Unser Freund Gabriel Uchida aus Brasilien ist Fotoreporter und ein echter Vagabund, der rund um den Globus seiner Arbeit nach geht. Seine Wurzeln hat er beim Fußball. In der Fanszene und darüber hinaus. Er kann als einer der ganz wenigen in die Gegenden verfeindeter Torcida oder Barra Bravas ein und ausgehen und sie porträtieren. Bei seiner jüngsten Fotoserie verwandelte er argentinische Stadien in eigene kleine Planeten und präsentierte sie in einer noch nie da gewesenen Art und Weise. Obrigado Gabriel!
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Vor gut einem Jahren haben wir uns in Frankfurt getroffen und wir haben deine imposanten Bilder der brasilianischen Kurven und ihren harten Jungs vorgestellt (check hier). Was hast du in den letzten zwölf Monaten getrieben?
Im August 2015 besuchte ich die USA, um ihren „Soccer“ und deren „Ultras“ kennenzulernen bzw. zu verstehen. Nun, Soccer ist Fußball, ist ja klar, aber deren Ultras sind irgendetwas anderes. Die sind immer noch in der Lernphase und versuchen den Tifo und Materiale von europäischen Ultras zu kopieren und einzusetzen. Aber um ganz ehrlich zu sein, das sieht alles ziemlich nach Fake aus. Einfach nicht autenthisch. Ich denke, das Wichtigste überhaupt ist die richtige Mentalität in sich zu verinnerlichen, aber genau diese haben sie noch nicht.
Nach der Zeit in den USA brauchte ich dringend echten Spaß und ich zog nach Buenos Aires in Argentinien. Diese Stadt ist einfach das Paradies für Fußballfans. Großartige Stadien und eine atemberaubende Atmosphäre überall. Dann ging es nach vier Monaten wieder nach Brasilien, wo es mich in den Amazona Regenwald verschlug.
Du bist wie ein Zugvogel und arbeitest überall auf dem Planeten. Wo bist du denn gerade genau und was treibst du dort?
Ich reise gerade durch den Regenwald am Amazona und besuche verschiedene indigene Stämme. Es ist faszinierend wie sie den Fußball lieben, obwohl sie gerade doch so isoliert leben.
Gabriel, ich habe kürzlich erst deine neueste Fotoserie mit dem Titel „Argentina 360“ entdeckt. Ich war sprachlos, denn ich habe noch nie ein Stadion aus dieser Vogelperspektive gesehen. Wie bist du auf die Idee zu diesem Projekt gekommen?
Ich habe diese Idee schon seit 2013 und wollte eigentlich die Arenen zur WM 2014 in Brasilien porträtieren. Aber die Entfernung zu den Städten war zu groß und dazu kam, dass all diese Arena Neubauten ziemlich gleich aussehen. So war Argentinien der perfekte Ort für dieses Projekt, denn dort gibt es überall geile Stadien und jedes hat einen ganz eigenen Charakter.
Das Konzept zu dem Projekt ist ziemlich einfach. Ich wollte nicht einfach nur das gesamte Stadion als eine große Aufnahme darstellen, sondern als eigenen Planeten, eine eigene Welt für die Fußball Fanatiker.
Die Stadien sehen wir kleine Insekten oder Satelliten aus. Ich denke, dass dieses Projekt auch in Deutschland nicht gerade etwas Besonderes wäre, denn auch hier sehen die Stadien fast alle ziemlich gleich aus.
Fußballstadien sind auf der ganzen Welt irgendwie gleich. Du siehst eine Tribüne und sie könnte heutzutage in Brasilien oder in Deutschland stehen. Aber die Stadien in Argentinien sind echte Old School Paradiese. Wie gesagt, jedes hat seinen ganz eigenen Stil und Geist
Wieviele Stadien hast du fotografiert? War es eine schwierige Entscheidung, welches für das Projekt genommen wurde und welches nicht?
Es waren so um die zwanzig Stadien, die ich in drei Monaten fotografiert habe. Die argentinischen Vereine haben eine sehr schlechte Organisation und so haben Klubs mir trotz Presseakkreditierung, Beispielfoto, oder einem Infobrief von einem Sportmagazin verboten zu fotografieren. Die haben mir teilweise richtig Steine in den Weg gelegt. So musste ich meine Kontakte zu den Barra Bravas nutzen, die hier den Fußball beherrschen. Sogar die Polizei und Staat haben vor ihnen Angst. So war es nicht selten, dass der Verein mir die Fotoaufnahmen verboten hatte, aber die Jungs der Barra Bravas mich einfach ins Stadion begleiteten und ich so die Bilder schießen konnte. Natürlich hat sich den Barras niemand in den Weg gestellt.
Was die ganzen Techniknerds bestimmt interessiert, womit hast du denn diese starken Bilder aufgenommen und welches Equipment war hierfür notwendig?
Eigentlich ist es ein sehr einfacher Prozess. Ich habe die Bilder mit einer normalen Kamera, einem Stativ und in etwas weniger als fünf Minuten mit Photoshop bearbeitet.
Wie waren denn die Reaktionen in Argentinien als du nach getaner Arbeit deine Fotoserie präsentiert hast?
Die Reaktionen waren durch die Bank weg positiv und ich bekam sehr viel Post von den Fans. Etwas lustig war es aber, dass die Vereine, die mir zuvor noch keine Genehmigung zu den Fotoaufnahmen gegeben hatten, meine Bilder für sich nutzten.
Du hast eine überwältigende und so noch nie dagewesene Fotoreihe geschossen. Was kommt als nächstes, Gabriel? Woran arbeitest du aktuell?
Ich arbeite aktuell an einer Fotoserie über Fußball bei den indigenen Stämmen im Amazonasgebiet.
Ich hoffe sehr, dass wir uns bald mal wieder in Frankfurt treffen und einen Ebbelwoi trinken werden. Gabriel, pass auf dich auf und beeindrucke uns weiterhin mit deinen Fotoarbeiten. Die letzten Worte gehören natürlich wieder dir.
Ich bin immer sehr stolz darauf beim meinen Reisen um die Welt zu sehen, was die Jungs in Frankfurt rund ums Stadion so treiben und es ruft in mir die Erinnerungen vor, dass ich auch mit euch unterwegs war. Ich hoffe, dass ich bald wieder in Frankfurt sein werde und dann trinken wir Schnaps und feiern die Tore vom Fußballgott.
Gabriel Uchida Homepage Instagram
————THE INTERVIEW IN ENGLISH STARTS HERE————-
Our friend Gabriel Uchida from Brazil is a photo reporter and a real vagabond who travels the world. His roots is football and the Brazilian Torcidas. He presented great photo series about the leader of the Torcidas and were allowed to visit them in their boroughs. His newest photo project is about football grounds in Argentina and makes the stadium look like little planets. Obrigado Gabriel for this interview!
Round about one year ago we´ve met us in Frankfurt and have presented your impressive photos to our reader – check hier. What happened the last 12 months?
In August 2015 I was i the USA trying to understand what they call „soccer“ and their „ultras“. Well, soccer is football anyway but their ultras are something different. They are still learning it and trying to copy tifos and stuff from european lads but honestly everything looks kind of fake. And I do think the most important thing about ultras is mentality but they didn’t get it yet. After that I need some real fun and then I moved to Buenos Aires, Argentina. That place is heaven for football fans, great stadiums and amazing atmospheres everywhere. After 4 months there I moved to the Amazon Rainforest in Brazil.
You are like a rolling stone and working all over the planet. Where are you at the moment and what you´re doing?
I’m traveling around the Amazon Rainforest and visiting different indigenous tribes. It’s amazing how they love football, even some very isolated people.
Gabriel, I saw your fantastic new photo project of„Argentina 360“. I´m speechless, mate. We´ve neverseen a ground from this bird perspective. Please explainin your own words your idea behind it.
I had this idea in 2013, I wanted to do the same in the arenas for the 2014 World Cup in Brazil. But the distances were huge and all these new arenas look very similar. So Argentina was the perfect place for this project because there are lots of stadiums everywhere and they all have their own style. The project’s concept is quite simple, I wanted not only to show the whole stadium in one single image but also to present it as a planet, as if it was the own world of football fanatics.
The stadiums are looking like satellites or insects. I guess this idea wouldn´t look so impressive with ourstadiums in Germany those days. All the same design and almost exchangeable. This brings us to the question why do choosed the Argentinian stadiums?
Football arenas are very similar in the whole world. You see a stand and it could be in Brazil or Germany. But Argentine stadiums are old school paradises. Each one of them has a different style and spirit.
How many stadiums did you shoot and was it a diffucultdecision which one you have to choose?
Around 20 and it took 3 months to do it because although they have amazing fans, Argentine clubs have the worst administrations. Some of them have even prohibited me to take the photo – even after presenting my press card, a letter from a magazine explaining the project, a photo example, etc. Then I used my contacts with the barra bravas because the rule the football there. Even the police or the federal government are afraid of them. So in some cases the clubs said I couldn’t take the photo but barra bravas took me there and nobody would never stand against them.
Let´s come to the questions for all the nerds. What wereyour technical devices to create this fantastic 360 degree shoots?
Actually it’s a very simple process. I just need a simple camera, a tripod and less than 5 minutes of photoshop.
How were the reactions in Argentina when you havepresented your works?
I had a very positive reaction, many fans wrote me but the funny part was seeing the clubs using the photos even though the same clubs have prohibited me to take the photos.
You made so many stunning photo series, Gabriel. Whatis your next photo project you´re working on?
My current work is about football in Amazon indigenous tribes
I hope to meet us again in pub in Frankfurt to share a Apfelwein. Take care, Gabriel. As usual the last words are yours…..
I’m always very proud of seeing what Frankfurt lads do in the stadiums around the world and it’s great to remember one day I was there too. I hope to be in Frankfurt soon so we can drink some Schnapps and celebrate Fußballgott’s goals.