Wenn du gleich mehrfach von Freunden den Tipp zu einer neuen Netflix Serie erhältst, steigt die Vorfreude. Geht die Serie in Richtung Peaky Blinders, Breaking Bad oder sogar Game of Thrones? Nein, Caïd (dt. Bandenführer oder Gangsterboss) ist anders, ganz anders.  
Ein Musikvideo-Regisseur versucht Tony zu filmen, einen charismatischen, aber unberechenbaren Boss einer Gang, der als Rap Artist durchstarten möchte. Seine Arbeit enthüllt das verborgene, wahre Gesicht des Drogenhandels, während er in einen blutigen Bandenkrieg in einem Vorort in Südfrankreich verwickelt wird. Die Serie ist im Found-Footage-Format gefilmt worden, wodurch die beiden Filmemacher selbst zu Akteuren in der Geschichte und die Bilder eindringlicher werden.  

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Während Videospiele immer filmischer werden, ist es selten, dass Filme und Serien nach der Videospielerfahrung greifen. Caïd beginnt wie das Ende von Matt Reeves‘ Kultfilm Cloverfield: Der Musikvideo-Regisseur Franck (Sébastien Houbani) versteckt sich, schwitzt und spricht direkt in seine GoPro-Kamera. Schüsse und Schreie umgeben ihn. Er wimmert vor Angst, dann taucht der Titel der Serie auf und wir springen zurück zum chronologischen Beginn der Geschichte.
Franck und sein Kollege wurden von einem Produzenten, den man nur am Telefon hört, beauftragt, ein Video für den aufstrebenden Rapper Tony (Abdramane Diakite) zu drehen, der auch ein lokaler Gangster ist. Um das Video realer und spannender zu machen, muss Franck Tony in seiner Heimatumgebung filmen: eine Banlieue in Südfrankreich. 

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Franck ist verpflichtet, alles einzufangen: die hemdsärmeligen Biker, die Drogendeals, die Jungs, die auf ihren Posten stehen und die Straßen überwachen, die potentielle Gewalt. Tonys Crew ist widerwillig mit den Filmaufnahmen einverstanden, solange ihre Gesichter unscharf sind. 
Franck hat es satt, Musikvideos für wenig Geld zu drehen, und sieht in der bedrohlichen Atmosphäre seine große Chance. Auf der anderen Seite strebt Tony danach, das Gangsterleben hinter sich zu lassen und ein berühmter Rapper zu werden.

Der geerdete Ton und der rasante Schnitt können ebenso fesselnd wie packend sein, was durch die Aufteilung in nur 10-minütige Episoden noch verstärkt wird. Mit all den vorhandenen Elementen – dem Found-Footage-Stil, dem Banlieue Umfeld, den Verfolgungsjagden, den Schießereien – will man viel mehr von der Netflix Serie sehen. Auch wenn der Geschichtsstrang an einigen Stellen überlastet wird. Mehr möchte ich jedoch nicht verraten, da die Serie Caïd (Gangsta) aufgrund der kurzen Episoden wirklich sehr schnell weggesuchtet werden kann. 

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Die Netflix Serie kommt sicherlich nicht an französische Filme dieses Genre ran, aber sie ist durchaus sehenswert. Und das nicht nur Aufgrund der Klamotten, denn wohin das Auge reicht, sehen wir C.P. Company, Stone Island und weitere Designermarken. Wer von euch die Checker auf ihren Posten, einen Drogen Drive-in sehen oder von endlosen Gänge einer Hochhaussiedlung und Beton nicht abgeschreckt ist und nach einer neuen Serie sucht, ist bei Caïd (dt. Netflix Titel „Gangsta“) richtig. 

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