Die Gewächshäuser von Oberrad

Wer von euch mit dem Zug auf die Arbeit oder zur Uni fährt und die Strecke an Ffm-Oberrad vorbei nehmen muss, kennt natürlich die Gewächshäuser in Dribbdebach. Jeder Zentimeter wird hier von den Nachtaktiven als „Leinwand“ verwendet, um ihre Motive oder Schriftzüge den Fahrgästen entlang der Bahnstrecke zu zeigen.

Ich hatte schon länger die Idee im Kopf mal die Felder abzulaufen und ein paar Fotos zu schießen und auch  das Grüne Soße Denkmal zu besuchen. Mit David von FLYIN’FRNKFT fand ich dann schließlich einen weiteren Bekloppten, um bei Minustemperaturen und eisigen Wind mit einer Fotokamera bewaffnet einen kleinen Spaziergang in Oberrad zu machen. Aufgrund der eisigen Bedingungen sind wir in kurzer Zeit alles abgelaufen und konnten leider nicht eine komplette Fotoserie machen. Aber die Bilder, die hierbei entstanden sind, möchten wir euch nicht vorenthalten.

Als kleines Highlight sollte dann der Besuch des Grüne-Soße-Denkmal folgen. Die Grie Soß gehört zur Frankfurter DNA wie der Apfelwein oder Handkäs und ist somit eines unserer höchsten Kulturgüter. Wer nun aber ein standesgemäßes „Denkmal“ erwartet, wird enttäuscht werden. Laut Information der Stadt Frankfurt soll es sich hierbei zwar um „Deutschlands erstes Denkmal für ein Regionalgericht“ handeln, aber meine Fresse, was haben sich Stadt und vor allem die Künstlerin hierbei gedacht?

Sieben Kräuter kommen in die Frankfurter Grie Soss und passend dazu gibt es sieben kleine Gewächshäuser, die jeweils einem dieser Kräuter gewidmet sind. Das „Denkmal“ gibt es seit 2007 und wird abends beleuchtet. Vielleicht entfaltet es auf diese Weise dann eine Faszination, aber tagsüber hat das Ganze hier einfach nichts. Sieben „Buden“ zwischen Wohnblock und Feldrand. Wenn ihr euch selbst einmal ein Bild hiervon machen möchtet, müsst ihr in die Kochstraße, Ecke Speckgasse in Oberrad.

Nach dem eisigen Spaziergang ging es nach Sachsenhausen in die „Atschel“, wo wir es uns bei einem Frankfurter Schnitzel und Ebbelwoi haben gut gehen lassen. b. war so freundlich und hat im Folgenden etwas zur Grünen Soße verfasst. Viel Spaß damit.

Die Grüne Soße

Stell Dir vor, Du wärst Kandidat in der Spielshow „Jeopardy!“. Du wärst am Zuge und entschiedest Dich für „Kulinarisches für 500“ und folgende Antwort käme: Borretsch, Kerbel, Kresse, Petersilie, Pimpinelle, Sauerampfer und Schnittlauch.

Die richtige Frage lautet: „Die sieben Kräuter der Frankfurter Grünen Soße“

Die „Grie Soß“, wie sie in Frankfurt und um Frankfurt herum genannt wird, gehört wie eingangs erwähnt kulinarisch zur Metropole am Main wie Ebbelwoi, Handkäs und Rippchen mit Kraut. Die Kräuter wurden früher traditionell im Stadtteil Oberrad angebaut und sind hier natürlich weiterhin zu finden.

Man isst sie mit Eiern und Kartoffeln oder als Beilage beim Frankfurter Schnitzel. Es ist überraschend, denn ich kenne niemanden, dem sie nicht schmeckt. Unsere Gäste aus allen Teilen der Republik essen sie mit großen Appetit und ja selbst in Brasilien kommt die „Molho verde“ gut an, obwohl dort die deutsche Küche mit Kohl, Kraut und Eisbein assoziiert wird.

Das Geheimnis sind die sieben frischen Kräuter, die ein Hesse selbst im maximalst versoffenen Geisteszustand noch runterbeten kann:

  • Borretsch: robust und großblättrig, gurkenähnlich
  • Kerbel: zarte Blättchen, fein gefiedert, anisartig
  • Kresse: Miniblättchen, scharf und würzig
  • Petersilie: egal ob glatt oder kraus, immer würzig
  • Pimpinelle: typisch gezackte kleine Blättchen, erfrischend
  • Sauerampfer: herzförmige Blätter, hellgrün und säuerlich
  • Schnittlauch: röhrenförmige längliche Blättchen, leicht scharf, zwiebelartig

Die sieben Kräuter der Grünen Soße kauft man traditionell frisch. Sie sind typischerweise in weißes Papier eingeschlagen, das mit grüner Schrift bedruckt ist. Wer zu Gast in Frankfurt ist, sollte unbedingt einen Abstecher in die Kleinmarkthalle machen oder den Erzeugermarkt besuchen. Neben den sieben Kräutern gibt es dort alles was das Herz bzw. der Magen begehrt.

Über Geschmack lässt sich ja bekanntlich nicht streiten, entweder hat man ihn oder eben nicht. Und ähnlich (un-)dogmatisch verhält es sich mit den weiteren Zutaten der Grünen Soße: Ob Saure Sahne und/oder Joghurt und/oder süße Sahne und/oder Joghurt und/oder Schmand, muss jeder selbst wissen, aber auf keinen Fall Mayonnaise. Wer Mayonnaise in Verbindung mit Grüner Soße bringt, bekommt Schläge angedroht, da hört der Spaß auf! Auch Zitrone, Salz, Pfeffer, Essig und/oder Senf ist jedem frei überlassen.

Die Kräuter werden idealerweise mit einem Wiegemesser gewiegt und anschließend mit Molkereiprodukten der Wahl vermengt. Nach etwa einer Stunde entfalten sich die ätherischen Öle der Kräuter in der Soße und fertig ist das Ganze! Zur Grie Soß werden typischerweise hartgekochte Eier gereicht, geviertelt dazu oder gehackt hinein. Zu Tafelspitz, Fisch, Schnitzel oder vegetarisch mit Salzkartoffel darf hier bei uns die Grie Soß nicht fehlen.

Wie auch immer, ob in der Soße, im Gin oder im OCB: Kräuter schmegge lasse!