Es war eine dieser Ideen, die sich sofort nach einer genialen Eingebung anfühlen: Ein Wochenende in England, eine perfekte Mischung aus Stadionbesuchen, Pints in urigen Pubs und einem Konzert der herausragenden Idles in Manchester. Was folgte, war eine chaotische, aber abenteuerliche Vorbereitung, geprägt von Ticketjagden, Reiseorganisation und der Vorfreude auf den Fußballhöhepunkt schlechthin – das Merseyside Derby im legendären Goodison Park.
Doch wie bei jeder richtig guten Reise lief natürlich nicht alles nach Plan. Verspätete Flüge und ein Sturm, der selbst die FA in die Knie zwang, verwandelten ein Wochenende in eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Zwischen bitterem Frust und unerwarteten Highlights entpuppte sich die Reise jedoch als ein einziges großes Abenteuer – eine Ode an den englischen Fußball, die Pubkultur und die Freundschaft.

Und genau solche Geschichten zeigen, warum Sapeur – One Step Beyond ohne euch, die Community, nicht das wäre, was es ist. Immer wieder betonen wir: Es sind eure Erlebnisse, eure Eindrücke und Beiträge, die das Ganze so besonders machen. Wenn wir dann so großartige Reiseberichte wie den von Marlon erhalten, wird uns einmal mehr bewusst, warum wir das alles tun – weil es einfach richtig viel Spaß macht!

Bitte bringt eure Sitze in eine aufrechte Position und klappt sie die Tische hoch. Viel Spaß mit dem Reisebericht von Marlon. Cheers!

Im Frühjahr kam mein guter Freund Sean mit der Idee auf mich zu, dass wir uns die großartige Band Idles mal live ansehen sollten. Diese würden im Dezember in Manchester spielen und da könnte man sich ja eine schöne kleine Tour, mit Pub und Stadion besuchen drum rum bauen. Fantastische Idee! Also wurden die nächsten Wochen Flüge gebucht, eine Unterkunft geklärt und für die eigentlich schon ausverkauften Shows der Idles half uns dann Seans in England lebender Vater weiter. Nachdem das geklärt war, konnte sich dem wesentlichen gewidmet werden: Dem Fußball!

Also die Spielpläne von Premiere League bis League Two durchstöbert und sofort breitete sich ein riesiges Grinsen über meinem Gesicht aus, da stand es: Everton FC- Liverpool FC. Merseyside Derby! Das letzte im Goodison Park! Ein anderer guter Freund schwärmt mir schon seit Jahren vor wie geil dieses Stadion ist, und jetzt ergab sich die Chance da auch noch beide Liverpooler Clubs im Kräftemessen zu bestaunen.
Was würde das für ein unfassbarer Samstag werden?! Außerdem hatte am Sonntag West Bromwich ein Heimspiel, da konnte man also noch runter ins Black Country und sich dort mal das Gekicke und die Pubs angucken. Für letzteres war die Ticketfrage natürlich eine viel einfachere, kurz eine E-Mail an den Club geschickt und sie hinterlegten uns zwei Tickets für die Lower East Stand.
Für das Merseyside Derby war das ein anderer Schnack, die nächsten Monate durchforstete ich alles an Selling Plattformen, Foren, Facebook Gruppen und was es nicht sonst alles gibt. Um dann endlich (es war mittlerweile Ende November) mit Pete in Kontakt zu kommen. Dieser hatte zwei Dauerkarten für das Match im Angebot und war zudem auch so realistisch in seiner Preisvorstellung, dass ich den Großteil meines Weihnachtsbonus dann noch in die Pubs tragen konnte.

Cheese&Onion Pie im Red Lion MCR

Am Morgen des 6. Dezembers wurden dann zuerst die großzügigen Gaben des Nikolaus aus den Schuhen gepult, wobei sich mein Lütter dabei schreiend vor Glück über ein Bilderbuch und Mandarinen erfreute, ich denke mal in ein paar Jahren sieht das dann anders aus. Danach noch schön gefrühstückt, denn mit Mitte 30 fange ich solche Sperenzien wie 3 Tage Pub Time auch nicht mehr ohne Grundlage an und dann gings ab zum Flughafen. Dank zuvor gebuchter Fast Lane innerhalb von 5 Minuten durch die Sicherheitskontrollen, nur um dann festzustellen das unser Flieger eine Stunde Verspätung hatte.
Das Problem, was der Rest der Republik mit der DB hat, habe ich mit wirklich jeder Airline. Immer ist irgendeine Scheisse, vom Flugausfall wegen über oder unterbuchung, fehlendem Personal oder defekten Maschinen, habe ich alles schon erlebt. Da war die Verspätung hier fast schon nicht erwähnenswert. Zudem konnte man sich die Wartezeit immerhin mit ein paar halben, Friesisch herben vom Fass versüßen.

Als wir dann endlich in der Luft waren, war die Crew leider so lahm arschig mit allem, was sie taten, dass wir bereits wieder zum Landeanflug ansetzten, bevor sie mit dem OnBoard Service auch nur in unserer Nähe kamen und wir die Maschine durstiger verließen als wir sie betreten hatten. Egal, wir hatten endlich wieder “heiligen “ Boden unter unseren Füßen, fix das Einreise Prozedere hinter uns gebracht und ab zum Bus Richtung Unterkunft. Nur leider fuhr keiner und auch auf den Transpennine Express war heut kein Verlass. Fuck sake! Also Variante drei, Sean bucht eben ein Uber und bekam auch prompt die Meldung das unser Fahrer gleich bereit sei.Als sich diese Meldung nach 10 Minuten warten und mehrmaligem wiederholen nicht bewahrheiten sollte hatte ich endgültig die Schnauze voll. Ab ins nächste Black Cab, dem Taximokel die Adresse unserer Unterkunft in Withington gegeben und während der Fahrt schonmal per Live Ticker mitgelesen, wie sich Königsblau im Freitagabend Spiel so schlägt.

The Victoria MCR in den Morgenstunden, ganz ohne Schlange davor.

Beim Buchen der Unterkunft hatte ich natürlich ein Auge darauf das wir es nicht allzu weit ins nächste Pub haben, dementsprechend wurde auch nur fix das Gepäck abgeladen und die Klappcouch in der Küche für die Nachtruhe zurecht gemacht. Schräg gegenüber, auf der anderen Straßenseite befand sich ein wunderschönes Pub namens The Victoria, hier sollten jetzt eigentlich die ersten Biere auf englischem Boden genossen werden, allerdings standen vor der Tür ca. 80 Leute in der Schlange und begehrten um Einlass. „Scheisse! Was ‘n hier los? Das ist ja schlimmer als im Berghain“, guckte Sean mich verdutzt an. Ich war genau so schlau wie er, also kurz gegoogelt wo die nächste Trinker Oase für uns zwei unterhopfte Strolche war.

The Red Lion hiess unser neues Ziel und das war dann auch ein Laden genau nach unserem Geschmack, gut gefüllt, aber nicht zu voll, ungefähr 20 verschiedene Biere, Ales und Cider am Hahn und ganz wichtig, Teppichboden. Endlich konnten wir mal richtig auf das Wochenende anstoßen und ließen uns die ersten Runden schmecken, als ich dann über den Ticker auch noch mitbekam das die Königin mit Schrammen im Gesicht, auswärts den Tabellenführer mit 2:4 abfertigte konnte ich mich nicht mehr zurückhalten und erzählte Sean das ich uns Karten für das Merseyside Derby organisiert hatte (er dachte bis jetzt wir würden morgen ins Museum und vor dem Konzert zu einem 11 Ligisten in Rochdale fahren). Eine Riesenfreude bei uns beiden, darauf erstmal Cheese & Onion Pie und Fish’n Chips sowie mehr Bier.

Jetzt wollte auch der Typ am Nebentisch wissen, warum wir uns so freuen würden, und wir kamen ins Gespräch, er heiße Matthew und warte hier auf seine Freundin. Zuerst wollte er wissen, ob wirklich alle Deutschen Mercedes fahren, als wir das verneinten war er sehr enttäuscht. Dann erklärte er uns seine gesamten Sprachkenntnisse im Deutschen habe er von Homer Simpson gelernt: „Ich habe Hunger“ darüber lachte er sich selbst am meisten kaputt. Witziger Typ. Nachdem seine Freundin zu uns gestoßen war, erzählte er noch sie mache eigentlich nichts außer Only Fans und das er im The Victoria, er nannte es The Vic, Hausverbot habe, weil er sich da etwas zu intensiv mit einem gewissen Charly auf dem Klo unterhalten hatte. Falls wir das Wochenende noch ins The Vic gehen sollten, mögen wir doch bitte ein gutes Wort für ihn einlegen. Wie gesagt, ein witziger Typ.

Ales im The Friendship Inn MCR

Gut gestärkt und leicht angeheitert zogen wir allerdings nicht ins Vic sondern ins Fuel Cafe und genehmigten uns dort das wirklich fantastisches Session IPA: Mango Unchained von der Shin Digger Brauerei. Zum Abschluss noch die Straße runter ins The Friendship Inn und nach zwei Runden Hazel Nut Brown Ale, inmitten von Maximal 22-Jährigen wurde der Abend dann für beendet erklärt, wir wollten morgen früh fit sein und da hilft Schlaf leider doch sehr.

Samstag früh hat man ja in der Regel eh schon nicht die schlechteste Laune, aber meine war an diesem 07. Dezember schon fast ekelhaft gut! Duschen, den Wetterbericht lesen und ignorieren (großer Fehler), in ein wunderschönes Paar Classics aus der Collabo von Reebok und Eams schlüpfen und sich die neue Barbour Ashby umgeworfen. Mit dem Bus zur Victoria Station und mit Kaffee sowie Sausage Rolls für die Fahrt eingedeckt.  Und dann saßen wir endlich im Zug nach Liverpool, dieser rollte gerade langsam durch die Country Side als Sean mich entgeistert anguckte und mir sein Handy zeigte, darauf die aktuellen News der BBC.

Merseyside derby postponed on safety grounds!

Mir fiel alles aus dem Gesicht. Ich las schnell, was in dem Bericht stand, und musste mich dann wirklich zusammen reißen nicht alles und jeden in dem Abteil zusammen zu schreien. Wieso muss dieser scheiß Sturm genau an diesem Wochenende über die Irische See herziehen?! Wieso stellen sich die Vereine wegen des bisschen Windes so an?! Wieso hab immer ich so ein Pech?! Wieso, wieso wieso… Ich sagte keinen Ton, aber innerlich schrie ich mich heiser. Sean unterbrach das Schweigen: „Und nun? Macht ja wohl keinen Sinn nach Liverpool zu fahren, wenn da Lebensgefahr besteht!?“. Recht hatte er, hilft ja alles nichts wir mussten jetzt zusehen, was wir mit dem Tag anfingen. Die nächste Station hies Newton-le-Willows, da raus und mit dem nächsten Zug wieder zurück nach Manchester.
Dort angekommen ab ins nächste Wetherspoons und zweimal Cider und Full English Breakfast geordert, irgendwie musste die Laune ja wieder besser werden. Das wir danach direkt mit einem wirklich bitter nötigen Pub Crawl starteten stand außer Frage, aber wir wollten auch immer noch Fußball gucken.

Also wieder Spielpläne gewälzt, United spielte erst abends, City auswärts, United of Manchester hatte spielfrei und bei Stockport vermeldete der Ticketshop ein ausverkauftes Spiel. Dann stolperte ich über das Spiel des Bury FC, irgendwo hatte ich den Namen schonmal gehört. Kurz recherchiert und ich erinnerte mich vor Jahren gelesen zu haben das der Club seit 2013 immer wieder in großen Finanziellen Nöten steckte, was 7 Jahre später darin endete das der Club aus der Football League ausgeschlossen wurde.
Bis dahin war Bury immerhin zweimal FA Cup Sieger und spielte bis zuletzt in der League One. 2023 wurden dann der ursprüngliche Bury FC und der von Fans neu gegründete AFC Bury verschmolzen und man konnte wieder als Bury FC am Non Leauge Spielbetrieb teilnehmen. Das Stadion, die Gigg Lane, sah auch sehr vielversprechend aus und so wurde das Heimspiel gegen den Colne FC unserer Merseyside Derby Methadon. Aber bis zum Anpfiff mussten weiter Kaltgetränke her, also raus aus dem Printworks und ab ins Old Wellington und in diesem Urigen Fachwerk Pub, direkt unterm Dachgiebel etwas gegen die Unterhopfung getan.

Barbour Store Manchester

Mittlerweile häuften sich die Nachrichten von verschiedensten Freunden bezüglich des Spielausfalls und es wurde einige, zumindest gut gemeinte, Tipps gegeben wie man den Tag denn noch retten könnte. Am besten war dabei die Idee das wir in einem Pub ein Dutzend Irish Car Bombs bestellen sollten und fragen, ob man uns das Spiel Hannover 96 gegen den SSV Ulm anmachen könnte. Darauf verzichteten wir dankend und gingen stattdessen auf einen kurzen Besuch zum Barbour Store am St Anns Square. Es blieb aber bei einer kleinen Stippvisite, ich hatte meine neueste Errungenschaft aus South Shields ja bereits an und Weihnachtsgeschenke wurden auch keine mehr benötigt.
Also weiter zechen, dazu einmal durchs Northern Quarter und rein ins Peveril of the Peak. Ich denke jeder der sich halbwegs in unseren breitengeraden bewegt kennt dieses wunderschöne, ja fast schon ikonische Pub. Hier kamen wir dann auch richtig in Fahrt, mehrere Pints an Lager und Ale wanderten über die Theke und wir verquatschen vor Durst fast noch unseren Bus raus nach Bury.

Pflichtbesuch wenn man in der Stadt ist

Daher im Stechschritt durch Regen und Wind (Sturm Daragh ließ grüßen) und ca. 20 min vor Anpfiff durchschritten wir die Drehkreuze der Gigg Lane. Ein geiles Stadion, überall schon ordentlich angeranzt und mit seinen fast 12.000 Plätzen natürlich komplett überdimensioniert für die 9. Englische Liga. Immerhin 2574 Zuschauer guckten sich das ganze hier heute an, davon ca. 20 Gäste.
Wir besorgten uns Bier und Cheese & Onion Pies und ließen uns anschließend auf der Haupttribüne nieder. Auf der Gegengeraden im äußersten Block hatten die Lads von Bury ihre Singing Area und machten da, zu unserer Verwunderung, im Takt einer großen Trommel auch ordentlich Radau. Fehlten eigentlich nur ein paar Schwenker und man hätte hier italienisches Flair bei 4 Grad und Dauerregen. Komplett verwirrt waren wir dann als wir eine Zaunfahne von RW Oberhausen in dem Mob erspähten. Ob es da eine Fanfreundschaft gibt, konnten wir allerdings nicht in Erfahrung bringen. Stattdessen bemerkte Sean das die Non Alcohol Policy entweder in Liga 9 nicht gelte oder aber hier wohl so gar keinen interessierte, seelenruhig spazierten Zuschauer fast aller Altersgruppen (volljährig waren bestimmt fast alle) mit ihren Alkoholhaltigen Erfrischungen an den Ordnern vorbei und diese machten keinerlei Anstalten hier auch nur einem sein Vergnügen zu verderben.
Perfekt, dachte ich mir, denn ich fror mir mittlerweile komplett den Arsch ab und statt weiterhin Kaffee zum Aufwärmen zu trinken konnte ich jetzt auf erprobte Mittel zurückgreifen die wirklich gegen die Kälte halfen: Gut gekühlter Cider. Bis das Catering Mitte der zweiten Hälfte dann sein Rolltor runter lies und wir dem ungefährdeten 4:0 Heimsieg ohne weiteren Nachschub zugucken mussten.

Vergessen war das Debakel der Spielabsage natürlich nicht, aber bisher war das schon ein ganz guter Samstag. Wir fuhren nun wieder zurück zur Piccadilly Station und von dort weiter zum Apollo Theater im Süd-Osten der Stadt. Die ersten Wackeren standen bereits in der Schlange vor dem Konzerthaus, da wir aber erstmal Hunger und eh nummerierte Sitze hatten marschierten wir an ihnen vorbei und gegenüber in einen Imbiss. Zweimal Pizza plus Carling aus Dosen befanden wir als ausreichendes Abendessen und da immer noch genug Zeit war ging es auf ein Schnelles in das einzige Pub in direkter Nachbarschaft. Entsprechend voll war das Apsley Cottage auch und die Drinks kamen bei Konzerten nebenan ausschließlich in Plastik Bechern, aber trotzdem wurden es doch zwei Runden und dann fix einmal rüber zum Konzert.

Das Apollo ist eines der renommiertesten Live Musik Häuser im UK, ua hatte Eric Clapton hier schon live gespielt. Wir versorgten uns mit IPA und ließen uns von der Vorband berieseln, wobei uns ein paar Meter weiter ein Typ auffiel, der schwerlich zu übersehen war. Seine Figur glich einer Mischung aus dem 2015er Tyson Fury und Shrek nur ungefähr doppelt so breit, was uns aber viel mehr erheiterte, war die Tatsache das er seine Drinks ausschließlich aus Pitchern à 1,5 l trank und das in einem Tempo bei der wahrscheinlich nur seine reine Masse ihn vor einer Alkoholvergiftung bewahrte, sowas hatte ich auch noch nicht gesehen. Ein richtiges Bier Monster.
Dann endlich ging es los und wie! Alle die schonmal Musik von den Idles gehört haben können sich vorstellen, was die Jungs aus Bristol für eine Energie auf die Bühne bringen, diese gepaart mit einer top Soundanlage und perfekt eingesetzten Lichteffekten machten es zu einem genialen Samstagabend!

Noch weitere IPAs im Apollo sowie ein paar Pints im Crafty Pig in der Innenstadt sorgten dafür das, dass aufstehen am Sonntagmorgen nicht ganz so leichtfiel. Die Aussicht auf Fußball (heute immerhin zweitklassig) bewegte meinen Schundkörper dann doch unter die Dusche und nachdem Sean es mir gleichgetan hatte und wir uns dem Wetter entsprechend angezogen hatten (heute fiel auch meine Wahl auf Daunen Parka, Boots, Heattech Socken und Aquascutum Schal) ging es wieder mit dem Bus in die City, um von dort weiter nach Birmingham zu fahren. Birmingham, die zweitgrößte Stadt des Landes und nun wirklich keine Schönheit.

Im Head of Steam Birmingham

Dafür das ich die Stadt so hässlich finde war ich zugebenermaßen, eigentlich schon fast zu oft hier. Ob man sich im Pub von zahnlosen Irischen Oppas Räubergeschichten aus dem zweiten Weltkrieg erzählen ließ, im St. Andrews Stadium von City nur mit viel Überredungskunst einer Verhaftung entging, zufällig einer Übergabe von offensichtlich geklauten Luxusschlitten beiwohnte oder man sich einfach bloß am Villa Park ergötzte. Die Second City hatte was Fußball und Schabernack anging bisher immer eine Menge Spaß bereitet! Grüße nochmal an die Reisegruppen aus 2019 und 2023.

Heute würde es alles etwas entspannter werden, nach der Ankunft frühstückten wir erstmal ca. 1600 Kalorien in Form von Bohnen, Würsten, Eiern und allem, was dazu gehört. Außerdem gab es Stowford Press Cider gegen das leichte Unwohlsein von gestern. Da es dann zur Abwechslung mal nicht regnete machten wir einen kleinen Spaziergang zur Birmingham Cathedral und warfen einen kurzen Blick ins Innere und schauten uns die berühmten Buntglasfenster von Sir Edward Burne-Jones an. Kultur hatten wir dann also auch erledigt, außerdem war es ja Sonntag und somit konnte ich nun voller Stolz berichten auch mal bei einem Gottesdienst gewesen zu sein. Gebets- Länderpunkt England quasi.
Dann einmal um das Gotteshaus rum und schon standen wir vor dem Liquor Store Birmingham. Hier gibt es seit über 12 Jahren eine super Auswahl an Schuhen und Klamotten von ua so namenhaften Marken wie: Beams Plus, Clarks, Folk Clothing, Red Wings, Edwin, Norse Projects, Universal Works und noch vielen mehr. Außerdem noch eine Nudie Jeans repair station und sehr schick eingerichtet ist der Laden auch noch. Ich musste wirklich mit mir ringen nicht das ein oder andere Hemd und Overshirt mitzunehmen aber am Ende siegte doch die Vernunft und die Unlust darüber das Zeug dann den ganzen Tag mit mir rumzuschleppen.

Also schnell ins nächste Pub und was für den Flüssigkeitshaushalt tun. Im Head of Steam gab es eine überwältigende Auswahl an gezapften, allerdings war der Laden am Abend zuvor wohl ziemlich gut besucht gewesen, ich musste mich geschlagene 5-mal umentscheiden bis ich endlich ein Bier erwischte was noch nicht leer war. Neben den Sorten vom Fass konnte man hier auch die verschiedensten internationalen Biere in Flaschen und Dosen kaufen, in einem extra abgeschlossenen Schrank mit Gitterfenstern standen neben Erzeugnissen aus Brüssel und den USA auch solche Raritäten wie Erdinger Weißbier Alkoholfrei in der Dose und Schöfferhofer Weizen Grapefruit. Wir ließen uns noch weitere Pints schmecken und machten uns dann auf nach West Bromwich. Diese grenzt direkt an das Stadtgebiet von Birmingham, liegt allerdings schon im von der Schwerindustrie geprägten Black Country. Da hier schon seit hunderten Jahren Kohle und Eisen abgebaut wurde, hat der Landstrich westlich von Birmingham seinen Namen von dem die Luft verschmutzenden Tagebau.

Unser heutiges Ziel war das Stadion von West Bromwich Albion, namens The Hawthorns (als man hier 1900 ein Stadion errichten wollte, musste man das Gelände zuerst vom wild wachsenden Weißdorn befreien, daher der Name). Ein typisch englisches Stadion und heute mit fast 25.000 Zuschauern sogar beinahe ausverkauft. Relativ ungewöhnlich ist das sowohl die Gäste aus Sheffield als auch der Supportfreudige Heimanhang auf dem Smethwick End ihr plätze hatten, geteilt natürlich von drei Reihen Ordnern. Wir bekamen ein ganz ordentliches Spiel zu sehen, stellenweise viel Kick and Rush, aber es war auch “nur“ die Championship.

Zu Gast bei West Bromwich Albion

WBA war das klar bessere Team, bis sie nach nicht ganz 25 Minuten in Führung gingen. Mit dieser hörten sie dann aber einfach auf Fußball zu spielen und keine 10 Minuten später konnten die Blades ausgleichen, um dann in der 37. Minute sogar in Führung zu gehen. Das motivierte den Gästeanhang dann endlich auch mal dazu sich etwas bemerkbar zu machen. Schade eigentlich, wir hatten Sheffield United vor ein paar Jahren mal auswärts bei Fulham erlebt und da hatten sie, trotz Niederlage, das Craven Cottage fest im Griff…aber ist bei dem Publikum von Fulham wahrscheinlich keine Schwierigkeit.
In der Pause gab es für uns noch mal Cider und Carling vom Fass bevor auch hier wieder kurz nach wieder anpfiff alle Kioske dicht machten. West Brom kämpfte sich zurück ins Spiel und in der 62. wurde ein Schuss von Tom Fellows unhaltbar abgefälscht, Ausgleich. Bis auf ein paar Gelbe Karten passierte nicht mehr viel und United konnte dank dem Punkt als Tabellenführer zurück nach Sheffield reisen.

Für uns ging es auch zurück, im Mega Bus nach Manchester war es natürlich viel zu eng, zu voll und Seans schottischer Sitznachbar war so Raketenvoll, dass er ihm erst irgendetwas unverständliches ins Ohr jaulte und dann mit dem Ellenbogen auf Seans Schulter einschlief. Aber wir waren ja selbst schuld. You pay shit, you get shit. Als Sean dann kurz vor Manchester auch noch seinen Handy Bildschirm komplett schrottete war die Laune im Keller. Es gab dann nur noch zwei Pints Neck Oil und ein sehr bescheidenes Mahl, bevor wir über seine Smartwatch und mithilfe seines Mitbewohners zuhause, die Tickets für unseren Rückflug auf mein Handy transferierten.

Am Abreisetage schien dann natürlich zum ersten Mal die Sonne und wir genossen im Bridgewater Exchange noch ein letztes Full English, bevor es Richtung Heimat ging.

Auch wenn so einiges verdammt schiefgelaufen war, hatten wir verdammt viel Spaß und ein Top Wochenende in England. Bleibt jetzt nur zu hoffen das, dass Merseyside Derby so terminiert, wird das wir beide für das Match mal eben auf die Insel jetten können, falls nicht ist die Schlange an Bewerbern für das Ticket aber auch längst lang genug.

Ein letztes Full Englisch Breakfast