Besuche bei der, Entschuldigung, buckligen Verwandtschaft mit dem Nützlichem verbinden, kann ich. So habe ich früher die Fahrten in den Breisgau schon immer mit einem Kick beim FC Basel, FC Mulhouse oder Racing Strasbourg verbunden. Und wenn dann noch etwas Zeit übrig war, ging es nach Weil am Rhein, um dem Carhartt, Edwin Outlet und der Colab Gallery einen Besuch abzustatten. Dieses Mal stand wieder einmal etwas weniger Zeit zur Verfügung und der Besuch eines Spiels in der Region musste leider flach fallen. Nach dem ich diese ekelhafte, gefühlt ewige Baustelle hinter Karlsruhe endlich passiert hatte, reifte in mir der Entschluss meine Eltern kurz bei Freiburg bei der Verwandschaft abzusetzen und nach einem Espresso Doppio direkt weiter nach Weil am Rhein zu düsen.

Also weiter auf die A5 in Richtung Basel und die letzte Ausfahrt vor der Grenze raus. Links von der Autobahn sieht man bereits den Schriftzug „Carhartt – Working in Progress“ auf einem Industriegebäude, das ist jedoch nicht das Outlet, sondern die Produktion bzw. das Headquarter der Marke. In Richtung Industriegebiet am McDonalds hatte der deutsche Zoll eine Kontrollstation aufgebaut. Auf dem Parkplatz hatten sie bereits einer Familie den kompletten Kofferraum ausgeräumt und die Eltern waren eifrig damit beschäftigt wieder alles ins Auto zu packen und die Kids spielten solange Fussball. Durchgewunken. Glück gehabt, echt kein Bock nach vier Stunden Fahrt, nun auch noch auf den Kopf gestellt zu werden.

Edwin Outlet (geschlossen)

Ein paar Meter nach dem McDonald´s links abbiegen und schon sieht man das Edwin Outlet, das aufgrund der netten Illustrationen von außen nicht zu übersehen ist. Und nur einmal um´s Eck ist auch das Carhartt Outlett, dass im oberen Bereich die Colab Gallery beheimatet. Der erste Weg ist wie immer Edwin. Quasi das Wichtigste zuerst. Komisch, gar net viel los hier und sieht von außen auch alles sehr dunkel aus. „Geschlossen, für immer“ Ach fuck ey. Das ist jetzt nicht euer Ernst?! Hatte auch in den Foren & Co gar nicht mitbekommen, dass es geschlossen wurde. Mächtig ärgerlich und auch ein wenig peinlich es nicht gewusst zu haben. Mund abwischen und ab zur Colab Gallery.

Arsek & Erase

Wenn ihr Carhartt Outlet seid, müsst ihr einmal komplett durch und über die Treppe in den ersten Stock gehen. Hier befindet sich die Colab Gallery, ehemals auch unter den Namen „Carhartt Gallery“ geführt, und sie ist mit ihren 300qm Ausstellungsflächen, einer der größten Street art Galerien in Europa.
Die Colab Gallery möchte nicht nur gerne der Dreh- und Angelpunkt für Künstler und Insider sein, sondern auch einem interessierten Publikum die Kunstform näherbringen. Seit ca. 2006 konzentriert sich das Team in Weil am Rhein darauf, Künstler vorzustellen, deren Wurzeln auf der Straße zu finden sind.

Arsek & Erase

Friends of Fine Vandalism.

Mit dem leicht ironischen Titel „Friends of Fine Vandalism“ will die Colab Gallery polarisieren und zielt auf ernste Fragen wie:

„Wem gehört der öffentliche Raum? Wie wird dieser organisiert? Welche Kunst wird gefördert und welche Statuen vor die Banken oder in den Parkanlagen aufgestellt und welche nicht, und warum nicht? Und wie kann man an den Entscheidungen teilhaben?
Die Werbewirtschaft hat einen einfachen und schnellen Weg gefunden, unseren öffentlichen Raum zu besetzen. Durch Kaufen oder Mieten von Flächen an zentralen öffentlichen Plätzen, nimmt sie Teil und beeinflusst uns täglich, bewusst und unbewusst, mit ihren Anzeigen und Plakaten. Der Bürger wird zum Konsumenten degradiert.
Idealerweise kann man, durch Mitarbeit in Gremien, Ausschüssen, oder durch Gespräche mit politischen Vertretern, Wünsche und Anregungen zur Gestaltung öffentlicher Räume anbringen und darauf zu hoffen, dass diese in irgendeiner Form Unterstützung finden.
Handelt man selbstautorisiert, sei es um politische Symbole zu überstreichen, oder mit der Absicht öffentliche Flächen künstlerisch zu gestalten, riskiert man Gesetzesübertritte, wie unbefugtes Betreten, Sachbeschädigung, oder Vandalismus.
Was schnell als delinquentes Verhalten von sozialschwachen Jugendlichen mit nihilistischen Taten zusammengefasst wird, ist aber der Versuch am überregulierten öffentlichen Leben teilzuhaben und sich mitzuteilen.
Dieses kreative Eingreifen nennt sich Street Art oder Graffiti Writing und wird von der Kunstgeschichte und Soziologie mittlerweile differenzierter und kontroverser diskutiert. Eben weil diese Künstler die wichtige Frage aufwerfen: Wem gehört die Stadt?
Die Urban Art hat rebellische Eigenarten, über die man durchaus geteilter Meinung sein kann. Ohne Zweifel beeinflusst diese energische Jugendkultur die Kunstgeschichte, Design und Mode, sowie die Werbung nachhaltig. Vor allem aber hat sie eine Vielzahl ausgereifter Künstler hervorgebracht. Die Colab Gallery hat sich zur Aufgabe gemacht, diese Künstler zu finden und auszustellen.
Wir haben neun international tätige Urbane Künstler nach Weil am Rhein eingeladen, deren Kunstwerke sowohl im öffentlichen Raum als auch in Galerien und Ausstellungen zu finden ist.“
Colab Gallery

Roman Klonek

Friends of Fine Vandalism läuft noch bis zum Oktober 2018 und ihr findet hier Werke von 1Opium aus Italien, 2SHY und Eliote aus Frankreich, das Künstlerduo Arsek und Erase aus Bulgarien, Fafa aus Spanien, N.O.Madski und Roman Klonek aus Deutschland, Sobekcis aus Serbien, sowie Wais aus Russland. Ich finde, dass sich ein Besuch hier immer lohnt. Hoffe auch bald darauf, dass hier nächstes Jahr mal wieder Lugosis und RNST ausgestellt werden. Die letzte Ausstellung hatte ich nämlich leider verpasst.

Colab Gallery| Schusterinsel 9
79576 Weil am Rhein – Friedlingen

2SHY
Roman Klonek
Fafa

N.O.Madski
Arsek & Erase
Arsek & Erase

1Opium
1Opium