b. vs Bobo van Dalen

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Lieber Lesezirkel, liebe Freunde der extravaganten Freizeitgestaltung,

vorab ein paar Zeilen in eigener Sache. Die Recherchen zu diesem Artikel fielen irgendwie schwierig aus. Es schien fast so, als wolle ein gut gehütetes Geheimnis nicht an die Öffentlichkeit gezerrt werden. Doch – so steht es in der Bibel – wird der Suchende finden und so trug ich letztlich die notwendigen Informationen zusammen. Das Böse – so sang es mal eine deutsche Punkband – siegt schließlich immer.

Überdies fühlte ich mich beim Klimpern des Textes ein Stückweit wie Smeagol aka Gollum, allerdings weniger optisch sondern eher psychisch: In gewisser Weise geht es hier auch um so etwas wie „meinen Schatz“, den ich einerseits für mich behalten, aber anderseits mit euch teilen möchte. Dieses latent schizophrene Dilemma verdeutlicht der folgende Artikel mittels kursiver Klammerzusätze. Macht euch aber keine Sorgen um den Zustand meines Oberstübchens, denn – um es mit den Worten von Dr. Sheldon Cooper zu sagen – ich bin nicht verrückt, meine Mutter hat mich testen lassen. Okay, das war gelogen, aber ich komm schon klar.

Wie auch immer, geheimer Schatz hin oder her, genug gesabbelt. Bringen sie ihren Sitz in eine aufrechte Position und stellen sie das Rauchen ein, wir starten!

Es ist nun schon einige Jahre her, als ich mir mit der Cutters Jacket das erste Stück von Nicholas Deakins zulegte. Hierbei handelt es sich um eine Steppjacke für die kalte Jahreszeit, die die Schultern wie eine Donkey-Jacke (aber cordbesetzt) hat. Den Unterschied zu der Donkey-Jacke und anderer Quilted Jacken wie z. B. denen von Barbour macht jedoch die Kapuze aus. Wie ich finde, in dieser Kombination ein gewisses Alleinstellungsmerkmal. Bei geschlossener Jacke fungiert die Kapuze wie ein Schal, leicht geöffnet kann sie aber auch mit Schal getragen werden. Als ich schließlich das gute Stück in Händen hielt und dann noch die Qualität stimmte, verflog allmählich das schlechte Gewissen wegen des dekadenten Kaufs meiner paarunddreißigsten Jacke.

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Cutter Jacket khaki details

Wie es halt nun mal so geht, kamen im Laufe der Zeit weitere Stücke hinzu und mittlerweile ist Nicholas Deakins zu so etwas wie meiner Lieblingsmarke avanciert. Denn zu den Geilheitsfaktoren Optik, Schnitt, Tragekomfort und Qualität gesellt sich hinzu, dass ich mich bisher auch auf deren Größenbezeichnung verlassen konnte. Im Gegensatz zu Stone Island oder noch besser Chevignon, ist hier Large tatsächlich Large. (Wie ich das hasse, ein Vielerlei von M bis XXL der selben Marke, würfeln die beim Nähen? Deakins nicht, Deakins passt….)

Aus vorgenannten Gründen entwickelte ich wohl eine gewisse Fokussierung auf die englische Herrenmarke. Umso mehr wundert es mich, dass ich damit subjektiv recht alleine bin. Soweit ich das beurteilen kann, trägt und kennt diese Marke in hiesigen Gefilden eigentlich niemand (Niemand kennt meinen Schatz. Ich alleine habe ihn gefunden. Keiner darf davon wissen. Warum kennt keiner meinen Schatz? Egal, besser so, für mich, alleine).

Dieser Umstand ist für mich nicht länger hinnehmbar (Doch!). Die Marke trägt auch dazu bei, die Welt ein kleines bisschen schöner zu machen und so sehe ich mich zu einer kleinen Vorstellung gezwungen (Tu das nicht, du törichter Trunkenbold, sonst lernt dein Colgate-Lächeln mal meinen Stockschirm Namens „Raufbold“ näher kennen).

Nicholas Deakins wurde vor rund 25 Jahren in Leeds gegründet. Der Herkunft treu bleibend, ist der Flagshipstore auch in der Metropole von West Yorkshire zu finden und zwar im Victoria Viertel nahe des Hauptbahnhofs (Warum verrätst du das, ich weiß wo du wohnst).

Achtung, jetzt wird es metaphorisch: Die Markenphilosophie bewegt sich meines Erachtens im Grunde auf einem schmalen Grat, gewissermaßen in Gestalt eines Türvorlegers. Der sportlich elegante Fußball-Dresscode übertritt quasi die Türschwelle des Clubs, in dem man mit Turnschuhen keinen Einlass erhält. Oder simpler, veranschaulicht am Beispiel des 24-Stunden-Outfits: Wenn ich morgens weiß, dass ich im Anschluss des Stadionbesuchs in gehobenerem Ambiente dem Müßiggang frönen werde und bereits morgens die Garderobe für den ganzen Fußball-Tag und anschließender Feier-Nacht stehen muss, dann bin ich mit Nicholas Deakins auf der sicheren Seite. Kurzum: Deakins ist nen Tacken eleganter als Weekend Offender, aber noch lang kein Burberry. Eher so Lyle & Scott oder Pretty Green nur anders.

Soldier - Navy2 Soldier - Navy

Sniper2 - Hunter Green Sniper2 - Hunter Green2

Doch der Reihe nach. Schuhe waren ein gutes Stichwort, denn alles begann mit Stiefeln. Das erste Modell war der Classic 7349 Elastic Boot, der in Zusammenarbeit mit den renommierten Schuhmachern WJ Brooks in Northampton entstand. Der ein oder andere kennt WJ Brooks Modelle eventuell aus dem Film „Kinky Boots – Man(n) trägt Stiefel“, in dem Fetisch-Schuhmodelle für den Mann mit ganz besonderem Geschmack zu sehen sind. (Beim Teutates, schon wieder ein Bezug zum Rotlichtviertel. Du bist noch jung genug, um deine Freizeit vernünftig zu nutzen und anständige, ja ehrbare Freunde zu finden. Oder mach einfach weiter so. Egal, dann halt im nächsten Leben…).

Das Erstlingswerk breitete sich von Leeds schnell auf der englischen Insel aus und soll der Legende nach auch in Clubs wie dem Back to Basics und dem Hacienda gesichtet worden sein.

Bis heute bilden Schuhe das Kernsegment von Nicholas Deakins. Insgesamt kommen die Modelle in dezenten Farben daher, sind meist aus Leder oder besitzen Lederapplikationen. Dabei erinnern sie an Neuinterpretationen von Wallbees, Gola Harrier oder Gourmets. In verschiedenen Design- bzw. Stil-Linien untergliedert, sind die Modelle der Heritage-Linie beispielsweise in Spanien handgenäht. Insgesamt machen sie am Tresen jeder besseren Gin-Bar einen (bitte jetzt kein Wortspiel, du literarisches Irrlicht) einen schmalen Fuß (und da war es, überflüssig wie vorhersehbar) .

Oporto - Tan

Zwischenzeitlich hat sich die Marke mit dem Rosen-Logo zu einer sogenannten „Kopf-bis-Fuß-Marke“ entwickelt, deren Kollektionen in Puncto Stil und Qualität die Zeiten überdauern werden. Trotz der Schwerpunktsetzung auf Schuhen, haben es mir persönlich stärker die Klamotten angetan, mit ihren extravaganten Details.

Diese möchte ich anhand meiner persönlichen Lieblingsstücke der aktuellen Herbst/Winter Kollektion 15 veranschaulichen (So, ebbe langt’s! Eine Grenze ist nun überschritten. Du präsentierst Fremden meinen Schatz, wie eine alternde Dirne ihren bindegewebschwachen Vorbau? Mach dich auf einen fairen Faustkampf bereit, zu dem ich mit Plus-Minus-Gürtel kommen werde).

Das Modell Oporto aus der Heritage-Linie ist ein handgenähter Leder-Moccasin. Das Leder, die Ziernähte sowie das Marken-Logo wirken zusammen, und zwar hochwertig und stimmig. Die schwarze Sohle kontrastiert gelungen und rundet den Gesamteindruck harmonisch ab. Das besondere Gimmick in Form eines skelettierten Fußes auf der Unterseite der Sohle ist das dabei Tüpfelchen auf dem i des Wortes geil.

Ginghams mit Button-Down-Kragen gibt es von vielen Marken. Besonderes Merkmal des Quinn sind aber die beiden Taschen: Die Brusttasche ist um 90 Grad gedreht angebracht, simpel wie genial. Zudem haben die verrückten Schneider eine weitere Tasche auf Höhe der Bauchtätowierung angebracht. Ist das geil oder ist das geil? Ich besitze das Modell in der Kurzarmvariante. Vom Schnitt her kann man es sowohl in der Hose, als auch lässig darüber tragen. Falls also mal ein Abend seinen Verlauf nimmt und die Garderobe verrutscht, macht man jedenfalls in Sachen Oberbekleidung eine gute Figur.

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Nanu, was haben wir denn da? Ist das eine leichte Sommerjacke oder ein Oberhemd? Und wen interessiert das überhaupt? Das Hemd Bragg bestimmt nicht, denn es macht sowohl als auch etwas her. Schwarz ist das neue schwarz und geht immer. Der kragenlosen Kragen verleiht dem Hemd die Silhouette eines Baseballshirts. Unorthodox aber kann man mal machen!

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Zu guter Letzt die Jacke Marsoc, mein absolutes Highlight der aktuellen Kollektion. Höchstwahrscheinlich bin mit dieser Meinung einer von wenigen. Ich gebe zu, eine rote Jacke in feuchter Glanzoptik ist nicht jedermanns Sache. Doch mal ehrlich, schwarze Parkas machen doch alle anderen schon. Was Ausgefallenes findet man hingegen eher selten. Den Mut, mit einer Innovation auch anzuecken oder zu scheitern, verdient Respekt. Denn nur so kann Neues entstehen.

Panza- Navy Fleece Oates

BescotManadala Maori

Im Zuge der Recherchearbeiten formulierte ich für mich diverse Fragen zu Nicholas Deakins. Überwiegend konnte ich sie mir beantworten und so flossen sie in diesen Artikel ein. Dennoch sind da noch einige Unklarheiten: Wer ist eigentlich dieser Nicholas Deakins? Tanzten die ersten Schuhe der Marke tatsächlich im legendären Club Hacienda in Manchester? Und welche geheimnisvolle Rose ziert da bitte das Markenlogo? Des weiteren soll eine Art Kooperation mit den Amsterdamern von Jack Flinn bestehen!?! All diese Fragen sind unbeantwortet. Da könnte ein Interview aufschlussreich sein.

Behaltet unseren Blog im Auge und seid gespannt aufs kommende Jahr.

In diesem Sinne, es grüßt und küsst

Euer b. (und bobo van dalen mitnichten)

Sapeur OSB empfehlt euch die weiteren Links, wenn wir euch auf Nicholas Deakins neugierig gemacht haben sollen.

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