Wir stellen euch mit DERU Store aus der bayerischen Landeshauptstadt, einen außergewöhnlichen Concept Store vor. Ein Refugium für eine Kundschaft mit einer Vorliebe für funktionale Menswear, wie ich es bei einem Retailer in Deutschland vorzufinden, nicht vermutete. Die Brands sind exquisit und das Store Design und Interieur verbinde ich mit dem Northern Quarter in Manchester, Stores in Liverpool oder bekannten japanischen Retailer.
Der Name DERU kommt aus dem Japanischen und bedeutet soviel wie „hinausgehen“ oder „teilnehmen“. Wir haben uns mit Kerstin und Jon über ihren im Frühjahr 2019 eröffneten Store, was sie zu dieser Ausrichtung inspiriert hatte und nach welchen Gesichtspunkten sie neue Marken aufnehmen, unterhalten. Wir wünschen euch viel Spaß mit dem Interview.
For the interview in English please scroll down.
Gude, Jon! Erzähl doch einfach mal, was es mit DERU auf sich hat.
Wir haben seit Jahren dieses ganze „modern outdoor”-Ding verfolgt und bei der Arbeit an verschiedenen Projekten mitbekommen, wie sich der Lifestyle und die Wünsche der Kunden verändert haben. Niemand hat außerhalb Japans oder der USA das gemacht, worüber wir geredet haben und wie wir uns ein Ladenkonzept vorgestellt haben. Freunde von uns haben dann in England den Outsiders Store gestartet und wir haben uns dazu entschieden, die Eröffnung hier anzugehen – ehe irgendjemand anderes etwas ähnliches macht.
Hattet Ihr Erfahrung in der Branche ehe den Laden eröffnet habt?
Kerstin hat zuvor im Bereich Sport und Modedesign gearbeitet und ich war bei der Kleidungsproduktion im Einkauf und in der Beratung tätig.
Welches Konzept steckt hinter dem Laden und den Marken, die ihr führt?
Bei uns dreht sich alles um funktionelle Dinge, die gut aussehen. Die meisten Outdoor-Geschäfte legen den Fokus auf die Performance. Die verstehen entweder gutes Design nicht oder konzentrieren sich halt auf den Massenmarkt. Alle Marken, die wir führen, müssen sowohl ein gewisses Level an Praxistauglichkeit als auch an Ästhetik bieten, das in Zusammenhang mit dem Laden funktioniert. Und natürlich müssen es auch Sachen sein, die wir selbst mögen und benutzen würden.
Das Erscheinungsbild des Ladens ist top und erinnert etwas an die Shops im Northern Quarter von Manchester und Liverpool. Erzähle uns doch mal was zur aktuellen Einrichtung.
Ha, das ist lustig! Wir sind vor drei bis vier Jahren aus Manchester nach München gezogen. Was uns vorstrebte, war eine entspannte, bodenständige Atmosphäre. Uns beiden liegt sehr viel an der Sache und daher haben nach einem Ort gesucht, an dem wir die Waren präsentieren konnten ohne dass dabei der Laden selbst im Vordergrund steht. Es musste aber auch ein Ort sein, an dem wir uns gerne aufhalten. Glücklicherweise haben wir im Hinterhof reichlich Platz für Events, Ausstellungen und Präsentationen. Wir möchten halt mehr bieten, als nur Produkte, wir wollen ein zentraler Anlaufpunkt sein für Leute, die das gleiche mögen wie wir: Berge, Klamotten, Musik und Kunst.
Wie würdet Ihr eure Kernzielgruppe beschreiben?
Interessiert – an Mode, Technik, Outdoor, neuem Zeug, Geschichte, dem etwas Anderen.
War euch sofort klar, dass nur München der richtige Ort für euren Laden sein kann?
Ja. Ich kann mir dafür keine bessere Stadt vorstellen. Hier ist alles so aufs Draußensein ausgerichtet. Und es gibt eine große kreative Community, deren Interessen unserer Meinung nach von den vorhandenen Läden nicht bedient werden.
Welche Shops mögt Ihr denn selbst so? Wer hat Euch inspiriert?
Oi Polloi seit ihrer Eröffnung – Nigel & Steve wissen einfach Bescheid. Dann noch Goodhood, Alpha Shadows, Haven und Aspecto damals in den 90ern. Und alles aus Japan.
Nach was genau sucht Ihr bei einer Marke, die Ihr im Laden haben wollt?
Sie muss uns dadurch ansprechen, dass sie über das Funktionalitätskonzept des Shops hinausgeht. Ich würde mal sagen, dass es sich auf die Frage runterbrechen lässt: „Mögen wir es so sehr, dass wir dafür Geld ausgeben würden?“ Es hilft auch, wenn die Leute nett sind, die hinter dem Produkt stehen.
Was würdet Ihr sagen: Wie sehr hat sich funktionelle Outdoorkleidung in den letzten zehn Jahren verändert?
Das Wichtigste ist wahrscheinlich, dass sie leichter und dadurch besser tragbar geworden ist. Und sie sieht viel besser aus. Der Grad an Design im Outdoorbereich ist heute großartig; es ist der spannendste Teil der Industrie. Deshalb kaufen viele Leute die Sachen auch einfach nur als Alltagskleidung.
Welche Songs und Künstler stehen denn im DERU Store so auf der Playlist?
Wir mögen’s im Laden eher entspannt. Morgens zünden wir ein paar Düfte von Haeckels an und spielen etwas JV Lightbody oder Brian Eno. Im Laufe des Tages ist dann immer Variant/CV313 zu hören und am Ende läuft vielleicht was von Theo Parrish oder Convextion.
Mal was anderes: Was könnt Ihr denn empfehlen, was man in München so alles tun kann?
Kaffee von Man vs Machine oder Aroma, Eis von Jessas, Radtouren entlang der Isar. Es gibt so viele gute Restaurants, speziell japanische und vietnamesische. Außerdem gibt’s einige gute Yoga-Studios und die Berge und Seen sind so nah … Wir mögen einfach den gechillten Lifestyle hier.
Welche Bedeutung haben physische Läden aus Eurer Sicht heute, wo alle im Internet unterwegs sind?
Sie sind wichtiger denn je – aber nur, wenn mehr dahinter steckt als „Hier sind ein paar Sachen. Kaufe sie!“. Wir wollen, dass die Leute zusammenfinden und die Sachen anprobieren, damit sie erfahren, was es damit auf sich hat. Dass sie die Teams hinter den Marken treffen. Es geht darum, Beziehungen aufzubauen, Teil von etwas und nicht nur ein „Konsument“ zu sein.
Kürzlich hattet ihr ein Projekt zusammen mit der japanischen Marke And Wander. Erzähl uns bitte mehr davon.
Das war eher eine Party als eine Zusammenarbeit. Sie waren zur ISPO-Messe in München und wir konnten das nicht durchgehen lassen, ohne etwas zu unternehmen. Wenn wir sie für den Einkauf treffen sind Keita and Mihoko immer so nett, also wollten wir sie in unserer Heimatstadt willkommen heißen. Unsere Freunde von Tanzaro Creative, die alle Fotos für unseren Webshop machen, hatten die Idee, einen Kurzfilm zu drehen. Darin sollte es um die Art und Weise gehen, wie And Wander zwischen dem urbanen und dem Leben in der Natur oszilliert. Checkt das Ergebnis mal auf dem Blog auf unserer Webseite aus! War eine großartige Nacht – viele Freunde von And Wander, Snow Peak und Goldwin kamen vorbei und die Leute vom Blue Magazin haben zu dieser Gelegenheit auch noch ihre neueste Ausgabe an den Start gebracht.
Was gefällt Euch denn an Eurem Job am meisten?
Die Marken und die Kunden zu treffen. Ich mag es sehr, mit Leuten über Produkte zu reden.
Zu guter Letzt: Was wird die Zukunft für den DERU Store bringen?
Wir werden für nächstes Jahr einige tolle neue Marken reinkriegen und planen einige richtig spannende Events, bei denen wir diese ebenso vorstellen werden wie andere Sachen, die wir so mögen. Außerdem arbeiten wir an Plänen für eine Running Crew und einen Hiking Club. Vielleicht machen wir dafür sogar einige Aufnäher!
DERU Store | Homepage Facebook Instagram
—-For the interview in English please scroll down—-
We present you with DERU Store from the Bavarian capital, an extraordinary concept store. A refuge for a clientele with a preference for functional menswear, which I did not expect in Germany. The brands are exquisite and I associate the store design and interior with Manchester’s Northern Quarter, stores in Liverpool or well-known Japanese retailers.
The name DERU comes from the Japanese and means something like „go out“ or „participate“. We talked to Kerstin and Jon about their store, which opened in spring 2019. Many thanks to Kerstin and John for your time and Andreas who helped me with the translation of the Q&A.
Can you tell us a bit about the story of how DERU Store came about?
We had been following this whole ‘modern outdoor’ concept for years and really looking at how people’s lifestyles and product needs have been changing for various projects we were working on. No one outside of Japan or the U.S. was doing what we were talking about and wanting to find in a store concept. Friends in the UK had just opened Outsiders Store and we decided that we needed to commit to opening the store here, before someone else did something similar!
Prior to opening the store, did you have any industry experience?
Kerstin worked in sports and fashion design and I was in garment production sourcing and consultancy.
What is the concept behind the store and the brands you stock?
The concept is all about functional product that looks good. Most Outdoor stores only focus on the performance. They either don’t understand good design or just focus on mass market. All the brands we stock need to offer a certain level of performance functionality as well as an aesthetic that works across the store.
It’s also got to be stuff we like and would use ourselves.
I really like the aesthetic of DERU Store. A great look like I saw in Manchester’s Northern Quarter and Liverpool. Talk us through the current layout.
Ha, that’s funny as we both moved to Munich from Manchester 3-4 years ago! What we wanted to achieve was an easy going, non-exclusive feel. We are both really into our product and wanted a space where we could show it off without the shop itself being the talking point, but at the same time have a space that we were happy to spend all of our time in.
We are fortunate to have a great backyard space with room for events/exhibitions/screenings. We want to offer more than just product, we want to be a hub for people that are into similar things as us – mountains, clothes, music, art.
How would you describe your target consumer?
Interested – in fashion, technology, outdoors, new stuff, history, difference.
Was it always going to be Munich as the location for DERU Store?
Yes. Can’t think of a better place. It’s just so outdoor focused here, and a really big creative community that we feel are not serviced by the existing retailers.
What shops do you like and had inspired you?
Oi Polloi since they opened – Nigel & Steve just know. Goodhood. Alpha Shadows. Haven. Aspecto back in the 90s. All of Japan.
What do you look for in a brand when buying for the store? What sways your decisions?
It’s got to be something that appeals to us above and beyond the need to match the store concept of functionality. I suppose it can just be distilled down to – do we like it enough to spend money on it. It also helps if the people behind it are nice.
How has technical menswear and hiking wear changed over the last ten years?
The most important things are it’s gotten lighter weight and therefore easier to wear, and it just looks so much better. The level of design in ‘outdoor’ is great now. It’s the most exciting part of the industry. This is why so many people are buying into it for normal everyday wear too.
Which artists and songs can we expect on your Store playlist?
We like to keep it pretty mellow in store. In the mornings we will spark up some Haeckels incense and play some JV Lightbody or Eno, as the day goes on Variant/ CV313 are always played and we might finish up with some Theo Parrish or Convextion.
Off the beaten track, what are your favorite things to do in Munich?
Coffee from Man vs Machine or Aroma, Eis from Jessas, bike rides along the Isar. So many good restaurants – especially Japanese and Vietnamese. There are some great Yoga studios and the mountains and lakes are so close. We just really like the chilled out way of life here.
How important are real shops when everyone is on the internet?
They are even more important than they used to be. But, only if they are offering something more than “here’s some stuff, buy it.” We wanted to get people in to touch and try on the garments, to learn about what goes into them. To meet the teams behind the brands. It’s all about establishing connections. About being part of something, not just a ‘consumer’.
You recently celebrated a collaboration with the Japanese brand And Wander. Please tell us more about it.
It was more of a party than a co-lab. They were in Munich for the ISPO Messe and we couldn’t let that pass without doing something. Keita and Mihoko are always so nice when we see them at the buying appointments that we wanted to welcome them to our home city.
Our friends at Tanzaro Creative (who do all of our web shop photography) came up with the idea to do a short film showcasing the way And Wander transitions between urban and natural life – check it on our website blog. It was a great night – lots of friends from And Wander, Snow Peak and Goldwin came and we had the guys from Blue surf mag launch their latest edition too.
What is the most exciting thing about your job?
Meeting the brands and the customers. I really like talking product with people.
What does the future hold for DERU Store?
We’ve got some great new brands coming for next year and we are planning some really interesting events where we can showcase these brands and stuff that we are in to.
We are also working on some plans for a Running Crew and Hiking Club. We might even make some sew on patches!