Hola!
nun folgt mit etwas Verspätung der dritte Teil meines Reiseberichtes aus Buenos Aires. Ich muss an dieser Stelle die Leserschaft und weiteren Redaktionsmitglieder um etwas Verständnis bitte, aber die Zeit in dieser Stadt war einfach so genial, dass ich davon nichts am Rechner vergeuden wollte. Die ersten beiden Berichte sind auch eher das Produktes eines Regentages vor Ort gewesen, welcher in dieser Region zu dieser Jahreszeit leider nicht auszuschließen ist. Meine weiteren Berichte aus Buenos Aires werde ich daher in Form eine Tagebuches euch zum Lesen anbieten, aber seht selbst:
Dienstag, 24.04.2015
Der heutige Tag sollte uns zum ersten Mal in den Norden der Stadt in die Stadtteile Recoleta, Palermo und Belgrano führen, welche sicherlich zu den besseren in der Stadt gehören. Ich muss mich allerdings noch daran gewöhnen, dass scheinbar auch die Oberschicht gerne in riesigen Wohnkomplexen wohnt. Mit der Subte, der U-Bahn von Buenos Aires, steuerten wir unser erstes Ziel an diesem Tag an. Der Friedhof von Recoleta, welcher das Grab von der Staatsikone Evita Peron beherbergt. Netter Nebeneffekt bei der Sache war auch, dass dabei das Deutsche Krankenhaus von Buenos Aires entdeckt wurde. Bei unserem Quilmes und Steakkonsum weiß man nie, ob dieses Wissen nicht noch von Bedeutung werden kann.
Der Friedhof von Recoleta ist sicherlich sehenswert, obwohl der Totenkult in Mittel- und Südamerika für Nordeuropäer eher eigenartig wirkt. Der Friedhof besteht eigentlich nur aus Familiengräbern in Form von Mausoleen, welche teilweise in einem ziemlich erschreckenden Zustand waren. Es wäre zum Teil ein Einfaches gewesen an die Särge zu kommen und diese zu öffnen. Ich weiß nicht wirklich ob man sowas haben muss, aber man sollte es sich mal angesehen haben. Danach düsten wir mit dem Taxi nach Belgrano, um die Gedenkstätte ESMA zu Besuchen. Bei ESMA handelt es sich um die Escuela des Mecánica de la Armada (Technische Marine Schule), welche zum Schauplatz eines der dunkelsten Kapitel in der argentinischen Geschichte wurde. In den 70er Jahren und bis in die 80er Jahren hinein stand Argentinien unter der Junta einer Militärdiktatur und viele junge Menschen, Studenten verschwanden in diesen Gemäuern für immer und ewig bzw. wurden in diesen Gemäuern beinah zu tote gefoltert bevor man sie lebendig und gefesselt über dem Meer aus einem Flugzeug warf. Der Gang durch die Gemäuer und seine Ausstellungen war bedrückend und nur schwer zu ertragen. Besonders Beeindruckend war das Haupteingangsgebäude, welches auf der Rückseite eine riesige Front aus einzelnen Glasplatten hatte und auf jeder dieser Platten klebte das Bild eines Menschen der in dieser Zeit für immer verschwunden ist. Die meisten Frauen und Männer auf diesen Bilder waren zum Zeitpunkt Ihres verschwinden nicht älter als 22 oder 23 Jahre alt. Besonders bedrückend ist auch der Fakt, dass die Fußballweltmeisterschaft 1978 nur ca. 2 Kilometer entfernt im River-Stadion stattfand und dort auch ihr Finale erleben sollte. Ethik ist bei der FIFA nicht erst seit Sepp Blatter ein Fremdwort. Saustall bleibt Saustall.
Der Aufbau und die Entwicklung der Ausstellung lassen aber auch erkennen wie schwer sich damit die Gesellschaft in Argentinien tut. Viele Gebäude sind noch eine Baustelle oder nur zum Teil mit Ausstellungsstücken ausgestattet. Auch eine Führung in einer anderen Sprache als Spanisch sucht man eher vergebens. In meinen Augen zeigt auch der Umgang mit den Falklandinseln das ganze Dilemma der argentinischen Gesellschaft auf. Auf der einen Seite wurden ihre Söhne, Töchter, Brüder, Schwestern, usw. von einem verbrecherischen System verschleppt und getötet, aber auf der anderen Seite können viele Menschen in diesem Land nicht akzeptieren, dass dieses Regime die Falklandinseln im Krieg an Großbritannien verloren hat.
Im Anschluss an diese wirklich schwere Koste sollte an diesem Abend noch das Heimspiel von CA Defensores de Belgrano stattfinden. Die Mannschaft spielt in der Primera B Metropolitana, welches in der 3. Liga entspricht und nimmt dort zurzeit den ersten Tabellenplatz ein. Das Stadion befindet sich nur wenige Meter vom ESMA entfernt und dieses sollte uns vor ein ernsthaftes zeitliches Problem stellen, weil noch rund drei Stunden bis zum Anstoß gewesen sind. In der Regel wird in Argentinien das Stadion aber erst eine Stunde vor Beginn aufgeschlossen, weil die Leute eh erst mit dem Anpfiff kommen. Nun war guter Rat teuer und eine reine Bierpinte nach unserem Geschmack konnte leider auch nicht aufgetan werden. Wenigsten sollte sich direkt neben bzw. im Sportkomplex eine amerikanische Kaffeekette ihre Filiale haben. Free-WIFI war also die Losung und somit wurde die Zeit genutzt die Lieben in der Heimat über das Neuste zu informieren.
Eine Stunde vorm Spiel ging es dann erst einmal ans Kassenhäuschen! Unsere rudimentären Spanischkenntnis sollten allerdings nicht ausreichen, damit uns die alte Dame an der Kasse ein paar Karten auf den Tresen legt, obwohl man meinen sollte, dass das zeigen von drei Fingern plus Geld international verständlich ist. Schnell beorderte die alte Damen einen etwas jüngeren Kollegen herbei, welcher uns zwar Verstand, aber nun auf den schnellen Peso setzte. So wechselten nun 200 Peso (ca. 15 Euro) pro Karte den Besitzer, obwohl in der Tageszeitung ein Preis von 65 Peso angekündigt wurde. Scheiß drauf. Die paar Euro machen uns nun auch nicht arm. Das Stadion und seine Heimtribüne wussten auf jeden Fall zu gefallen. Schöne alte Bude, welche einfach nach Fußball schreit. Die Abreiskünste des Kartenabreißers am Eingang hingegen hätten dafür beinah jemanden aus unserer Gruppe schreien lassen. Na immerhin 10% der Karten blieben ihm ja erhalten. Mal gewinnt man, mal verliert man. Die heimische Fanszene marschierte stilecht mit rhythmischen Klängen ein und hielt das Programm auch locker 90 Minuten durch. Die Herrschaften um uns herum auf der Haupttribüne war zwar etwas ruhiger, aber wenn ich für jede Beschimpfung einen Euro bekommen hätte, würde ich heute wohl in einer Liga mit Bill Gates spielen. Spielerisch war die Veranstaltung allerdings sehr dürftig. Das dürfte auch den hohen Konsum an Matetee auf der Tribüne erklären. Schon eine nette Eigenart der Einheimischen, dass Sie quasi immer einen Becher Matetee unter ihren Freunden kreisen lassen. Die Heimmannschaft ging schnell in Führung und kassierte kurz vor der Pause aus der ersten ernsthaften Aktion des Gegners den Ausgleich. Kennt man irgendwie aus der Heimat. Nach der Pause drückten die Hausherren wie bekloppt aufs Gas und wurden am Ende auch noch mit dem 2:1 belohnt. Bemerkenswert war auch noch die Tatsache, dass die Zivis vorm Spiel gemeinsam mit dem Capo der Kurve die Banner schön ordentlich aufgerollt und gemeinsam tatkräftig am Zaun angebracht haben. Zivis Team Aufbau. Auch nicht schlecht.
Nach dem Spiel wählten wir die Option Taxi zu unserer Ferienwohnung, obwohl auch ein Bus in unserer Richtung abgefahren ist, aber zum Abschluss des Tages kann man es auch mal krachen lassen und die 2,50 Euro pro Nase für die Fahrt im Taxi springen lassen.
Mittwoch, 25.05.2015
In einer Reisebeschreibung würde wohl stehen, dass der heutige Tag zur freien Verfügung stand, aber so richtig gestimmt hatte es natürlich nicht. Ein Spiel der 4. Liga stand eigentlich auf dem Programm. Letztlich sprachen sich die Herren der Reisegruppe dagegen aus, weil es phasenweise wie sau runter schüttete. Der aufmerksame Leser kann sich nun zusammenreimen an welchem Tag der letzte Bericht entstanden ist. Die Damen des Hauses war dafür weniger Wasserscheu und zog einen Abstecher in die Stadt der Liveberichterstattung aus Italiens Seria A vor. Ganz oben auf ihrer Agenda stand dabei ein Besuch im Polizeimuseum, welches auch die originalgetreue Nachbildung einer Wasserleiche umfassen sollte. Die Begegnung mit der Wasserleiche fiel allerdings ins Wasser, weil das Museum entgegen allen Ankündigungen in diversen Reiseführern geschlossen hatte und der nette Wachmeister am Eingang sich auch von keiner deutschen Besucherin umstimmen ließ. Sie sind halt auf der ganzen Welt unflexibel in ihrem Handeln. An der Stelle mein Tipp an allen zukünftigen Besucher von Buenos Aires, schenkt euch die Investition in diverse Reiseführe, usw.! Die meisten Infos sind sicher ganz nett, aber vor Ort bekommt ihr auch für ein paar Peso alle wichtigen Information zu kaufen. Das wichtigste auf euren Erkundungen ist letztlich ein Stadtplan und ein kleines Büchlein, welches euch alle Informationen zu allen Buslinien in Buenos Aires gibt. Das Teil gibt’s an jedem Kiosk zu kaufen oder fragt in eurer Unterkunft nach.
Am Abend stand ein kleiner Abstecher ins Zentrum von San Telmo auf dem Programm. Das Steakhaus „La Brigada“ gilt als eines der Besten in der ganzen Stadt und wird auch gerne mal von Promis (u.a. Teves, Will Smith, usw.) aufgesucht. Der Laden rühmt sich unter anderem damit, dass die Steaks so zart sind, dass der Gast sie mit einem Löffel schneiden kann. Der Laden selber wusste mit seiner Einrichtung auch zu gefallen. Es gab kaum eine Stelle an der Wand und an der Decke, welche nicht mit einem Vereinsschal oder Wimpel dekoriert war. Auch einige Vereine aus Deutschland waren vertreten, aber die Namen behalte ich mal für mich. Soll sich ja keiner besonders geadelt fühlen. Obwohl ein Wimpel verschlug uns schon ein wenig die Sprache, aber der Wirt wusste wohl um die Bedeutung des Vereins im deutschen Fußball oder warum hing das Teil vom SV Wehen Wiesbaden auf dem Weg zur Toilette? Das Fleisch konnte natürlich den Erwartungen total gerecht werden, aber das dürfte bei uns Europäern auch nicht sonderlich schwer gefallen sein. Die Preise waren auch erstaunlich, erstaunlich günstig. Es muss eben nicht überall auf der Welt so sein wie bei uns. Gestern 3,50 Euro, dann ein Promibesuch und am nächsten Tag 13,50 Euro, weil man meint ein wenig den Halt unter den Füßen zu verlieren.
Der Rest des Abends verlief dann wie immer! Kühlschrank auf, Quilmes-Bombe raus und Prost. Der nächste Tag sollte uns nämlich wieder an ein anderes Ende dieser Stadt bringen.
Maggus
Photo Source of ESMA and Recoleta: wikipedia, www.
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