Diego Armando Maradona. Allein der Name versprüht einen Zauber, der sich nicht genau erklären lässt. Diego war ohne Zweifel einer der talentiertesten Fußballer, den die Welt je gesehen hat. Ein Jahrhunderttalent, dessen Genialität keine Grenzen zu kennen schien. Ich hatte das Glück, seine Spiele für die argentinische Nationalmannschaft während der WM 1986 am TV verfolgen zu können. Am Tag darauf gab es auf dem Schulhof kein anderes Thema: Mit den Freunden würde seine Spielweise diskutiert, seine Tricks nachgeahmt. So heldenhaft der kleine Argentinier auf dem Platz schien – abseits des Stadions entwickelte er sich zum Anti-Helden. Der Dokumentarfilmer Asif Kapadia hat sich mit dem Leben und Wirken Maradonas beschäftigt, sein Film wird im September auch in Deutschland anlaufen. „Diego Maradona“ zeigt Maradonas Zeit in Neapel, die auch der Anfang vom Ende werden sollte.
Kapadia eröffnet seinen Film mit einer atemlosen und rasanten Verfolgungsjagd durch die überfüllten Straßen von Neapel, die bei der Bekanntgabe der Verpflichtung für eine Rekordablösesumme beim SSC Neapel im Jahr 1984 stoppt. Sehr eindrucksvolle Bilder versetzen uns in seinen „Nahkampf“ bei einer völlig überlaufenen Pressekonferenz, bei der der Fußballer aus Südamerika in der „Stadt der Außenseiter“ vorgestellt wird.
Der in London geborene Regisseur Asif Kapadia ist vor allem für seine Filmografien „Senna“ über Formel-1-Rennfahrer Ayrton Senna und „Amy“ über Sängerin Amy Winehouse bekannt und dafür zurecht auch ausgezeichnet worden. Nachdem Maradona jahrelang alle möglichen Dokumentationen über sein Leben gestoppt hatte, gewährte er Kapadia uneingeschränkten Zugang. Ähnlich wie bei seinem Film „Senna“ hat der Regisseur drei Jahre lang mit einem Team von etwa zehn Archivaren, unterteilt in Team Argentinien und Team Italien, recherchiert und mehr als 500 Stunden nie zuvor gesehenes Filmmaterial aus dem persönlichen Archiv der kontroversen argentinischen Fußballlegende, katalogisiert.
Kapadia berichtet nicht einfach nur über die brillante fußballerische Ästhetik oder den Leistungsdrang des Fußballers, sondern auch über die Komplexität von Maradonas Leben. Der Film gliedert sich in drei Abschnitte: der jugendliche Aufstieg in Argentinien, sein Umzug nach Barcelona und sein außergewöhnlicher Aufstieg und Niedergang innerhalb von sieben Jahren in Neapel. Nachdem Maradona 1984 für eine Rekordablösesumme vom FC Barcelona nach Napoli wechselte, führte er den SSC zu seinem ersten Meistertitel und spielte erfolgreiche Turniere mit Argentinien. Irgendwann nahmen die Dramen abseits des Spielfelds zu, er brachte seine leidenschaftlichen Fans gegen sich auf und ging schließlich mit Partys und Drogen unter, die ihm von der Familie Giulliani aus Neapel, sagen wir mal, „zur Verfügung gestellt“ wurden.
Asif Kapadia setzte seine Filmografie aus Formaten von 8mm-Video über Wochenschau-Aufnahmen auf 16mm bis hin zu U-matic-Videos zusammen und präsentiert den ersten Kritiken und Reviews zufolge ein erstaunliches Drama über das Leben des kleinen Ausnahmefußballers aus Buenos Aires. Ich freue mich wirklich schon auf den Filmstart bei uns und lasse mich gerne mitnehmen auf diese verrückte Reise zwischen allen Höhen und Tiefen…