Ich habe von einem unserer Leser einen Tipp zu einer Band aus UK bekommen, der bzw. die mir einen kleinen Ohrwurm verpasst hat. An dieser Stelle vielen Dank an D. 

„And they called them Reytons!“, heißt es in Kids Off The Estate, dem letzten Stück des gleichnamigen Debütalbums von The Reytons. Die Zeile stammt von der K.O.T.E.-EP der Band aus dem Jahr 2017 und rundet dieses Album ab, so dass sich der Kreis schließt.

Die Reytons haben die Geschichten aus der nördlichen Arbeiterklasse mit dem Geschmack von intensivem Indie, der die Arctic Monkeys Mitte der 2000er Jahre so populär machte. Kein Wunder könnte man sagen, da beide Bands schließlich aus der Stahlarbeiter-Stadt Sheffield stammen. Aber ehrlich gesagt ist das nicht der originellste Vergleich, den man anstellen könnte. Obwohl beide wie erwähnt aus South Yorkshire stammen und in ihren Texten gelegentlich auf die Band verweisen, gibt es viele Überschneidungen, was die Fans angeht. Natürlich kann man den Stil der jungen Band als Pints-in-the-Air-Musik, die genau auf einen Weekender oder Matchday Soundtrack passt, beschreiben. Die Musik von The Reytons ist jedoch voller Ehrlichkeit, Herz und nicht zuletzt Originalität. 

Britische Musikexperten attestieren Frontmann Jonny Yerrell das nötige Selbstvertrauen, um die Band zu den großen Jungs zu zählen. Und das ist etwas, das sich die vier Musiker in den vergangenen vier Jahren erarbeitet haben, in dem sie ihren Ruf aufgebaut haben, definitiv verdient haben. The Reytons sind keine Industriepflanzen, die sich als Sheffielder Jungs aus der Arbeiterklasse ausgeben, während sie eigentlich von Mama und Papa leben. So genießen sie zum Beispiel ein hohes Ansehen, weil sie in der ausverkauften O2 Academy in Sheffield auftraten, als sie noch kein Plattenlabel hatten. 

Im November veröffentlichten The Reytons ihr Deütalbum „Kids Off The Estate“ und das Werk hat jetzt bereits Chancen ein Future Classic werden zu können. Die LP erstreckt sich über vierzehn Tracks und ist eine triumphale Geschichte über harte Arbeit und die Überwindung von Kämpfen der Arbeiterklasse, untermalt von wogenden, kometenhaften Gitarrenriffs, saugender Percussion und ohrwurmartigen Texten.

Den Anfang macht der Song „Mind the Gap“ und handelt mehr oder weniger von Frontline Manoeuvres am Spieltag. Selbstverständlich könnt ihr den Song auch hier hören. Ein Video zum Track gibt es leider noch nicht.

„Tie up your laces, cover your faces
The boys are about to attack
Stood in their places
Their dress codes are basic
Stone Island and Burberry caps“

Aber keine Sorge, The Reytons sind keine dieser „Casual“ Bands, sie machen ernsthafte Musik und singen über das echte Leben mit allen Höhen und Tiefen. Wie zum Beispiel bei „Antibiotics“, einem Track bzw. fast schon eine Hymne, über Geschichten einer langen Nacht und den damit verbundenen schlechten Angewohnheiten. 
Der tuckernde Garagenrock von „Car Crash“ ist genau das, was wir von der scheinbar nicht enden wollenden Conga-Linie von Bands, die als das nächste große Ding gehandelt werden, erwarten.

Man hat das Gefühl, dass The Reytons ihr Publikum kennen, aber gleichzeitig die Musik machen, die sie machen wollen, und sie scheinen fest entschlossen zu sein, die nächsten Indie-Lieblinge von South Yorkshire zu werden. Und sie könnten es tatsächlich werden, denn das erste Album „Kids Off The Estate“ stieg auf Platz 11 der UK Album Charts ein.   

Die Band hat für das Frühjahr eine Tour durch Europa angekündigt. Selbstverständlich muss jetzt erst einmal abgewartet werden, ob die Konzerte wie geplant durchgeführt werden. Aber neben Städten wie Paris, Amsterdam oder Wien sind auch Auftritte in Köln, Hamburg, Berlin und München geplant. Haltet euch am besten immer über die The Reytones Homepage auf den aktuellen Stand.