Die Könner unter euch haben wahrscheinlich den Brückentag genutzt, um einen Urlaubstag einzureichen oder um Überstunden abzubauen. Für viele von euch beginnt somit heute nach Feierabend bereits das lange Wochenende. Aus diesem Grund wird unsere kleine Serie heute fortgesetzt. Wir haben das Vergnügen, euch wöchentlich Menschen vorzustellen, deren Favoriten euch vielleicht inspirieren können. Es fehlen zwar noch einige Rückmeldungen, aber die nächsten Wochen sind schon mal gesichert.
Unser heutiger Gast ist Hannes, den ihr wahrscheinlich besser unter seinem Alter Ego Prolleur kennt. Ein Tresenromantiker der alten Schule und wenn er eine Jukebox in seiner Laube stehen hätte, wäre diese mit den besten Tunes von Schlager bis Hardcore gefüllt. Gemütlichkeit ist eines seiner Lebensmottos, und die findet er in seinem Lieblingsreiseziel Hamburg oder in seiner Sehnsuchtsstadt Bristol. Ihr könnt euch also auf Connoisseurship, das perfekte Pils und La dOi!tsche Vita freuen.
Genug der einleitenden Worte. Wenn ihr könnt, holt euch ein Bier oder eine Spezi. Viel Spaß mit The Favorites by Prolleur!
Dein Vorname
Hannes
Welches „Baujahr“ steht in deinem Ausweis?
1994
Dein Verein
Mein Herz schlägt für den Meidericher Spielverein.
Wie bist du mit der Casual Culture in Kontakt gekommen?
Mich hat in meiner Jugendzeit vor allem die Skinhead Szene kulturell sehr geprägt und habe daher schon früh mein Herz an die britischen Mode Klassiker verloren. Mit den Jahren wurden die Haare wieder länger, wenn auch nicht viel, doch die klassische Harrington und der Lorbeerkranz auf dem Polo blieben.
Als Mode- und Subkulturaffiner Typ, der zum Fußball fährt, kam ich eher unbewusst in Kontakt mit der Casual Culture.
Meine Zeit in Hamburg, vor allem an der Adolf-Jäger Kampfbahn und die daraus entstanden langjährigen Freundschaften haben mich letztlich dann vollends in Kontakt mit Casual Culture gebracht – was letztlich dazu führte, dass ich eine zeitlang Mirko und das Team von Casual Couture im Hintergrund unterstützen durfte.
Da ich ganz nach dem Motto „Don’t let anyone put labels on you“ lebe, würde ich mich jetzt selber aber nicht als Casual bezeichnen.
Wie würdest du deinen eigenen Stil beschreiben?
Auch hier würde ich sagen, dass mein Stil zwar über die Jahre einem roten Pfaden folgt, ich aber gerne abseits der Wege nach Inspiration schaue – mittlerweile bin ich daher komplett weg von dem Gedanken irgendein Teil der Standardkollektion der üblichen Verdächtigen zu kaufen, nur um beispielsweise den Kompass am Arm zu tragen.
Mir persönlich sind Material, eine gute Passform und Qualität mit der Zeit immer wichtiger geworden – um daraus dann ein zumindest für mich stimmiges, aber individuelles Gesamtbild zu schaffen.
Im Winter fühle ich mich vor allem in der klassischen britischen Herrenmode wohl, da dürfen die Barbour Wachsjacke, der Hackett London Wollpullover oder die Cordhose nicht fehlen.
Im Sommer gerne bunt und viel Nylon, vor allem bei den Shorts. Am liebsten kombiniert mit Klassikern von Lacoste, Ralph Lauren und Fred Perry – in letzter Zeit aber auch wieder vermehrt Longsleeves.
Daher würde ich sagen mein Stil ist mittlerweile ein wilder Mix aus Streetwear Style und british Classics.
Bist du bei den Spielen deines Vereins immer in der Kurve anzutreffen?
Auch wenn ich lange Zeit meinen Lebensmittelpunkt in Hamburg hatte, habe ich in der Zeit dennoch versucht möglichst viele Spiele der Zebras vor allem in der Fremde zu begleiten. Die Touren im Norden der Republik waren da selbstverständlich fest eingeplant.
Gerade dieses Gefühl, wenn der eigene Verein in der neuen Wahlheimat gastierte und die Freunde aus der Heimat zu Besuch waren, fand ich immer magisch.
Mittlerweile bin ich durch die räumliche Nähe wieder regelmäßig bei Heimspielen anzutreffen, hier bevorzuge ich aber seit ein paar Jahren den Oberrang. Von hier aus lässt es sich einfach viel besser über die Flanke ins Nirgendwo schimpfen, gemütlich die obligatorische Currywurst und (alkoholfreie) Pilsette genießen und vor allem darüber fachsimpeln, was man alles anders als der gerade aktuelle Trainer machen würde.
Daran wird sich auch in der Regionalliga West definitiv nichts ändern!
Dein Lieblingsstadion? (neben deinem Club)
Ein richtiges Lieblingsstadion habe ich eigentlich nicht.
Wenn es um die Lage geht, muss ich gestehen (auch wenn es mir nicht leicht über die Lippen geht), dass das Millerntor für mich absolut unschlagbar ist – mir andererseits aber viel zu „hipp“ und „cool“ ist.
Aber besonders beeindruckt hat mich diese Saison ein Stadion, welches ich noch nicht auf dem Schirm hatte. Und zwar die Spielstätte des SC Verl – die Sportclub Arena.
Alleine der Weg zum Stadion durch die dörfliche Idylle vorbei an der örtlichen Metzgerei, dem Schützenhaus und den Feldern, war eine schöne Abwechslung zu dem was man sonst kennt. Zwischen den Gärten der umliegenden Häuser liegt dieses sehr kompakte moderne Stadion, welches den Spirit eines englischen Drittliga Stadions versprüht. Ganz dicht am Spielfeld wird der Stadionbesuch immer nochmal zu einem speziellen Erlebnis. Bewirtung war auch Top. Und für die ganz Durstigen gab es praktische 1 Liter Bier Becher.
Wie sieht dein typischer Ablauf am Spieltag aus?
Früher habe ich die Heimspieltage mit den langen Anreisen deutlich mehr zelebriert, heute bin ich gemütlicher geworden und fahre meistens die paar Meter mit dem Auto zum Stadion und treffe mich mit den Jungs dann kurz vorm Spiel oder dann im Block.
Wenn es die Tagesplanung zu lässt wird noch ein Kaltgetränk beim Withold im Neudorfer Stübchen verhaftet – aber das hängt sehr vom Spieltag ab.
Dein bevorzugtes Bier?
Ein frisch gezapftes Pils am liebsten in einer 0,2er Pilstulpe – nach getaner Gartenarbeit in meiner Laube muss es aber ein kühles KöPi Alkoholfrei sein.
Auf Reisen glüht dann auch Untappd, wenn die lokalen Craftbeer Spezialitäten verköstigt werden. Meine Favoriten aktuell ganz klar Pinta aus Polen und die Bristol Beer Factory.
Welche ist deine Lieblingsjacke? (In deinem Besitz und dein Holy Grail)
Ich bin immer noch großer Fan von Harringtons und finde die Kombination mit einem gewachsten Obermaterial einfach unschlagbar. Daher ist meine gewachste Baracuta G9 in der Thermal Edition für den Winter schon eine Art Holy Grail für mich.
Und für das klassische Übergangswetter kommt für mich auch wenig an die klassische Barbour Wachsjacke ran, hier bevorzuge ich persönlich das Modell Bristol.
Gibt es vielleicht eine besondere Errungenschaft, auf die du ganz besonders stolz bist?
Ich finde über die Zeit ist es für mich immer das jeweilige Kleidungsstück gewesen, was ich mir nach langem Überlegen dann doch gegönnt habe. Speziell auch Teile, die mir die Türe zu einem „neuen“ Stil geöffnet haben.
Aktuell erfreue ich mich besonders über den Cropped Parka von Fred Perry aus der aktuellen Kollektion – hier stimmt Material, Verarbeitung und Style einfach für mich.
Wirklich stolz bin ich aber tatsächlich zusammen mit meinem Freund Lawrence und vielen helfenden Händen das erste Prolleur Shirt Ende 2022 released zu haben – das war schon ein besonders schöner Moment die fertigen Shirts in den Händen zu halten und dann letztlich an ihre neuen Besitzer zu versenden.
Welche Marken kicken dich aktuell am meisten?
Auch wenn die Marke mittlerweile in der Mitte der urbanen Gesellschaft angekommen ist, ist und bleibt Fred Perry für mich immer eine besonders Marke, hier sollte man aber meiner Meinung nach darauf achten, dass man die Made in England Kleidungsstücke kauft oder das eine oder andere „Unikat“ einer Kollektion erwischt.
Ansonsten mag ich die Nostalgie und Qualität von Barbour und finde deren Klassiker dürfen in keiner Garderobe fehlen. Und letztlich erwische ich mich auch immer wieder dabei, nach dem einen oder anderen Stone Island Teil zu suchen.
Wie sah dein letztes Matchday Outfit aus?
Mein letztes Outfit zum Heimspiel war:
- New Balance 2002R, in „Sea Salt / Vintage Teal“
- Classic Chino in beige
- Sapeur „Casual & Pubculture“ Sweatshirt
- Baracuta G9 Thermal Edition
- Stone Island Nylon Cap
Was sind deine Top3 Sneaker/Trainer?
Ich gehöre nicht zu den klassischen Sneaker Sammlern, daher befindet sich auch kein außergewöhnliches Modell in meinem Schuhschrank.
Aber zu den Paaren, die ich aber am liebsten tragen gehören definitiv die 2002R Reihe von New Balance:
- 2002R, in „Sea Salt / Vintage Teal“
- 2002R GORE-TEX.
- Adidas SPZL HRMNY
Welche Bands und Künstler finden wir auf deiner Awaydays-Playlist?
Einen wilden Mix findet man da, würde ich mal sagen (vermutlich nicht nur ich)…
Von deutschen Schlagerklassikern wie Wolle Petry und den Flippers über die Onkelz bis hin zu High Vis und Conservative Military Image ist recht vieles dabei.
Der Fokus liegt aber klar auf Musik vor der Jahrtausendwende und vieles was ich früher schon gerne gehört habe.
Welche Film- und Serienempfehlung gibst du uns mit auf den Weg?
Ich bin immer wieder überrascht, wenn ich auf Leute treffe, die noch nicht die Unna Triologie von Peter Thorwarth kennen – hier natürlich absolutes Highlight BANG BOOM BANG; für mich der beste deutsche Film aller Zeiten. Daher meine Empfehlung an alle, die den Film noch nicht gesehen, dies dringend nachzuholen. Mehr gute alte 90er Ruhrpott Vibes geht nicht.
Ansonsten bin ich ein großer Fan von Shane Meadows Werken – neben dem Klassiker „This is England“, hat mich auch seine Drama-Miniserie „The Virtues“ mit einem absolut großartigen Stephen Graham echt gepackt.
Ich glaube die Liste an Film- und Serienempfehlungen ließe sich hier noch endlos weiterführen. Aber mit den beiden oben genannten kann man schonmal nicht viel falsch machen.
Buch und Kultur: Was sind hier deine Favoriten?
Da meine Leidenschaft ganz klar bei Filmen und Serien liegt, muss ich gestehen, dass ich im Bereich Literatur ein absoluter Banause bin.
Ein kontroverser Roman, den ich vor vielen Jahren gelesen habe, mich aber nachhaltig beeindruckt hat ist „Der Nazi und Friseur“ von Edgar Hilsenrath. Bitterböse, makaber und sicherlich nicht jedermanns Geschmack aber mein Favorit.
Ganz lieben Dank an dieser Stelle an Mark, dafür, dass ich hier einen kleinen Einblick geben durfte.
Sehr gerne und vielen Dank für deine Favoriten! Vielleicht klappt es ja mal mit einem Besuch im Elefantenstübchen 😎