von Vilbelmaggus

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Ola Sapeuristen,

die Sommerpause unseres Blogs ist schon wieder vorbei, obwohl der Blick durch das Fenster nach draußen etwas anders sagt. Der Sommer scheint dieses Jahr tatsächlich erst im September seinen großen Auftritt zu vagen. Die Freunde der Casual-Bekleidung dürften sich allerdings darüber besonders freuen, weil die beliebtesten Teile in der Regel ideal für lauwarme Sonnentagen mit leicht kühlen Nächten sind. Der sogenannte Zwiebellook ermöglicht so raffiniert und verspielt zu zeigen, welche Marken und Kleidungsstücke einem am Liebsten geworden sind.

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Eine dieser Marken wollen wir euch heute kurz vorstellen, obwohl eine Vorstellung eigentlich nicht mehr notwendig sein dürfte. Vermutlich dürfte jeder unserer Leser mindestens ein Paar New Balance Sneakers im Schrank stehen haben, sehr wahrscheinlich sogar mehrere und selbst wenn sie alle das gleiche Modell sind, dann eben in verschiedene Farben. Ähnliches kann ich für mich über den Modellklassiker „574“ berichten.

Die Unternehmung „New Balance Athletic Shoe“ wurde 1906 von englischen Einwanderer William J. Riley in Boston gegründet und feiert somit in diesem Jahr den 110. Geburtstag. Da wollen wir es uns nicht nehmen lassen, um zu gratulieren und viel Erfolg für die nächsten 110 Jahre zu wünschen. Am Anfang stand allerdings die Produktion von Einlagen für Schuhe, welches bei Arbeitern und Polizisten auf große Gegenliebe stieß, weil das damalige Schuhwerke eher durch die Funktionalität statt den Komfort zu überzeugen wusste. Erst in den 60er Jahren und in der zweiten Generation der Eigentümerfamilie kam die Idee auf, einen Laufschuh zu entwickeln und auf den Markt zu bringen. Das damalige Modell „Trackster“ sollte dabei mit seiner innovativen Sohle in Wellenform den Nerv der Zeit treffen und ein wirtschaftlicher Volltreffer für das Unternehmen werden.

New Balance 320, das erste Modell mit dem „N“

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Der damit ausgelöste Lauf-Boom ergriff die gesamten Vereinigten Staaten und insbesondere die Region um Boston. Aus der kleinen Firma mit einer Handvoll Mitarbeiter entwickelte sich innerhalb kürzester Zeit ein großes mittelständiges Unternehmen mit rund 4.000 Mitarbeiter, welches sich bis heute erfolgreich auf dem weltweiten Sportartikelmarkt behauptet. Der Firmengründer William Riley ließ sich zu dem Namen „New Balance“ beim Beobachten der Hühner in seinem Garten inspirieren und wie seiner Meinung nach ein Dreizehnfuß optimal die Körperhaltung unterstützt. Das heute allgegenwärtige „N“ Logo würde erst in den 1970er mit dem Verkaufsstart des 320 eingeführt. Die Marke hatte bis dato keine eigene Identität so weit es die Ästhetik ging. Das N, so einfach wie es auch aussehen mag, änderte nicht nur den Look, sondern mit dem neuen Modell katapultierte es New Balance an die Spitze der beliebtesten Laufschuhe.

New Balance Trackster 

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Auch in Deutschland konnte sich die Marke New Balance recht schnell in der Läuferszene einen Namen machen. In den späten 90er Jahren entdeckten die Mitglieder der noch jungen deutschen Ultra-Szene ihre modische Vorliebe für die Sneakers von New Balance. Wahrscheinlich gab es keine Kurve und Szene in Deutschland, welche nicht diese Schuhe überwiegend in Verbindung mit einem Sweatshirt von Umbro trug. Sicherlich kam dabei der Marke zu Gute, dass die Schuhmodelle beinah in fast allen gängigen Farbkombinationen zu erhalten gewesen sind. So konnte jede Szene quasi die Schuhe in den Farben Ihres Klubs erwerben. Da Fankurven und Fußballstadien auch nicht zu Unrecht als Abbild der Gesellschaft bezeichnet werden, verwunderte es auch wenig, dass sich die Marke mit der Zeit auch vermehrt auf der Straße wiederfand, welches damals allerdings bei weiten noch nicht die Auswüchse hatte wie heute.

New Balance Fabric, Skowhegan Maine (USA)

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Nach der Jahrtausendwende wurde allerdings die Marke New Balance immer mehr von der aufkommenden Vorliebe für Nike Air Max aus dem Bild der Kurven gedrückt. Beinah ein Jahrzehnt sollte diese Abstinenz andauern und generell fristete die Marke in dieser Zeit in Deutschland ein ähnliches Schicksal wie der bereits vorgestellte Reebok Classic, also eher auf dem Wühltische einer Supermarktkette als im Sneaker-Szeneladen zu finden. Ein weiterer Grund für diesen temporären Niedergang dürfte dabei die Tatsache gespielt haben, dass die New Balance Sneaker auch bei den rechten Szene hoch im Kurs standen. Leider gibt’s auch bis heute kaum eine Demo aus dem rechten Lager, welches nicht gleichzeitig auch eine Werbeveranstaltung für diese Marke sein könnte, obwohl das Unternehmen selber daran keinerlei Interesse hat und schon einige Gegenmaßnahmen eingeleitet hat (z.B. Verkaufsverbot für rechte Shops und Image-Kampagnen, welche die Marke klar gegen rechtes Gedankengut abgrenzen).

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Seit etwa 2-3 Jahren feiert die Marke nun auch wieder ein Comeback in den Kurven unserer Fußballstadien, aber auch als modisches „Must-have“ in der jungen Bevölkerung. Das Schimpfwort „Hipster“ lasse ich dabei mal ganz bewusst raus. So verwundert es heute kaum noch, wenn einem am frühen Morgen auf dem Weg zur Arbeit ein junges Mädchen begegnet, welches einen 574er in greller Farbe am Fuß trägt. Kann man gut finden, muss man aber nicht. Ich selber finde es nicht verkehrt, besser als langweilige Modelle in tristen Farben. Natürlich gibt es da noch die meiner Meinung nach ebenfalls hervorragenden Modelle wie den 1500, 577 oder 997, Made in the UK oder Made in USA Modelle, um nur einige zu nennen. Dann gibt es ebenfalls noch die britische Heimat in Flimby zu nennen. Ein kleiner Ort mit 1.800 Einwohnern in der Grafschaft Cumbria, die in sehr vielen Image Filmen vorgestellt und gewisser weise ein Qualitätsmerkmal der Made in UK-Modelle ausmacht. Vielleicht fangen wir mal eine kleine Serie auf dem Sapeur OSB Blog an, in der wir euch die einzelnen Modelle und ihrer Geschichte vorstellen. Man darf hier aber auch nicht vergessen, dass die Marke recht früh und meines Wissens als erste die Schallmauer von EUR 200,- beim Verkaufspreis von ihren Turnschuhen durchbrochen hat und hier vielleicht die Büchse der Pandora geöffnet hat.

Made in the UK, Flimby

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Natürlich ist auch dem Unternehmen über die Jahre nicht verborgen geblieben, dass die Marke sich einer gewissen Beliebtheit in den europäischen Fanszenen des Fußballs erfreut und somit ist es auch kein Wunder, dass das Firmenlogo nun mittlerweile bei einigen Verein (u.a. Liverpool FC, FC Porto) auf dem Trikot zu finden ist. Mal abwarten, ob sich die Firma mittelfristig auch noch einen Klub bei uns in der 1. Bundesliga greift.

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In diesem Sinne möchten wir euch in den sonnigen Start des Septembers verabschieden. Das Wetter ist eigentlich ideal, um noch einmal in die kurze Hose zu hüpfen und die Lieblingssneaker von New Balance darauf zu kombinieren.

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