Vater und Sohn – und die Mutter der japanischen Raw Denim Jeans

Wenn man Unternehmer fragt, was sie dazu bewogen hat, ihre Firmen zu gründen, dann sind die Antworten meist die gleichen: Entweder gab es die Ware oder die Dienstleistung, die sie anbieten, bis dahin nicht – oder aber sie waren mit der Qualität unzufrieden und wollten es besser machen als die anderen. Beides trifft auch auf Yonehachi und Shuji Tsunemi zu. Die beiden – Vater und Sohn – waren die treibenden Köpfe hinter der Jeansmarke EDWIN und damit wohl auch diejenigen, die das Thema Denim zunächst in Japan und dann weltweit so richtig nach vorne gebracht haben. Denn bis Ende der 40er Jahre war der Stoff, aus dem Hosenträume gemacht werden, in Nippon noch gar nicht zu kriegen. Ins Land gebracht haben ihn (natürlich) die Amis. Genauer gesagt: die US-Soldaten, die dort stationiert waren.

In seiner Begeisterung für die stabilen Militärklamotten eröffnet Tsunemi der Ältere 1947 in Nippori, einem Stadtviertel von Tokio, ein Geschäft, in dem er überschüssige Kleidungsstücke der GI’s verkauft und gründet schließlich die Firma Tsunemi Yonehachi Shoten. Damit legt er quasi den Grundstein für ein Unternehmen, das heute unter dem Label „EDWIN“ weltweit als Hersteller feinster Denimwaren geschätzt wird. Zwar gibt es in Japan bereits wenige Jahre später Denim zu kaufen, der auch in Japan hergestellt wurde, doch ist das Ergebnis verdammt teuer, ohne dabei auch nur annähernd an die Qualität des amerikanischen Vorbilds heranzureichen.

Das wiederum passt Shuji Tsunemi überhaupt nicht. Der ist nach dem Studium in den USA inzwischen nach Japan zurückgekehrt und arbeitet wieder im väterlichen Familienbetrieb. Shuji-San beginnt damit, Second-Hand-Jeans aus den USA zu importieren, diese aufzuarbeiten und dann im Laden wieder zu verkaufen – mit sagenhaftem Erfolg. Eben jenen Laden übernimmt er 1961 vom Vater und verpasst ihm, indem er die Buchstaben des Wortes „DENIM“ munter durcheinander würfelt und das „M“ auf den Kopf stellt, auch gleich einen neuen Namen: EDWIN. Und damit nicht genug: 1961 stellt das Unternehmen auch noch das erste Paar eigener Denim-Jeans her.

Von da an geht’s so richtig ab, Flachwitzfreunde würden womöglich sagen, EDWIN tritt einen regelrechten „Tsunemi“ los. Denn die Japaner wollen mehr, testen aus, was geht und was man mit diesem Stoff so alles machen kann. 1963 etwa stellt EDWIN die mit einem Stoffgewicht von 16 Unzen bis dahin schwerste Ringgarn-Denimjeans der Welt her. Dieses stabile Gerät (man sagt, die konnte man hinstellen – und sie blieb stehen!) hatte zudem erstmals die dreifarbige Webkante, die auch heute noch als „Rainbow Selvage“ manche Premium-Jeans der Marke ziert.

Aber auch am Gegenteil doktern die Japaner rum: Um den steifen, in erster Linie eben für Arbeitskleidung verwendeten Denimstoff weicher zu kriegen und die Hosen so bequemer und tragbarer zu machen, entwickelt EDWIN als erstes Unternehmen weltweit in den 1970er Jahren eine spezielle Waschung, den „old washed“-Effekt. Und kaum ein Jahrzehnt später sind es erneut die Japaner, die erstmals Steine in die Waschtrommel schaufeln und so den „stone washed“-Effekt für Jeansstoffe entwickeln, der mal eben zu einem prägenden Stilelement der 80er wurde. Keine weiteren zehn Jahre später lassen sich die Japaner das Prinzip ‚New Vintage’ einfallen. Hierzu wurde fleißig im Firmenarchiv gekramt, um Handwaschungen zu erzeugen, die an die schlichten schönen Vintage-Waschungen aus den Jahren vor 1947 angelehnt sind.

Seit 2003 kümmert sich EDWIN Europe um die Entwicklung von Klamotten für den europäischen Markt und den Vertrieb der exklusiven in Japan produzierten Artikel. Und natürlich wurden die Kollektionen längst auch um Jacken und Oberteile ergänzt – der Schwerpunkt jedoch liegt immer noch klar auf den Denim-Jeans. Und so wurde 2011 zum 50-jährigen Bestehen der Marke die erste EDWIN-Jeans, die „359BF“ neu aufgelegt, natürlich aus einem schwerem Denim mit dreifarbiger Rainbow-Selvage – man weiß ja, was sich gehört.

Unterm Strich ist EDWIN eine Denim-Marke, die getreu ihrem aktuellen Wahlspruch „Respect & Disrupt“ sowohl innovativ als auch traditionsbewusst an ihr Kerngeschäft geht und so über all die Jahre eben das verfeinert hat, worauf Jeans-Afficionados heute so viel Wert legen: detaillierte Waschungen, hochwertiger und langlebiger Raw Denim und authentische Designs. Klar, auch die Japaner produzieren Massenware – aber man merkt den Jeans einfach an, dass hier das Wissen um die Charaktereigenschaften des Stoffes tief in der DNA des Labels verankert sind. Schließlich wird der Denim für etliche EDWIN-Jeans noch auf alten Webstühlen hergestellt und an Nähmaschinen weiterverarbeitet, die noch für diesen schweren Stoff produziert wurden. Das macht sich zwar gerade bei den Selvage-Denims aus dem Hause EDWIN beim Preis bemerkbar, der für sie aufgerufen wird. Aber verdammte Axt, die sind es wert! Ichschwör!

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Source: EDWIN Europe