Er ist der Bürgermeister von Mitte, sein Herz hat die Form eines Trefoils und er schaut gerne alten Damen beim Kicken zu. Die Rede ist von Quote, der diesen Namen nun schon länger trägt als seinen Geburtsnamen. Seines Zeichens passionierter Jäger und Sammler dreistreifiger Trophäen, die er – wie es sich für einen Großwildjäger gehört– standesgemäß im Wohnzimmer präsentiert. Ikea hat ihm die Rechte seines Schuhregals abgekauft und es „Billy“ getauft. Quote hat heute die kleine Insel Herzo angesteuert und dort sein Domizil aufgeschlagen. Er hat offensichtlich eine Leidenschaft für Weltmarken süddeutscher Herkunft mit drei Streifen bzw. Riemen. Neben der aus Herzogenaurach fährt er gerne mit alten Karossen der Stuttgarter Sternenkreuzer Mercedes Benz rum. Sind im vier Räder mal zwei zu viel, darf es auch gern mal eine Spritztour mit der Vespa sein. Bürgermeister, Billy und Benz, hä? Klingt fast wie ausgedacht. Ob dies der Wahrheit entspricht oder ausgemachter Blödsinn ist, klärt weder „Die Sendung mit der Maus“ noch „Die drei Fragezeichen“, aber eventuell dieses Interview.

©nady el-tounsy
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Gude Quote! Erst einmal vielen Dank, dass Du im weihnachtlichen Trubel die Zeit für unser Interview gefunden hast und uns zwischen Festessen im Kreise der Lieben und obligatorischen Weihnachtsbesäufnissen mit Kumpels einschieben konntest. Wer unseren Blog kennt, dürfte auch den Namen Quote kennen. Stell Dich aber dennoch bitte kurz selbst vor und wie du zu dem Spitznamen gekommen bist.

Also die Weihnachtszeit war so anstrengend, das ich es erst jetzt im neuen Jahr schaffe die Interviewfragen zu beantworten, habt bitte Nachsicht.

Mein Name ist Quote, ich bin im Mai 1983 im Ost-Berliner Bezirk Friedrichshain zur Welt gekommen. Mein Geld um mir neue Schuhe zu kaufen verdiene ich als Werbetechniker. Meine Hobbies sind Lesen, Reiten und Ausschneiden.

Die Tatsache das ich im Osten geboren wurde, hat mir auch meinen Spitznamen eingebracht. Die alte West-Berliner Dame Hertha hatte Anfang der 90er eher weniger Symphatisanten aus dem Ost Teil und so beschimpften mich meine Kumpels jedes Mal auf’s neue. Irgendwann meinte jemand, ich sei ein richtiger Quotenossi, eben der einzige unter vielen Wessis.

©JuliaSchoierer
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Wir kennen uns ja bereits seit vielen vielen Jahren vom Fußball. Wie in Vegas, bleibt beim Fußball, was beim Fußball passiert und so schweigen wir uns ganz Gentlemen like darüber aus. Nur soviel, schaust Du der alten Dame Hertha eigentlich noch immer beim Kicken zu?

Ja natürlich. Die Bekloppten sterben ja nicht aus, sagte einmal mein Chef, der seit nunmehr 35 Jahren zu Hertha geht. Ich denke wie bei manch anderem auch, hatte ich meine wilde Phase und bin nun etwas ruhiger unterwegs. Ich fahre auswärts wenn ich Bock habe und Dauerkarte habe ich seit 20 Jahren.

Das passende Schuhwerk spielt sowohl auf dem Rasen als auch auf den Tribunen des Stadions eine maßgebliche Rolle. Wann wurde es für Dich wichtig auch im Stadion die „richtigen“ Schuhe zu tragen? Mit welchen Tretern gingen die Eitelkeiten los und wären sie heute noch eine Option für Dich?

Also generell ging meine Sammelleidenschaft völlig ungeplant los. Ich mochte einfach Turnschuhe, sie waren Mode Accessoire. Später hat man sich damit mehr beschäftigt und es wurde etwas spezieller. Generell würde ich sagen das ich nur Sachen trage die mir persönlich gefallen, also nicht gerade Trend sind oder so, ob das nun beim Fußball oder beim Sonntagsspaziergang mit der Familie ist, spielt keine Rolle für mich. Fakt ist auf jeden Fall das auch ich Sneaker-Sünden in meiner Jugend begangen habe. Mein erster adidas war ein Superstar, das war allerdings auch mein letzter Superstar! Danach ging es schon eher in die Richtung Vintage. Alles was mir gefallen hat, habe ich versucht ranzubekommen.

©JuliaSchoierer
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adidas Turnschuhe haben in Deinem Leben bekanntermaßen einen bedeutenden Stellenwert. Ohne Übertreibung dürfte Dein Schuhregal wohl das weltweit bekannteste seiner Art sein. Quote, wann und wie entwickelte sich aus dem bloßen Besitzen und Tragen eine Sammelleidenschaft?

Das ist ein klassischer fließender Vorgang. Man wacht nicht eines Tages auf und sagt: So, ab heute bin ich Sammler! Ich bin generell vorsichtig mit diesem Begriff, ich selber würde mich nicht als Sammler bezeichnen, auch wenn das für Außenstehende schwer zu verstehen ist. Mein erstes Paar Vintage (den Begriff gab es damals noch gar nicht) habe ich völlig unbewusst gekauft, das Modell hat mir einfach gefallen! Und dann kam das nächste und das nächste und so weiter. Man beschäftigt dich mehr damit, dann kam das Internet und so nahm das Ganze seinen Lauf. Irgendwann war man regelmäßig auf der Jagd: Läden, Flohmärkte, eBay, man wollte immer mehr Modelle zusammen bekommen. Alle Schuhe die ich besitze sind meine Größe, tragbar im Sinne der Sohlen und mein Geschmack. Ich kaufe also nichts einfach nur um es zu haben, daher bin ich kein klassischer Sammler.

©nady el-tounsy
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Du hast wahrscheinlich auch diverse Paare gekauft, nur damit deine Sammlung größer wurde. Hat sich mittlerweile daran etwas geändert- sprich führst du deine Schmuckstücke auch im täglichen Leben aus? 

Aber, es gab tatsächlich eine Zeit wo ich Modelle geholt habe, einfach nur um Sie zu haben, was ich aber Quatsch fand, weil ich die Schuhe tragen wollte! Ich wollte mich so vom Turnschuheinheitsbrei auf den Straßen abheben! Natürlich habe ich unter meinen circa 300 Paar welche die ich noch nie getragen habe, aber auch der Tag wird kommen wo ich sie anziehen werde, oder Sie werden getauscht gegen ein besseres Modell.

Klischeegemäß wird ja Frauen ein mäßig bis ausgewachsener Schuhtick zugesprochen. Was das Thema betrifft, kann der Crew von Sapeur OSB ausnahmslos eine Vollmeise diagnostiziert werden. Was bitte sagte Deine Freundin, als sie von Deiner Sammelleidenschaft erfuhr und erstmals das Ausmaß Deines „pathologischen Krankeitsbildes“ überblickte? Oder wird sie dem Klischee gerecht und teilt gar Deine Leidenschaft?

Meine Frau findet es amüsant und mag den Tick an mir. Ich habe ihr auch schon mehr als einmal ein Paar in Ihrer Größe übergeholfen und die von mir designten Schuhe trägt sie mit Stolz.

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Kannst Du den Umfang Deiner Sammlung eigentlich noch überblicken oder anders gefragt, wie viele Paare besitzt Du und welche Modelle sind es schwerpunktmäßig?

Ehrlich gesagt habe ich nie gezählt wie viel Paare ich habe. Generell ist auch eine große Fluktuation drin. Es kommen regelmäßig neue Sachen dazu und es wird auch mal wieder was verkauft was einfach nicht getragen wird. Dank der Aufteilung meines Regals allerdings kann ich sagen, das es über 300 Paar sind, wobei den größten Anteil immer noch die 70er und 80er Jahre Originale machen. Meine persönlichen Favoriten sind Runningschuhe aus den 80er Jahren.

Lass uns mal lieber nicht den monetären Gegenwert aufrechnen. Wir verdrängen das und wollen da gar nicht weiter drüber nachdenken. Doch auf welches Paar warst Du versessen, wie Gollum auf seinen Schatz, und musstest es um jeden Preis Dein eigen nennen?

Dieses Paar gab es bisher nicht. Ich habe immer versucht sinnvoll zu wirtschaften, bringt mir ja nix wenn ich coole Schuhe habe, aber nichts zu Essen. Als ich begonnen habe mich ernsthaft mit den Vintage Modellen auseinanderzusetzen, waren die Preise auch noch nicht annähernd so hoch wie heutzutage. Außerdem war das Angebot sehr reich an verschiedenen Modellen. Allerdings war es so, dass es irgendwann aus mehreren Gründen schwerer wurde neues oder tragbares zu finden und dann ist das etwas eingeschlafen. Zur der Zeit sind aber dann wieder coole Kollaborationen auf den Markt gekommen oder der Schwerpunkt wurde auf von mir favorisierte Modelle gelegt so das die als Retro rauskamen.

©nady el-tounsy
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Ohne schleimen zu wollen war das bei mir neben wenigen weiteren übrigens ein Modell namens ZX 500 „Quote“ aus dem adidas Consortium Projekt „Your Story“, dessen Design von Dir höchst selbst konzipiert wurde. Hut ab! Den musste ich einfach haben und er ist bis heute einer meiner absoluten Lieblinge. Wir sind ja unter uns, daher kannst Du ja ganz entspannt aus dem Nähkästchen plaudern: Wie kam der Kontakt mit adidas zu Stande und wie hast Du die Möglichkeit erhalten, einen eigenen Schuh zu kreieren? Wie fühlte sich diese Ehre vom Feeling her an…du sitzt auf der Couch oder ist gerade nen Döner und dann meldet sich so ein Creative Director von adidas? Hattest du komplett freie Hand oder musstest du gewisse Regeln beachten? Fragen über Fragen, erzähl einfach…

ALSO: Ich hatte schon ziemlich früh Kontakt zu Leuten die für adidas arbeiteten. Es gab immer einen regen Austausch und man hat sich gegenseitig unter die Arme gegriffen. Durch die sozialen Medien und Fotos im Internet hat sich das ja auch rumgesprochen. Irgendwann klingelte mein Telefon und ich bin erst einmal nicht rangegangen, weil ich die Nummer nicht kannte! Irgendwann wurde noch mal angerufen und am anderen Ende war ein Designer aus Herzogenaurach, welcher mir von einem Projekt erzählte, welches ‚Your Story’ hieß und bei dem er mich gerne dabei hätte. Das waren die ersten Infos die ich hatte und ich war natürlich völlig aufgekratzt und voller Tatendrang. Ich fühlte mich sehr geehrt und einem Sammler kam solch eine Ehre vorher noch nie zu Gute. Bei diesem Projekt war es so, das mir das Modell vorgegeben wurde. Wobei man sagen muss, von den 5 Modellen die in dem Projekt verwendet wurden, wäre meine Wahl so oder so auf den ZX 500 gefallen, weil dieses eines meiner Lieblingsmodelle ist.

©JuliaSchoierer
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Das Modell war also klar, alsoging es an das Design. ‚Your Story’ meinte hier, das ich meine persönlichen olympischen Erlebnisse in dem Design verarbeiten sollte. Berlin 1936 war aber ein denkbar negatives Ereignis, um das irgendwie positiv zu verarbeiten und außerdem Jahrzehnte vor meiner Geburt. Also entschied ich mich das Design in das Hier und Jetzt zu transferieren, sprich die Farben des Olympiastadions heutzutage, aufzugreifen. Ich besuche das Stadion ja alle 2 Wochen und arbeite in dessen Nachbarschaft, so das es allgegenwärtig ist. Generell hatte ich bei Materialien und Farbe nahezu freie Hand und ein Designer, dessen tägliche Arbeit es war, Schuhe zu designen, hat mir unter die Arme gegriffen. Ich selber würde mich als Schlicht bezeichnen, was hier bedeutet Runningschuh ist für mich gleich: Mesh, Suede und Nylon und der ZX 500 hat ja genau dieselben Materialien. Ich habe nur das Material von vorne und von der Seite miteinander gewechselt und so eine persönliche Note eingebracht, tja und der Rest ist Geschichte.

©JuliaSchoierer
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Spätestens jetzt war Dein Name und Konterfei über die deutsche Sneakerszene hinaus bekannt. Was hat sich durch die erste Zusammenarbeit mit Herzogenaurach bei Dir verändert?

Es ging schon ganz schön ab. Sämtliche Magazine oder YouTube Kanäle wollten auf einmal ein Feature und dank dieser Plattformen haben mich danach auch mehr Leute erkannt. Natürlich gab es auch Neider, aber alles in allem fanden es die Meisten sehr interessant und ich habe auch jedem Rede und Antwort gestanden, mich ausgetauscht und habe wieder viele nette Leute kennen gelernt. Genauso wie die Jungs von der Insel. Als ich zur SPEZIAL Ausstellung in Manchester war, wurde ich an jeder Ecke angesprochen und habe soviel Leute getroffen, die ich vorher nur aus Facebookgruppen kannte.

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Vielleicht stellen wir uns das Ganze ja viel zu „romantisch“ vor. Wie ist denn das Verhältnis der „adifreaks“ zum „Wirtschaftsunternehmen adidas“ tatsächlich? Stehen Brooksy, Gary und Du in ständigen Kontakt mit adidas.

Also ich kann nicht für die anderen sprechen, ich denke Gary ist schon im regen Austausch mit adidas, er arbeitet ja schließlich für Sie. Was mich betrifft so ist es keine professionelle Zusammenarbeit, aber in Kontakt ist man schon immer irgendwie. Egal aus welchen Bereichen, man kennt sich ja und quatscht wenn man sich trifft. Den adidas Hamburg, der jetzt in vielen verschiedenen Farben und Materialen überall kommt, der wurde beispielsweise von meinem Original nachgebaut. Oder der Boston Super aus der Consortium Serie. Es ist ein Geben und Nehmen möchte ich meinen. Es ist schwierig, man muss nicht alles abfeiern was die Lieblingsmarke fabriziert, aber akzeptieren das auch andere Jugendkulturen bedient werden wollen.

Werdet ihr zu geplanten Kollektionen nach Eurer Meinung gefragt oder obliegt das ausschließlich den Hauptberuflichen aus Design und Marketing?

Also ich wurde noch nie gefragt. Klar kommt manchmal die Frage, wie findest du Das oder Das, aber wenn ich jetzt sage: Voll scheiße! wird es deswegen nicht eingestampft, haha.

©U-DOX
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Es folgte die Zusammenarbeit mit dem englischen Illustrator Peter O´Toole, der zunächst Dein berühmtes adi-Regal grafisch umsetze und es als Poster oder besser gesagt als Kunstdruck auflegte. Woher kennt ihr beiden euch eigentlich und wie ist die Idee zu dem Poster entstanden?

Peter und ich haben uns über Facebook kennen gelernt. Wir waren beide Mitglied in einer der adidas Trainer Gruppen und ich habe seine Arbeiten gesehen. 2 Plakate mit hunderten verschiedenen Modellen, grafisch cool umgesetzt, das war total meine Welt und ich habe beide gekauft. Irgendwann hat Peter mich gefragt, ob ich offen dafür wäre, ob er eins dieser Posterdesigns nur mit Schuhen aus meiner Sammlung umsetzen könnte. Ich habe natürlich sofort zugesagt und hab das richtig gefeiert! Ich habe dann knapp 100 Modelle ausgesucht die er grafisch umgesetzt hat. Während dieser Arbeit hatte Peter die Idee ein Buch zu machen. Ich sollte harte Fakten, geschichtliches und persönliches zu den jeweiligen Modellen aufschreiben und er die Illustrationen dazu machen. Adam, ein befreundeter Grafikdesigner der auch für das Mundial Mag arbeitet, hat die ganze Sache dann abgerundet und die Grafiken und Layouts gemacht. Mit dieser Idee bin ich dann zu adidas und habe das ganze Projekt vorgestellt, um eine Finanzierung zu gewährleisten und die Vertriebswege zu nutzen. Man muss noch dazu erwähnen, das ich Peter zu diesem Zeitpunkt noch nicht persönlich getroffen hatte! Wir haben alles, ausschließlich über Mails und Facebook geregelt, das ganze Buch! Als wir das Buch so gut wie im Kasten hatten, habe ich versucht den Release so zu legen das adidas irgendein Release hat, der möglicherweise auch im Buch zu finden war, aber adidas schlug dann vor, doch einfach einen eigenen Schuh zu machen. Mir ist komplett die Kinnlade runtergefallen und Peter dachte ich würde ihn verarschen als ich Ihm die Sache erklärt habe. Aus dieser ganzen Sache hat sich dann eine Freundschaft entwickelt. Zum Quotoole später mehr…

©JuliaSchoierer
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Anschließend nahm die Geschichte ihren Lauf zum „Quotoole“. Mit Pete ging es auf Einladung nach Herzo und ihr habt das adidas Archiv besucht. Erzähl uns doch mal bitte wie es dazu kam und wie wir romantische Laien uns das heilige Archiv vorstellen dürfen? Laut unserem gemeinsamen Freund aus Huddersfield musste Pete dort Handschuhe tragen, die unter den adidas-Sammlern einen Reliquien-Status genießen. Doch der Reihe nach und gerne Details, Details, Details.

Das Archiv von adidas befindet sich heutzutage im Hauptquartier in Herzogenaurach, bis vor ein paar Jahren war es noch in einer Fabrik in Scheinfeld untergebracht in der auch immer noch produziert wird, vornehmlich Fußballschuhe. Damals standen die verschiedenen Modelle alle ohne jeglichen Schutz in Metallregalen. Nach dem Umzug ist das Archiv in den Keller gewandert, keine Sonneneinstrahlung und immer geregelte Temperatur, damit die Schmuckstücke solange wie möglich halten. Das Archiv beinhaltet alles was man sich vorstellen kann: Kataloge, Fotos, Samples, Werbeartikel, Kleidung, Taschen und natürlich Schuhe. Kuriositäten, Probemodelle, Sohlenmodelle, unveröffentlichte Modelle etc. Die Handschuhe bekommt man bevor man die heiligen Hallen betritt, natürlich schön mit adidas Schriftzug, das fetzt schon.

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Dann war es so weit: Ihr durftet gemeinsam ein Modell bestimmen und nach eurem Gusto entwerfen. Wie gestaltete sich die Zusammenarbeit mit Pete? Konntet Ihr Euch zu einem frühen Zeitpunkt auf eine Modell und das Design einigen oder musste das final mittels Faustkampf oder Wetttrinken geklärt werden?

Also die harten Fakten sind gar nicht mal so romantisch, haha. Nachdem klar war, daß wir einen Schuh machen dürfen, hatten wir eine Woche Zeit! Ja Sieben Tage. Wir haben dann, festhalten, 3 gebraucht! Von der Auswahl des Modells bis zu den Farben und Materialien. Was das Modell betrifft hatte ich bei einem meiner Recherchebesuche in Herzo einige Samples gesehen, unter anderem den ZX 420. Runningschuhe aus den 80er Jahren sind ja meine Leidenschaft, also fand ich das Modell auch super! Ich hatte Bedenken das Peter mehr so auf Casual Bock hat, City Serie oder so. Aber der hat sich schnell überzeugen lassen. Bei Runningschuhen kann man auch einfach mehr spielen was Materialien und Farben betrifft. Dann kam die schwierige Frage mit der Farbe. Ich erinnere mich daran, das wir beide ein paar Colorways ausprobiert haben, aber keiner uns so wirklich vom Hocker haute. Irgendwann hatten wir dann die Idee der Adaption des Colorways vom Denver und was soll man sagen, damit haben wir komplett ins Schwarze getroffen. Ich möchte noch anmerken das ich im Faustkampf Peter untelegen wäre, der thaiboxt! Wetttrinken wäre ein klares Unentschieden! Beim Namen mussten wir nicht lange überlegen!

©U-DOX
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2014 muss ein großartiges Jahr für Dich gewesen sein: Neben dem Release des adidas ZX 420 „Quotoole“ wurde ein großer Teil Deiner einzigartigen Sammlung im Kölner Sneakermuseum ausgestellt. Deine Schätze wurden somit einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Wie kam es bitteschön dazu und wie war die Resonanz der Ausstellung?

Ja, da kam zu dieser Zeit echt einiges zusammen! Die Idee war folgende. In Köln gibt’s einen großartigen Turnschuhladen namens The Good Will Out, dort gab es auch den Quotoole zu kaufen. Die Jungs die TGWO machen, haben auch das kleine, aber sehr feine Sneakermuseum hochgezogen und bis dahin auch schon ein paar interessante Ausstellungen auf die Beine gestellt. Die eigentliche Idee war die, dass man die Schuhe gleich da kaufen kann, neben all dem Zeug was ich da ausgestellt habe, das hätte aber den ganzen Releasekalender durcheinander gebracht. So wurde die Ausstellung während der Sneakerness, 2 Wochen vor Schuhrelease gemacht, wir konnten das Buch schon mal zeigen und den Schuh anpreisen. Es gibt keine konkreten Zahlen aber ich bin mir ziemlich sicher das es die beste Ausstellung bisher im Museum war, hehe. Es war auch für mich eine super Erfahrung, weil ich platztechnisch nie die Möglichkeit gehabt habe Das alles mal zu zeigen.

©sneakermuseum.de
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Ein gewisser Carlos Ruiz hütete in seinem kleinen Lädchen in Buenos Aires jahrelang eine sagenumwobene Legende, quasi den heiligen Deadstock-Gral. Was dachtest Du als Du davon erfuhrst, dass eine kleine Gruppe illustrer Engländer in Argentinien fündig wurden?

Also ich wusste das dieser Laden existiert bevor das Video durch die sozialen Netzwerke wanderte. Meinerseits bestand nie die Chance da mal hinzufahren. Die Geschichte ist natürlich einmalig und man hätte sie sich nicht ausdenken können. Ich freue mich auch für die Jungs, mir hätten da auch so einige Sachen gefallen. Ich freue mich das ich einen ‚New York’ aus dem Laden habe und erfreue mich an den Modellen die wieder auf den Markt kommen, weil sie da gefunden wurden.

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Die SPEZIAL Kollektionen waren für viele von uns eine der ganz großen Dinge von adidas in den letzten Jahren, wobei hier „ganz groß“ auch für das Preissegment gilt. Der Look ist etwas old fashioned, aber für mich die Bewahrung der alten Werte der Marke. Im englischen wohl am besten unter den Begriff Heritage einzuordnen. Nicht gerade das was adidas ansonsten so vorantreibt, wenn wir uns mal die Sachen der Kollektionen von Rita Ora, Pharrel oder Kanye anschauen. Wie ist Deine Meinung zu der SPZL Reihe?

Wenn ich mir deine Frage so durchlese, kann ich das nur bestätigen! Also im Ernst, „Heritage“ trifft es am besten! Ich freue mich darauf, das es da auch wieder etwas im Regal gibt! Wie weiter oben schon beschrieben, es muss auch Zeug für andere Leute geben, aber das würde es alles nicht geben ohne die große Geschichte von adidas, also finde ich es auch wichtig das dies gepflegt wird. Was die Preise betrifft, muss ich dir leider auch Recht geben. Ich denke das hat mit den speziellen und teilweise auch hochwertigen Materialien zu tun und auch mit der geringen Stückzahl.

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Es macht den Anschein, als sei sich adidas seiner Bedeutung in den Subkulturen nicht so Recht bewusst. Es bestehen deutliche Unterschiede zwischen adidas UK und adidas Deutschland. Während adidas auf den britischen Inseln mehr auf Subkulturen einging und das Erbe fortführte (SPZL, etc), wurde im Heimatland die eigene Geschichte offensichtlich vergessen. Wenn ich mich richtig erinnere gab es auch keinen Deutschland Release der allerersten SPZL Kollektion. Schätzen wir das richtig ein? Liegt hierzulande der Fokus eher auf die nordamerikanischen und asiatischen Märkten?

Ich vermute eher das das Hauptaugenmerk generell auf andere Sachen gelegt wird auf dem heimischen Markt. Ich würde das auch nicht zwingend als Absicht sehen. Später gabs die Spezial-Sachen ja auch in Deutschland, bzw. hat man ja Dank des Internets die Möglichkeit trotzdem irgendwie an alles ranzukommen.

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2015 wurden Re-Releases und Colabos am Fließband rausgehauen, wobei die aufgerufenen Preise eher umhauend waren. Viele schöne Sachen, bei den wohl die Qualitätskontrolle ausfiel. Über welche Neuauflage hast Du Dich vergangenes Jahr gefreut und was sagst Du zu dem Qualitätsproblem bei adidas wie z.B. den Kleberesten bei der Island Series?

Was die Verarbeitung betrifft, darf man sich gerne wieder etwas steigern. Natürlich versteht man das ganze Prozedere mit der kostengünstigen Produktion, die Qualität darf trotzdem nicht auf der Strecke bleiben, erst Recht nicht wenn man hohe Preise für manche Produkte verlangt.

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Hamburg….Deine Perle?! Es hält sich nachhaltig ein Gerücht, dass Du ein Paar aus Deinem Fundus für den Re-Release nach Herzogenaurach geschickt hattest. Stimmt das?

Wie weiter oben schon beantwortet. Ja das ist richtig.

Ein brutaler Erfolg, der dann leider in allen Farben des Regenbogens und Materialausführungen auf den Markt kam und noch kommen wird. Deine Meinung zu dem radikalen Overkill des adidas Hamburg?

Meine persönliche Meinung tendiert schon dahin das es übertrieben war und ist. Ich kann nachvollziehen was dahinter steckt und bin zufrieden damit wenn generell Vintage Modelle in der Originalfarbe wieder aufgelegt werden. Danach können Sie machen was Sie wollen, man muss es ja nicht kaufen.

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Welche Marken (Klamotten und Schuhe) trägst du eigentlich neben adidas noch gerne?

Eigentlich ausschließlich von 2 Berliner Labels Namens: Looky Looky und die Hausmarke vom Civilist-Shop. Ansonsten auch gerne Stone Island und Fjällräven.

Berlin beheimatet diverse Fußballvereine mit echten Fanszenen. Welche „Casual-Trends“ sind in der Szenehauptstadt auszumachen?. Gibts den typischen Berlin-Style oder unterscheiden sich die Szenen eher?

Also ich denke das es sich kaum unterscheidet, nicht nur innerhalb der Stadt, sondern generell des Landes. Der Casual Style hat ja schon seine eigenen „Uniformen“ und Labels. Wichtig ist ja seinen eigenen Geschmack so umzusetzen das am Ende nicht alle gleich aussehen.

Wie würde das Trikot der alten Dame aussehen, wenn Dir die Herrschaften aus Herzogenaurach Narrenfreiheit beim Design schenken würden?

Blau Weiß längsgestreift mit der Hertha Fahne auf der Brust.

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Das Jahr neigt sich dem Ende zu. Nenne uns bitte Deine persönlichen Top3 Sneaker Releases 2015 mit kurzer Begründung.

Overkill Taxi Racing 93 – Eins meiner Lieblingsmodelle aus den 90er Jahren, super Story, Super Colorway, Super Laden.

Spezial New York Carlos – Unsterblichkeit für eine Legende

UltraBoost – Unfassbarer Laufcomfort

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Zum Abschluss ein Blick in die Glaskugel. Wie geht es 2016 es bei Dir weiter? An welchen Projekten arbeitest Du und gibt es vielleicht eine Chance auf eine weitere Zusammenarbeit mit der Marke aus Herzo?

2016 lege ich Projektemäßig erst einmal die Füße hoch. Mal sehen was so anliegt, bisher gibt es nichts konkretes, nur ein Paar lockere anfragen für gemeinsame Projekte. Ich hoffe allerdings das ich noch mal die Möglichkeit bekomme einen weiteren Schuh zu machen.

Quote, nochmals vielen vielen Dank, dass Du Dir Zeit genommen hast. Wir hoffen, Dir kein Loch in den Bauch gefragt zu haben. Dir das Beste für 2016, vor allem eine verdammt gute Zeit und Gesundheit.

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