Im fünften und letzten Teil der Sapeur OSB Denim Days möchten wir euch heute Hawksmill Denim UK vorstellen. In Deutschland noch etwas unbekannt, ist das sympathische Label in Großbritannien schon lange kein Geheimtipp mehr und wird in diversen Stores geführt. Die Macher von Hawksmill Denim UK sind stolz darauf, saisonale Trends zu vermeiden, um hochwertige und langlebige Produkte herzustellen. Durch die Verwendung von traditionellen und authentischen Produktionsmitteln ist das Label in der Lage, zeitgenössische Designs mit einem Gefühl für Heritage zu erschaffen. Genug der Worte, macht nun Bekanntschaft mit einer verdammt guten Denim-Marke.
Keine Ahnung, wann ich zum ersten Mal auf Hawksmill Denim aufmerksam wurde. Muss wohl so zwei oder drei Jahre her sein. Jedenfalls war mal wieder eine neue Jeans fällig, weil die alten allesamt entweder zu abgerockt waren oder so langsam anfingen, am Altherrenbauch etwas zu spack zu sitzen. Ist aber auch wurscht, jedenfalls sollte es diesmal eine Raw Denim sein, ungewaschen, tiefblau und aus angemessen schwerem, bretthartem Stoff. Musste ja wieder ein paar Jahre halten, die Chose. Und weil der Kontostand es nicht unbedingt zuließ, eine solche Hose direkt in Japan zu ordern, führte die Suche – mal wieder – über den Ärmelkanal. Vielleicht gibt’s ja in England was Adäquates… Und das gab es! Eben genau von dieser mir bis dahin unbekannten Marke. Was mir da eher zufällig in die Hände gefallen war, ließ schon auf den ersten Blick erkennen: Hier stecken Leute dahinter, die Indigo im Blut und ein Auge für’s Detail haben. So sind zum Beispiel die Gürtelschlaufen hier nicht nur wie üblich oben und unten angetackert, sondern ihre Enden gehen nach der Naht wieder nach Oben und sind unter dem Bundebesatz nochmal vernäht. Auch am Saum der Hosenbeine stoßen die orangefarbenen Nähte außen nicht einfach aufeinander, sondern überkreuzen sich schwungvoll. Klar, das ist alles nicht unbedingt überlebensnotwendig für ne Hose, zeugt aber von genau der Detailversessenheit, die Nerds wie unsereins so begeistert, oder?
Und tatsächlich: Wie sich herausstellte, hat Fraser Trewick, einer der beiden Köpfe hinter Hawksmill Denim, bereits einige Jahre im Klamottenbusiness auf dem Buckel und arbeitete unter anderem schon für Duffer of St. George und Nudie Jeans. „Zusammen mit Antony Smith habe ich vor fünf Jahren Hawksmill gegründet“, erzählt Fraser. „Seitdem hat sich unser Anspruch an das Label eigentlich kaum verändert. Wir wollen einfach nur die besten Jeans machen, die’s gibt.“ Das ist ja schon mal eine klare Ansage. Aber will das nicht jeder Hersteller irgendwie? „Als wir angefangen haben, gab es eine Menge dieser ,heritage brands’, die sich bei der Denimherstellung darauf konzentrierten, möglichst originalgetreu zu arbeiten. Dieses Level an Qualität und Sorgfalt wollten wir den Leuten auch bieten – nur eben in moderneren, zeitgenössischeren Schnitten“, sagt Fraser. Zu diesem Zweck haben die beiden versucht, das Beste aus beiden Welten unter einen Hut beziehungsweise unter eine Nähmaschine zu bringen: „Wie gesagt, die Schnitte unserer Jeans sind eher zeitgenössisch, aber der Herstellungsprozess hat wenig mit Massenproduktion zu tun. So benutzen wir etwa alte Industrienähmaschinen von Union Special und auch manche Produktionsschritte, bei uns ablaufen, wären für größere Marken sicherlich zu teuer und zeitaufwendig.“
Davon wollen die beiden in absehbarer Zeit aber auch nicht abrücken. Im Gegenteil. Die Liebe zum Produkt hat bei Hawksmill Denim auch was mit Nachhaltigkeit zu tun: „Wir hatten zunächst zwar auch verschiedene Waschungen im Programm, aber davon steuern wir allmählich weg“, betont Fraser. „Wir ermutigen unsere Kunden eher dazu, ungewaschenen raw denim zu kaufen und so über die Zeit ihre ganz individuellen Abnutzungen zu erzeugen.“ Schließlich ist Denim genauso wie Leder ein Material, das mit zunehmendem Alter seine ganz eigene Ästhetik entwickelt. Daher seien die Hawksmill-Jeans auch darauf angelegt, über Jahre hinweg ein Outfit-Basisteil zu sein. „Wir halten es schlicht für notwendig, eine gesunde und nachhaltige Einstellung gegenüber dem heute verbreiteten Konsumverhalten zu vertreten. Wir leben in einer Zeit, in der Marken ihre überproduzierte Ware einfach verbrennen, um Produktpiraterie zu verhindern. Zudem tun die großen Labels meist nicht mal das Nötigste, um die negativen Auswirkungen der Textilproduktion auf die Umwelt einzudämmen.“
Die beiden Briten wollten dagegen von Anfang an ein Zeichen setzen. Unter anderem waren einige ihrer Modelle aus dem legendären Cone-Mill-Denim gefertigt, also aus einem Jeansstoff, der in der letzten noch aktiven Weberei der USA hergestellt wurde. Nachdem aber auch dieses Urgestein Anfang 2018 schließen musste, spielen Anthony und Fraser jetzt die lokale Karte: „Wir haben gerade damit angefangen, unsere Jeans auch in England produzieren zu lassen, was hier leider eine langsam aussterbende Kunst ist. Noch im August kommt das erste Paar. Beim Material haben wir uns hier für japanischen Nihon Menpu Denim entschieden“, erzählt Fraser weiter.
Hier gibt’s nähere Einblicke in den Entstehungsprozess.
Keine Ahnung, wie es Euch geht, aber wenn ich mir das Video so anschaue, juckt’s mich schon wieder in der Hirnregion, die für diesen elenden „Muss ich haben“-Reflex verantwortlich ist. Alle anderen sollten Hawksmill Denim zumindest mal im Auge behalten, denn die beiden Herren machen ja nicht nur diese grandiosen Niethosen, sondern haben auch eine Handvoll weiterer cooler Basics im Sortiment wie Jeansjacken, Hemden, Sweat- und T-Shirts sowie Chinos, die in Sachen Schnitt und Stoff auf alten Offiziershosen des US-Militärs basieren.
Jedenfalls wollen es Anthony und Fraser auch in Zukunft eher langsam angehen lassen: „Unser Ansatz ist es nicht, zu jeder Saison immer wieder neue Kollektionen rauszuhauen. Wir stecken lieber mehr Zeit in die Entwicklung einzelner Produkte und bringen erst dann was auf den Markt, wenn wir davon überzeugt sind, dass es das Beste ist, das wir machen können.“
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Source: Hawksmill Denim UK