Durch unsere Arbeiten an Interviews und neuen Releases komme ich erst heute dazu, euch die neue Saison von Stone Island Marina vorzustellen. Ja, sie ist polarisierend. Ja, viele halten sie leider für durchschnittlich. Aber ganz ehrlich? Macht euch selbst ein Bild davon – ich persönlich finde, dass sie einiges zu bieten hat, wenn man genauer hinsieht.

Stone Island war schon immer besessen von Funktionalität, aber die Marina-Linie ist der Ort, an dem dieser Pragmatismus auf offenes Wasser trifft. Ende der 1980er eingeführt, nimmt Marina ihre Inspiration aus allem, was mit dem Meer zu tun hat – von Marineuniformen über Segeljacken bis hin zu der nüchternen Grafik-Ästhetik, die man sonst eher an Hafenmauern und auf Rettungsbooten findet. Statt des ikonischen Kompass-Badges sieht man hier meist dezente Stickereien oder plakative Letterings. Der Look ist dadurch reduzierter, fast schon uniformartig – ein klarer Bruch zu „Get the Badge in“.

Die aktuelle Kollektion taucht noch tiefer in diese Welt ein. Inspiration kommt nicht nur von der Küstenlinie, sondern auch aus der Industriesprache von Werften und U-Boot-Fabriken. Technische Stoffe verschmelzen mit skulpturalen Schnitten, die problemlos vom Stadthafen bis zur Steilküste funktionieren.

  • Ein Woll-Polyester-Fleece im Half-Zip-Format ist mit Mesh gefüttert und versteckt eine Kapuze im hohen Kragen.
  • Ein dreilagiger PERTEX Shield Anorak liefert kompletten Wind- und Regenschutz, ohne in Outdoor-Nerd-Territorium abzudriften.
  • Dazu ein Daunenparka, tailliert mit Metallschnalle – subtiler Verweis auf Rettungswesten.
  • Selbst Strickjacken werden technisiert: beschichtete Wolle, hitzeverschweißt, fast schon futuristisch.

Optisch bleibt es nicht bei funktionaler Strenge. Farbakzente spielen eine wichtige Rolle: ein knallroter Anorak mit verschweißten Nähten, eine marineblaue Wolljacke mit abnehmbarem Scuba-Kragen, dazu wattierte Puffer in Baumwoll-Nylon mit militärisch anmutenden Schließen. Das Ganze wirkt industriell, aber nie steril – eher wie ein Dockarbeiter, der weiß, wie man sich anzieht, wenn er nach Feierabend ins Café geht.

Was Marina ausmacht, ist dieser Spagat: weniger „Labor für Stoffexperimente“, mehr Uniform für den Rand des Wassers – oder in dieser Saison sogar für die Tiefsee darunter. Stone Island übersetzt hier seine technische Expertise in etwas Sportlicheres, Schärferes, Maritimes.

In Szene gesetzt wird das Ganze diesmal vor der Kulisse der englischen Küste. Betonmauern, Promenaden, verblasste Beschilderung – all das reflektiert die gedeckten Töne und die rauen Stoffe der Kollektion. Marina bewegt sich in diesem Zwischenraum: dort, wo Nützlichkeit auf Stimmung trifft und Design eher gefühlt als sofort gesehen wird.

Am Ende bleibt die Frage: „Braucht man das?“ Wahrscheinlich nicht zwingend. Aber genau wie bei Stone Island selbst geht es weniger ums „Brauchen“, sondern ums Verstehen. Wer Marina nur als „durchschnittlich“ abtut, übersieht, dass hier ein Stück Modegeschichte mit jeder Naht weitergeschrieben wird – irgendwo zwischen Hafenkante und High-Tech.

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Source: Stone Island