Jürgen Rank ist Autor des Bildbands „Der Grund ist Fussball“, der großartige Fotomontagen von Football Grounds aus aller Welt zeigt. Die Fotos stoßen in der Mitte optisch verblüffend zusammen zu einem neuen Bild. So werden Tribünen oder zum Stadion pilgernde Fans aus Schottland und Argentinien zu einem neuen und einzigartigen Bild vereint. 

Wir haben uns mit Jürgen über seine Leidenschaft Fußball, die Faszination Fußballstadion und natürlich über sein Buch unterhalten. Weiter erfahrt ihr mehr über seine große Liebe, die SpVgg. Bayreuth und wie er anlässlich des 100-jährigen Jubiläums als Senior Design Director Football Apparel bei adidas das Trikot seines Vereins entwerfen konnte. 

Jetzt nochmal schnell zum Kühlschrank und ein Bier holen und viel Spaß mit Jürgen und einem tollen Interview in Sachen Fußballkultur.

Gude Jürgen! Ich hoffe du bist gut ins neue Jahr reingekommen. Für alle, die dich nicht kennen sollten, stell dich doch bitte selbst einmal kurz vor. 

Danke, der Einstieg ins neue Jahr hat bis auf die Stadionentzugserscheinungen, die ja alle plagen, ganz gut geklappt.

Zu meiner Person, mein Name ist Jürgen Rank und alle Frankfurter wird es sicher freuen zu hören, dass mich mein fußballverrückter Herr Vater nach der ewigen Eintracht Legende Jürgen Grabowski benannt hat. Ich komme aus Bayreuth, bin Fan der lokalen SpVgg und stolzer Mitbegründer des Altstadt-Kult-Museums, des wahrscheinlich ersten von Fans gegründeten Fußball-Museums in Deutschland. 

Dazu besuche ich gerne Fußballplätze in aller Welt und halte diese Orte dann meist fotografisch fest. Beruflich habe ich vor 16 Jahren meinen absoluten Traumjob, als Trikotdesigner bei adidas in Herzogenaurach gefunden. 

Bereits im Jahr 2014 hast du dein Buch „Der Grund ist Fußball“ herausgegeben. Ein Bildband mit Collagen verschiedenster Football Grounds. Was hat dich zu dem Buch bewegt und was wolltest du mit dem Bildband ausdrücken?

Im Grunde war es das Bedürfnis, den Leuten vor Augen zu führen welchem einzigartigen und genialen Spiel wir alle so leidenschaftlich huldigen. Und das Fußball über allem steht, egal welchem Verein wir verfallen sind. Dabei ist es natürlich auch völlig unerheblich aus welcher Ecke der Welt wir kommen, die Liebe zum Fußball ist eine globale Liebe. Auf den ersten Blick sehen die Grounds unterschiedlich aus, aber ändert man die Perspektive, begibt sich wirklich auf den Ground bzw. Boden, setzt dann verschiedene Orte nebeneinander, entstehen sehr überraschende Parallelwelten. „United Football Grounds“, eben.

Wie lange hatten die Arbeiten an deinem Erstlingswerk gedauert?

Ehrlicherweise hatte ich zuerst gar nicht an ein Buch gedacht, sondern einfach nur Fotos von den Stadien gemacht, oft vom Boden aus, weil mir diese Perspektive einfach gefiel. Beim Durchschauen der Bilder ist mir dann irgendwann aufgefallen wie sich aus den Horizontalen erstaunliche Gemeinsamkeiten ergeben, ich war total überrascht und begeistert davon. In dem Moment war die Idee zu dem Buch geboren. Dann habe ich mit dem Fischer Verlag einen großartigen Verlag gefunden, dem die Idee gefiel und das Projekt mit mir verwirklicht hat. Von der Buch Idee bis zum Erscheinen dauerte es um die 2 Jahre. Aber wie gesagt, die Bilder sind über ein viel längeren Zeitraum entstanden. Teilweise auch noch mit analoger Kamera.

Was macht für dich die Faszination Fußballstadion aus?

Die Faszination Fußballstadion kennen mit Sicherheit alle die hier lesen. Es ist der Moment daheim, wenn Du auf dem Weg in deinen Tempel die bekannten Gesichter siehst, jeder mit dem gleichen Ziel, voller Vorfreude und Hoffnung, egal wie unsinnig oder aussichtslos das manchmal auch ist. Die Sprüche und Gespräche am Spieltag. Dazu der gewohnte Geruch der einen schon immer begleitet hat, Bratwurst, Bier, Zigarettenqualm. Ein Heimspiel ist der geilste Cocktail der Welt, bestehend aus Geräuschen, Gerüchen und Emotionen. 

Faszinierend sind natürlich auch die Auswärtsspiele. Hier würde ich aber unterscheiden in Spiele, in denen der eigene Verein vertreten ist und die Reisen als Hopper. Ich geh jetzt mal mehr auf die Hopper-Variante ein. Da ist es einfach das intensive Entdeckergefühl, das wir alle spüren. Ich glaube es ist gar nicht so unterschiedlich zu den großen Entdeckern, die mit ihren Schiffen die Welt umsegelt haben und dann am Horizont eine neue Insel erblickten. Da ging deren Herz wahrscheinlich genauso auf, wie unser Groundhopper-Herz, wenn wir in einer fremden Stadt einen Flutlichtmast oder ein Stadiondach erspähen. Ein unbeschreibliches Gefühl tief in der Magengegend. Da muss man dann einfach hin, wird magnetisch angezogen. Man könnte es auch mit „Herr der Ringe“ vergleichen und wir haben alle so ’nen komischen Ring in uns, der uns immer wieder in Richtung Stadien zieht. Aber es ist kein Ring zum Knechten, sondern einer zum Genießen. Es ist auch keine Bürde, zumindest nicht für uns, nur für unsere Reisegefährten, wenn die nicht das gleiche Bedürfnis verspüren. Aber da müssen die Gefährten eben mit durch, wie im Film.

Eine wichtige Frage für alle Groundhopper unter unseren Lesern. Hattest du alle Stadien selbst besuchen und fotografieren können? Und du weißt ja, der Stadionsammler ist ein Statistikfreund, also wie viele Länder hattest du besucht und wo entwickelte sich sogar vielleicht ein längerer Aufenthalt?

Klar, die Fotos im Buch sind alle von mir und jede Reise war ein Erlebnis. Zahlen, Statistiken und Länderpunkte interessieren mich ehrlich gesagt nicht. Auch nicht ob ich ein Spiel in einem Stadion gesehen habe, darum geht es mir weniger. Mir geht es mehr darum die Atmosphäre, die Architektur eines Stadions und deren Umgebung zu erfahren, das geht auch ohne Spiel. Manchmal geht es sogar besser, da weniger Menschen unterwegs sind und man in Ruhe einen Ground erkunden und fotografieren kann. Das ideale Szenario ist aber natürlich, wenn man beides hat, z.B. einen Tag, um den Ground von außen abzulaufen mit anschließender Stadiontour und dann am Tag darauf ein Spiel. 

Einen längeren Aufenthalt hatte ich eigentlich nirgendwo, hätte mir aber einen solchen in nahezu allen Ländern sehr gut vorstellen können. 

Unter den Stadionsammlern gibt es verschiedene Charaktere. Der eine ist ein Geizhals und rechnet die Benzinrechnung auf den Cent genau für alle Mitfahrer aus. Der andere Typ, auch Atmo-Hopper genannt, reist durch die Welt, um die Derbys oder die Spiele von zwei Rivalen zu besuchen. Ein anderer Charakter reist zum Beispiel nach Argentinien, um dort nicht nur die Spiele zu besuchen, sondern einen tiefen Atemzug der Lebensart und den sozialen Umständen einzuatmen. Wie würdest du dich selbst als Groundhopper charakterisieren?

Es ist schwer sich selbst zu charakterisieren, vielleicht könnte man mich als „Gemütlichkeits-Hopper mit ausgeprägten Kamera-Fetisch“ bezeichnen. Ein Trip muss einfach Spaß machen, idealerweise ohne Hektik. Manchmal geht es nicht anders, weil man sich verplant hat oder zulange rumgeirrt ist. Aber ich mag es am liebsten, wenn man Zeit vor Ort zum Fotografieren hat und ein lockeres Bierchen in der Nähe trinken kann. Wie den meisten Fußballreisenden ist mir die Liga oder die Größe des Grounds völlig egal, Authentizität ist das Wichtigste. Deswegen gefallen mir ältere Plätze meist besser als die neuen Arenen, die sind doch etwas zu austauschbar und dadurch leider oft charakterlos.

Mit dem Kauf von „Der Grund ist Fußball“ wurde das das afrikanische SCORE Projekt unterstützt. Hierbei handelt es sich um eine internationale Non-Profit-Organisation, die sich auf Community Entwicklung durch Sport und Freizeitgestaltung spezialisiert hat. Was ist das Alleinstellungsmerkmal von SCORE und warum hattest du es als Empfänger ausgewählt?

Ich wollte mit dem Buch unbedingt eine Hilfs-Organisation unterstützen, die im Fußball aktiv ist und wirklich an der Basis arbeitet, dies schon länger und auch nachhaltig tut. Und ich wollte ein Projekt in Südafrika, weil zur WM 2010 alle die nicht bei Drei auf dem Baum waren, irgendetwas mit Südafrika gemacht haben und danach haben sich nur noch sehr wenige für das Land interessiert. 

Gibt es Ideen zu einer Fortsetzung des Bildbands oder bereits eine ganz neue Idee zu einem Buch?

Auf jeden Fall. Beim „Der Grund ist Fußball“ ging es wirklich immer um die gleiche Perspektive vom Ground aus und die Verbindung mit anderen Orten. Das sieht auch gut aus, aber ich habe natürlich noch viele andere Fotos, die unabhängig von dieser „Schuss Position“ aufgenommen sind und dadurch auch noch mehr vom Umfeld der Orte zeigen. Diese Bilder sind künstlerisch vielleicht sogar noch wertvoller und sollen demnächst in einem neuen Buch zusammenfasst werden. Da sind für die Freunde feiner Stadionromantik richtig gute Dinger dabei.

Du hast Spiele rund um den Globus besucht und vermutlich dadurch einen sehr guten Einblick erhalten, welchen Stellenwert der Fußball in den einzelnen Ländern hat. Welcher Besuch hat dir besonders in Puncto Fußball als soziales Feld oder Fankultur imponiert?

Mich beeindruckt immer, wenn der Fußball etwas zurückgibt und es eine Sensibilität für soziale Brennpunkte in der jeweiligen Gemeinde gibt. Hier hat mich in Buenos Aires das Projekt „Granja Andar“ tief bewegt. Ein Projekt in dem Menschen mit Einschränkungen unterstützt, gefördert und integriert werden. Dazu wird jede Menge Fußball gespielt. Das Projekt wird auch vom argentinischen Fußballverband unterstützt. Deswegen habe ich in meinem Buch beide dieser Welten zusammengebracht, links laufen Messi & Co und rechts die Jungs vom Hilfsprojekt. 

In Sachen Fankultur habe ich seitdem ich ins Stadion gehe sehr viel erlebt. Das würde wohl für ein eigenes Buch reichen. Ein überragendes Erlebnis war sicher das Old Firm, das ich einmal unter den Celtic Fans sah und ein anderes Mal vom Away End aus, inmitten der Rangers Supporter. Als neutraler Beobachter das auf beiden Seiten mitzuerleben ist natürlich ein Riesenvorteil, da man die Intensität aus beiden Fanlagern viel besser aufsaugen kann. Das war sehr beeindruckend, genauso wie die Lautstärke bei Fenerbache gegen Galatasaray, die Dauergesänge in Argentinien an denen das komplette Stadion teilnimmt sind ebenso grandios. Ich könnte da ja jetzt noch viel mehr aufzählen, aber generell sind es immer wieder die Unterschiede in der Art des Supports die so faszinierend und kostbar sind. Die verschiedenen Gesten der Fans, die von Land zu Land variieren, sei es, um den Gegner zu beschimpfen oder die eigene Mannschaft zu unterstützen. 

Daran anschließend gefragt, was war der schönste Moment bei deinen Fußballreisen?

Das Allerschönste ist für mich immer wieder die Gastfreundschaft, die ich eigentlich fast überall erleben durfte. Der Moment, wenn Du als Fremder wahrgenommen wirst und nach dem ersten Abtasten die Leute einem zeigen, dass man willkommen ist. Das geschieht manchmal völlig unerwartet. Hier will ich auch anmerken, dass die deutschen Fans bei ausländischen Hoppern auch als sehr gastfreundlich wahrgenommen werden. Da müssen wir uns nicht verstecken. Dies ist auch die Urkraft des Fußballs, das völkerverbindende Element. Klar gehört auch ’ne große Portion Humor dazu, sich gegenseitig auch mal ein bisschen provozieren, z.B. wenn ein Engländer auf einen Deutschen trifft. Da gehört das gegenseitige Aufziehen einfach dazu, dafür ist das gemeinsame Anstoßen danach umso schöner. 

Wir hatten in den 1980ern Fanaktionen- und bündnisse mit dem Thema „Sitzen ist für´n Arsch“ (für den Erhalt der Stehplätze) über Manifestationen der bundesdeutschen Fangruppen „Für den Erhalt der Fankultur“ oder „Fanfreundliche Anstoßzeiten“ bis hin zu „Faire Verteilung der TV Gelder“. Die Fankultur in Deutschland ist lebendig und sehr gut organisiert. Welches Thema könnte deiner Meinung nach in der Zukunft als neuer Schwerpunkt hinzukommen?

Die Fankultur in Deutschland ist wirklich sehr gut. Sie ist enorm aktiv und weist oft auf Dinge hin, die zu hinterfragen sind, um den Fußball im Kern zu schützen. Dementsprechend würde ich mir von den Vereinen und Verbänden wünschen noch mehr in den Dialog mit den Fans zu gehen. Sie sind es die den Rhythmus im Stadion vorgeben, bilden das Herz eines Vereins. In diesen Tagen sieht man gut, was passiert, wenn dieser Herzschlag verstummt. 

Dazu kommt, weiter eine klare Kante gegen Rassismus und rechte Parolen zu zeigen. Das Lebenselixier des Fußballs sind seine Unterschiede. Die unterschiedlichen Spielertypen, Spiel-Systeme, Strategien, Stadien, Gesänge, Vereinsfarben, Rituale etc. etc. Fußball ist die bunteste Welt, die man sich überhaupt vorstellen kann, wer hier versucht Rassismus und Gleichschaltung reinzubringen hat vom Fußball eigentlich rein gar nichts kapiert und hat sich zudem das völlig falsche Objekt gesucht. Der Fußball lebt von der Vielfalt, verliert er diese, geht er kaputt. Aber es gibt diese Leute, es gibt diese Feinde des Fußballs und da muss man wachsam sein. Das hat auch nix mit Politik zu tun, sondern wie gesagt nur mit Fußball. Wenn jemand sagt, er liebt Fußball, liebt er auch die Vielfalt. Liebt er nicht die Vielfalt, liebt er auch nicht den Fußball, ganz einfach.

Zu aller Überraschung hatte Corona keine reinigende Wirkung auf dem Transfermarkt. Denkst du, dass der Profifußball nach COVID-19 sich vielleicht doch noch ändern könnte?

Im Sinne des Fußballs hoffe ich das sehr. Ich sage immer, der Fußball ist eigentlich unschlagbar, das Einzige was den Fußball schlagen kann, ist der Fußball selbst.

Wenn dieser zu weit überdreht und die Verbindung zu den Menschen verliert, sich damit vom „Social Fair Play“ noch weiter verabschiedet, dann habe ich Bedenken. 

Wenn aber alle im Fußball arbeitenden Macher Verständnis dafür haben und sich auch der sozialen Bedeutung und Verantwortung bewusst werden, könnte sich der Fußball genauso schnell zum absoluten Vorbild in der Gesellschaft entwickeln. 

Wer das Spiel so liebt wie du, hat natürlich auch seinen Lieblingsverein. Und der heißt meines Wissens SpVgg. Bayreuth. Der Klub feiert dieses Jahr sein 100-jähriges Bestehen. Wie wichtig war es für dich, dass du das Design kreierst und was wolltest du mit dem neuen Trikot verwirklichen und ausdrücken?

Zuerst dachte ich, ich träume. Denn in der Tat war es nichts weniger als ein Lebenstraum von mir, das Trikot unserer Altstadt zu entwerfen. Und auch wenn es etwas arrogant klingen mag, aber es ist wirklich das perfekte Trikot geworden. Es ist schwarz und damit überall tragbar. Es strahlt Selbstbewusstsein aus und erinnert zugleich an die lange Tradition der SpVgg. Das alte Wappen veredelt es genauso wie die 3 in schwarz gehaltenen adidas-Streifen. Dazu steht das Pokal-Trikot mit dem Bayreuther HELL Schriftzug für die lokale Verwurzelung und den Stolz auf die Region als Sport-und Bierstadt. Wie gesagt, einfach das perfekte Trikot 😉

Ihr habt in Bayreuth das erste (von Fans gegründete) Fußballmuseum Deutschlands. Die Bilder auf der Homepage und in Facebook sind phänomenal und man erhält einen guten Einblick wie akribisch, aber vor allem mit welcher einer Liebe das Museum geführt wird. Hast du Lust uns das Altstadt-Kult-Museum vorzustellen?

Sehr, sehr gerne! Nach vielen Jahren in der 2. Liga ging es für uns seit den 1990ern eigentlich nur bergab und der lokale Fußball wurde immer weniger beachtet. Es war nicht mehr sexy, zum Fußball in Bayreuth zu gehen. Dagegen wollten wir etwas tun, aber auf unsere Art. 

2001, mit einem eigenen Museum für einen Fünftligisten! In einer Zeit, in der kaum ein Bundesligist ein Museum hatte. Aber was hatten wir schon zu verlieren? 

Also mieteten wir kurzerhand Räumlichkeiten und stellten dort Devotionalien aus der Historie der SpVgg aus. Zuerst wurden wir natürlich belächelt, dann aber kamen immer mehr Menschen auf uns zu, es gefiel ihnen einfach, dass wir das machten. Etwas bekloppt, aber eben von Herzen, das verstehen die Menschen. Frühere Spieler und Fans brachten uns Trikots, Stadionhefte, Schals, Bücher u.v.m. Auch sehr emotionale Begegnungen mit Witwen, die die Sammlungen ihrer verstorbenen Gatten in guter Obhut wissen wollten. Seitdem ist der ‚Kult‘ eine Begegnungsstätte verschiedenster Generationen von Fans und Spielern, ein Ort, in dem alle wissen, dass sie ein Teil von etwas Kostbaren sind. Auch weil sie merken, dass es bei uns nicht um Pokale und Erfolge geht, sondern um die Menschen und Geschichten, die unseren Verein zum größten auf der Welt machen. Zumindest für uns!

Dazu sehen wir uns auch als eine Art ‚Ständige Vertretung echter Fußballkultur’. Jeder, der sich für den ursprünglichen Fußball an sich begeistert, ist bei uns herzlich willkommen. 99 % unserer Besucher freuen sich bei einem Fußballspiel wahrscheinlich mehr über eine gelungene Grätsche als über ein schönes Tor, das könnte unsere Klientel ganz gut beschreiben. Die Herkunft und jeweilige Vereinsliebe spielen dabei keine große Rolle, wir hatten wirklich schon von sehr vielen Vereinen Gäste, ob aus Deutschland oder dem Ausland. Es ist eben ein kleines Mekka für Groundhopper und alle Liebhaber gelebter Fußballkultur.

Besuchst du heute immer noch alle Heimspiele und bist du auch auswärts mit dabei?

Heimspiele sind natürlich Pflicht, alleine schon deswegen, weil ich für die Augen des Biests (Name der Stehtribüne in Bayreuth) zuständig bin. Das Biest muss ja immer wieder neu erweckt werden. 

Auswärts hin und wieder, wenn der Gegner passt und die Zeit es zulässt. Da dann am liebsten im Bus mit den anderen Verrückten oder auch mal im familiären 3-Generationen-Mobil, heißt zusammen mit meinem Vater, Bruder und Neffen. 

Wie ich erfahren habe, warst du in deiner Jugend als Writer aktiv. Wie würde dein Jubiläumsgraffiti für die Spvgg. aussehen?

Ich würde unser Biest mit einem 100 Jahre Ehrenkranz in der Klaue, optisch durch die Rückseite der Stehtribüne brechen lassen.  

Jürgen, bevor wir zum Ende kommen, habe ich für dich noch ein paar Quick Questions. 

Welches ist das für dich schönste Fußballstadion?

Also das schönste Stadion habe ich im Kopf, ist aber noch nicht gebaut, da bräuchte es noch einen mutigen Investor. Würde aber sicher ein Magnet für Groundhopper mit vielen liebenswerten Details werden.
Wenn ich mich auf ein real existierendes Stadion festlegen müsste, dann würde es wohl auf das La Bombonera in Buenos Aires rauslaufen. Es ist so anders als alle anderen Stadien, die wohnhausähnliche Haupttribüne, die überhängenden Stehtribünen, die Nähe zum Spielfeld, die steilen Ränge, die hohen Kletterzäune, der Anstrich in den Vereinsfarben, die offenen Seiten, an denen man auf die Konstruktion blicken kann, die von Fans vollgekritzelten Wände etc. etc. das ist schon genial.

Lieber einen Bierbecher abbekommen oder Prasselregen im Gästeblock?

Wieso nicht Beides?  Ich schick Dir ein Bild, dass erklärt wahrscheinlich mehr als tausend Worte.

Wo finden wir die beste Stadionwurst?

Da halte ich es einfach mit „Support your local Wurst“. Die gibt’s bei uns in Bayreuth, ohne viel Schnickschnack, dafür mit umso mehr Senf…der dann natürlich zur Hälfte auf der Jacke landet.

Dein emotionalstes Stadionerlebnis?

Das muss ich in Länderspiel und SpVgg-Spiel unterteilen.

Deutschland vs. Holland, Juni 1990. 
Das absolute Wahnsinnspiel in Mailand bei der WM 1990.
Da war soviel Emotion auf und neben dem Platz, 30.000 echte deutsche Fußballfans, kein Klatschpappenpublikum. Die Luft hat schon gebrannt, bevor Rudi die rote Karte bekam und dann macht der Klinsi das Spiel seines Lebens, läuft für Tante Käthe bis zum Umfallen. Generell was an dem Tag von beiden Mannschaften auf dem Platz geackert wurde, habe ich danach nur noch selten gesehen. Genauso wie die Stimmung auf den Rängen, einmalig. 

SpVgg Bayreuth vs. Memmingen, Mai 2005.
1990 sind wir aus der 2. Liga abgestiegen, seitdem wurde jede Saison zur harten Prüfung, es ging sogar runter bis in die 5. Spielklasse. 15 Jahre mussten wir warten, dann gewannen wir das letzte Heimspiel der Saison und stiegen zumindest wieder für ein Jahr in die dritthöchste Spielklasse auf, da kullerten die Glückstränen bei uns alten Veteranen. 

Welchen Football Ground möchtest du unbedingt nach Corona einen Besuch abstatten?

Mein Kumpel aus Buenos Aires will mir endlich das Huracan Stadion zeigen, da wollte ich auch schon mal hin, wurde aber an einem Nichtspieltag für einen europäischen Touri mit Fotokamera als zu gefährlich eingestuft.
Wenn das mit dem Fliegen nicht hinhaut, würde ich sehr gerne in die Slowakei. Zum Platz an dem der Dampfzug zwischen Spielfeld und Tribüne durchrauscht. Der Ground steht schon sehr lange Zeit auf meiner Liste.

Vielen Dank für deine Zeit, Jürgen. Es war uns eine unheimlich große Freude mit dir babbeln zu können. Wir wünschen dir alles Gute für die Zukunft und viele weitere tolle Grounds und Trikotdesigns. Die letzten Worte des Interviews gehören dir. Sag gerne, was du sagen möchtest. 

Zuerst Danke für Deine Fragen und das sehr nette Gespräch. Was bleibt mir noch übrig zu sagen…Leute, wenn es wieder geht, geht einfach raus und schaut Euch unsere geile Fußballwelt an, insbesondere die alten Stadien die leider zunehmend verschwinden. Geht auch zu den kleineren Clubs und wenn Ihr unterwegs seid, lasst auch mal das Navi weg, denn beim Verlaufen kommt man an Stellen, an denen man sonst in seinem ganzen Leben nie gelandet wäre. Saugt die Unterschiede in Euch auf und zugleich das was uns alle verbindet, die Liebe zum schönsten Spiel.

Das Buch „Der Grund ist Fussball“ von Jürgen Rank kann beim Fischer Verlag oder der kleinen Buchhandlung an der Ecke bestellt werden. 

Der Grund ist Fussball
Autor: Jürgen Rank
Verlag: FISCHER Taschenbuch
Erscheinungstermin: 25.09.2014
256 Seiten
ISBN: 978-3-596-03091-0

Wer mehr zu Jürgen erfahren möchte empfehlen kann dies unter den folgenden Links zu tun. Über seine Homepage bietet er auch einen Fotoservice an. 

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