Man kann ja nicht gerade behaupten, dass die Turnschuhszene arm an bunten Vögeln ist, die ihrem Fetisch hemmungslos nachgehen. In der Sektion Drei Streifen gehört Ingo Boszmann aber sicherlich zu den buntesten: Als Connaisseur, Sammler, Bastler und Schuhputzer aus Leidenschaft ist Ingo aka @SNKRCRPS seit geraumer Zeit auf Instagram, in einschlägigen Foren und natürlich bei Events am Start – und das gerne auch in Kombination mit seiner zweiten großen Passion, dem gepflegten Bierchen. So einer hat bestimmt einiges zu erzählen, dachten wir uns und haben mit Ingo mal ein bißchen geplaudert über den Rausch, den Torsions, Breakbeat, Schuhkleber und was ein Kasten Lindener Spezial so auslösen können.  

Bierchen bereit? Na dann los. Viel Spaß mit dem Interview und Ingo aka The Boszman!

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Gude Ingo, schon verrückt, dass dich dein Vorleben eines ruinösen Lebensstils zu uns gebracht hat, nicht wahr? Stell dich bitte selbst einmal kurz vor 😎

Moin! Ja, Wahnsinn! Der Weg nach unten ist beschwerlicher, als ich dachte! So’ne entspannte Bierpause hier tut mal ganz gut. Wie schon erwähnt, Ingo mein Name, Baujahr ‘76. Gebürtiger Hannoveraner und seit 2011 in Hamburg sesshaft.  Als adidas-Sammler und -Enthusiast, Turnschuhbastler und ambitionierter Biertrinker bin ich Mitglied der @Trefoilbros und der @bibeltreue_trunkenbolde Gang. Beide Crews sind mir zuverlässig dabei behilflich, den sozialen Abstieg zu meistern.

Was wir uns gefragt hatten, als wir an den Fragen gearbeitet haben: Woher kommt denn dein Instagram Name @SNKRCRPS?

Ja, das frage ich ich mich auch manchmal! Damals hatte ich wohl einen philosophischen Tag.
2013 lagen alle meine Schuhe verteilt auf mehrere Haufen in meiner Single-Bude rum.
Ich komme halt vom Dorf und irgendwie lag für mich da immer die Assoziation zu “Erntehaufen” oder “Anbaufläche” nahe. Das Wort im Englischen dafür ist “Crops”. Ich hätte mich auch TRNSCHHHFN für Turnschuhhaufen nennen können. Sneaker ist auch irgendwie ein Unwort geworden. Aber ey, ich heiße Ingo, Namensfindung ist mir nicht gerade in die Wiege gelegt, deshalb wahrscheinlich ist es dann doch Sneakercrops geworden. Außerdem lässt sich SNKRCRPS gut taggen! 

Wie du ja weißt, sind wir über den Fußball auf das Thema Trainers gekommen. Bist du in einer Szene aktiv gewesen oder anders gefragt, welchen Verein supportest du und besuchst du noch die Spiele?

Mein Weg von Turnschuhen als Gebrauchsgegenstand zum Kulturgut war ein etwas anderer. Szene ja, aber nicht Fußball. Bei mir war es HipHop. 
Aber ich will nicht abzuschweifen. Als Hannoveraner war ich natürlich bei Hannover 96 bis 2011 ein treuer “Kunde”, wie Herr Kind sagen würde. Sektion Bratwurst und Bierstand. Wenn 96 jetzt in Hamburg spielt oder der HSV in Hannover, sehe ich natürlich zu, dass ich mir das mit meinen Hamburger Jungs antue.
Ansonsten gibt es in Hamburg noch viele andere Möglichkeiten, sich in den unteren Spielklassen eine Wurst zu ziehen. Bei Barmbek-Uhlenhorst gibts ganz hervorragende Frikadellen und eine gute Chillibratwurst.
Um es in einen Satz zu fassen. Ich bin ein dufter Typ, aber von Fußball hab ich nicht wirklich Ahnung!

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Wie fing alles mit deiner Leidenschaft für Schuhe mit drei Streifen an? Gab es vielleicht den einen Schuh, an den du dich erinnern kannst, der die Initialzündung war?

Eigentlich könnte ich jetzt sagen, der erste Torsion-Release 89/90. Das war das erste Mal, dass mich Schuhe emotional bewegt haben. Neid, Gier, Wut. Meine Mutter hat mir natürlich keinen gekauft und das Taschengeld reichte nicht! Aber initial war das nicht. Es war eher ein schleichender Prozess.

Ende der 80er, Anfang 90er war die HipHop-Kultur das Ding, das mich nachhaltig beeinflusst hat – vor allem mode- und auch markentechnisch. Ich sag nur “My adidas” von Run D.M.C.! Als ich ’88 oder ‘89 mein erstes Tape mit Rap bekam, war plötzlich auch sowas wie Modebewusstsein vorhanden. Wir waren aber eher vom Britcore-Rap und Deutschen Crews wie No Remorze und Readykill beeinflusst. Härter, schneller, lauter. Britcore war wie ein Schlag in die Fresse.

1991/92 kam dann noch Breakbeat von der Insel rüber, was wir im wahrsten Sinne hart gefeiert haben. Musikalisch und modisch bin ich sehr von meinen UK-Rap-„Vorbildern“, Breakbeat und Raves geprägt worden. Ich bin also kein Bucket-Hat-Casual, sondern ein Bucket-Hat-Raver. So, wäre das auch endlich mal geklärt!Wahrscheinlich kompensiere ich mit meiner Sammlung und dem heutigen Marken-Fokus den Verzicht meiner Kindheit, als ich keinen ZX Torsion bekam. Mein Psychiater könnte das eventuell aufklären.

Du bist ja wie Azzido auch auf der Instagram Seite @Trefoilbros aktiv. Was fasziniert dich am meisten an den ZX-Modellen und was ist dein persönliches Lieblingsmodell aus der ZX-Serie?

Eigentlich ist Azzido der Einzige, der den Account wirklich verarztet. Der Rest von uns genießt nur den Instafame! In dem Sinne, Grüße an Azzido, Tautzi und Maly!

Mit den ZX Torsion-Modellen bin ich ja quasi aufgewachsen. Es gab da diese Phase 1989/90, wo die Hälfte der Leute auf dem Schulhof ZX Torsion trug. Das wurde dann mit Erscheinen der EQT-Reihe 1991 nicht besser. Das war halt das Nonplusultra der Turnschuhtechnologie, seinerzeit der heißeste Scheiß. So heiß, dass ich 1990 meinem besten Freund seinen total zerstörten ZX 5000 aus dem Müll geklaut habe! Das ist gewachsene Liebe! Es sind diese Erinnerungen, meine sentimentale Ader, die diese Faszination befeuern. Torsion ZX-Modelle sind ein Bindeglied zu meinem damaligen Rowdytum.

Lieblingsmodell ist der ZX 2000. Wahrscheinlich, weil ich den neu in Box bei Vintage Gallery in Hamburg gefunden und selber neu besohlt habe. Der schwarz/weiß/grüne Farbweg tut dann sein Übriges.

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Die „Lieblingskind“-Frage. Ich weiß, niemand mag sie, aber trotzdem wird sie immer gestellt. Wieviele Sneaker hast du? Und welche sind deine Top 3 Modelle?

Schon eine ziemlich persönlich die Frage. Ca. 140 Paare.
ZX 2000 aus den zu Protokoll gegeben Gründen.
ZX 8000 Okini in Pink, weil der Farbweg einfach hart scheppert.
TRX 2000, obwohl der blau/gelb ist. Manchmal muss man einfach über Lokalrivalitäten und schräge Farbwege hinwegsehen können. Grüße an die Turnschuh38 Gang aus Peine/Ost.

Das Leben eines Sammlers ist vom Tauschen und Verkaufen von Schuhen bestimmt. Von welchem Schuh in deiner Sammlung würdest du dich nie trennen und welchen Schuh möchtest du noch unbedingt zu deiner Sammlung hinzufügen?

Das Einzige, von dem ich mich nie trennen würde, ist die OG Torsion-Lampe von 1990. Ein ziemlich seltenes Verkaufsdisplay. Quasi das goldene, oder besser gelbe Kalb der Torsion-Enthusiasten.

Sollten nur Schuhe als Antwort gelten, denke ich, dass der pinke ZX 8000 Okini oder der ZX 2000 bleiben. Ich würde dann wohl eine Münze werfen. So ein RX8500 mit passender Spendersohle versehen und straßentauglich wäre auf jeden Fall noch ein Highlight in meiner Sammlung.

Für die Vintage Liebhaber: Aus welchem Jahr stammt das älteste Modell in der Sammlung?

Der 1984er ZX500 “Made in France”. Den hab ich aber leider kaputt gebastelt. Mir ist beim “Entsohlen” im Ofen die Midsole eingelaufen und jetzt liegt er als Puzzle im Karton rum.

Ich denke, wenn der Corona Mist vorbei ist, löse ich die Pfandsammlung aus meinem Keller ein. Von dem Erlös spendiere ich der Bude dann einen All Inclusive Urlaub bei meinem Freund @vintage_trainer_repairs68. Der fräst mir fachmännisch eine neue Midsole und schraubt die darunter.

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Was war aus deiner Sicht die beste Ära bei adidas?

Kürzeste Antwort des Tages. Anfang/Mitte 80er bis Mitte 90er. Punkt.

Du hast ja schon für einige Schuhe gecampt und meist sichtlich Spaß dabei gehabt. Welches war dein härtestes Camp-out? Und wie hat sich das ganze Ding heute mit der neuen Generation vielleicht verändert?

Um genau zu sein, waren es nur 2,5 Camp Outs und anderthalb davon waren Hook Ups.
Das erste Mal war 2014 für den “Burger” von Saucony. Ein Hook Up. Da bin ich ganz entspannt um halb 6 morgens aufgestanden und um 12 Uhr hatte ich das Ding.
Das letzte Mal war auch ein Hook Up für den “Glory Hole x Ritze” Kangaroos. Ein Kasten Freibier von @ueberquell und eine Flasche Jägermeister von @gloryholeshop haben die recht verregneten 15 Stunden ziemlich entspannt gestaltet.

Das “härteste” Camp Out war in Berlin für den ZX 10000 “I Can IF I Want” von Overkill.
25 Stunden Camp Out bei 5C* mit pyromanischen Rostockern, einem schlafwandelnden polnischen Kollegen und so viel Bier, dass vom ganzen Pinkeln der Spree Pegel gestiegen ist.
Als Samstag um ca. 15 Uhr die Location geöffnet wurde, war ich auf Listenplatz Nr.13. Insgesamt standen zu dem Zeitpunkt über 500 Leute auf der Liste. Völlig Irre.
Vor dem Verkaufsstart gab es eine Ansprache von Jacques Chassaing, Overkill Marc und ich glaube Quote. Quasi als Halbzeit Show. Das gesamte Event, mit Buffet, free Drinks, Musik usw., war einfach überwältigend gut organisiert. Regelrecht paradiesisch. Am Ende war ich über 36 Stunden wach und die ganze Zeit auf Pegel. Manchmal hab ich noch heute feuchte Träume von diesem Wochenende.

Zu der generationsbedingten Entwicklung kann ich tatsächlich mal nicht so viel sagen. Aus meiner Wahrnehmung heraus haben vor 4-5 Jahren Hypekids noch eine komplette Woche Full Camp Out für Yeezys gemacht. Heute zerhacken sie mit Bots die Online Shops. Keine Ahnung. 
Gott sei Dank liegt mein Fokus auf Schuhen, die für die junge Generation eher uninteressant sind. Stell sich einer vor, ich müsste mit 16-20 jährigen, hyperaktiven Kiddies um meine Schuhe streiten. Mein Account würde wahrscheinlich KNDRMDR heißen!

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Jetzt müssen wir aber endlich mal die erste Frage zum Gerstensaft und der von dir gepflegten Trinkkultur stellen. Ingo, bevorzugst du beim Bier eher unsere „heimischen“ Arten wie Helles und Pils oder eher Craft Biere? 

Für jede Lebenslage gibt es das richtige Bier und natürlich ist es auch ne finanzielle Frage! 
Am Monatsanfang trinke ich gerne den funky Shit aus den 10€ Dosen von Evil Twin, Northern Monk oder Frau Gruber. Wenn ich dann am 3. des Monats wieder knietief im Dispo stehe, greife ich auch gerne auf Oettinger Export zurück.
Fakt ist, habe unbezahlte Deckel am Kiosk um die Ecke und in einigen Craftbeer Bars.

Na, dann nenne uns doch mal bitte deine Top 3, die du im März verköstigst hat. 

Da muss ich mal bei “Untappd” gucken. Die App ist wie ein Panini Sammelalbum für Bier und mein alkoholisches Gedächtnis.

Also, mit 4,75 von 5 möglichen Punkten hab ich das Mikkeller “SpontanHexadrupleBlueberry” bewertet. Ein Lambic von 2017 mit 10,3%. Das war faktisch schon Likör und hat gescheppert wie Trinkspiritus.
“Simcoe Ale” von Circle Eight hat 4,25 von mir bekommen.
Das “Premium Pils” der Eschweger Klosterbrauerei hat mit 4 Punkten abgeschnitten.
Ich sehe gerade, im März stehen nur 52 verschiedene Biere auf dem Tacho, die ich bis dato noch nicht getrunken hatte. Dazu noch der tägliche Konsum von Holsten und Oetti. Der März war also eher ein typischer Detox Monat.

Du strandest auf einer einsamen Insel. Mit einer Kiste Bier deiner Wahl. Für welches Bier würdest du dich entscheiden?

Alptraum! Was soll ich denn am zweiten Tag trinken?! Am ersten Tag wäre es auf jeden Fall ein 30er Kasten mit erfrischendem Lindener Spezial in 0,33l Knollen. Hannovers Finest!

Thema Sneaker Cleaning. Legendär sind deine Putzaktionen in Instagram. Kam es schon mal vor, dass du einen Schuh komplett versaut hast? Falsches Mittelchen auf Wildleder oder ähnliches?

Danke für die Lorbeeren! Tatsächlich hab ich mir bei all dem positiven Feedback echt Hoffnungen gemacht, für die #Dauerputzsendung mit einem Medienpreis ausgezeichnet zu werden.
Aber ich kann sagen, zumindestens beim Putzen hab ich noch keinen Schuh versaut. Sowas passiert mir wenn nur beim Reparieren und rumbasteln. Leider auch nicht selten.

Es gibt so viele Produkte derzeit auf dem Markt, dass man leicht den Überblick verlieren kann. Welche Marke und Cleaner favorisierst du?

Die adidas Cleaning Drops fand ich unabhängig vom Markennamen sehr gut. War aber ein Lizenzprodukt und wird leider nicht mehr produziert. Wirkungsvoller als vergleichbare Produkte und das ganz ohne Bleichmittel.
Der “Shoe Cleaner” von Sleker leistet auch gute Arbeit. Allerdings ist da an dem Gebinde so eine “praktische” Plastikbürste integriert. Maximal geeignet die Midsole zu schrubben. Deswegen fülle ich das immer in eine Pumpflasche um und verdünne mit 2 Teilen Wasser.
Kern- und Gallseife für 2€ aus der Drogerie sind eine nicht zu unterschätzende Alternative für synthetische Materialien oder Stoff.
Was Hilfsmittel angeht bevorzuge ich Bürsten aus Naturborsten und weiche Schwämme. Für raue Leder verwende ich fast ausschließlich ein Lederradierer.

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Ein weiteres großes Steckenpferd von dir ist das Customizing und Umbauten wie z.B. Sole Swaping. Wie bist du auf das Thema gekommen und erzähl uns doch mal, was du schon so alles gemacht hast. 

Ich dachte, bis hier hätte ich schon viel erzählt!

Irgendwann fingen einige meiner Vintage Paare an auseinander zu fallen und waren untragbar. Der Schuhmacher, dem ich die Schuhe anvertrauen wollte, hat mich mit Fackel und Mistgabel aus seinem Geschäft gejagt. Also musste ich mir selber helfen. 

Ich hab mich dann im Netz mit der Materie vertraut gemacht und angefangen, meine Schuhe selber zu reparieren und zu restaurieren. Quote hat mir auch mal einen großen Karton voller Schätzchen geschickt. Da hatte ich dann ein bisschen was zum üben.

2015 schenkte Noah von @advintage_hotdogs mir einen Hochsprungschuh von 1992. Nach einigen Überlegungen hab ich mich dazu entschieden, eine Boost Sohle da drunter zu kleben. Ich wollte den Schuh alltagstauglich machen, zumal der auch meiner Freundin gepasst hat. Boost lässt sich darüber hinaus viel leichter bearbeiten als andere Sohlenmaterialien. Das war der Grundstein für meine #trackandboost Series, Vintage Performance Schuhe gepaart mit Boost Sohlen.

Jürgen Rank, der Chefdesigner der Fußball Trikot Abteilung bei adidas, hat davon Wind bekommen und seine Beziehungen spielen lassen. 2017 durfte ich dann bei adidas einen Workshop über Turnschuh Restauration und Customizing geben. Vom Besuch des adidas Archivs und einer Privataudienz bei Jacques Chassaing, der meine Customarbeiten als hervorragend konzeptioniert und markttauglich bewertet hat, mal abgesehen – der grandioseste Moment in meinem Dasein als adidas Enthusiast und Bastler! 

Gerade bastel ich an Paar No. 10 & 11. Eine 4D Sohle konnte ich mir auch organisieren, wofür mir aber noch ein passendes Sprintschuh Upper fehlt. 

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Welche Tipps gibst du unseren handwerklich begabten Leser, falls sie auch planen einen Schuh umzubauen oder zu personalisieren? Und falls wir Anfragen erhalten, nimmst du auch Auftragsarbeiten an?

Eigentlich ist das alles kein Hexenwerk. Am meisten Sinn macht es glaube ich, wenn man erstmal anfängt, einfach ein Paar neu zu verkleben. So hab ich es zumindest “gelernt”.

Bei so einem reinen Reglue hat man ein fertiges Gesamtkonstrukt. Das besteht aus aufeinander abgestimmten und angepassten Teilen. Bei Umbauten hingegen sind oft Anpassungen an Upper und Sohle nötig, die ohne ein gewisses Grundwissen und Erfahrungen wie eine Abiturprüfung für Grundschulabgänger sind.
Auch sollte man sich im Vorfeld ein wenig mit Materialkunde auseinandersetzen. Es gibt verschiedene Kleber und Werkstoffe. Nicht alle Werkstoffe lassen sich nicht ohne weiteres miteinander verkleben oder müssen mit bestimmten Primern vorbehandelt werden.
Wenn man so ein Gebinde mit Kleber oder Primer öffnet, riecht es wie nach einem Chemiewaffeneinsatz. Und so ein Lösemittelrausch ist tatsächlich ziemlich unsportlich. Du überspringt nämlich einfach den Rausch und fängst direkt mit dem schäbigsten Kater deines Lebens an.
Werkzeug wird natürlich auch benötigt. Skalpelle, Pinsel, Nähzeug, Klemmen, Heißluftfön, Leisten und und und.
Nicht einfach drauf los arbeiten! Vorbereitung ist alles! Benji von @blunt_shank arbeitet gerade an DIY Tutorials, die es sich lohnt anzusehen.

Aufträge mache ich nicht mehr. Es ist ein Hobby und soll eins bleiben. Das ganze würde dann richtig in Arbeit ausarten und mich Lebensqualität kosten. Sorry!

Wenn ich mich richtig erinnere, hattest Du mit Benji Blunt an einem internationalen Workshop teilgenommen. Was war die Idee dahinter, plant ihr diese Workshops fortzusetzen und wer kann alles daran teilnehmen?

Richtig. Benji hatte zur Fortbildung einen Schuhmacher Kurs beim Maßschuhmacher Meister Rolf Rainer in Mettmann besucht. Gemeinsam kamen sie dann auf die Idee, 2018 einen Workshop für Turnschuh Customizer und restaurierende Sammler zu veranstalten. Also Benji organisierte das Event und Rolf stellte für den Workshop seine Werkstatt 3 komplette Tage unentgeltlich zur Verfügung. 
Das ganze steht immer unter dem Motto “Each one teach one” und ist für alle Teilnehmer kostenlos. Da dieser Workshop aber vom Erfahrungsaustausch der potentiellen Teilnehmer lebt, suchen wir diese gezielt in den sozialen Medien und laden sie dann ein. 

Den zweiten #trnrsnkrs Workshop in 2019 durfte ich dann organisieren. Es ist zwar harte Arbeit, europaweit Leute zu kontaktieren und einzuladen, aber wenn am Ende alle glücklich, zufrieden und verkatert ihren Heimweg antreten, weißt Du, wofür du das gemacht hast.
Selbstverständlich möchten wir diese Reihe fortsetzen, aber aus Gründen ist das leider grade schwierig umzusetzen.

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Bevor wir langsam zum Ende kommen, die Frage zur Sneaker Community im Jahr 2020. Wie wichtig findest du Instagram oder andere Social Media-Plattformen für einen Austausch unter Drei Streifen Enthusiasten?

Um auf dem kurzen Dienstweg Deals zu realisieren, Wissen auszutauschen und Kontakte zu knüpfen ist Social Media unerläßlich geworden, egal über welchen Kanal. 

Aber seit den 30th. Anniversary ZX Releases z.B., ist die Zahl der Torsion “Enthusiasten” so massiv angestiegen, dass der Content, gerade in den Facebook ZX´er Gruppen, inflationär geworden ist. Da ist viel Qualität und Substanz verloren gegangen. Da steht und fällt es jetzt mit den Admins das Niveau ihrer Gruppen zu halten.

Hat Social Media vielleicht sogar den Sneakermessen etwas den Rang abgelaufen?

Jein. Natürlich ist der Besuch einer Messe für Käufer und Verkäufer immer ein Lotteriespiel. Es ist nie sicher, dass man dort etwas Wertiges in seiner Größe findet und der Verkauf über eBay oder soziale Medien ist auch mit weniger Aufwand verbunden.

Aber eine “Turnschuhgesellschaft” ohne Messen wäre wie Fußball nur noch im Fernsehn zu gucken oder mit seinen Leuten Bier nur noch via Zoom & Skype zu trinken. Es würde einfach das reale gemeinschaftliche Zusammenleben und Erleben fehlen. Ich denke das beschreibt es am besten.

Ingo, auf welches Schuhprojekt hättest du mal richtig Bock es zu realisieren? Und wenn du bei Till und adidas Originals einen Wunsch frei hättest, welches adidas Modell wünschst du dir zurück?

Moin Till! Wenn Dir einer meiner #trackandboost gefällt, zöger nicht, ich schicke den zum Maßnehmen rüber!
Einen SNKRCRPS #trackandboost oder ein Trefoilbros ZX Torsion aus dem Laden nach Hause zu tragen wäre schon ein Träumchen, aber bleiben wir realistisch. Ein ZX 310 nah an den OG Farbwegen könnte mir schlaflose Nächte bereiten. 

Danke für Eurer Gehör und Eure Geduld! Prost un Ahoi!
Ingo aka @SNKRCRPS aka The Boszman

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