„Wer hat an der Uhr gedreht? Ist es wirklich schon so spät?“ Was heißt hier bitte schon?! Und sollte es nicht besser „Friday, I´m in love“ heißen? Wie auch immer, wichtig ist dass das wohlverdiente Wochenende vor der Tür steht und damit auch die Fortsetzung unserer Rubrik „The Favorites by…“.
Der nächste Proband unseres Q&A ist der von mir sehr geschätzte Andreas. Ein Wortakrobat vor dem Herrn, mit einem Feinsinn für edlen Zwirn und sportiven Fußkleid. Der gute Mann ist ein herausragender Schreiber, der seine Artikel immer sehr authentisch zu Papier bringt und auch gerne mal konstruktive Kritik einbaut. Dies hat er nicht nur auf seinem eigenen Blog mit dem passenden Namen Unhappy Mondays, sondern auch in seinen Gastbeiträgen für Gear There Everywhere oder bei uns unter Beweis gestellt.
Ich freue mich immer sehr etwas aus seiner Feder bzw. Wireless Keyboard zu lesen und war sehr glücklich darüber ihn für unsere Blog Steady Crew gewinnen zu können. Leider sind seine Artikel sehr rar geworden, was jedoch durch mehrere Berufswechsel und ebenfalls mehrere Umzüge bedingt ist.
Es freut mich deshalb umso mehr, das Andreas Zeit gefunden hat sich unseren Fragen zu widmen. Andreas, du weißt, das Thema ist egal und dein Beitrag ist bei uns online. #Crewlove
Bevor die Lobhudelei noch weiter ausartet, wünsche ich euch viel Spaß mit The Favorites by Andreas!
Dein Vorname
Andreas
Welches „Baujahr“ steht in deinem Ausweis?
1972
Dein Verein
1.FC Kaiserslautern
Wie bist du mit der Casual Culture in Kontakt gekommen?
Da kam letztlich eins zum anderen. Bin quasi in einer Schneiderei aufgewachsen und hatte daher schon früh ein Faible für Stoffe, Schnitte und handwerkliche Qualität. Über die Musik kam ich irgendwann mit den einschlägigen Subkulturen in Berührung, also Skins/Rudeboys, Mods, etc. und so hing bald das erste Fred Perry Polo im Schrank. Irgendwann Mitte/Ende der 80er kam dann noch der Fußball dazu, wo man schnell mit Leuten in Kontakt kam, die sich nicht nur für das Spiel selbst schick gemacht haben…
Einige Jahre später hat man dann bei den ersten Ausflügen nach England erfahren, dass die modebewussten Fußballrowdies hier Dresser bzw. Casuals heißen und was „one-upmanship“ bedeutet. Für tiefere Einblicke in den Lifestyle und das Entdecken neuer Marken sorgten später auch die einschlägigen Magazine wie Proper, Northern Afficionado, etc.
Wie würdest du deinen eigenen Stil beschreiben?
Puh, ich sag mal: gepflegt gediegen. Hängt immer von der Stimmung ab. Irgendwo zwischen sportlich (Polo, Tracktop, Laufschuh) und Erdkundelehrer (Harris Tweed, Cord-Chino, Desert Treks)…
Auf jeden Fall dezent und am besten erst auf den zweiten Blick mit einem erkennbaren „casual twist“.
Bist du bei den Spielen deines Vereins immer in der Kurve anzutreffen?
Aus privaten und beruflichen Gründen leider kaum noch.
Dein Lieblingsstadion? (neben deinem Club)
Der San Paolo/Stadio Maradona in Neapel. Ansonsten glüht mein fußballromatisches Herzchen eher für Spielstätten abseits des großen Brimboriums, etwa das Herbert-Dröse-Stadion in Hanau, den Albert-Kunz-Sportpark in Nordhausen und das Ludwigshafener Südweststadion.
Wie sieht dein typischer Ablauf am Spieltag aus?
Die ganzen Rituale sind inzwischen deutlich weniger geworden. Also eher der Standard: Klamotten raussuchen, hibbelig werden, losfahren und nach Ankunft auf dem Berg möglichst schnell das erste Stadiongedeck reinlöten um die Nerven adäquat auf den Belastungstest durch meinen Herzensverein vorzubereiten.
Dein bevorzugtes Bier?
Bier ist doch das, was man bestellt, wenn der Rieslingschorle aus ist, oder?
Welche ist deine Lieblingsjacke? (In deinem Besitz und dein Holy Grail)
Im Besitz: Marshall Artist Waxed Cotton Vintage Sailing Coat von 2012
Grail: SI Montgomery Duffle Coat
Gibt es vielleicht eine besondere Errungenschaft, auf die du ganz besonders stolz bist?
Bin ich eigentlich auf die meisten. Hervorzuheben wäre aber auf jeden Fall das pocket utility shirt von Hawkwood Mercantile – eines der besten Hemden, die man kriegen kann! Und der shawl collar full zip wool cardigan von Barbour. Ein Sample, das es so nie regulär zu kaufen gab.
Welche Marken kicken dich aktuell am meisten?
Viel Interessantes kommt aus Asien, auch wenn das Kartoffelsack-Fitting nicht so unbedingt meins ist – ts(s), Frizmworks, Cayl und sowas. Ansonsten greife ich weiterhin fast blind zu Norse Projects und Universal Works.
Wie sah dein letztes Matchday Outfit aus?
Edwin ED-45 loose tapered jeans, Shirt von Original Madras Trading Co., Battenwear Travel Shell Parka und Clarks Wallabees in maple suede.
Was sind deine Top3 Sneaker/Trainer?
New Balance 1530 OGG
Adidas Samba x CP Company
New Balance 1300 ER x „Cone Mills“
Welche Bands und Künstler finden wir auf deiner Awaydays-Playlist?
Das, was ich sonst auch höre – und da geht’s meistens drunter und drüber: Viel Ska und Soul, Cock Sparrer zum Warmsingen, klassischer HC wie Minor Threat, Negative Approach, etc., 90er-Jahre-Hip-Hop, neuere Sachen wie Kid Kapichi, Viagra Boys und etwas D-Beat-Geballere (Avskum, Victims, Bootlicker)…
Welche Film- und Serienempfehlung gibst du uns mit auf den Weg?
Bei Serien bin ich eher late adopter, feiere gerade Umbrella Academy und hole Peaky Blinders nach. Netter Film für den ruhigen Sonntag auf der Couch mit Frau/Mann/Freundin/Freund: Master Cheng in Pohjanjoki. Ansonsten sollte man schon alles von Shane Meadows mal gesehen haben.
Buch und Kultur: Was sind hier deine Favoriten?
„Herkunft“ von Saša Stanišić, die „Schotten“-Trilogie von David F. Ross und „Krach“ von Tijan Sila. Wer nicht nur unterwegs ist, um von A nach B zu kommen, sollte auch mal in Colin Fletchers „The man who walked through time“ reinlesen.
Bücher mit Fußball-/Szenebezug spare ich mir hier mal, da wurden -bis auf „The Fashion of football“ von Mark Baxter und Paolo Hewitt- die meisten brauchbaren eh’ schon genannt („In kleinen Gruppen ohne Gesänge“, „Casuals“ von Phil Thornton, usw…).
Vielen Dank an Andreas, dass du bei unserem Q&A mitgemacht hast. Lass es dir gut gehen und auf ein baldiges Wiedersehen hier auf dem Blog oder auf einen Ebbelwoi!