In erster Linie war Massimo Osti ein italienischer Bekleidungsingenieur und Modedesigner – vielleicht die treffendste und kürzeste Art, seine zahlreichen Talente zu beschreiben, ohne sie herunterzuspielen. Während seiner langen Karriere war Osti für die Herstellung umwerfender Stoffe und das Design einiger der kultigsten Kleidungsstücke einer ganzen Generation verantwortlich. 

Er hinterließ ein Vermächtnis und einen Ruf, der ihn für seine Arbeit in der Textil- und Stoffentwicklung, insbesondere während seiner Zeit bei Stone Island und C.P. Company, sehr hoch einschätzt. Während der Ruhm dieser beiden Giganten unübersehbar ist, gibt es Elemente von Ostis Arbeit, die ebenso bahnbrechend und zukunftsweisend waren, die aber vermutlich der breiten Öffentlichkeit nicht so bekannt sind. 

Ein solches Label ist ein weniger bekanntes Projekt mit dem Namen LEFT HAND. Es brachte seine erste Kollektion 1993 auf den Markt und überdauerte sechs Jahre bis 1999. In dieser kurzen Zeit entwarfen Osti und sein Team eine Vielzahl von Kleidungsstücken, von Harrington-Jacken über Cargohosen bis hin zu Pullovern. Auch wenn es das Unternehmen nur sechs Jahre lang gab, gibt es bis heute Nachfahren einiger dieser ikonischen Designs. Ein Beispiel dafür ist die Mille Miglia-Jacke, die es damals noch ohne die Goggles in der Kapuze gab. 

Die innovativen und zweckmäßigen Materialien, die in den Produkten von LEFT HAND zum Einsatz kamen, wurden ursprünglich für militärische Zwecke entwickelt. Eines davon hieß Thermojoint und wurde zu einem Schwerpunkt dieser Kollektionen, der häufig auf Oberbekleidung zu finden war. Der für militärische Zwecke geeignete Stoff wurde aus einer gepressten, nicht gewebten Nylon- und Polyestermischung hergestellt, die den Träger zu 80% vor nuklearer Strahlung schützen soll. Außerdem wurden oft doppelt abgeklebte Nähte mit dem Thermojoint-Material kombiniert, die dafür sorgten, dass das Wetter draußen blieb, was der Aussage von Osti entspricht, der Stoffe als „Schutz“ betrachtete. Massimo Osti war wie ein Zauberer, wenn es um die Entwicklung von Stoffen, Textilien und das Färben ging, von denen einige sogar in der heutigen Kleidung zu finden sind. 

Der preisgekrönte britische Designer Christopher Ræburn hat die ursprünglich von Massimo Osti gegründete Marke LEFT HAND wiederbelebt. Die in Großbritannien ansässige Left Hand Studios Limited hat zwei Marken erworben, die ursprünglich von dem bahnbrechenden italienischen Designer Massimo Osti entwickelt wurden, und hat beide im Herbst/Winter 2021 neu im Markt lanciert.

Nach der „Geschichtsstunde“ möchte ich euch gerne meine beiden Favoriten der aktuellen Sommersaison vorstellen. 

LEFT HAND Adda Smock

Als Raeburn LEFT HAND übernahm, war klar, dass die Marke auch weiterhin auf subtile Stoffe, Designmerkmale und clevere Details achten würde. Der Adda Smock ist ein Twist auf einen klassischen Smock, modernisiert mit progressiver Taschenplatzierung, zukunftsweisenden Materialien und komfortablen Designverbesserungen.

Der Smock ist eine Reminiszenz an die alten Left Hand Modelle und verfügt über eine klobige Tasche auf dem rechten Oberteil, die an das ursprüngliche Left Hand Design anknüpft. In den späten 90er Jahren gehörte es zu den Pionierleistungen von LEFT HAND, eigens dafür vorgesehene Handytaschen anzubringen, was heute angesichts der Größe von Handys komisch klingt, damals aber ein einzigartiges Merkmal war, das die Marke von anderen abhob und sein Engagement für die Modernisierung zeigte.

Die Jacke ist in typischer Manie garment-dyed und wird in Italien gefertigt. Jede Seite ist mit Reißverschlüssen versehen, die Bewegung und Atmungsaktivität erleichtern, während ein gesticktes Left Hand-Logo in den oberen Ärmel eingearbeitet ist, was die dezente Herangehensweise der Marke an das Branding unterstreicht.

LEFT HAND Pocket Shirt

Hier haben wir es mit einem Hemd zu tun, das mit intelligenten Designmerkmalen aufgewertet wird. Raeburn stattet das garment-dyed Hemd aus 30% recyceltem Nylon und 70% weicher Bio-Baumwolle mit zwei Doppelknopftaschen auf der Brust aus. Das Hemd ist mit einer verdeckten Knopfleiste in der Mitte ausgestattet, die die Metallknopfleiste verdeckt. Der Kragen ist klassisch und spitz zulaufend, angelehnt an einen französischen Kragen, und kann sowohl nach oben als auch nach unten getragen werden. Das Hemd ist am Oberarm mit einem dezenten Left Hand-Schriftzug versehen, aber auch ohne diesen Schriftzug würde man das Hemd an dem gefärbten Crinkle-Effekt und dem weichen Griff als LEFT HAND erkennen.

Zugegeben, einer der größten Kritikpunkte an dem Relaunch in den gängigen Foren ist, das man beim Design eher Raeburn Reminiszenzen als Osti Vibes erkennt. Hier sorgen jedoch die ersten Teaser zur kommenden Winterkollektion für Abhilfe und ich bin sehr gespannt, wie es mit LEFT HAND weitergehen wird. 

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Source: LEFT HAND