„Berlin Calling“ ist ein 2008 von Hannes Stöhr inszenierter Film, der die Berliner Clubszene und ihre Musik aus einer einzigartigen Perspektive beleuchtet. Die Hauptfigur ist der DJ und Produzent Martin Karow, genannt Ickarus, gespielt von Paul Kalkbrenner, einem renommierten deutschen Techno-Künstler, dessen eigene Musik den Soundtrack des Films dominiert. Kalkbrenners Performance und die Originalmusik tragen wesentlich zur Atmosphäre und Authentizität des Films bei.
In „Berlin Calling“ folgen wir Ickarus, der am Rande des globalen Ruhms steht. Er reist um die Welt, um in Clubs und Festivals zu spielen, während er gleichzeitig an seinem nächsten Album arbeitet. Aber Ickarus‘ Welt beginnt zu wackeln, als seine Managerin und Freundin Mathilde mit ihm Schluss macht und sein exzessiver Drogenkonsum ihn in eine Psychiatrie führt. Der Film porträtiert seine Kämpfe mit Sucht und mentale Gesundheit und zeichnet dabei ein dunkles, aber berührendes Bild der Party-Szene Berlins.
Hier ist für euch der offizielle Pressetext.
Der Berliner Elektro-Komponist Martin Karow (Paul Kalkbrenner), aka DJ Ickarus, tourt mit seiner Freundin und Managerin Mathilde (Rita Lengyel) von Flughafen zu Flughafen, von Auftritt zu Auftritt durch die Tanzclubs der Welt. In ihrer Berliner Wohnung teilen sie Bett, Musikstudio und Büro. Mathilde kritisiert Ickarus zunehmend wegen seines exzessiven Drogenkonsums. Ihre Liebe und ihr gemeinsames Ziel, die Veröffentlichung des neuen Albums, schweißt sie dennoch zusammen.
Nach einem Auftritt verliert Ickarus die Orientierung und wird in die Drogennotaufnahme einer Berliner Nervenklinik eingeliefert. Die leitende Ärztin diagnostiziert drogeninduzierte geistige Verwirrtheit. Man müsse jetzt erst einmal die Laborergebnisse abwarten und schauen, was für eine Pille Ickarus erwischt habe.
Ickarus ist verwirrter als er zugibt. Trotzdem nimmt er die ganze Situation nicht wirklich ernst. Mathilde bringt ihm seinen Computer in die Klinik. Ickarus komponiert weiter am Album und nimmt am sozialen Leben auf der »offenen« Drogenstation teil. Er lernt seine Mitbewohner und Zivi kennen. Nachts wird Ickarus von panikartigen Flashbacks geplagt. Die Ärztin mahnt Ickarus eine Ruhepause unter ihrer Aufsicht einzulegen. Sie betont seinen freiwilligen Aufenthalt in der Klinik.
Alice, die Chefin des Plattenlabels Vinyl Distortion, sagt bei Mathilde das Release des neuen Albums ab. Clubchef Tom verschiebt die Record Release Party. Ickarus ist immer mehr genervt vom Alltag in der Drogenstation, verlässt unerlaubt die Klinik, besorgt sich beim Dealer seines Vertrauens Erbse Kokain und feiert das Wochenende mit einem weiblichen Groupie durch. Mathilde ist immer weniger dazu bereit, bei Ickarus` Egotrip mitzumachen.
Als Ickarus von der Absage des Albums erfährt, verliert er im Kokaindelirium völlig die Kontrolle, schlägt Mathilde und zerlegt das Büro des Plattenlabels. Anschließend flüchtet er zurück in die Drogenklinik. Auch hier wartet ein Machtkampf auf ihn, diesmal mit der Ärztin Prof. Dr. Paul. Vergeblich bemüht sich Ickarus später um Schadensbegrenzung. Alice wirft ihn aus dem Label, Mathilde ist mittlerweile zu ihrer neuen Freundin gezogen und will ihn nicht mehr sehen. Ickarus verliert immer mehr den Boden unter den Füßen. Die Therapieversuche der Ärztin enden im Fiasko. Ickarus organisiert nachts unter Drogeneinfluss eine frivole Abschiedsparty, die Klinikbewohner feiern ausgelassen bis die Pfleger einschreiten.
Ickarus wird auf der geschlossenen Station isoliert und wird ruhig gestellt. Frau Dr. Paul rechtfertigt diesen Schritt gegenüber Mathilde mit der Einschätzung, Ickarus sei eine Gefahr für sich und für andere. Trotz der Trennung kämpft Mathilde um seine Entlassung, bittet den Vater von Ickarus, einen evangelischen Pfarrer, um Hilfe. In der geschlossenen Station komponiert Ickarus wieder an seinem Album. Für einen Moment scheint die Sonne am Horizont. Doch dann kommt alles anders…
Was „Berlin Calling“ so bemerkenswert macht, ist seine Fähigkeit, auf eine ernste Thematik mit einer Mischung aus Humor, Melancholie und unerbittlicher Härte zuzugreifen. Der Film spielt mit Stereotypen der Clubszene und des Genres, ohne dabei je ins Klischeehafte abzurutschen. Gleichzeitig wirft er einen ungeschönten Blick auf die Konsequenzen des Exzesses und die dunklen Seiten des Ruhms.
Die lebendige Darstellung der Berliner Elektro- und Techno-Szene vermittelt einen authentischen Einblick in eine Kultur, die für ihre Musik und ihre Feierlaune bekannt ist, aber auch für ihre Probleme mit Drogen und psychischer Gesundheit. „Berlin Calling“ ist sowohl ein Musikfilm als auch eine intensive Charakterstudie, eine Hommage an die Stadt Berlin und eine Auseinandersetzung mit Themen wie Sucht und Kreativität.
„Berlin Calling“ basiert nicht direkt auf einer spezifischen wahren Begebenheit oder einer bestimmten Person. Der Regisseur Hannes Stöhr hat die Geschichte des Films als eine Art kulturelle Momentaufnahme konzipiert, um das Leben, die Musik, die Partykultur und das Lebensgefühl in Berlin zu Anfang des 21. Jahrhunderts darzustellen.
So zeigt der Film aus dem Jahr 2008 die Clubszene in Berlin in all ihrer Vielfalt und Komplexität. Er zeigt sowohl die positive, befreiende Seite der Techno-Kultur, als auch ihre dunkleren Aspekte, wie etwa Drogenmissbrauch und die Auswirkungen des Lebensstils auf die psychische Gesundheit. Die Clubszenen sind übrigens im „Maria am Ostbahnhof“, der „Bar 25“ und außer Berlins beim „Berlin Welcome to the Future Festival in Amsterdam und der „Hypnotik at Double Mixte Concert Hall“ in Lyon aufgenommen worden.
Natürlich zeigt sich Paul Kalkbrenner für den Soundtrack verantwortlich, der nicht zuletzt des Tracks „Sky and Sand“ internationale Erfolge feierte, aber dann leider auch von der TV-Werbung vernudelt wurde.
Berlin Calling sollte aktuell im Prime Video-Abo von amazon zu sehen sein. Andere Streaminganbieter sind mir aktuell leider nicht bekannt. Viel Spaß beim Anschauen!
Berlin Calling
Ein Film von Hannes Stöhr
Mit Paul Kalkbrenner, Rita Lengyel, Corinna Harfouch, Araba Walton, Peter Schneider, RP Kahl, Henriette Müller, Maximilian Mauff, Udo Kroschwald u.v.a.
Deutschland, 2008, 105 Minuten
Source: Stoehr Film