Wir schreiben das Jahr 2022 und MMA ist schon lange keine Nischensportart mehr. Nicht zuletzt dank der noch relativ jungen Youtube Kanäle von den MMA Spirit Champs Christian Eckerlin, Stephan Pütz und Max Coga, erhält heute jeder Heranwachsende im Rhein-Main-Gebiet die Informationen zum Sport und dem Drumherum aus erster Hand. Mit unserem heutigen Filmtipp gehen wir rund zwölf Jahre zurück, als die Sportart hierzulande noch nicht das Medieninteresse wie heute hatte. In dem emotionalen Familiendrama von Regisseur Gavin O’Connor spielen Joel Edgerton, Tom Hardy und Nick Nolte die Hauptrollen.

Die Handlung umfasst eine zerrüttete Familie und Kampfszenen in der Sportart Mixed Martial Arts. Gavin O’Connors Warrior biete eine mehr als solide Unterhaltung. Es ist ein langer Film, der sich kurz anfühlt. Er packt einen in den ersten Szenen, intensiv, aber unaufdringlich, bevor die Hölle losbricht, und fesselt einen dann an seine meist männlichen Charaktere – einen Vater, zwei Söhne, einen Trainer, alle Mitglieder einer Arbeiterklasse, die sich auf eine recht unterschiedliche Art und Weise auf ein Turnier in Atlantic City begeben, bei dem es um Alles oder Nichts geht.

Kameramann Masanobu Takayanagi und nicht weniger als vier Cutter haben eine sAtmosphäre geschaffen, in der das Unwahrscheinliche gedeihen kann.

Der Regisseur kombiniert mehr oder weniger in sich zwei stark kontrastierenden Welten. Da ist zum einen das düster fotografierte Arbeiterviertel von Pittsburgh, wo der verachtete Familienvater Paddy Conlon (Nick Nolte), der nach lebenslangem Alkoholmissbrauch seit fast 1000 Tagen nüchtern ist, vegetiert, und zum anderen die sonnige Vorstadt, in der sein Highschool-Lehrersohn Brendan (Joel Edgerton) mit seiner Frau Tess (Jennifer Morrison) und zwei Kindern lebt.
Einen weiteren Kontrast bilden die verschwitzten, schmutzigen Fitnessstudios der Stadt und ein provisorisches Zelt auf dem Parkplatz eines Strip-Lokals, in dem sich lokale Kämpfer gegenseitig zu rohem Fleisch prügeln. Der dunkle Gegensatz zu einer Finalrunde, die im Neonglanz von Atlantic City stattfindet.

Der Film beginnt in Pittsburgh, wo ein vorsichtiger Waffenstillstand zwischen Paddy und der Familie seines Sohnes, bei dem sich jeder weigert, die Existenz des anderen anzuerkennen, durch das plötzliche Wiederauftauchen von Brendans Bruder Tommy (Tom Hardy) gestört wird. Er ist ein Geist von den Toten, denn seit 14 Jahren hat ihn niemand mehr gesehen.

Nach und nach kommt eine Vorgeschichte zu Tage: Keiner der beiden Brüder konnte seinen Vater ausstehen. Tommy zog es vor, mit seiner Mutter in den Westen zu ziehen, wo sie einen schmerzhaften Krebstod starb, während Brendan sich entschied, in Pittsburgh zu bleiben, um in der Nähe seiner Freundin zu sein, die er schließlich heiratete.
Tommy nimmt den „Verrat“ seines Bruders fast genauso übel wie das Scheitern seines Vaters, aber seltsamerweise ist es er, von dem er Unterstützung will. Einst war er ein talentierter Amateur-Wrestler, der von seinem Vater trainiert wurde, und Tommy möchte, dass der alte Mann ihn noch einmal trainiert, damit er an einem MMA Event teilnehmen kann.
Wie es der Zufall so will, will auch Brendan an diesem Wettbewerb teilnehmen, da sein Haus kurz vor der Zwangsvollstreckung steht und er keine andere Möglichkeit sieht. Ohne es zu wissen, befinden sich die beiden Brüder auf Kollisionskurs.

Ich will nicht weiter den Plot vorwegnehmen, denn einige Wendungen sind bei Warrior, dem Film aus dem Jahr 2011 enthalten. Es ist ein sehenswertes Familiendrama, bei dem die Brüder ein ganzes Leben voller emotionaler Qualen mit sich herumtragen und im Octagon nicht nur gegen ihre Gegner, sondern vor allem gegen ihre eigenen Dämonen kämpfen. 

Warrior
Besetzungt: Joel Edgerton, Tom Hardy, Jennifer Morrison, Frank Grillo, Nick Nolte, Denzel Whitaker, Bryan Callen, Kevin Dunn
Regisseur: Gavin O’Connor
Lionsgate
139 Minuten

Source: Lionsgate