Verehrte Sapeur Familie,
heute wollen wir euch von unserem kleinen Ausflug zum Champions-League-Qualifikationsspiel Ajax Amsterdam – SK Rapid Wien berichten.
Gestartet wurde zur besten Frühstückszeit im romantischen Kleinod Frankfurt Bonames. Zur Stärkung und als Treffpunkt wurde vor Ort eine Einrichtung des Bäckereihandwerkes auserkoren, welches zwar sehr manierliche Backwaren im Angebot hatte, aber noch ganz klar an der Serviceorientierung (und Freundlichkeit!) seines Personals arbeiten muss. So zog man recht schnell gestärkt, aber verstimmt ab.
Nach 4,5 Stunden kurzweiliger Anreise mit diversen Geschichten aus dem jeweiligen Block und der Erkenntnis, dass die Wolkenarchitektur in den Niederlanden von jener in Deutschland abweicht, erreichten wir Amsterdam. Ohne einen echten Plan über die örtlichen Gegebenheiten zu haben, wurde einfach mal „Centrum“ in das Navi eingetippt, welches uns direkt in die Verkehrshölle von Amsterdam führte. Erhöhte Aufmerksamkeit ist dort auf jeden Fall gegeben, wenn man keinen Radfahrer in seinem Radkasten zur Dekorationen aufsammeln möchte. Die Ausstattung mit Parkplätzen ist auch eher dürftig und so kam man direkt in den Genuss einer individuellen (Innen-)Stadtrundfahrt im eigenen Fahrzeug. Die ersten grünen Trikots und Shirts aus Wien wurden ebenso wie die selbsternannte „Numoar 1“ von Rapid samt Anhang auf der Straße gesichtet.
Nach Abschluss der erfolgreichen, aber nicht ganz billigen Parkplatzsuche machten wir uns zu Fuß auf den Weg ins Zentrum des städtischen Treibens und ich muss sagen, dass die Stadt durchaus zu gefallen wusste. Amsterdam ist sicherlich auch ohne Fußball eine Reise wert und kann euch bereits jetzt nur wärmsten ans Herzen gelegt werden. Schätze aber mal, dass die Meisten unserer Leser schon mal aus diversen grünen Gründen vor Ort gewesen sind.
Mit einer ordentlichen Portion Hunger im Magen ging es nun auf die Suche nach einer ansprechenden gastronomischen Einrichtung. Die ersten Läden dieser Art disqualifizierten sich allerdings dadurch, dass diese bereits fest in Wiener Hand gewesen sind und man sich doch jegliche dumme Fragen sparen wollte. Irgendwann sollte uns dann tatsächlich der perfekte Laden ins Auge fallen. Zentral mit Außenbereich und kein Publikum mit Fußballbezug. Es sollte sich schnell herausstellen, dass der gute Laden direkt am Börsenplatz liegt und sich die Preise entsprechend am oberen Bereich bewegten. Ein sehr leckerer Burger und ein großes Bier für 21 Euro sind zumindest kein Discountpreis, aber eigentlich genau die richtige Umgebung für die gelebte und geliebte Frankfurter Dekadenz.
Der Sammelpunkt des Wiener Anhangs sollte auch nur schlappe 150 Meter von uns auf dem Domplatz liegen und so konnte man in aller Ruhe der grünen-weißen Gesellschaft zuschauen wie sie zu Ihrem Treffpunkt schlenderte. Die Spatzen pfiffe es auch schon von den Dächern, dass die Wiener auch diverse Freunde im Schlepptau hatten.
Gesättigt, aber durstig zogen wir nun weiter durch die kleinen Gässchen der Innenstadt auf der Suche nach einem Supermarkt, um die Biervorräte aufzufüllen bzw. anzulegen. Dabei fielen uns auch diverse kleinere oder größere Geschäfte auf, welche unsere geliebte Hausmarke von der Steininsel führten. Generell kann man festhalten, dass der Casuallook in Amsterdam eine starke Plattform hat und die Freunde dieser Mode dort auf ihre Kosten kommen. Ein echtes Schnäppchen ist uns trotz Sale leider nicht ins Auge gesprungen, ansonsten wäre wohl auch noch mal die Kreditkarte ins Glühen geraten.
Ausgestattet mit einigen Dosen Bier machten wir uns langsam aber sicher auf den Weg in Richtung Auto. Da wir allerdings noch etwas Zeit hatten und das Wetter entgegen den Prognosen erstaunlich gut gewesen ist, ließen wir uns noch auf ein Bier an einem der vielen Kanäle nieder. Dabei erweckten wir auch mal kurz die Aufmerksamkeit von drei Casuals der örtlichen Szene, welche uns allerdings die Tarnung als Tourist abnahmen und somit auch schnell wieder ihr Interesse verlor. Dafür schienen wir vier dufte Typen die Damenwelt des gegenüberliegenden Hauses zu begeistern, welche es sich mit einem Teller Pasta im Fensterrahmen des zweiten Stocks gemütlich machte und dabei auch etwas Bein zeigte. Sofern finanzielle Hintergedanken bei den Damen eine Rolle gespielt haben, sollten sie sich allerdings überlegen vom zweiten Stock ins Erdgeschoss umzuziehen. Diese Strategie ist ja in Amsterdam nicht ganz unbekannt. Ein Mitglied unserer Reisegruppe verguckte sich auch direkt in eine solche Dame hinter Glas, aber zog es dann doch vor sein Geld in andere Dinge zu investieren.
Im Anschluss ging es mit dem Auto raus zum Stadion, welches am Rand der Stadt liegt. Da Amsterdam von seiner Einwohnerzahl vergleichbar mit Frankfurt ist, kann man auch hier bei der Lage eine gewisse Parallele ziehen. Die Amsterdam Arena selber wirkte von aus wie eine riesige Messehalle, welche im einem modernen Büroviertel beheimatet ist. Ebenso darf auch eine moderne Mall nicht fehlen. Ein kurzer Abstecher in die Mall war allerdings recht ernüchternd. Viele Geschäfte, vielleicht wegen des Spiels, waren geschlossen und es wirkte alles recht trostlos. Liebe Mall, leider haben wir heute kein Foto für Dich. Ein kleiner Abstecher in den Sportshop am Stadion durfte auch nicht fehlen, aber auch dieser war ohne Ausbeute und so zog man es vor, in die gegenüberliegende Bar zu gehen. Idealerweise wurde auch ein Tisch im Außenbereich mit Blick auf die Brücke frei, unter welcher sich der Ajax-Anhang vor dem Spiel einstimmt. Ein geniales Schauspiel war die Ajax Entrata! Der Ajax-Mob sammelte sich hinter der Kurve und marschierte geschlossen unter die Brück, um sich dort in einen kleinen Rausch zu singen. Die bösen und extrem gefährlichen pyrotechnischen Gegenstände durften natürlich dabei auch nicht fehlen. Gänsehautfeeling, die Erste des Tages.
Im Stadion selber hatten wir relativ gute Plätze im Oberrang, welche uns einen guten Blick auf die Ajax-Ultras der VAK 410 eröffneten, aber auch auf den Anhang von Rapid, welcher seinen Platz gegenüber im Stadion gefunden hatte. Im Ajax-Sektor wurde auch eine kleine Choreo vorbereitet. Im Vorfeld des Spieles durfte man auch noch Zeuge eines gefühlten Konzertes werden, welches scheinbar einer regionalen Größe hingelegt wurde. Meiner Meinung nach kann man es wohl so beschreiben, dass der Kerl die Figur eines kräftigen Opernsängers hatte und Ajax-Lieder im Schlagerstile zum Besten gab. Kann man mögen, muss man aber nicht. Im Gegensatz dazu konnte der nächste Programmabschnitt bei mir punkten. Passend zur Reggea-Choreo der Amsterdamer Ultras wurde Bob Marley „Everything´s gonna be alright“ im Stadion eingespielt und fast das gesamte Stadion stimmte mit in den Song ein. Fand ich persönlich sehr stark! Insgesamt war ich allerdings ein wenig von der Quantität des Ajax-Blocks enttäuscht. Irgendwie hatte ich ihn mir deutlich größer vorgestellt. Rapid füllte dafür seinen Block recht ordentlich. Es dürfte wohl so um die 2.500 Wiener gewesen sein, welche einen sehr ordentlichen Support über die gesamte Partie hinlegten. Die Lieder im Gästeblock waren allerdings keine besondere Überraschung, sondern der deutschsprachige Standard. Da konnte die eine oder andere Gesangseinlage der Heimkurve mehr begeistern. Qualitativ auf jeden Fall hochwertig.
Das Spiel selber war auch seinen Eintritt wert. Nach dem Hinspiel in Wien (2:2) war Ajax sicherlich der große Favorit gewesen und begann auch deutlich ballsicherer als die Wiener Mannschaft. Die Österreicher konnte dafür mit Leidenschaft und Kampf punkten und sollten auf diese Art und Weise zur Halbzeit nicht unverdient, aber doch etwas überraschend mit 2:0 führen. Im zweiten Abschnitt übernahm Ajax wieder die Initiative, aber so richtig zwingend wurde es irgendwie nicht. Letztlich sollte allerdings der Anschluss recht schnell fallen und die Hoffnung auf ein gutes Ende für die Hausherren nährte sich wieder. Tatsächlich und dank des Wiener Torhüters konnte noch das 2:2 erzielt werden und so langsam richtete man sich auf die Verlängerung ein, wenn nicht ein Spieler von Rapid seinen Sahnetag erwischt hätte und die Kugel unhaltbar im Winkel einschweißte. Das 3:2 für Rapid knappe 8 Minuten vor dem Ende war das sichere Ausscheiden von Ajax. Das heimische Publikum war sichtlich sprachlos, aber nahm auch davon Abstand seine Mannschaft mit Pfiffen zu bestrafen. Daran kann sich mal das Spitzenpublikum in München, Dortmund oder Schalke ein Bespiel nehmen. Die Anhängerschaft von Rapid und fast noch mehr die Mannschaft feierten dafür beinah überschwänglich ihren Sieg. Schon lange kein Profifußballer gesehen, welche so ungläubig und überdreht ihren eigenen Sieg auf dem Platz feierten.
Unser Ausflug sollte an dieser Stelle nun sein letztes Kapitel, die Rückreise finden. Auf dem Weg zum Parkplatz durfte man auch noch die Zentrale der schlechten Fernsehunterhaltung „Endemol“ in Augenschein nehmen. Die wahrscheinlich perfideste Rache der Niederlande an Deutschland, welche nicht unerheblich zur Volksverblödung beiträgt. Einen Nachweis zum Thema Volksverböldung sollte noch beim Burger King in Dinslaken erbracht werden als ein junger Mann herausfand, dass das King des Monats Menü auch mit einem Milchshake statt einer Cola zu haben ist und dieses Wissen lautstark mit seinen Freunden teilte. Bravo und Glückwunsch sag ich da. Scheinbar in zwei Minuten Burger King mehr gelernt als in acht Jahren Hauptschule. Gute Nacht!
Vilbel Maggus