Im Jahr 1982 endet der Krieg zwischen dem Vereinigten Königreich und Argentinien um die Malwinen; eine karge 12 km³ kleine Inselgruppe, besser bekannt unter dem Namen Falkland-Inseln, wo es die Durchschnittstemperatur nicht über sechs Grad Celsius packt.
Bezeichnend wie zwiespältig ist dieser Konflikt in Bezug auf die trostlose Situation Groß-Britanniens in den 1980er-Jahren: Während die desillusionierende Wirtschaftspolitik der Premierministerin, der „eisernen Lady“ Margaret Thatcher, die Working Class arbeitslos macht, wird ein Flottenverband in den Südatlantik abkommandiert, um 12.000 km entfernt von London den Besitz einer britischen Kolonie zu sichern und den zunehmende Niedergang des Empires aufhalten soll.
England im Jahr 1983: Irgendwo in den Midlands trauert der zwölfjährige Shaun um seinen Vater, der als Soldat seiner Majestät im Falklandkrieg fiel. Seiner alleinerziehenden Mutter fehlt das Geld für Shaun angesagte Markenkleidung zu kaufen: So wird er als Außenseiter in Schlaghosen zum Gespött seiner Mitschüler.
Als sich eine Gruppe von Skinheads des Jungen annimmt, verspürt er Zugehörigkeit. Die Gang um die Skins Woddy, Milky und die Punkerin Smell werden für Shaun eine Art Familienersatz. Er macht erste Bekanntschaft mit der Kultur der britischen Arbeiterkinder und wird allmählich selbst zum Skinhead. Die Eintracht der entspannten wie liebenswürdigen Freunde beginnt durch Combos Rückkehr jedoch zu zerbrechen. Das ehemalige Gangmitglied wurde im Gefängnis mit dem faschistischen Gedankengut der „British National Front“ indoktriniert und will seine neue Weltsicht an die Gruppe weitergeben.
Während Woody sofort die Gesellschaft von Combo meidet, begeistert sich Shaun zusehend für sein neues Vorbild, der seine persönlichen Probleme mit Gewalt gegen Ausländer zu kompensieren versucht. Ohne viel von der Story verraten zu wollen, schmeißt Shaun in der letzten Szene des Films alleine am Strand, eine von Combo geschenkte Georgskreuzflagge ins Meer. Was bis dahin alles passiert ist, schaut ihr am besten selbst. Der Film darf unserer Meinung in keiner Sammlung fehlen.
Der Regisseur Shane Meadows vermeidet das typische Film-Klischee des grenzdebilen Fascho-Prolls. Er zeichnet hingegen die Skinhead-Bewegung als grundsätzlich unpolitische Subkultur aus einfachen Verhältnissen. Er verweist auf ihren Ursprung in der Begegnung britischer Arbeiterkinder mit jamaikanischen Einwanderern und ihre Verbundenheit durch Ska-Musik. Anderseits wird dargestellt, wie sich Teile der Skinhead-Szene der British National Front und ihrer Weltanschauung zuwenden. Wichtigster Aspekt in „In This is England“ ist das differnzierte Bild der Skinhead-Subkultur, das Filme wie „American History X“ und „Romper Stopmer“ vermissen lassen.
Neben der schauspielerischen Leistung Grahams, der den Charakter Combos facettenreich darstellt, beeindruckt Thomas Turgoose als Shaun. Er verkörpert beeindruckend die anfängliche Traurigkeit des halbwaisen Außenseiter Shaun, die sich in seiner Entwicklung zum stolzen bis hin zum rassistischen Skinhead wandelt. Die Wandlung eines Jungen, die sich in nur einem Monat während der Sommerferien 1983 abspielt, bleibt dabei stets glaubhaft.
Die Geschichte der Figuren wird in folgenden Miniserien „This Is England ’86 (4-tlg.)“, „This Is England ’88“ (3-tlg.) und „This Is England ’90“ (4-tlg.) fortsetzt.
Es ist der Sinn für Details, der den Film glaubwürdig macht. Nicht in erster Linie die Doc’s und Sherman’s, nicht die 80er-Dauerwelle der Mutter, sondern die Musik macht es aus. Abgesehen von den Specials und The UK Subs wurde auf bekannte Szene-Helden verzichtet und so beinhaltet der Film vorwiegend Musik unbekannter Bands wie „Toots and the Maytals“, „The Upsetters“ und „Barry Al and the Cimarons“.
B.
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