„Ein Fanzine (engl., Kofferwort aus fan und magazine) ist ein Magazin, das von Fans für Fans gemacht wird. Fanzines werden oft fotokopiert oder im Offsetdruck vervielfältigt. Neben diesen Papierformen hat sich insbesondere mit der Verbreitung des Internets auch die elektronische Verbreitung als E-Zines etabliert, bei der die Inhalte als HTML oder PDFveröffentlicht werden.“ wikipedia
London Calling!
Dieser (leider) mehr als ausgelutschte Slogan zog auch in diesem Jahr wieder einen top motivierten Mob von Pseudobankern, Umzugskriegern und Casualfetischisten zum traditionellen Englandwochenende auf die Insel. War das Wolfsrudel im Vorjahr noch arg dezimiert, trat man heuer, trotz diverser gezeichneter Silvesterkadaver, in fast gewohnter Mannstärke die Reise in die Hauptstadt des British Empire an.
Queens Park Rangers vs Hull City 1:2
Nach dem ich mir mein Jahr 2015 in der Silvesternacht kopfüber in der Toilettenschüssel hängend Revue passieren lassen durfte und auf diese Art und Weise alle Festivitäten absagen musste, saß ich nur ein paar Stunden später im Abflugbereich des Frankfurter Flughafens. Der Tag hatte noch nicht richtig begonnen und ich war bereits €15 los. Fahrkarte vom Bhf Niederrad, weil direkt die Kontros am 1. Januar am Start waren und zudem gönnte ich mir noch am Airport ein Sandwich und einen Cappuccino. Aber wenn man mit den Kollegen in guter alter Tradition zum ersten Januarwochenende auf die Insel zwecks Fußball, Pub und Feierei fliegt, steht das ja ohnehin unter dem Motto „GSKR“. Mit meinem Kollegen aus dem Odenwald war ich heute so etwas wie das Vorauskommando, denn die anderen Langschläfer hatten sich für eine spätere Maschine entschieden. Wir hatten so die theoretische Chance das Spiel an der Loftus Road zwischen QPR und den Tigers aus Null in der Championship besuchen zu können. Julian hatte die Tickets bereits geordert und zugeschickt bekommen und so musste es dann bei der Landung alles etwas schneller als üblich voran gehen. Touchdown Heathrow, schnell an den reisenden Eltern und weinenden Kindern vorbeigedrängt, die Passkontrolle ebenfalls schnell hinter uns gebracht und mit den Fahrstühlen zur U-Bahn in Richtung Hammersmith gedonnert, wo unser Etablissement für dieses Wochenende sein sollte. Eine halbe Stunde vor Kick off erreichten wir das Premier Inn am Ravenscourt Park und während dem Check-in hatten wir die nette Dame gebeten uns ein Taxi zu rufen, damit wir es noch rechtzeitig zum Anstoß schaffen sollten. Gesagt, getan und keine 25min später standen wir bereits im Stadtteil Shepherd´s Bush vor dem Stadion der „R´s“. Julian zerrte sich unterwegs noch schnell einen Burger rein als plötzlich uns jemand in deutsch fragte, ob wir durstig seien. Kaum bejaht, hatten wir beide jeweils eine Dose Stella in der Hand und die edlen Spender waren auch schon wieder fort. Und da möge noch jemand über die Deutschen im Ausland schimpfen.
Das Stadion, inmitten einer Wohngegend, ist von außen sicherlich keine Schönheit und auch innen, mussten wir sehr breitbeinig Platz nehmen, damit wir überhaupt in der Sitzreihe platz fanden. Keine Ahnung wie hier so ein englischer Frittenpanzer das Spiel im Sitzen verfolgen sollte. Kommen wir auch direkt zum sportlichen Teil. Die Ausgangslage für die beiden Absteiger aus der Premier League konnte unterschiedlicher kaum sein. Hull steht auf Platz 3 und strengt einen direkten Wiederaufstieg an, während die Rangers mit Platz 16 irgendwo im Nirwana des Mittelfeldes stehen und in Gefahr sind, komplett abzustürzen.
Spielerisch war es von beiden Seiten das erwartete typisch englische Kick and Rush. Lange Bälle auf den Stürmer, der dann in Alex Meier Manier versuchte den Ball abzuschirmen, zu verteilen oder einfach blind mit dem Kopf zu verlängern. Kannten wir alles leider viel zu gut und nur bei den Toren kam mal so etwas wie Atmosphäre im Stadion auf. Von den ca 400 mitgereisten Fans aus Hull, sangen nur 20 Leutchen, die aber sehr gut im Stadion zu hören waren. Ihr könnt euch also in etwa ausmalen, was das heute hier für ein Hexenkessel war. So war unser Highlight immer die herantrabenden Stewards bei Standardsituationen für die Gäste, die sich dann vor unsere Tribüne kniend positionierten und die Menge mit bösen Blicken kontrollierten, um Flitzer und Pöbeleien abzuhalten. Übelst sinnlos, aber Job ist wohl Job. Denn was sollte hier und heute bei dieser Paarung passieren…
Die knapp 16.000 Zuschauer sahen in etwa das, was die englische Sportpresse als „a poor game“ bezeichnen würde. Einzig die Schlussphase war top und entschädigte etwas für die knapp €45, die wir für den Kick berappen mussten. Hull ging bereits in der 61. Minute durch Hernandez in Führung und Polter (ex-Nürnberg, ex-Mainz, etc) erzielte in der 86. Minute den Ausgleichstreffer. Hull gelang durch Diomande in der 90. Minute erneut der Führungstreffer und wer jetzt dachte, die Messe sei gelesen, weil der Schlußpfiff gleich folgen sollte, macht die Rechnung ohne den Unparteiischen. Ganze 8. Minuten ließ der gute Mann nachspielen und QPR versuchte alles, um wenigstens noch den einen Punkt zu retten. Die sollte jedoch trotz einer sehr intensiven, kämpferischen Extra Time nicht gelingen. Julian und ich beglückwünschten uns per Handschlag zum neuen Ground und mit der Maxime, das es ab jetzt besser werden sollte. Hoffentlich.
Nachdem ein kleiner Trupp Späher quasi die Vorhut übernahm, ging es für den Rest der feinen Gesellschaft mit Deutschlands Vorzeigeairline direkt von der Homebase bis nach Heathrow. Nachdem sich alle mit Londons wichtigstem Nahkampfutensil der Oystercard bewaffnet hatten, ging es routiniert wie eh und je in Richtung City. Als Hauptquartier diente im Vergleich zum letzten Besuch in London im Jahr 2014 keine Mehrbettklitsche, sondern ein durchaus solides Premier Inn in Hammersmith. Als erste Flüssigkeitsdefizite Teilen der Reisegruppe arg zu schaffen machten, konnte glücklicherweise ein landestypisches Etablissement ausgemacht und der Notstand gemildert werden. Als es dann auch der Spähertrupp welcher sich eine Maschine eher auf den beschwerlichen Weg gemacht hatte, nach kurzem und harten Kampf mit der Taximafia endlich einfand, war die Gang dann auch komplett und es konnte sich nach ausgiebiger Stärkung in Londons Nachtleben gestürzt werden. Aber zunächst hieß es noch alte Rechnungen zu begleichen. Und so steuerte der Mob anstelle des nächsten Pubs zielstrebig einen alten und arg verhassten Feind an. Den Greifautomat! Dieser thronte wie schon 2014 mit seiner elendigen Arroganz und gefüllt mit knuddeligen Minions in Mitten der Tubestatition Hammersmith. Hoch motiviert wurden die ersten Pfunde mir nichts dir nichts in den Automaten gesteckt und sang und klanglos verbraten. Bevor die ersten anfingen die 20-Pfund Noten aus der Brieftasche zu nesteln und in den Schlund dieser Teufelsmaschine zu stecken, wurde sich dann doch am Riemen gerissen und es konnte der entspannte Teil des Abends beginnen. Nicht ohne Kampfansage an eben jenen Automaten, denn schließlich wisse man ja wo er stehe…
Nachdem die Tube einen dann 20 Minuten später am Leicester Square ausgespuckt hatte, hieß es Ausschau zum nächsten Tresen zu halten. Den Zuschlag bekam dann das zumindest unter denjenigen der Reisegruppe, die in London schon einmal europäische Pokalluft schnuppern durften, bekannte O`Neils mitten in Chinatown.
Hier gab es für den trink- und feierwütigen Lad was das Herz begehrte. So genoss ein jeder die nächsten Stunden bei Livemusik, großen und kleinen, kurzen und weniger kurzen Drinks den Abend. Jegliche Angriffsversuche auf das andere Geschlecht mussten leider als gescheitert verbucht werden. Angemerkt sei hier allerdings, dass sich im Gegensatz zum Rest des Landes die Hose bei der Damenwelt durchgesetzt hat. Das mag allerdings auch an der Tatsache liegen, dass gefühlt in London so gut wie keine typischen Tommys mehr zu finden sind. Die Stadt besteht augenscheinlich nur noch aus Turbanen, polnischen Supermärkten und Touristen.
Nachdem sich die Nacht langsam dem Ende entgegen neigte und im nebenan liegenden KFC noch 2 große Überraschungstüten über die Ladentheke wanderten, durfte sich dann noch die ansässige Taximafia über ein paar zusätzliche Pfunde freuen und uns zurück nach Hammersmith kutschieren. Nach einem Absacker auf dem Zimmer konnte dann jeder seinen Schundkörper für die nächsten paar Stunden im Hotelbett ausruhen.
Am Samstag sollte dann König Fußball ganz oben auf der Agenda stehen. Aber ehe es soweit war, sollte natürlich noch ein typisches Full English Breakfast runtergeschlungen werden. Auch wenn man eigentlich wusste, dass der Fraß den Weatherspoon einem auftischt ziemlicher Müll ist, ignorierte der Pöbel dies gekonnt und so wurde 7-mal das große Frühstück geordert. Um den Mist runterzuspülen, flossen natürlich auch zu früher Stunde schon wieder reichlich Cider und Bier die durstigen Kehlen hinunter. Nachdem nun jeder mehr oder weniger gestärkt war, hieß es erstmal Abschied nehmen. Während sich der Hipsterteil der Gruppe aufmachte um wahlweise Cass Pennant, Frodo oder Jürgen Klopp seine Aufwartung zu machen, ging es für zwei tapfere Krieger in das knapp eine Stunde entfernte Stevenage. Hier übergebe ich den Staffelstab dann aber an Papa Schlumpf, denn mit Viertligatristesse soll der geneigte Sapeurista ja nicht vergrault werden 😉 In diesem Sinne, Blog Daddy übernehmen Sie. (Hipsterteil?! Bist du etwa der Vice Redakteur, der uns Fußballfahrendes Volk einst als Ultrà-Hipster betitelt hatte? Na warte.)
West Ham United vs Liverpool FC 2:0
Heute sollte für mich ein Traum in Erfüllung gehen. Ein mit €105 kostspieliger Traum, aber endlich konnte ich ein Heimspiel der Hammers im Boleyn Ground besuchen. Wir waren mal wieder kurz auf knapp, gerade mal eine halbe Stunde vor Anpfiff am Stadion. Am Bahnhof raus, stand auf der gegenüberliegenden Seite an der großen Scheibe eines Fast Food Laden gelehnt ein Gruppe besser gekleideter, junger, motivierter Einheimischer, wartend auf die übliche Kundschaft. Sechs Lads, die alles im Blick hatten, von denen ich aber nicht mit Sicherheit sagen kann, ob sich um Scousers oder Cockneys gehandelt hatte.
Wir zogen mit der Masse in Richtung Stadion, wollten wir uns doch einmal den Palast anschauen, welcher ab der kommenden Saison nicht mehr die Heimstätte der Hammers sein wird. Kurzer Rundgang, die üblichen Fotoserien geschossen und schon verabschiedete sich der Tross in alle Himmelsrichtungen, da wir für die unterschiedlichsten Tribünen und Bereiche Karten hatten. Julian und ich bildeten wie am Vortag ein Tag Team, hatten wir zufälligerweise nicht nur Karten für den gleichen Stand, sondern auch gleichen Block und Abschnitt. Ich kann es nicht verleugnen, denn mit so etwas wie Vorfreude nahm ich Platz und genoss die Hymne „Forever Blowing Bubbles“ und ich war auch sehr auf das sportlische Geschehen auf dem Platz, als auch auf den Gästeanhang gespannt. Genießen die Reds doch den Ruf zu den sangesfreudigeren Anhängerschaften auf der Insel zu sein. Um es kurz zu machen, wir wurden enttäuscht. Liverpool lieferte eine schlechte Leistung ab. Bei aller Kloppomania an der Merseyside haben sie wohl das Fußballspielen vergessen. Einzig Emre Can versprühte so etwas wie Gefahr, aber der Ball schien wohl an seinem Fuß eher festzuwachsen und so machte er lieber auf one man show, anstatt seine Teamkollegen ins Spiel zu bringen.
Auch der Gästeanhang war in die Kategorie lahm einzuordnen. Vielleicht 12-15 Anfeuerungsrufe über die gesamte Spielzeit sind ebenfalls mau. Hier sorgte jedoch die Heimseite, nicht ganz ohne den Spielverlauf außer Acht zu lassen, für eine Überraschung. West Ham ging bereits in der 10. Spielminute durch Antonio in Führung und hatte den LFC komplett im Griff. Wir hatten unsere Plätze übrigens fast direkt unter dem Dach und hatten (leider) eine hervorragende Sicht auf die Traverse, auf der sich ein Teil der Pressetribüne befand. Hier gab es plötzlich einen Schlag und als wir hochschauten wurden wir Zeuge wie ein Sportmoderator reanimiert werden musste. Sein Kollege hatte ihm durch eine Mund zu Mund Beatmung und weiteren Hilfemaßnahmen vermutlich das Leben gerettet und bis die Sanitäter vor Ort waren, saß er zumindest sichtlich geschwächt wieder auf seinem Platz.
Kommen wir zurück zum Spiel. Liverpool kam zu Beginn der zweiten Halbzeit besser ins Spiel, aber Carroll konnte die Führung in der 55. Minute ausbauen und das Spiel ungefährdet nach Hause bringen. Mehr gibt es leider nicht zu berichten. Die Seifenblasen flogen in den Himmel vom Londoner East End und die Hammers hatten den großen Favorit geschlagen. Für mich war es die teuerste Eintrittskarte für ein Fußballspiel, die ich je bezahlen musste. Wenn ich daran denke, dass ich zm Beispiel für das Genueser Derby oder Livorno vs Pisa in der guten alten Zeit nur umgerechnet €20 bezahlt hatte und vor, während und nach dem Spiel einfach alles geboten wurde, weiß ich, dass ich das mit dem Hier und Heute nicht vergleichen darf. Auf der Habenseite steht am Ende endlich ein Besuch des Boleyn Grounds und mit der Gewissheit heute einer der letzten Gelegenheiten eines Besuches, bevor West Ham United zur neuen Saison ins Olympiastadion umziehen wird, tröstete mich etwas während ich die Stufen hinunter ging.
Nach dem Spiel trafen wir uns mit der restlichen Bande an einer Fanbude und erfuhren von deren Schicksal. Einer hatte seine Karte inmitten der heimischen Lads, von denen er anfangs kritisch beäugt worden war, aber als er sich als Tourist outete waren die Fronten geklärt. Erschwerend blieb jedoch die Sicht, denn er noch ein weiterer Kollege aus der Reisegruppe hatten sichtbehinderte Karten mit einem Pfosten oder der Dachschräge im Blickfeld. Und das alles für einen Einlass von mehr als 100 Euronen, ist schon eher als mittelprächtig bis ärgerlich einzuordnen.
Clapton FC vs London Bari 1:0
„Ey Mark, wir können nach dem Hammers vs Reds Spiel einen Doppler machen. 9. Liga oder so was.“ Neunte Liga? Doppler? Auf gar keinen Fall, Alder. Solchen sinnlosen Schabernack habe ich schon früher gehasst. „Der Platz ist aber nur gut 15min zu Fuß vom Stadion enfernt, heißt Old Spotted Dog und die haben so was wie Ultras!“ Old Spotted Dog…was ist denn das bitte für ein abgefahrener Name, das klingt ja mal eher nach einem Pub. Und Ultras? Zeig mir mal Bilder oder geb mir mal bitte mehr Infos. Gesagt, getan und jetzt stehe ich nach einem knapp viertelstündigen Spaziergang durch Mumbai…äh dem Londoner East End am Eingangstor von dem Ground mit der sehr skurrilen Namen Old Spotted Dog. Fußball an der Basis. Essex Senior League. 9. Liga (oder so ähnlich).
Das Spiel lief bereits und so haben wir von dem guten Mann am Verkaufsschalter einen kleinen Sonderpreis bekommen. Von weiten hörten wir bereits Singsang, der mich an eine Mischung aus St. Pauli und Celtic erinnerte. Als wir um die Ecke bogen war ich happy. Ich kann es einfach nicht anders beschreiben. Zwei klitzekleine Tribünen, auf der gegenüberliegend standen ca. 200 Leute mit Bannern, die permanent am singen und am Fahne schwenken waren und ein Fußballplatz, der in etwa so wie eine heimische Streuobstwiese gepflegt war. Nämlich gar nicht. Der Begriff Acker trifft es nicht ganz. Das Gras viel zu hoch. Schlaglöcher, kleine und große Hubbel. Einfach der Alptraum eines englischen Greenkeepers. Auf dem Spielfeld echte Helden der Kreisklasse. Athleten in Polyester gedresst. Sagenhaft. Ich hatte Spaß an dem Spiel, an Clapton FC mit seiner Fanszene, dem Liebeslied an das polnische Tyskie Bier „Drowning our sorrows in Tyskie“ (dt. Etränke deine Sorgen in Tyskie).
Ich kenne nicht den Hintergrund oder die Historie der Clapton Ultras, aber es muss wohl um 2012 gewesen sein, als sich verbitterte Fans der großen Clubs zusammenschlossen, um fortan einen Verein mit langer Geschichte, dem Clapton FC, in den unteren Ligen und nach südeuropäischen Vorbild zu unterstützen. Seitdem finden sich pro Spiel zwischen 100 und fast 400 Fans ein, um ihren Club nach vorne zu peitschen, aber auch um politisch Stellung zu beziehen. Und zwar ebenfalls nach Vorbild von St. Pauli und Celtic. Wir liessen uns das Stella aus dem Vereinsheim schmecken und genossen das Treiben auf dem Rasen und auf den Rängen. Wie wir noch erfahren konnten, war das Spiel heute gegen London Bari ein Derby. Na dann, alles richtig gemacht und danke in Richtung Odenwald für die ganz hervorragende Planung. Forza Clapton!
Nach der mehr oder weniger missglückten Wiedervereinigung der Bande und nach hastigem Genuss diverser Alkoholika in der Zentrale des Hotels, sollte es dann zum eigentlichen Ausgehhighlight ins Londoner Nachtleben gehen. Hier hatte man vor 2 Jahren noch überragende Erfahrungen mit dem Reflex gemacht. Die Erwartungen waren riesig, welche durch das Betrachten diverser Fotos von voran gegangenen Veranstaltungen noch weiter nach oben geschraubt wurden. Aber wie es wohl der ein oder andere Feierwütige kennt, man freut sich schon Wochen auf die 90er Party im alten Jugendclub und denkt zurück an wilde Orgien aus der Studentenzeit und dann gibt es zum eigentlich fest eingeplanten Augenschmaus nicht mal mehr die traditionelle Hausmannskost, sondern eher schon die Reste vom Vortag. Und so gab man diesmal eher mehr als weniger den Clown in diesem Laden. Hatte man sich auf einen Schuppen voll mit Pommespanzern und bis zur Unendlichkeit gebräunten Mittfünfzigern gefreut, die die Tanzfläche teilweise mit einem Swingerclub verwechseln, wurde man recht schnell eines besseren belehrt. Bis auf 2 Geburtstage mit fetten Hühnern und ein paar versprengten Gästen war quasi Totentanz. Das war so gar nicht wie wir es von unseren letzten Besuch oder aus Birmingham her kannten. Da man sich davon aber nicht die Laune verderben ließ, gab man trotzdem Gas am Glas und so wurden die bestellten Cocktailpokale nicht nur größer, sondern wurden auch einer nach dem anderen vernichtet. Sowohl beim Trinken, als auch beim Tanzen trennte sich schnell die Spreu vom Weizen und so konnten groß angekündigte Versprechen von Teilen der Reisegruppe wie eigentlich erwartet nicht eingehalten werden. Nachdem der DJ zum Kehraus rief, ging es wieder per Taxi zurück in unsere Bleibe. Hier durfte sich dann noch das Hotelpersonal zu später Stunde über etwas Umsatz an der Hotelbar freuen. Und nachdem jeder noch etwas Ambrosia zu sich genommen hatte, ging es dann irgendwann auch in die Falle, nicht jedoch ohne vorher nochmals darauf hingewiesen zu haben, dass am morgigen Tage ausgeschlafen werden sollte.
Manch einer nahm dies zum Anlass und verlegte ohne schlechtes Gewissen den Abmarsch eigenhändig um eine halbe Stunde nach hinten. Dies führte in Kreisen der Gemeinschaft zu Verstimmungen, welche bei der kurz darauf folgenden Frühstückswahl fast einen internationalen Zwischenfall ausgelöst hätte.
Während sich Teile der Reisegruppe immer noch vom Vortagsfraß a la Weatherspoon erholen mussten und sich für den Sonntag bei einem Baguette und einer Tasse Kaffe stärkten, mußte einer natürlich wieder quer schießen und sich den gleichen Mist vom Vortag nochmals in den Wanst schieben. Aber da wir ja eine homogene und tolerante Gruppe sind (schließlich hatten wir ja auch einen Bremer dabei) durfte sich jeder an seinem ausgewählten Frühstück gütlich tun. Nachdem die ersten Gelüste am Glas ebenfalls gestillt wurden, ging es anschließend fast geschlossen nach Soho. Hier wurde dann im Vergleich zu anderen Jahren trotz vieler, guter Angebote die Kreditkarte nur sehr dosiert eingesetzt. Wie jedes Mal gab für fast alle den Klassiker Londsdale-Boxershort aus dem SportsDirect. Hier schwankten die gekauften Größen von S, (ja, S!!!! und derjenige wundert sich auch noch, dass die Dinger nach 3 mal Tragen ausgeleiert sind) bis L. Anschließend durchstreiften kleine Gruppen das Szeneviertel, immer auf der Suche nach dem nächsten Schnapper. Dieser wollte aber so recht keinem gelingen, sodass man sich früher oder später wieder auf altbekanntem Terrain am nächsten Tresen wieder traf. Hier wurde dann so langsam das Ende der diesjährigen Tour eingeläutet. Tripadvisor sei dank, konnte ein halbwegs preiswertes und dazu noch schmackhaftes mexikanisches Restaurant in Mitten von Soho ausgemacht werden. Hier mundete es mal ausnahmslos jedem und so konnte man sich anschließend bei weiteren Pints noch das Finale der diesjährigen Dart-WM im Pub anschauen. Etwaige Pläne das Finale noch ohne Ticket anzusteuern wurden bei vorher aufgerufenen 130€ auf dem Schwarzmarkt schnell ad acta gelegt.
So nahm der diesjährige Ausflug dann auch irgendwann ein Ende. Vier Tage Regen steckten neben viel zu wenig Schlaf in den Knochen. Da Urlaub ein knappes Gut ist, entschied sich der Pflichtbewusste Teil des Haufens die erste Maschine des Tages am Montagmorgen zurück nach Frankfurt zu nehmen um dem Arbeitgeber nur ja nicht den ersten Urlaubstag 2016 abzutreten. Der Rest vom Fest trudelte dann im Verlauf des Tages wieder im Herzen von Europa ein und ging seiner Wege. Neuauflage 2017 nicht ausgeschlossen…
And how was your weekend?
(Danke an den Kapuziner für die Unterstützung beim Tippen)
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