von Bobo van Dalen
Mir brummt der Schädel. Gerne würde ich einfach drauf los schreiben und euch das Modelabel Pretty Green vorstellen. Allerdings ist es gar nicht so einfach, denn hier hat mal wieder alles mit allem zu tun. Starten wir mit einer Einleitung, nähern uns dem Protagonisten, seinen Inpirationen und Vorbildern um schließlich zu des Pudels Kern vorzustoßen. Könnte klappen….
Wenn Musiker meinen ein Modelabel zu begründen, dann sind das vorwiegend rappende U.S.-Amerikaner wie etwa Sean Combs, Puff Daddy, P.Diddy, Puffy, Diddy oder Sean John oder deren Landsfrauen, die flankierend eine Parfum-Linie auf den Markt bringen. Dies erweckt bei mir immer so ein wenig den Eindruck einer Erweiterung des Merchandising-Angebotes, was auf deutsch so viel bedeutet wie „billigen Scheiß für teuer Geld“.
Jetzt handelt es sich bei Liam Gallagher zwar auch um einen Musikstar, doch verhält es sich meines Erachtens mit seinem Label Pretty Green deutlich anders. Da gibt es nämlich „geilen scheiß für teuer Geld“. Was, ihr kennt Liam Gallagher nicht? Könnte es sein, dass ihr in den 1990ern geboren seid? Denn nur das (oder chronische Ignoranz) könnte die Erklärung dafür sein, Liam nicht zu kennen. Junge Freunde, für euch ein Crashkurs.
Seit der Geburt des Rock´n´Rolls in den späten 1950er Jahren, haben britische Subkulturen die Musik und Mode weltweit beeinflusst. Was uns auch direkt zu Oasis führt. Die Combo aus Nord-England, war eine der erfolgreichsten Bands der 1990er Jahre. Ihr Musikstil wurde als Britpop bezeichnet. Diese Bezeichnung fand ich schon damals beschissen, will sie Oasis mit beschissenen Trittbrettfahrern in einen Topf schmeißt. Sei’s drum! Denn wird hingegen Britpop als Bezeichnung für das musikalische Erbe der Beatles, der Smiths und der Stone Roses verstanden, dann ist das okay. Und wird das Ganze noch mit dem Kleidungs- bzw. Lebensstil der Mods und der später der Casuals garniert, dann bin ich verdammt nochmal ein Britpoper!
Im Rampenlicht der Band standen die Brüder Liam und Noel Gallagher. Bis hierhin klingt das nach Parallelen zu Tokyo Hotel, doch im Gegensatz zu den Kaulitz-Schwestern sind die Gallaghers gut gekleidete Kerle, die Fußball, Lagerbier, Frauen und Prügeleien mögen. Manchmal prügelten sich die Gallaghers auch untereinander, was in 2009 auch zur Auflösung der Band führte. Und just in diesem Jahr gründete der jüngere Liam das Modelabel „Pretty Green“. Der Name des Labels geht auf den Song „Pretty Green“ von The Jam zurück.
Was, ihr kennt The Jam und Paul Weller nicht? Könnte es sein, dass ihr in den 1980ern geboren seid? Denn nur das (oder chronische Ignoranz) könnte die Erklärung dafür sein, ihn nicht zu kennen. Freunde, in aller Kürze. Paul Weller ist ein britischer Musiker, der bei The Jam spielte und seither als Solokünstler tätig ist. Er gilt als Godfather des Mod. Er ist von Hause aus Modernist, Stilikone und flux wären wir wieder beim Thema Pretty Green und Liam Gallagher.
Schaut sich der casuale Kenner alte Oasis-Videos an oder betrachtet Bilder von Liam, erkennt er gewisse Schnittmengen zum eigenen Kleiderschrank. Wenn man sich jetzt noch die Kleidung von „Britpop-Bands“ dazu denkt, dann hat man die Bausteine für Pretty Green zusammen oder wie Liam es formulierte „Ich mache das nicht, um irgendjemand übers Ohr zu hauen und auch nicht wegen des Geldes. Ich mache das, weil draußen ein Mangel an Sachen besteht, die ich tragen möchte“. Recht hat er! Seine Beweggründe sind mehr als nur legitim, denn die Klamotten die er selbst trägt spiegeln sich in den Kollektionen von Pretty Green wieder. Zudem ist unsere Motivation von Sapeur OSB ähnlich gelagert.
Zu meiner persönlichen Freude hat Liam auch einen gehörigen Mangel an Paisley festgestellt. Was, ihr kennt Paisley nicht? Könnte es sein, dass ihr in den 1970ern geboren seid? Denn nur das (oder chronische Ignoranz) könnte die Erklärung dafür sein, nicht das Muster der swingenden Sechziger zu kennen, das in etwa so wirkt, als würde man Zwiebelzellen auf LSD unterm Mikroskop betrachten. Vergesst Gingham, vergesst Tartan, Paisley ist das Maß aller Dinge! Im Gegensatz zu karierten Hemden trägt man Paisley nicht aus Zufall. Das muss man wollen und dazu muss man es kennen!
Pretty Green Linien
Eins vorweg, das hier ist sehr subjektiv, denn die verschiedenen PG Kollektionen erinnern mich insgesamt an eine Mischung aus Fred Perry, Ben Sherman und eine Brise John Lennon.
PreCollection ist die wohl innovativste, spielt mit Mustern und floralen Motiven und natürlich Paisley. Überwiegend dominieren gedeckte Farben und klare Schnitte. Insgesamt kommt mir persönlich die Farbe Khaki zu oft vor.
London Mod. Diese Linie ist vom Stil der Band The Who inspiriert oder anders gesagt, hier schreit alles nach dem Spirit of 69 und feiert die Modernists und den Skinhead-Kult. Polohemden, klassische Trainingsjacken und Parkas, wie sie auch von anderen großen britischen Marken sein könnten. Wie ein roter Faden zieht sich auch hier die Paisleynummer durch.
Black Label ist so etwas wie die „Club 27“ Linie, denn sie erinnert mich an die Outfits der legendären Drogenopfer. Schwarze Cabanmäntel und Lederjacken, dazu lange Haare, Kälberstrick, Halstücher und Nickelbrille erinnern an Jim Morrison.
Und dann, als wäre es nicht schon genug mit Paisley gibt es noch die Journey of Paisley Kollektion, die vom Stil her eine Mischung aus Pre und Mode-Kollektion darstellt. Diese Linie ist ebenfalls von den späten Sechzigern beeinflusst, allerdings vom bunten Uniform-Outfit der Beatles während ihrer Sgt. Pepper Periode., allerdings nicht so knallig von den farben. eher etwas reduzierte wie bei T-Rex und Led Zeppelin.
Bei unserer letztjährigen Sauftour äh Dienstreise nach London besuchten wird den Flagshipstore in der Carnaby Street. Der Laden ist sehr liebevoll und stimmig eingerichtet. Auf drei Etagen findet ihr schwere Ledersessel, Vinyl, Poster und Literatur zu Musik, Kunst und Menswear.
Dort konnten wir viele der Teile mal im Original sehen und qualitativ stechen die Teile nicht wesentlich aus den üblichen casualen Marken heraus. Dafür sind das Design und auch die gedeckten Farben ganz typische Charaktere der Marke, was sie dann wiederum nicht austauschbar macht. Ich glaube einfach, dass Liam den Kleidungsstil der Idole seiner Jungend adaptierte und nach eigenem Geschmack in die Neuzeit transportiert. Es ist ihm gelungen. Checkt die offizielle Seite von Pretty Green und macht euch mit den Sachen vertraut, vielleicht konnte ich dir heute ein dir bislang unbekannte Marke näherbringen und dein Interesse wecken.
Pretty Green
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