2:45h
Der Wecker klingelt. Jetzt aber schnell aufstehen, damit diese idiotische Idee umgesetzt werden kann. London: morgens hin und abends zurück. In der Hoffnung darauf, daß Millwall heute bei Chelsea ein Stelldichein geben würde, hatten wir die Flüge fix gemacht. Leider verloren die Lions in Bradford, so dass die heutige Partie Chelsea vs Bradford heißt.
3:25h
Aus der Haustür raus, den Wagen vom Eis befreien und den ersten Co-Pilot für die Tour in Eckenheim abholen. Kurz darauf Ankunft am Treffpunkt an der Messe.
3:50h
Kurz vor der Weiterfahrt an der Messe Sicherheitscheck linke Brusttasche. Fuck! Geldbörse an der Tanke liegen lassen. Mit zweihundert Sachen zurück über die A5 wieder in den Frankfurter Nordosten zur Tanke gerast. „Kannst du dich ausweisen?“ „Scherzkeks, meine Ausweise sind im Portemonnaie, aber schau mal rein, da müssten u.a. GBP 30 drin sein.“ Alles roger. Mit Vollgas nun zum neuen Treffpunkt, der Tanke am Hauptfriedhof gedonnert. Somit hat sich nun sehr zu Freude meiner drei Mitfahrer auch die Frage geklärt, wer denn die erste Runde an der Themse zu zahlen hat.
5:35h
Ankunft Flughafen Hahn. Kurz vor knapp auf dem Parkplatz P2 Platz genommen und im Eilschritt zur Sicherheitskontrolle. „London-Stansted? Bitte warten sie hier“. Vom Flughafenpersonal einmal um diese blöden Schleifen für der Kontrolle geführt worden, so dass wir direkt in der Pole Position standen. Sehr nett, war wirklich so von dem ansonsten doch sehr störrisch in Erinnerung behaltenen Flughafenpersonal nicht zu erwarten.
6:15h
Der Abflug verzögerte sich durch diverse Enteisungsprozeduren. Die gutgemeinten Informationen zur Verspätung durch den Captain kamen bei uns nur als nicht verständliche Genuschel an. Während dem Flug wurde man permanent durch leidenschaftliches Geschmatze des jungen Paares vor uns genervt. Hundertmaliges Geküsse, Geschmatze und Gekicher. Mit Kommentaren hielt man sich zurück, waren die beiden wohl gerade erst 18 und zum ersten gemeinsamen Urlaub aufgebrochen.
7:30h (Zeitumstellung)
Ankunft London-Stansted. Was für ne Landung. Mich hat es im Halbschlaf zerrissen. Der Pilot dachte wohl es seien nur noch ein-zwei Meter bis zum Touchdown, aber es müssen wohl einige mehr gewesen sein. So eine unsanfte Landung hatte ich lange nicht mehr erlebt. Dies hatte jedoch zum Vorteil nun komplett wach zu sein. Wirkte besser als jeder Energydrink oder Espresso doppio.
8:00h
Bustransfer mit Terravision zur London Victoria Coach Station. In weiser Voraussicht vorher für 8h zu einen günstigen Tarif inklusive Rückfahrt gebucht, ging es in London entlang der Themse an diversen Sehenswürdigkeiten vorbei. An der Haltestelle angekommen wollten die Kollegen das erste Pub ansteuern und mussten leider erkennen, dass sie ihr Bier erst um 10h oder 11h ausgeschenkt bekommen.
9:40h
Breakfast time im Regency Cafe. Zu Fuß von der Victoria Station ca 15 Minuten entfernt. Ich war bisher nur einmal dort, habe mich aber direkt in das Art Deco Cafe verliebt. Das Regency dürfte wahrscheinlich manch einem durch die Filme Layer Cake oder Brighton Rocks bekannt sein. Lasst euch nicht von langen Schlangen an der Theke abschrecken. Das geht hier recht fix und bis man seine Bestellung aufgegeben hat, ist auch immer ein Platz frei. Wenn ihr von weiter hinten Geschrei hören solltet, werdet ihr euch wundern, welch zartes Pflänzlein die Bestellungen durch das kleine Cafe brüllt. Und wenn ihr dann bei der Dame mit der Bestellung dran seid, ist es plötzlich eine kleine, leise Stimme und der Satz wird sogar manchmal mit einem „Darling“ beendet. Love it!
10:20h
Ab ins gegenüberliegende Pub Royal Oak. Die erste Bestellung des Tages war ein Orangensaft von einem Deutschen. Das Weltbild der Wirtin geriet ins Wanken. Sie meinte, scherzhaft dass es ab jetzt nur noch besser werden könnte. Der Rest der Reisegruppe lies sich jedoch nicht lumpen und orderte Cider und Stella.
11:13h
Acht Gehminuten vom Regency Cafe entfernt, ging es mit der Tube von der Pimlico Station zur Oxford Street. Mitten im Trubel im Shopping District anzukommen, macht ungefähr genauso viel Spass wie kurz vor Weihnachten über die Zeil zu laufen. Stress pur. Also schnell weg hier.
11:32h
Soho, Weekend Offender Shop. Ich stand bereits zweimal vor dem geschlossenen Shop, aber dieses Mal konnte ich mich von der angebotenen Ware vor Ort überzeugen lassen. Sehr schöner, kleiner Store. Unsere Reisegruppe hatte schnell zugeschlagen, Aufkleber geklebt, T-Shirt und ein paar Accessoires eingekauft, bevor es ins nächste Pub gehen sollte. Denn die Reisegruppe war chronisch unterhopft. Ein ernstzunehmender Zustand, der sich dringendst ändern musste. Mit der Elektrolyte ist schließlich nicht zu spassen.
11:58h
Zwei Ales und zwei Cider später sollte es dann weiter in Richtung Stamford Bridge gehen.
12:26h
Da hatten wir die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Die vielen geilen Pubs und Shops in Soho luden zum Verweilen ein. Nun ja, zumindest so lange wie wir es mit unseren kurzen Zeitplan einrichten konnten. Aber am Footpatrol Shop kam ich nun mal nicht vorbei, ohne einen ausgiebigen Blick in das Innere zu werfen. Was ich vergessen hatte war, dass heute in dem schlauchförmigen Store das große Release vom FOOTPATROL X NEW BALANCE 1500 “ENCYCLOPAEDIA war. Das Ganze natürlich inklusive Camp out seit Freitagabend und den hierdurch angefallenen Sperrmüll konnte man noch vor der Tür sehen. Campingstühle, Matratzen, etc. Die Jungs vom Shop erzählten uns, daß bis 10h die Hölle los war und sich die Leute beinahe um die letzten Sneaker geboxt hätten. Amüsant und hätten wir uns nur zu gerne angeschaut. Ansonsten hält der große Name Footpatrol das was er verspricht. Viele begehrte Modelle noch im Verkauf und Verkäufer, die Ahnung von der Materie haben.
13:38h
Ankunft im The Wellington Pub wo wir uns mit unserem englischen Arbeitskollegen und Chelsea „over land & sea Supporter“ James verabredet hatten. Die Gegend um die Stamford Bridge kam mir im Vergleich zu anderen Stadiongegenden in London doch sehr posh vor. Viele schicke Pubs, Restaurants und Shops. Wie üblich erhielt man nur als Chelsea Ticketholder in die ganzen Home Pubs Zugang. Unsere Karten sollten wir jedoch erst später bekommen. Markus hatte von James ein paar Kontakte vom Chelsea Forum erhalten und die Kartenfrage war recht schnell gelöst. Es wäre garantiert anders gelaufen, wenn CFC heute auf Millwall getroffen wäre. Wie uns James zu verstehen gab, hätten wir das mit Sicherheit bereits an der Ankunft am „Fulham Broadway“ Station gespürt. Aber auch so war das Aufgebot an Sicherheitskräften nicht gerade klein.
14:10h
Kona Kai. In der polynesisch angehauchten Bar die letzten Getränke vor dem Kick geordert. Sehr gutes Ding und lädt wahrscheinlich an spielfreien Abenden oder nach den Kicks zum Verweilen ein. Sehr aparte Bedienungen, die auch nicht mit ihren Reizen zwecks höheren Trinkgeld geizten. Net schlecht. Die Bar liegt übrigens direkt an der Ecke mit Blick auf die Stamford Bridge, die von hier leider an das Stadion in Lev erinnert.
14:30h
Kartenübergabe an der Peter Osgood Statur, dem Helden der Chelsea Fans, der von 1964 bis 1974 insgesamt 279 mal im Trikots der Blues auflief. Recht problemlos die Kartenverkäufer gefunden (Graham und sein Sohnemann), Tickets bezahlt und gemeinsam in den North Upper Tier rein, wo man den beiden noch schnell ein Singha Bier (ekelhaft) ausgab und über das Catering in englischen und deutschen Stadien sprach. Ich hatte mir einen sehr leckeren Curry Chicken Pie gegönnt. Insgesamt waren die Beiden von der deutschen Stadion- und Esskultur recht angetan und Graham war früher mit den Three Lions in Deutschland (EM 1988 und WM 2006) unterwegs und folgt bereits seit Jahrzehnten Chelsea überall hin.
15h
Pünktlich zum Kick off die Plätze eingenommen und das kleine, aber feine Stadion bewundert. Sehr steile Ränge. Eben typisch britisch. Zum Glück wurde der erste Eindruck nicht bestätigt. Meiner Meinung nach ein sehr schickes Teil, diese Stamford Bridge. Von unseren Sitzen hatten wir beste Sicht auf die dritte Garnitur von Chelsea, das heute gegen einen kämpferisch aufgelegten Drittligisten aus Bradford (bei Leeds) antreten musste. Die rund 6.000 Gästefans machten ordentlich Lärm und bejubelten jeden erkämpften Zweikampf und Eckball wie ein Tor…sagenhaft.
Die Gegenwehr hielt bis zur 21. Minute als Cahill wunderschön mit der Hacke zur 1:0 Führung der Heimmannschaft traf. In der 38. Minute erhöhten sie den Spielstand auf 2:0 und die Messe schien gelesen zu sein. Doch Bradford gelang kurz vor der Pause noch der Anschlusstreffer. Der Treffer sah nach einem groben Schnitzer von Torwartlegende Czech aus.
16h
Das Spiel gegen Millwall hätte bereits um 13h begonnen, aber gegen Bradford wurde wie erwähnt erst um 15h gespielt. Damit alles mit der Rückreise klappen sollte, mussten wir das Spiel in der 75. Minute verlassen und mit der Tube zum Sloane Square fahren. Bis hierhin kein Problem, sollte wir nicht erahnen was noch kommen sollte.
Die zweite Halbzeit begann und Bradford attackierte früh und erkämpfte sich sehr häufig den Ball. Weiter wurde jeder gewonnene Zweikampf, jeder Einwurf, jeder Freistoß wie ein Tor bejubelt. Die 6.000 Fans trieben ihr Team wortwörtlich nach vorne.
Lustige Ankedote für die Nerds unter euch. In Zeiten des Harry Potter Hypes fanden die Schals vom FC Bradford reißenden Absatz. Denn die Klubfarben sind die gleichen wie von Harry Potters Schal von Hogwart oder wie das auch immer heißen mag.
Das Spiel ging hin und her und beide Teams hatten Großchancen zu verzeichnen. Mit Blick auf die Uhr fand man sich damit ab, ein interessantes 2:1 gesehen zu haben, bei dem sich der große Favorit ohne größere Mühen mit dem C Kader durchsetzen konnte.
Nicht so schnell. In der 75. Minute gelang dem FC Bradford der Ausgleich was die gesamte Hintertortribüne (übrigens dem Shed) zum Durchdrehen brachte. Denn die Gästefans hatten die gesamte Tribüne okkupiert, wo natürlich nun Achterbahn angesagt war. Einmal bitte komplett ausrasten bitte. Wahnsinn!
16:40h
Ausgerechnet jetzt mussten wir den Ort des Geschehens verlassen. Fuck! Auf dem Weg zur Fulham Broadway Station ein weiterer Torjubel. So leise? Das muss für die Gäste ein Tor gewesen sein. Leider keine Zeit, wir müssen die Bahn nehmen. Vorbei an den Cops und Stewards in Richtung Haltestelle geeilt und nur zwei Minuten später in den Bahn rein.
Kurzer Umstieg und dann weiter zum Sloane Square. Von hier ging es dann im Stile der olympischen Geher zur Victoria Coach Station. Wir hatten zwanzig Minuten Zeit, um unseren Bus zu erreichen. Also erster Gang rein und los ging es gegen die Uhr. Im Eiltempo vorbei am Hugo Boss Store, schicken Reihenhäusern und dicken Schlitten. Fünf Minuten vor der Abfahrt angekommen und rechtzeitig Platz genommen. Check.
17:18h
Abfahrt Terravision Bus von Victoria Coach Station in Richtung Airport Stansted. Wieder gegen die Uhr. Knappe Stunde Fahrtzeit, Abflug 19:35h. Mal abwarten wie wir die Sicherheitskontrolle hinter uns bringen werden. Keine dreihundert Meter gefahren, plötzlich stoppt die Busfahrerin und babbelt irgendetwas von „Bags“. Die ganzen Touris schauen sich fragend an, was denn die gute Frau von uns will. Nach dem sie sich bis zur letzten Reihe ohne ihr erwünschtes Ergebnis durchgefragt hatte, wurde das Radio aufgedreht und weiter gefahren. Starke Aktion und komplette Verwirrtheit bei der Busbesatzung.
18:40h
Ankunft Airport Stansted. Sicherheitskontrolle Vollgas. Recht schnell hinter uns gebracht, kurzer Blick auf die Monitoren, an welches Gate wir müssen……..15 min delayed. Yes! Keine Hektik. Haben etwas Zeit. Natürlich war unser Gate gaaaanz weit hinten, so dass wir nun ansonsten einen waschechten Sprint hinlegen müssten, um noch das Boarding zu schaffen.
Noch schnell was zu Beißen und was zu trinken besorgen. Naturally Fastfood ist angesagt und hip, so dass ich mir einen Süßkartoffel / Falafel Wrap bei LEON holte. Ich muss leider gestehen, dass das Ding sagenhaft lecker, aber auch brutalst überteuert war. Flughafenpreise eben.
Ca 19:50
Nach nochmals korrigerter Verspätung beginngt nun das Boarding. Den Flug fast komplett verschlafen. Glaube die Kollegen haben es sich mit Bier und fliegenden Flaschen, um die Mitreisenden wach zu halten, gut gehen lassen.
22:24h (Zeitumstellung)
Kurz vor der Landung das Winter Wunderland bestaunt, nach der obligatorischen Passkontrolle schnell zum Auto, vom Schnee befreien, bezahlen und ab in Richtung Babylon Europas. Halt! Erst noch einmal schnell an der Bohrinsel gehalten und Sixpacks gekauft. Die chronische Unterhopfung hielt schon den ganzen Tag über an.
0:21h
Auto geparkt. Klamotten in die Wäsche und ab ins Bett. Geiler Tag, wenn gleich wir leider nicht bis zum Ende bei Chelseas epischer Niederlage weilen konnten. Irgendwas ist immer!
Fazit
Geiler Tag, wenngleich Stress pur. Bei einem Kick off um 13h ansonsten keinen Zeitdruck gehabt. Für Soho das kommende Mal viel mehr Zeit einplanen. Regency Cafe bleibt ein Muss, um sich für den Tag zu stärken. Stamford Bridge ist schon ne gute Hütte, aber nicht das Maß aller Dinge in London. Aber das wusste man auch schon vorher. Der Gästeanhang hat mehrmals ordentlich gerockt. Nette Leute wie Graham vom Chelsea Forum kennengelernt. Gott sei dank zweimal wegen Verspätung diese bescheuerte Fanfare der irischen Harfe nicht zu hören bekommen. GBP 100 exklusive Flug ausgeben. Hat sich alles in allem gelohnt.
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