Wir möchten euch heute gerne bei uns eine unserer Lieblingsmusikrichtung vorstellen, die uns bei Sapeur – One Step Beyond sehr beeinflusst. Die Rede ist selbstverständlich vom Ska. Leider habe wir aufgrund des aktuellen T-Shirt Release eine Menge um die Ohren und ich kann leider nicht in der Ausführlichkeit berichten wie ich es mir zuvor zurecht gelegt hatte. Aber manchesmal ist ein grober Umriss besser, denn die Rude Boys unter euch werden sich ohnehin bereits mit ihrer Musik beschäftigt haben. So oder so, viel Spaß mit unserer Vorstellung!

Der Ska, der von den Betreibern leistungsstarker mobiler Diskotheken, den so genannten Sound Systems, ins Leben gerufen wurde, entwickelte sich Ende der 1950er Jahre aus einer frühen jamaikanischen Form des Rhythm and Blues, die den amerikanischen Rhythm and Blues nachahmte. Es entstand ein neuer Beat, der den schlurfenden Rhythmus des amerikanischen Pianisten Rosco Gordon mit karibischen Folk-Einflüssen mischte, vor allem mit dem Mambo aus Kuba und dem Mento, einer jamaikanischen Tanzmusik, die den Grundrhythmus der neuen Musik bildete.

Der Boogie-Woogie-Piano-Vamp, der für den Rhythm and Blues im Stil von New Orleans charakteristisch ist, wurde durch einen Gitarrenschlag auf dem Offbeat simuliert und lautmalerisch als Ska bekannt. Der Beat wurde durch Bläser, Saxophone, Trompete, Posaune und Klavier, die das gleiche Riff auf dem Offbeat spielten, noch dynamischer. Das Schlagzeug hielt einen 4/4-Takt mit Bassdrum-Akzenten auf dem zweiten und vierten Taktschlag. So viel zum technischen Teil, bei dem ich mich auch erst einmal einlesen musste.

Da die Geschichte der jamaikanischen Popmusik weitgehend mündlich überliefert ist, waren widersprüchliche Behauptungen über die Urheberschaft unvermeidlich, aber die Behauptung des Gitarristen Ernie Ranglin, er habe den Ska Chop erfunden, wird allgemein als plausibel angesehen. Die Sänger Derrick Morgan, Prince Buster, Toots Hibbert (von Toots and the Maytals), Justin Hinds und die Dominoes wurden zu Stars, aber Ska war in erster Linie eine Instrumentalmusik.

Die Unabhängigkeit Jamaikas von der britischen Herrschaft im Jahr 1962 versetzte das Land und den Ska in eine Feierstimmung. Die wichtigsten Vertreter dieser Musik waren eine Gruppe führender Studiomusiker wie Don Drummond, Roland Alphonso, Dizzy Johnny Moore, Tommy McCook, Lester Sterling, Jackie Mittoo, Lloyd Brevette, Jah Jerry und Lloyd Knibbs. Unter der Leitung von McCook wurden sie 1963 als Skatalites bekannt, machten mehrere bahnbrechende Aufnahmen für führende Produzenten und unterstützten viele prominente Sänger sowie den jungen Bob Marley and the Wailers. Die Skatalites sind übrigens auch heute noch on tour und wir hatten vor Corona das Glück, ein Strandkonzert der heute alten Männer in Andalusien zu erleben.

Ska war und ist politisch. Ein Beispiel ist der Song „The Rude Boy“ der Duke Reid Group, in dem es um Vertreibung und das Leben im Ghetto geht. Die Musik sprach, und diese Subkultur hörte zu, skandierte die Texte und machte Leute wie Jimmy Cliff zu nationalen Volkshelden, weil sie die wirtschaftlichen Kämpfe der „Rude Boys“ in ihren Liedern thematisierten.

Auch wenn Skinheads später eher mit Rassismus in Verbindung gebracht werden, hat die Subkultur selbst nicht als solche begonnen. Die Skinhead-Kultur entstand etwa um 1968 im Londoner East End und drehte sich um traditionelle Werte der Arbeiterklasse. Aufgrund einer ähnlichen Desillusionierung über den Status quo und soziale Veränderungen gab es eine Verbindung zwischen den Skinheads in Großbritannien und den Rude Boys aus Jamaika. Sie fanden in der jamaikanischen Ska-Musik einen ähnlichen ausdrucksstarken Ton und Message.
Einwanderer brachten den jamaikanischen Sound nach England und trugen dazu bei, die so genannte zweite Welle des Ska einzuleiten. Der neue Ska-Sound, der in den 1970er- und 1980er-Jahren mit schnelleren Beats den Äther eroberte, grenzte sich von der ursprünglichen ersten Ska-Welle ab, was sich in der Bezeichnung Two-Tone niederschlug, benannt nach dem Musiklabel aus Coventry. Es gab aber auch Konflikte als sich einige Skinheads vom Ska abwandten und einen anderen Weg einschlugen. Die Geschichte wird euch bekannt sein und wurde u.a. auch im Film „This is England“ behandelt.

2Tone. Die Ska-Szene, die in den frühen 1980er Jahren von Coventry aus explosionsartig expandierte, wurde von lokalen Bands wie The Specials und The Selecter ins Leben gerufen. Später folgten u.a. Madness, The Beat, The Bodysnatchers und Bad Manners. Sie war Anziehungspunkt für eine wahrhaft eklektische Mischung aus Ex-Punks, Rude Boys und Girls, Skinheads und Mod-Revivalisten. Die Musik wurde durch jamaikanische Ska-Rhythmen aus den 60er Jahren angetrieben, kombiniert mit Reggae-Vibes und etwas spritziger Punk-Energie. Dazu kamen einfache Texte über das damalige Großstadtleben britischer Jugendlicher. Die Kleidung der jungen männlichen und weiblichen Ska-Fans war ultra-schick und zeitlos cool. Dazu gehörten vor allem Pork-Pie-Hüte, schmal geschnittene Anzüge, Slipper, Doc Martens, Harrington-Jacken, Fred Perry-Polohemden, Hosenträger, weiße Socken, Button-Down-Hemden und dünne Krawatten. 

Zu den legendärsten Symbolen dieser Bewegung zählte jedoch das minimalistische, aber dennoch originelle Schwarz-Weiß-Logo des Labels 2 Tone Records, das von Jerry Dammers von The Specials gegründet wurde und auf dem zahlreiche einflussreiche Singles und Alben der damaligen Zeit erschienen. Es entstand aus einer kreativen Zusammenarbeit zwischen Dammers und Horace Panter, dem Bassisten von The Specials, zusammen mit dem Art Director David Storey und seinem Grafiker-/Illustratoren-Kollegen John „Teflon“ Sims. Im Zentrum des Logos steht die einfache Zeichnung einer männlichen Figur mit den Händen in den Hosentaschen, die einen schicken schwarzen Anzug, ein weißes Hemd, eine schwarze Krawatte, einen weißen Pork-Pie-Hut, eine schwarze Sonnenbrille, weiße Socken und schwarze Halbschuhe trägt. Das ursprüngliche Konzept für diese auf den ersten Blick immer wiedererkennbare Figur stammt von dem imagebewussten Dammers selbst. Als Anregung diente ihm ein Archivfoto von Pete Tosh, einem ehemaligen Mitglied von Bob Marleys Begleitband, dessen angriffslustigen Style und Lebenseinstellung Dammers sehr bewunderte. Er ließ sich außerdem von einem alten schwarz-weißen Pop-Art-Bild inspirieren, woraus das schwarze Karomuster entstand.

In den späten 1980er Jahren fand das Ska-Genre ein Zuhause in einem Punk-Lokal in der Gilman Street in Berkeley, Kalifornien. Eine Band, die den Beginn der amerikanischen Ska-Punk-Szene einläutete, war Operation Ivy. Die Band hielt sich mit Songs wie „Unity“ und „Freeze Up“ an die Ideen der urbanen Sensibilität der Rude Boys und der frühen Skinhead-Bewegung. Diese neue Mischung aus Punk und Ska wurde als Third Wave of Ska bekannt. In den USA wurde der Ska-Punk in den 1990er Jahren durch Bands wie The Mighty Mighty Bosstones, Reel Big Fish und ja auch No Doubt populär. Jede dieser Bands griff die Vergangenheit des Ska in ihren musikalischen Elementen auf, sei es im Aussehen, im Sound oder in den Texten.

Wenn man über Ska spricht, muss man auch über eine später Musikform sprechen. Punk war von Anfang Protest. Wie die Rude Boys und Skinheads zuvor, schufen die Punks ihre Kultur außerhalb der größeren kommerziellen Welt und der kapitalistischen herrschenden Klassen.  In England reagierten die Subkultur und die Musik direkt auf die Politik der konservativen Partei von Margaret Thatcher. Die jugendliche Wut auf frühere Generationen und die Gesellschaft bildete hierfür eine wichtige Grundlage. Punkbands wie The Clash betonten vergangene Subkulturen wie die Rude Boys in ihrem Song „Rudie Can’t Fail“ und bedienten sich am Ska in ihrem musikalischen Gesamtwerk.

Ich hoffe euch hat unser kleiner kultureller und musikalischer Ausflug gefallen. Wie eingangs bereits erwähnt, kratzen wir hier an der Öberfläche des Ska. Aber keine Sorge, er wird uns auch in den kommenden Monaten immer wieder hier auf unserer Blogbühne begegnen.

Für alle Neueinsteiger vielleicht die Empfehlung sich mit dem musikalischen Werk von The Specials, The Selecter, etc. auseinanderzusetzen und euch mal eine passende Playlist in Spotify oder dem Provider eures Vertrauens zu suchen.