. Wann bekommt man als Spieler und unter Umständen auch als Fan einer europäischen Mannschaft die Chance mit seinem Klub in Südamerika zu spielen? 

Während George Best im Klubfußball also durchaus den ein oder anderen Pokal einheimste, sollte die Realität in der nordirischen Nationalmannschaft relativ erfolglos bleiben. Ein starker Spieler alleine gewinnt im Fußball eben in der Regel doch keine Spiele oder Turniere. 
Im April 1977 fand auch ein freundschaftlicher Vergleich mit Deutschland statt. George Best und seine Mitspieler sollten im Müngersdorfer Stadion mit 0:5 gegen Bernd Hölzenbein, Klaus Fischer und Dieter Müller untergehen. Leider konnte ich keine echte brauchbare Fundstelle von George Best aus dieser Zeit dazu finden, aber wahrscheinlich hätte er gerne mal bei einer EM oder WM gespielt. George Best gehört zu den ganz großen Legenden im Fußball, die auch noch Jahrzehnte nach seiner aktiven Zeit, die Fans begeistert. So sagte einst Pelé über die Spielkünste von Best, dass ihn besser als sich einschätzte. 

Und dann gab es eben noch diesen anderen George Best, den Tresensportler und Champagner Schlürfer, welcher leider zu oft und zu tief ins Glas schaute. Ein Umstand, welcher sicher auch dazu beitrug, dass er nach seiner Zeit bei ManU nie wieder der Star wie dort wurde. Immer wieder brachten ihn seine Alkoholexzesse an seine körperlichen Grenzen. Auch sein soziales Leben sollte darunter stark leiden. Häufig wurde davon berichtet, dass er gegenüber anderen Personen handgreiflich wurde. Auch die häusliche Gewalt soll wohl eine Rolle gespielt haben. Ein Zustand, welcher dazu führte, dass ihm nach seiner Karriere einige Türen im Verband und bei seinen alten Vereinen verschlossen blieben, obwohl man an seinen sportlichen Qualitäten und seinem Herz für den Fußball nie zweifelte. Auf der anderen Seite schmückte sich George Beste bis zu seinem viel zu frühen Ende gerne mit hübschen Models an seiner Seite und sicherlich durfte es auch immer mal wieder das Glas zu viel sein. Irgendwann verabschiedete sich seine Leber und eine Transplantation musste sein Leben retten. Allerdings war dies nur eine Rettung für eine begrenzte Zeit. Die starken Medikamente, welche verhindern sollten, dass die Spenderleber abgestoßen wird, setzten ihm so stark zu, dass der letzte Abpfiff in seinem Leben am 25.11.2005 in London erfolgte. George Best starb im Alter von 59 Jahren an den Folgen seinen exzessiven Lebenswandel oder um es in seinen Worten zu sagen: „Ich habe mit dem Trinken aufgehört. Aber nur wenn ich schlafe“. Jetzt schläft er für immer. 100.000 Nordiren und Fußballfans begleiteten seinen Sarg durch Belfast, um von einem Ausnahmefußballer Abschied zu nehmen. George Best gilt als erster Popstar im Fußball und als einziger Nordire, der von Katholiken und Protestanten gleichermaßen verehrt wurde. 

Maradona good. Pelé better. George Best.