Hola Sapeuristen,
heute meldet sich zum ersten Mal euer Mann aus dem Nabel des fanatischen Fußball in Südamerika, Buenos Aires. Letzte Woche Donnerstag sollte der Trip nach Südamerika via Paris mit Air France starten. Auch in der Holzklasse durchaus akzeptabel. Der Disponent der Airline bescherte uns allerdings einen achtstündigen Aufenthalt in der Metropole mit rostigen Turm. Der Ausflug in die Stadt sollte mit schlappen 20€ zu Buche schlagen und Jäh enden, weil sich ein Einheimischer vor die Metro warf. Außer Spesen nichts gewesen. Vive la France!
Der 13 Stunden Flug ins gelobte Land konnte nun beginnen und wäre wohl keiner Erwähnung wert, mit der Ausnahme, dass der Chinese einfach die letzte Kreatur ohne Anstand auf Erden ist, wenn da nicht ein chilenischer Vulkan gewesen wäre. Die Vulkanasche sollte zu Einschränkungen des Flugverkehrs in Buenos Aires führen und unseren Piloten zum Stopp in Rio bewegen.
Lustige Anekdote am Rande war dabei, dass die bereits erwähnten Chinesen über keinerlei Fremdsprache verfügten, außer Whisky, Whisky und nun vollends die Fassung verloren, weil auf Ihrem Monitor Rio als Ziel angezeigt wurden. Englisch kann halt nicht schaden, wenn man die Welt aufkaufen will.
In Rio war schnell klar, dass ein Weiterflug heute nicht mehr zu erwarten ist. Alternativ wurde man dafür an die Copacabana gebracht und in einem Hotel einquartiert. Ein Tag Copacabana auf Kosten der Airlines kann man mal machen, oder? Der einzige Haken dabei, dass der Ausflug nach Montevideo und somit das geplante Spiel im Nationalstadion von Uruguay nicht mehr zu realisieren gewesen ist. Sonne, Strand und 3€-Capi’s waren allerdings ein kleiner Trost. Am nächsten Morgen sollte es nach dem Frühstück mit dem Taxi wieder an den Airport gehen. Die Route von der Copacabana zum Airport führt einen Quasi durch die ganze Stadt und auch ein Blick aufs Maracana sollte nicht fehlen. Abschließend muss man aber wohl sagen, dass die Stadt ein ganz schönes Dreckloch ist. Kaum zu Glauben das Sao Paulo noch schlimmer sein soll. Ich persönlich kann heute verstehen warum die Menschen zum Teil gegen die Austragung der WM gewesen sind. Das Geld wäre an anderer Stelle besser eingesetzt gewesen.
Am überschaubaren Flughafen von Rio hatte man schnell die richtige Schlange zum Glück gefunden. Streitig ist die Tatsache ob der W-Lan-Empfang ein Segen gewesen ist. Immerhin konnte man sich auch so 10.000 Kilometer entfernt über unsere Eintracht ärgern.
Der zweite Anlauf nach Buenos Aires sollte uns endlich ans Ziel bringen. Kleiner Bonus war die Tatsache, dass diese Maschine am innerstädtischen Flughafen landen sollte. Neben Geld sparte das auch noch eine Menge Zeit auf dem Weg zur Ferienwohnung. Nach der Übergabe der Wohnung sollte aber die nächste Hiobsbotschaft folgen. Dank regionaler Wahlen war es den Märkten nicht erlaubt Bier zu verkaufen. Der ein oder andere Leser unseres Blog wäre jetzt wohl Amok gelaufen und auch ich dachte kurz über einen Putsch nach. Ceverza liberi!
Das war Teil 1 meines kleinen Berichtes. Fortsetzung folgt.
Maggus
Teil 2
Die erste Nacht in unserer Ferienwohnung (eine Perle in San Telmo) wäre wohl ziemlich trocken verlaufen, wenn nicht die gegenüber liegende Lokalität gewesen wäre. So konnte doch noch die erste Cerveza genossen werden und das Feeling in den Straßen erinnert mich stark an eine laue Sommernacht in Italien.
Am nächsten Morgen sollte das Studium der „Ole“ die nächste Ernüchterung mit sich bringen. Kleine Exkursion am Rande: das „Ole“ ist eine tägliche Zeitung, welche sich ausschließlich mit Fußball beschäftigt. Das Cup-Spiel von Independiente gegen einen Verein aus der 3. Liga sollte nicht in Buenos Aires, sondern in Cordoba statt finden. Das wäre in etwa so, wenn die Eintracht gegen Bayreuth in Osnabrück spielen würde. Zum Glück war das Spiel so oder so nicht auf unserer Agenda. Leider sollte auch einige Tage später der Auftritt von Quilmes in der Pampa stattfinden.
Somit stand an diesem Sonntag erst einmal die Erkundung der Umgebung auf dem Plan. Nur wenige Schritte von der Haustür entfernt begann der sonntägliche Markt von San Telmo, welcher eine bunte Auswahl von Dingen im Angebot hatte. Ganz besonders fielen dabei die kunstvoll angefertigten Mate-Trinkgefäße auf, welche wohl in jedem Haushalt zu finden sind. Am Plaza de Mayo konnte man einen Blick auf den Balkon werfen, welcher einst die Bühne von Evita Perón gewesen ist. Auf der Einkaufsstraße „Florida“ wurde man hingegen schnell fündig, um seine harten Euro in Peso zu wechseln. Der Kurs sollte bei fairen 1:13 liegen (Die Bank wollte nur 9 Peso abdrücken). Ein Mitglied meiner Reisegruppe setzte allerdings auf Dollars statt Euros und musste einen schlechteren Kurs verkraften. Mal Gewinnt man, mal verliert man. Generell bleibt nach zwei Tagen schon festzuhalten, dass diese ganzen Warnhinweise und Tipps zu Buenos Aires ein Witz sind. Wer in Frankfurt ohne Probleme über die Gasse kommt schaft es auch hier. Die letzte Etappe des Tages führte uns an den modernen Hafen, welcher scheinbar das In-Viertel für Besserbetuchte ist, Osthafen lässt Grüß. Zum Abschluss des Tages durfte das erste Steak nicht fehlen, welches in allen Kategorien überzeugen konnte.
Montag Nachmittag sollte das erste Spiel auf dem Programm stehen. Zur Partie in der Primera B (3. Liga) empfing Barracas das Team von Comu. Vorher war allerdings noch die obligatorische Führung durch das Boca-Stadion auf dem Programm. Eine wirklich enge und beeindruckende Schüssel. Besonders Unterhaltsam war dabei als die recht junge Tourführerin den Deutschen erklären wollte was Hooligans sind. Im Anschluss also mit dem Taxi nach Barracas. Taxi fahren gibt es hier fast für geschenkt, aber hat so seine besondere Tücke darin, dass sich die Kutscher meist nur im eigenen Viertel auskennen. Eine gute Karte kann also auch hier nicht von Nachteil sein. Noch günstiger, aber dafür wesentlich länger ist die Fahrt mit dem Bus. Man sollte es aber auf jeden Fall mal ausprobieren, wenn man wirklich ein Gefühl für die Menschen im Land bekommen möchte.
Am Stadion angekommen wurde man noch nett vom Kutscher darauf hingewiesen nach dem Spiel exakt die gleiche Seitenstraße zurück zu laufen, weil die Gegend in der anderen Richtung eher keine Fremden mag. Mit solchen Hinweisen kann man arbeiten, aber auch der geschulte Blick konnte einen erahnen lassen, dass diese Gegend eher nicht Premium ist.
Für schlappe 5€ wurden die besten Plätze auf der Tribüne in Beschlag genommen und wieder erwarten fühlte sich das Rund sogar recht ansehnlich für einen Nachmittag. Eine kleine Barra sollte zudem die musikalische Untermalung des Spiels übernehmen und konnte durchaus überzeugen. Im deutschen Profifußball schon schlechter erlebt. Spielerisch war es dagegen eher eine schwache Angelegenheit, aber dafür ist man ja auch nicht hier.
Abends wurde dann noch der örtliche Pizzabäcker getestet, welcher nur max. 5v10 Lorenzo-Punkten erhält. Auch lustig, dass die Pizzagröße „Grande“ mit viel Tamtam angekündigt wird (..zu groß für einen!) und anschließend im Lorenzo-Standard daher kommt. Gute Esser sind hier wohl eine Seltenheit.
Im nächsten Part berichte ich euch von der Gedenkstätte ESMA und unserem ersten echten Highlight-Spiel in Belgrano.
Maggus