Heute möchten wir euch gerne den Film Toubab vorstellen, der bereits am 23. September 2021 angelaufen ist und von dem wir leider viel zu spät erfahren habe. Schauen wir zuerst auf die Geschichte.
Nach zwei Jahren Gefängnis freut sich Babtou (Farba Dieng) riesig auf den Neuanfang mit seinem Kumpel Dennis (Julius Nitschkoff). Die beiden sind seit ihrer Kindheit beste Freunde, praktisch Brüder, da kommt nichts dazwischen. Babtou hatte Dennis nach einem Bruch gedeckt und die Schuld auf sich allein genommen. Jetzt heißt es endlich wieder: zusammen die Freiheit genießen, die Faulheit zelebrieren und mit den Behörden nichts mehr zu tun haben! Doch ausgerechnet Babtous spontane Willkommensparty läuft so dermaßen schief, dass er noch am gleichen Abend die Hände wieder in Handschellen hat. Mit dramatischen Konsequenzen: aufgrund wiederholter Straffälligkeit werden Babtou die Papiere entzogen. Er hat 14 Tage Zeit, um in den Senegal auszureisen, ansonsten droht ihm die Abschiebung. Doch Babtou, der den Senegal nur vom Deckblatt seines Passes und aus den Geschichten seines Vaters kennt, ist nicht bereit zur Ausreise in ein „Heimatland“, das ihm völlig fremd ist.
Gemeinsam mit seinem Kumpel Dennis sagt Babtou dem System den Kampf an. Nach einer juristischen Beratung in der örtlichen Anwaltskanzlei wird klar, dass Babtous einziger Hoffnungsschimmer die Heirat mit einer deutschen Staatsangehörigen ist. Leider gestaltet sich die Suche nicht ganz einfach: Babtou hat bei den Frauen im Kiez seinerzeit nicht den besten Eindruck hinterlassen. Spätestens der Lowkick seiner Nachbarin Yara (Seyneb Saleh) holt Babtou auf den Boden der Tatsachen zurück: Kein Interesse! Er stellt sich in seiner Verzweiflung schließlich die Frage, ob es unbedingt eine Ehe-Frau sein muss.
Babtou fackelt nicht lange und hält kurzentschlossen um Dennis‘ Hand an. Der ist fassungslos, wehrt und windet sich, schließlich sei er verlobt, seine Freundin schwanger! Weil es sich aber ja nur um eine Behördenverarsche handelt und radikale Probleme radikale Lösungen erfordern, willigt er schließlich ein. Um Babtous Abschiebung in letzter Sekunde zu umgehen, drehen die beiden Vorstadtgangster ihr letztes Ding – und heiraten.
Doch wieder ist die Freude über die neu gefundene Freiheit nur kurz. Ein paar Tage nach der „Hochzeitsnacht“ steht ein Ermittlungsteam der Ausländerbehörde vor Babtous Tür und kündigt eine Untersuchung wegen des Verdachts auf Scheinehe an. Was als einfache Finte geplant war, wird in kürzester Zeit zu einer ungeahnten Herausforderung für die beiden besten Freunde.
Um ihre Ehe vor den Behörden glaubhaft zu machen, zieht Dennis bei Babtou ein – ohne es mit seiner Freundin Manu (Nina Gummich) abzusprechen. Die Woh- nung wird gestrichen und dekoriert. Ein bisschen Plüsch hier, ein paar sexy Männerposter da. Erst als Yara Wind von ihren „gleichgesinnten“ Nachbarn bekommt und sich mit einem Abendessen für ihren brutalen Fehltritt entschuldigt, kommen Babtou und Dennis mit einem authenti- scheren Bild von Queerness in Berührung. Die beiden tauchen in eine ihnen bisher unbekannte Welt ein und lassen sich gnadenlos mitreißen. Dumm nur, dass sie nach einer durchzechten Nacht mit Yaras Freund*innen – voll mit Glitzer und Ecstasy – ausgerechnet ihrer Gang in die Arme laufen. Da sich die Toleranz von Babtous alten Freunden für dessen „Identitätswandel“ doch sehr in Grenzen hält, eskaliert die Situation.
Während am nächsten Morgen die Ausländerbehörde zu einer Wohnungsdurchsuchung anrückt, versammeln sich vor ihrem Wohnblock die Gangster des Viertels und fordern eine Aussprache mit ihrem Gangleader Cengo (Paul Wollin). Als die Ausländerbehörde dann wegen erheblicher Zweifel an der Ehe eine Umfeld-Prüfung ankündigt und Dennis Arbeitsplatz genauso aufsuchen wollen wie die Wohnung von Babtous Vater, gerät die Situation für die beiden komplett außer Kontrolle. Und hier machen wir jetzt mal einen Punkt, denn wir wollen euch ja nicht alles verraten.
Wie eingangs erwähnt bin ich leider erst viel zu spät auf den Film aufmerksam geworden. Toubab gelingt das Kunststück schwere Themen wie Abschiebung, Rassismus und Homophobie ungewohnt leicht aufzunehmen und zu erzählen. Die Drehorte und der sehr junge Cast, geben dem Werk von Regisseur Florian Dietrich die nötige Authentizität. Gedreht wurde übrigens in Frankfurt am Main.
Leider verschwindet der Film allmählich aus den Arthouse Kinos und so bekommt ihr leider nur noch heute in der Frankfurter Harmonie die Möglichkeit Toubab zu sehen. Schaut am besten heute noch ins Kinopgramm, falls euch der Artikel und der Trailer auf den Film neugierig gemacht haben.
Toubab
Regisseur: Florian Dietrich
Darsteller: Farba Dieng, Julius Nitschkoff, Seyneb Saleh uvm.
Dauer: 96 Minuten
FSK: ab 12 Jahren