Wir sind auf der Ziellinie. Im dritten Teil (von insgesamt vier) stellen wir euch die Verfilmung von Awaydays vor. Einer der Protagonisten wird auf unserem neuen STARSofCCTV T-Shirt zu sehen sein. Viel Spaß mit der Filmvorstellung!

von Bangert

England Ende der 70er Jahre. Es ist die Zeit der Subkulturen und die Zeit des Aufkommens der Subkultur, der wir uns auf unserem Blog verschreiben haben: den Casuals. Der Film Awaydays basiert auf das gleichnamige Buch von Kevin Sampson und soll dessen eigene Geschichte erzählen. Der Film begleitet den 19 jährigen Paul auf seinem Weg zum Mitglied von The Pack, einer Grupper junger Casuals von der Merseyside.

Zur Geschichte. Paul entstammt der Mittelschicht. Statt zu studieren arbeitet er nach dem Tod seiner Mutter im Unternehmen seines Onkels. Er geht gerne in Clubs und hin und wieder besucht er die Spiele des Tranmere Rovers FC. Bei den Besuchen im Stadion ist er von einer Gruppe fasziniert, die offensichtlich im Stadion einen besonderen Status inne haben. Sie sind „The Pack“. Zugang zu diesem elitären Kreis erhält nur, wer sich beweist- und für wen durch ein Mitglied gebürgt wurde. Einfach die Nähe zu suchen und sich dazuzustellen ist nicht.

Bei einem Clubbesuch lernt Paul Elvis kennen und die gemeinsamen Interessen ermöglichen einen ersten Kontakt zur Gruppe, doch bis er mit dem Pack zu den Spielen fährt, ist es noch ein langer und harter Weg. Paul beginnt also sich gegenüber Elvis zu beweisen- mit Gewalt. Treffenderweise zieht Elvis insofern seinen Nutzen daraus, dass er ein begehrtes Vinly bekommt, die Paul für ihn mit einer Kopfnuss zahlt. Der Film beginnt übrigens damit wie man Paul sieht wie er vom Grab seiner Mutter weg rennt, gekleidet wie der Durchschnitt, und sich noch am Friedhof die „Uniform“ des Packs anzieht. Peter Storm Cagoule und die für die Zeit und an der Mersyside sehr populären adidas Forest Hills. In letzter Sekunde bekommt er den Zug zum Auswärtsspiel.

Treffend für die Zeit in der Awaydays spielt ist auch die erste Keilerei in Szene gesetzt worden. Es ist eine Schlägerei zwischen den Generation: der jungen, gewaltgeilen Casuals und einer Gruppe älterer Skins. Pauls Erwartungen an diese Schlägerei sollten nicht enttäuscht werden und der Regisseur hat die Auseinandersetzung nahezu in „Clockwork Orange“-Manier in Szene gesetzt. Wären wir bei der etablierten Tagespresse, könntet ihr jetzt etwas über die sich ständig drehende Spirale der Gewalt lesen, in die Paul verfällt…Nüchtern betrachtet ist es aber letztlich der Weg in die Gruppe. Paul muss sich immer wieder aufs Neue beweisen oder aber es werden ihm seine Grenzen durch Mitglieder des Packs (schmerzlich) aufgezeigt.

Wie soll es auch anders sein, wird Paul innerfamiliäres Verhältnis zu seiner Schwester immer wieder auf die Zerreißprobe gestellt, weil ihm die Jungs und der Fußball natürlich wichtiger sind. Vielleicht hat Paul seinen Platz innerhalb der Gruppe damit gefunden, dass er gemeinsam mit dem Pack den Pub des Rugby Teams zerlegt, nachdem seine Schwester dort misshandelt wurde. Doch wenn dem so wäre, dann würden wir diesen Film hier sicher nicht vorstellen. Das wäre zu platt. Nehmt euch wirklich noch einmal die Zeit und zieht euch den Film rein- achtet auf die Protagonisten und legt auch mal die Schablone an vergleichbare Gruppen und Strukturen heutzutage an. Sehr viele Parallelen oder eben das, was die Subkultur ausmacht, fasziniert und leider auch vergiftet. Fakt ist aber auch, das Außenstehende Einblick in eine Welt haben in der sich sämtliche Klassen der Gesellschaft treffen, um für eine gemeinsame Sache einzustehen, sich selbst dabei auch gerne selbst am nächsten sind. Ein Gesamtgesellschaftliches Phänomen, damals wie heute.

Musikalisch ist der Film zeitgenössisch auf den Punkt. Ultravox und Joy Division schaffen es musikalisch die Stimmung in Szene zu setzen. Klamottentechnisch wird leider „nur“ die Uniform des Packs inszeniert. Einerseits ist das aber auch wiederum ganz geil, denn zu der Zeit und am Ort des Geschehens waren nun mal die Hosen von Lois, die Schlupfjacke von Peter Storm und vor allem das Modell Forest Hills von adidas en vogue und gehörten zur „Grundausstattung“. Die Marke mit den drei Streifen hatte übrigens zum Kinostart einen „Forest Hills X awaydays“ herausgebracht, der ähnlich schwer zu bekommen war, wie die heutigen size? Releases.

Alles in Allem macht der Film Spaß und man sollte ihn gesehen haben. Welche Wege die einzelnen Protagonisten zum Filmende für sich gewählt haben, lassen wir an dieser Stelle offen- auch hier lohnt es sich mal genauer hinzusehen- es ist auf jeden Fall nah dran an der Realität, was vermutlich auch auf den großartigen Roman von Kevin Sampson zurückgeht, den es übrigens auch kurzzeitig in der deutscher Übersetzung „Auswärtsspiele“ gab.