Mal Hand aufs Herz, Herrschaften: Als sich vor einiger Zeit die Gerüchte verdichteten, dass Adidas und C.P. Company eine gemeinsame Kollektion planen, wurde wohl jedem unter der geneigten Leserschaft dieses Blogs ziemlich schwitzig zumute. Da sollte also tatsächlich der feuchte Traum jedes Casual-Afficionnados wahr werden. Schließlich wächst damit zusammen, was gerade in unserem kulturellen Mikrokosmos auch unbedingt zusammengehört: Zwei Marken, die untrennbar mit der Geschichte und DNA der Terrace Culture verbunden sind. Auf der einen Seite die unverwüstlichen Klassiker des sportlichen Schuhwerks – ganz gleich, ob man eher auf schlichte Trainer oder auf komfortable Runner steht – und auf der anderen Seite das Designerlabel, dessen Kleidungsstücke nicht zuletzt durch die einzigartigen Goggle- und Watchviewer-Elemente stets überdeutlich aus der Masse an Sportswear herausststechen.
Zwei Marken auch, in denen genau jene Innovationskraft und die Suche nach dem Besonderen noch heute weiterleben, nach denen ihre Gründerväter Adolf „Adi“ Dassler und Massimo Osti stets strebten. Kein Wunder also, dass beide Labels vor allem auf den Tribünen und Stehrängen in ganz Europa schon seit Jahrzehnten gerne zusammen getragen werden. Ein Torsion-Runner oder ein Schuh aus der City-Serie und zur Krönung des Outfits ein Goggle Jacket – das sieht nicht nur extrem smart aus, sondern passt einfach extrem gut zusammen. Und so fragt man sich, warum angesichts der Kollaborationsflut der vergangenen Jahre, die ja 2009 schon mal zu einem Adidas x Stone Island Samba führte, gerade diese beiden Marken noch kein gemeinsames Projekt an den Start gebracht haben. Andererseits aber hat sich C.P. Company in seiner Firmengeschichte überhaupt noch nie zu einer Zusammenarbeit mit einer anderen Marke hinreißen lassen – bis jetzt. Und da passt die Kollektion, die am 24. August unter dem Titel „adidas Originals by C.P. Company Fall Winter 2018“ in den Handel kommt, eben doch wie die viel zitierte Faust aufs Auge.
Als dann aber bei Instagram die ersten Fotos auftauchten, die die Früchte dieser Zusammenarbeit präsentierten, legte der Bollerwagen der Euphorie erst einmal eine ordentliche Vollbremsung hin. Denn neben einer eigentlich coolen roten Explorer-Jacke, deren Uhrenfenster am Ärmel aber durch ein übergroßes Branding seiner eigentlichen Funktion beraubt war, sah man da als ersten Schuh ausgerechnet den „Kamanda“. Okay, ein brandneues und futuristisch anmutendes Modell immerhin. Aber eben auch eines, das mit der ausladenden Gum-Sohle und der schlanken Socken-Silhouette eher an die gerade trendigen Hype-Botten der Generation Yeezy erinnert. Das soll ein Schuh sein, der der Stadion-Kultur huldigt? Schwer vorstellbar. Das ganze Projekt wirkte auf den ersten Blick zwar C.P.-typisch innovativ – aber halt auch irgendwie unausgegoren und nicht zu Ende gedacht.
Kann sein, das dies auch den Verantwortlichen aufgefallen ist, jedenfalls herrschte danach längere Zeit eine merkwürdige Funkstille – bis vor wenigen Tagen die ersten offiziellen Bilder der anderen Releases erschienen. Und siehe da: Wie inzwischen angekündigt, gesellen sich bei den Schuhen zum Kamanda tatsächlich noch zwei Sambas, ein Tobacco und ein Marathon, die jeweils einem C.P. Company-Makeover unterzogen wurden. Die hauen doch schon eher in die Casual-Kerbe! Mein persönlicher Favorit ist dabei ganz klar der Samba, der nun in einer jeweils monochromen grauen und einer dunkelblauen Farbstellung kommt. Hier überzeugt vor allem das Detailing mit den Ösen auf der Innenseite zwischen den drei Streifen aus stabilem Canvas-Stoff und dem verschlankten Fersenbereich mit einer Einfassung aus stabilem Nylon. Auch das Branding kommt dezent mit je einem Adidas- und C.P.-Zungenlabel und einem hochkant angebrachten C.P. Company-Schriftzug an der Ferse.
In die gleiche Kerbe haut der Tobacco. Zwar knallt der rote Colourway hier deutlich mehr, doch wurde bei den Details etwas gespart und nur auf eine Zunge aus Neopren und eben das Fersen-Branding gesetzt. Dafür ist er aber auch der günstigste Schuh aus der Kollektion, für den rund 110 Euro aufgerufen werden, während für den Samba 130 Euro hinzublättern sind. Jeweils 160 Euro werden dagegen der Marathon und die beiden Kamandas kosten, mit denen ich allerdings allesamt nicht so ganz warm werden will. Der tief schwarze Marathon wirkt mit seinem hochgezogenen Schaft in Kombination mit der charakteristischen Sohle, dem blauen Neopren-Sockliner und den verschweißten Nähten eher wie ein futuristischer Wanderschuh. Für den Alltagsgebrauch wäre mir der eindeutig zu klobig. Und schließlich sind da dann noch die ebenfalls monochromen Kamandas in Braun und Oliv, die innerhalb dieser Kollabo eindeutig die C.P.-DNA repräsentieren. Der Hang zum Unkonventionellen wird vor allem in der markanten Sohle deutlich, bei der die vom Samba bekannte Schuppen-Struktur wellenförmig über die Seiten des Schuhs hochgezogen wurde. Das Ganze ist sicher nicht jedermanns Geschmack – aber das sind ja die C.P.-Kleidungsstücke schließlich auch nicht. Und deshalb hat der Kamanda auch definitiv seine Berechtigung innerhalb dieser Kollabo.
Zum Schluss noch ein kurzer Blick auf die Klamotten der Kollektion: Auch hier setzen die Macher auf größtenteils einfarbige Ware ohne große Kontraste und mit eher dezentem Branding. Beim Hoodie sowie den beiden Jacken dürfen natürlich die Goggles beziehungsweise das Watchviewer-Fenster nicht fehlen. Die Explorer-Jacke kommt mit den Gucklöchern im Kapuzenkragen, der sich zu einer kompletten Gesichtsverhüllung zuzippen lässt, zwei asymmetrisch positionierten Brusttaschen und Mesh-Einsätzen, die dem Ganzen eine moderne Streetstyle-Anmutung verleihen. Ob einem das allerdings ein Preis von knapp 800 Euro wert ist, muss am Ende jeder selbst entscheiden und auch das graue T-Shirt mit den Logos auf der Brust und dezenten drei Streifen am linken Ärmelbund ist mit 85 Euro sicherlich kein Superschnäppchen. Allerdings werden alle Oberteile dieser Kollabo auch mit dem traditionell hohen Anspruch von C.P. Company an Material und Qualität in Italien hergestellt, was natürlich auch Auswirkungen auf die Preisgestaltung hat. Die-hard-Fans beider Marken werden jedenfalls längst den Taschenrechner angeworfen haben, um zu sehen, was hiervon den Weg in den eigenen Kleiderschrank finden kann oder muss.
Unterm Strich dürfte in diesem Tag-Team der Titanen jeder, der ein Faible für Casual-Style hat, wohl „sein“ Teil finden – und mehr kannst Du von einer vernünftigen Kollaboration dieser Art im Jahr 2018 wohl auch nicht erwarten. Zu haben sind die Teile ab 24. August 2018 in Deutschland unter anderem bei Uebervart, 43einhalb, Soto und The Good Will Out sowie in den Webshops von Adidas und C.P. Company. Gute Jagd!
Adidas Originals by C.P. Company
Hier folgt für euch eine kurze Produktübersicht über die gesamte Collabo.
Adidas X C.P. Company Kamanda „Made in Italy“ (ca. 380€)
Adidas x C.P. Company Kamanda (ca. 160€)
Adidas X C.P. Company Track Top-Jacke (ca. 450€)
Adidas X C.P. Company Tobacco (ca. 110€)
Adidas X C.P. Company T-Shirt (ca. 85€)
Adidas X C.P. Company Samba (in Granit und in Dunkelblau) (ca. 130€)
Adidas X C.P. Company Marathon (ca. 160€)
Adidas X C.P. Company Hoodie (ca. 220€)
Adidas X C.P. Company Explorer Jacke (ca. 800€)
Source: C.P. Company, END
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