Ok ciao. Lange hat mich ein Song nicht mehr so gecatcht wie dieser. Danke an die Jungs von WeAreDotore, die mich auf den neuen Release der Band High Vis indirekt hingewiesen haben. 

High Vis sind für einen aggressiven, packenden, kunstvollen Punk bekannt, der so hart ist wie jede Hardcore-Platte, sich aber klanglich jenseits der Parameter jedes Genres oder jeder Szene öffnet.  Die Band, die aus demselben Londoner Underground stammt, der auch Chubby And The Gang, Higher Power und The Chisel hervorbrachte, hat sich schnell eine treue Fangemeinde für ihre intensiven Liveshows, ihre unmittelbaren Texte, die Themen von Klassenpolitik bis hin zu den Herausforderungen des Alltags behandeln, und ihr unvergleichliches Debütalbum No Sense No Feeling (2019) erspielt.

Gegründet 2016 aus der Asche einiger der besten Hardcore-Bands Großbritanniens (Dirty Money, Tremors, DiE, The Smear), behalten High Vis die Hardcore-Energie in ihren Liveshows bei – es ist nicht ungewöhnlich, dass der fröhlich unglückliche, goldverzahnte Sänger/Frontmann Graham Sayle eine Show mit blutender Stirn verlässt – aber sie haben ihre akustischen Anleihen bei älteren britischen Bands wie Gang Of Four, Crisis, Joy Division und Stone Roses genommen. Die Intensität und Leidenschaft des Hardcore schürt immer noch ihr Feuer, aber in den vom Post-Punk inspirierten Texturen und Stimmungen liegt eine klangliche Abenteuerlust, die darauf hindeutet, dass die Mitglieder von High Vis sich niemals von irgendwelchen Vorstellungen davon einschränken lassen, was sie spielen sollten oder nicht.

Auf „Talk For Hours“ verschmelzen High Vis die aufbrausende, frenetische Energie des Hardcore mit der unverfrorenen Hymne der Madchester-Szene zu einem verblüffenden Effekt. Sänger Graham Sayle verrät, dass es sich um „eine ernüchternde Reflexion über endlose Unterhaltungen ohne Lösung“ handelt. Vorübergehender chemischer Optimismus und anschließende hoffnungslose Introspektion. Ein Song, der aus späten Nächten geboren wurde, in denen man darauf wartet, dass man an der Reihe ist, seinen Kampf zu schreien, den niemand hören will.

„Talk For Hours“ kommt zusammen mit der Nachricht, dass die Band in diesem Jahr ihr zweites Album veröffentlichen wird. Ick freu mir schon drauf.