Dieses Mal überraschte mich uns b. als er eine für uns eher untypische Marke vorstellen möchte, die mit dem Football Casual Ding aber auch gar nichts gemein hat und eher bei den High Class Fashionsta anzusiedeln ist. Auch das Design der Schuhmodelle von Filling Pieces erinnert mich an Modelle, mit denen ich überhaupt nix anfangen kann und nicht gerade an die von mir verehrten Turnschuhe der Stehplatztribünen. Aber Sapeur OSB ist immer für einen Blick über den Tellerrand gut und versucht das Gesamtbild abzurunden. Nehmt euch einfach einmal die Zeit und lest euch durch, was der gute Mann zu der Schuhmarke aus Amsterdam zu sagen und zusammengetragen hat, die aktuell bei den sehr modebewussten Menschen hoch im Kurs steht. Viel Spass damit
von Bobo van Dalen
Nach New Balance fällt aktuell mit Reebok Classic die letzte Bastion der szenetypischen Fußbekleidung an die Mitte der Gesellschaft. Da kann man Trübsal blasen oder einfach seinem guten Geschmack folgen, der sich mit zunehmendem Alter nicht vor Weiterentwicklung geschützt und mehr und mehr Modelle wie den Clark’s Wallabee oder Adidas Albrecht, Mounfield und Touring bevorzugt. In Kombination mit einem Lacoste Polo und ner beigen Harrington ist man topp angezogen wie Steve McQueen. Der ein oder andere junge Padawan mag sich nun fragen: „Hä, Steve Mc wer? Nie gehört“. Das ist traurig und eine nicht zu entschuldigende Bildungslücke, die wir zu einem gewissen Anteil auf unsere Kappe nehmen. Schon längst wollten wir den großartigen Schauspieler und Gentleman-Rennfahrer vorgestellt haben aber die die Zeit, das Biest, durchkreuzt regelmäßige unsere Vorhaben (Memo an mich: Prio 1, Blue Monday mit gelbem Zettel und SMQ-Artikel klimpern). In aller Kürze: Steve McQueen war – vielleicht neben Marlon Brando und Sean Connery – der smarteste englischsprachige Schauspieler der späten Sechzigern und frühen Siebzigern und gilt als eine der Stilikonen des zwanzigsten Jahrhunderts. Die Garderobe von Daniel Craig in „Spectre“ ist mehr als eine Hommage an McQueen, wobei der Bonddarsteller selbst meines Erachtens am ehesten als zeitgenössischer Version des Originals herangezogen werden kann.
Wer die Überschrift dieses Artikels aufmerksam gelesen hat, fragt sich spätestens jetzt, warum hier Filling Pieces draufsteht, während vermeintlich McQueen drin ist. Die Auflösung kommt jetzt in Form einer Frage, die ich mir regelmäßig stelle: Wäre Steve McQueen unser Zeitgenosse, welche sportiven Freizeitschuhe würde er wohl zum Lacoste und der Harrington tragen? Abgesehen von oben genannten Modellen fielen mir bis dato nur Adidas-Modelle seiner Zeit wie ein London, Dublin oder Gazelle ein, bis ich auf das Label Filling Pieces aufmerksam wurde, das ein gewisser neunzehnjähriger Guillaume Philibert im Jahr 2009 gegründete und seither betreibt. Während seines Studiums war Guillaume auf der Suche nach hochqualitativen Sneaker, die die Lücke zwischen Streetwear und High Fashion schließen könnten und dies zu einem bezahlbaren Preis. Da er nicht fündig wurde, verwirklichte er fortan seine Vorstellungen unter dem Namen Filling Pieces. Ende 2009 und zahlreiche Entwürfe später stand die erste Premium Sneaker Kollektion.
Die Modelle zeichnen sich durch ihre Eleganz und Zeitlosigkeit aus; handgefertigt in Portugal unter Verwendung feinster italienischer Materialien wird das edle Design qualitativ komplettiert. Während die etablierten Turnschuhmarken unter Innovation offensichtlich verstehen, Jahrzehnte alte Modelle in immer neuen Colourways auf den Markt zu schmeißen (Air Max 90, Huarache, Hamburg, Topanga), stellt Filling Pieces eine tatsächliche Innovation dar und man fragt sich: Sind das noch Sneaker oder was sind sie? Mit egal, sollen das doch die Lagerfelds oder die Modepolizei klären!
Als ich erstmals ein Paar der Marke sah, wirkten sie auf mich so unkonventionell anders und doch irgendwie vertraut. Ja, und gewissermaßen ikonenhaft wie eine Skulptur. Im Zuge der Recherchen zu diesem Artikel sollte dieser Eindruck dann bestätigt werden. Denn während Designer üblicherweise ne Schneiderlehre machen und Modedesign studieren, ist Guillaume Philibert von Haus aus Architekt. Da ging mir ein Licht auf und ich erkannte, dass mich das ikonenhafte skulpturale der Schuhe an die Architktur von Le Corbusier und seines Schülers Oskar Niemayer und ihrer Interpretin von Bauhaus erinnerte. Das ist jetzt vielleicht etwas weit hergeholt, aber in gewissen Geisteszuständen kann man durchaus diesen Eindruck bekommen…
„Seit damals hat sich die Sneaker-Industrie stark verändert, sie ist heute fester Bestandteil der Modewelt. Wir hören das von den Stores, mit denen wir seit Anbeginn zusammenarbeiten. Damals lag deren Fokus auf dem Verkauf von Kleidung (80%), während heutzutage hauptsächlich Schuhe (60%) das Geschäft ausmachen“, so Philibert, der sich überdies sicher ist, „dass Sneaker nicht mehr ausschließlich zu sportlichen Looks getragen, sondern auch zu langen eleganten Kleidern, Abendgarderobe, Anzügen und immer häufiger High Heels vorgezogen werden.“ Zu seinen regelmäßigen Kooperationen mit Labels und Künstlern zählte in 2015 eine limitierte Capsule Collection mit der japanischen Brand Ones Stroke.
Grau ist alle Theorie, widmen wir uns daher mal der aktuellen Herren-Kollektion. Die Modelle kommen markentypisch zunächst mal dezent daher. Ohne jetzt das alte Thema, dass Schwarz und Weiß keine Farben im eigentlichen Sinn sind, aufzuwämen, sind es Grau, Braun, Beige und zurückhaltende Blau- und Grüntöne, in denen das Obermaterial Leder gehalten ist. Doch in diesem Sommer dürfen auch hier schinbar keine kunterbunten Regenbogenfarben fehlen.
Fazit:
Über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten, über Stil hingegen schon. Zugegen sind die Modelle nicht die erste Wahl für Auswärtsfahrten. Doch an spielfreien Wochenenden mit der Liebsten in der Gin-Bar sind sie eine bequeme Alternative zu klassischen Lederschuhen. Beim anschließend Discobesuch kann der Mann an der Tür nicht die Tunrschuhkarte ziehen und damit den Einlass nicht verweigern.
Die Schuhe gibt es ab 200 Euro aufwärts. Das klingt zunächst vielleicht etwes teuer. Verglichen mit Plastikschuhen aus Fernost, die auch an der 200 Euro Marke kratzen, sind diese in Europa handgefertigten Ledermänner meines Erachtens vergleichsweise preiswert.
Wer sich also gepflegt arrogant von der turnschuhtragenden Mitte der Gesellschaft abheben will, sollte mal den Internetshop von Filling Pieces und seine schwarze Amex bemühen. Guter Geschmack war schon immer etwas teurer und Überziehungskredite sind zum Überziehen da.