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Als ich Mitte der 1990er erstmals durch das Bahnhofsviertel lief,prägten Junkies und Nutten das Straßenbild: Bordsteine waren gespickt mit Spritzen. Heroin wurde auf offener Straße gekocht und gedrückt. Als mein jüngerer Bruder Anfang der 2000er seinen ersten Ausflug ins Viertel hatte, erzählte er mir von am Boden kriechenden Menschen auf der Suche nach Crack. In absolutem Kontrast dazu ragen vis-à-vis die Hochhaustürme des Bankenviertels in den Himmel des europäischen Babylons empor.

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Vor einigen Jahren entdeckte die kreative Szene das Viertel für sich, die zentrale Lage und günstige Mieten lockten. Seither wird die Gegend in einem zunehmend besseren Licht gesehen, ohne dass es seinen Charme aus Rotlicht und Internationalität einbüßte. Hierzu hat auch die Bahnhofsviertelnacht beigetragen, die gestern zum achten Mal stattfand. Über das Programm hatten wir bereits informiert, klick hier , so dass wir nahtlos zum gestrigen Abend übergehen können.

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Wie im letzten Jahr verwandelten rund 30.000 Besucher die Gegend in ein riesiges Straßenfest. Die ansässigen Geschäfte und Restaurants luden zum Schauen, Kaufen und Genießen ein. Ummalt wurde das Ganze von Kleinkunst und Musik. Wir entschlossen uns für eine der Themenführungen und konnten hierbei viel Neues über die Entstehung, Entwicklung und die Architektur des Viertels erfahren. Das Highlight war die Tatsache, dass Oskar Schindler in seiner Frankfurter Zeit im Vorgänger des berüchtigten Moselecks seine Stammkneipe hatte!

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Mit zunehmender Popularität zieht der einst verrufene Kiez nun auch vermögende Immobilienkäufer an, was merklich die Mietpreise erhöht. Zudem war eine gesteigerte Hipsterdichte festzustellen, die ansatzweise schon an den Berliner Mauerparkflohmarkt erinnerte.

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Bleibt zu hoffen, dass das Bahnhofsviertel den Einwirkungen der Gentrifizierung und der Szene-Schnösel auf verzweifelter Suche nach der Szene trotzt und seinen ehrlichen wie rauen Charme behält.