Kleiner Hirschgraben, Frankfurt-City. Irgendwo zwischen Hauptwache und Goethehaus. Unser heutiger Gesprächspartner betreibt seit nun mehr 10 Jahren ein Refugium für Menswear in unserem kleinsten Dorf der Welt. Er gehört zweifelsohne zu den Gesichtern unserer Stadt, stellt sich ganz in den Dienst des guten Geschmacks und er hat eine Geschichte zu erzählen.
Daniel Steindorf hat es mit Uebervart geschafft, die Marken an den Main zu holen und einen Store aufzubauen, der (nicht nur) in Frankfurt seinesgleichen sucht. Erreicht ihr den ersten Stock im Kleiner Hirschgraben findet ihr ein ausgewähltes Sortiment an feinsten Menstyles und Sneaker vor. Das Portfolio erstreckt sich von Stone Island über Norse Projects zu A.P.C. bis hin zu dem heißen Zeug, der limitierten Releases der Quickstrike, Consortium…und was weiß ich noch…Accounts dieser Welt.
Wir haben uns mit dem Lokalpatrioten Daniel über seine Frankfurter Kundschaft, die Eintracht und natürlich über das 10-jährige Jubiläum von Uebervart unterhalten. Schenkt noch einmal Ebbelwoi nach und erfahrt was uns Daniel zu sagen hatte. Viel Spaß damit!

Gude Daniel! Vielen Dank, dass du dir für uns zwischen Messebesuchen, Orderschreiben und Urlaub in LA Zeit genommen hast. Du bist sicherlich kein Unbekannter in der Modebranche und die großen Magazine wie die Sportswear International oder Fachpresse berichteten über dich. Zuletzt hattest du sogar während deines letztes Urlaubs das Kommando über die Instagram Seite vom F.A.Z Magazin. Stell dich doch bitte unseren Lesern, die dich nicht kennen sollten, kurz selbst einmal vor.

EUROPAPOKAL, EUROPAPOKAL, EUROPAPOKAAAAL! Ah, sorry, ich bin noch total im Freudentaumel über den Pokalsieg unserer SGE und die im nächsten Jahr anstehenden Spiele in Europa (in Kopenhagen schellt das Telefon)…also, wie ihr seht: ich bin Daniel Steindorf, Gründer und Einkäufer des Männerstores UEBERVART in Frankfurt seit nunmehr 10 Jahren. Daneben begeisterter SGE-Anhänger, Tennisspieler und Vater einer 18-monate alten Tochter. Womit dann auch alle Stunden des Tages verbraucht sind.

Du betreibst mit deinem Store Uebervart nun bereits seit zehn Jahren ein Refugium in Sachen Menswear in Frankfurt. Erzähl doch bitte einmal wie alles anfing, was dich zu einem eigenen Shop inspiriert hat und wie du auf den Namen gekommen bist.

Also, zuerst der Name: der ist Altdeutsch und bedeutet Reise. Im speziellen Schiffsreise. Ich mochte die Idee für meinen Store, in dem ich meine Kunden immer auf eine Reise schicken wollte. Nach meinem Diplom in BWL 2007 hatte ich ein paar Angebote aus der Modebranche, welche mich inhaltlich alle nicht so gebockt haben. Parallel dazu war ich viel auf Reisen in Europa und der amerikanischen Ostküste. Da gab es damals schon Menswear-Only Stores wie zum Beispiel OAK in New York oder Concept Stores wie Colette und Dover Street Market. Das wollte ich für Frankfurt machen. Und als ich dann die Fläche im Kleinen Hirschgraben 14 angeboten bekam, ging alles flott.

Du bist Dienstleister und Ausstatter des wohl schwierigsten Kunden überhaupt: dem Stoffel. Wie würdest du die Mentalität der Frankfurter und ihren Kleidungsstil beschreiben?

Das hat sich Gott Sei Dank gewandelt in den letzten Jahren. Aber klar: weißer Turnschuh, Chino und Hemd regieren immernoch in vielen Kleiderschränken. Die jungen Kunden sind da viel offener und bereit, auch mal tiefer in ihre Taschengeld-Kassen zu greifen und sich dem modischen Mix-and-Match zu ergeben. Aber eins ist geblieben: Die Lieblingsfarben der Kunden sind Grau, Navy, Weiß und Schwarz.

Daniel, jemand der so lange wie du mit der Stadt und dem guten Stil verbandelt ist, wie würdest du die ehemals so gescholtenen Einkaufsmöglichkeiten in Frankfurt heute einschätzen?

Super! Wir haben doch eigentlich für jeden Kunden ein Geschäft, das in Frage kommt. Aber – leider muss ich das so sagen: es ist nicht mehr wirklich wichtig. Digital rules. Die Leute kaufen eben alles online. Das Shopping in der Stadt ist nur noch Zeitvertreib. Und wenn´s was schönes gibt, dann wird’s genommen…

Lass uns wieder über deinen Store sprechen. Das Markenportfolio liest sich wie das Who is Who der High Fashion und Premium Street- und Sportswear. Wo hältst du Ausschau nach neuen Marken und nach welchen Kriterien entscheidet du, ob sie zu euch passen?

Heute meist über die einschlägigen Blogs. Es kommt nicht mehr vor, wie vor ein paar Jahren, dass man Brands beim Messebesuch entdeckt. Da ist echt tiefere Recherche-Arbeit nötig. Die Kriterien sind: Qualität, also demnach auch Preis-Leistung, die Nachhaltigkeit der Brand (also wie lange ich den Bestand im Markt sehe bzw. annehme) und natürlich der eigene Geschmack, der auch bestimmt, ob es ins Sortiment passt oder nicht.

Wie würdest du die Mentalität von Uebervart beschreiben?

Wir haben ein eher ruhigeres Auftreten. Das Styling, der Gesamtlook ist mir wichtig. Trotzdem verwähren wir uns natürlich nicht gegen Trends, die auch mal schnell vorbei sind, so lange sie zu uns passen. Und wir sind vor allem eins: Patrioten. Wir leben für unsere Stadt. Und die ist rau, ehrlich, direkt. Ohne ChiChi.

Man muss euch wirklich Respekt zollen, denn Ihr habt es nicht nur geschafft sehr gefragte Marken zu führen, sondern auch die Quickstrike, Consortium, Spezial, etc Accounts zu bekommen. Accounts, die das Privileg beschreibt, limitierte Produkte ordern und führen zu können.Wie ist dir dieses Kunststück gelungen und wie wichtig sind dir diese speziellen Accounts?

Hui, das ist immer die Frage, die alle stellen. Aber es war glaube ich immer eine Combo aus guter Arbeit, guter Zahlungsmoral, gute, über die Jahre aufgebaute Kontakte und dass die Brands sich gerne im Fashion-Umfeld sehen, dass nicht so viele Sneaker-Stores bieten.

Zu den sogenannten Hype Releases sind Camp out´s vor eurer Tür nicht ungewöhnlich. Wie surreal war die Situation anfangs für euch, dass sich die Kundschaft Nächte für einen Schuh um die Ohren haut und wie geht ihr mittlerweile mit solchen Verkaufsstarts um?

Ja, das war am Anfang echt Wahnsinn und hat viel Aufregung bei Presse, der Stadt, etc. gemacht. Heute machen wir das nicht mehr. Gab immer wieder Stress, die Camper wurden nachts belästigt, Müllberge lagen vor der Tür, pipapo. Heute gibts, wie bei den meisten Mitbewerbern, einfach Online-Raffles.

Ihr kredenzt nun seit zehn Jahren die neuesten Looks und Styles. Gibt es den typischen Uebervart Kunden und wenn ja, wie würdest du ihn beschreiben?

Ja, den gibt es und das sind die Jungs, die unsere DNA ausmachen und weitertragen. Dieser Kunde ist vor allem eins: richtig cool und easy im Umgang. Dazu lebt und liebt er meistens FFM bzw. das Rhein-Main Gebiet, ist offen für neue Marken, vertraut uns also und kauft nicht nur bei uns ein, sondern trinkt auch nach Feierabend nen Pils mit uns Jungs.

Welche Marken trägt denn der Chef im Ring aktuell gerne?

Ich bin so langweilig, was das betrifft. Aber schaue ich in meinen Kleiderschrank, finde ich viel Levi’s Vintage, Norse Projects, immernoch ein bisschen Supreme, fürs Stadion Stone Island (meist Vintage) und meistens Chucks oder Sk8-Hi von Vans. Ach ja: diverse Eintracht Trikots haben sich über die Jahre angesammelt.

Ihr hattet mit Uebervart eine kurze Zeit lang zwei Stores in Frankfurt. Mit dem Store am Kaiserplatz hattet ihr die Streetwear inkl. eine breite Auswahl an Sneaker im Fokus. Hier fand auch im November 2014 die Releaseparty zur adidas X Barbour Colabo statt. Wie schwer war es für dich den Shop zu schließen und „nur“ noch mit einem Store weiterzumachen?

Nun ja, sagen wir so: ich habe den zweiten Store nicht aus der Not geschlossen. Das Angebot stimmte einfach damals. Trotzdem war diese Entscheidung super, denn so konnten wir die ursprünglich verschiedenen Konzepte (Streetwear, Contemporary menswear) verschmelzen und haben so die Uebervart DNA völlig neu definiert, was den Kunden super gefiel. Manchmal denke ich jedoch an die wunderschöne Fläche am Kaiserplatz zurück…die ist nämlich echt ein Traum.

Der ehemalige Uebervart Street Store am Kaiserplatz

Kommen wir zum Einkaufserlebnis. Was ist euch im Umgang mit dem Kunden besonders wichtig und nach welchen Konzept habt ihr den Uebervart Store entworfen?

Das Konzept ist in den letzten 10 Jahren echt immer weiterentwickelt worden. Ein grundlegendes Element ist jedoch geblieben. Der Store dient vor allem zum Tragen der Ware. Sprich, das Design war und ist immer zurückgenommen und die Materialien haben eine hohe Qualität. Speziell ist natürlich die Lage im 1. Stock. Da muss man die Kunden erstmal hochbringen. Aber: wir feiern dieses Jahr 10. Jubiläum…das hat also geklappt. Beim Kundenumgang gilt folgende eiserne Regel: ehrlich sein, nix druffschwätze, de Kunde is Könisch solang er sich wie aaner benimmt.

Daniel, jetzt mal Hand auf´s Herz. Es ist das Jahrzehnt der Kollaborationen. Wird es zu 10 Jahren Uebervart eine Colabo mit einer Marke und vielleicht sogar einem eigenen Schuh geben?

Ja, es wird 3 Collabos geben. Und eine davon können wir schon aus dem Sack lassen: LACOSTE! Einen Schuh wird es leider nicht geben, das haben wir nicht geschafft, aber 11 Jahre sind ja auch was…vielleicht kommt da ja was 🙂

Wie sehen bei euch die weiteren Pläne zum Jubiläum aus? Dürfen wir uns über eine Party und weitere Specials freuen?

Wie oben erwähnt, kommen in Summe 3 Collabos sicher, eine 4. ist in Planung. Dazu kommen sicher noch ein, zwei unserer legendären Take-Over Parties 🙂

Bevor wir zum Ende kommen, möchte ich noch einmal auf die lange und erfolgreiche Geschichte zu sprechen kommen. Was würdest du sagen, ist das Geheimnis deines Erfolges?

Der Erfolg von Uebervart setzt sich denke ich aus zwei Bausteinen zusammen: Unser super Personal im Store und unser Riecher für neue Brands

Wer dich kennt, weiß, dass du glühender SGE Fan bist. Wir Frankfurter jammern immer auf einem recht hohen Niveau. Aber nach dem verpassten Saisonfinale und der gescheiterten Qualifikation zur Euroleague, was denkst du, wie wird es bei der Eintracht nach dem Kapitel Kovac weitergehen?

Das Thema hat sich ja am Ende noch zum Fantastischen entwickelt. Aber nach diversen, durchfeierten Nächten über den Pokal denke ich, dass der Boden der Tatsachen schnell erreicht werden muss. Konkret gilt für mich: wir brauchen einen starken, tiefen Kader bestückt mit altgedienten Spielern, die Ruhe reinbringen und das Team zusammenhalten (Abraham, Boateng) und junge Wilde, die glühen (Rebic, Wolf). Zum Trainer kann ich nix sagen, aber er sollte den Spielern Selbstvertrauen geben, wie es Kovac gemacht hat. Es wäre klasse, wenn unser neuer Torwart den Hradecky gut ersetzt und – nun ja – wir vielleicht noch 3 gute Jungs an den Main holen (die dann auch noch Bock auf die Klamotten von Uebervart haben 😉 … ich hätte ja gerne den Pirmin zurück im Team.

Merci de nous avoir accordé cette interview, Daniel. Die letzten Worte gehören wie immer unserem Gesprächspartner. Sag was du gerne sagen möchtest…

Bordeaux! Wir fahren alle nach Bordeaux! Wir spielen international…der OFC fährt nur nach Baunatal! Frankfurt bleibt stabil. Danke euch, ich liebe Eure Passion!

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