Tartan ist weit mehr als nur ein kariertes Muster – es ist ein Symbol, das über Jahrzehnte hinweg Generationen von Musik- und Modeszenen inspiriert hat. Wie tief verwoben dieses besondere Stoffmuster mit den Subkulturen der letzten Jahrzehnte ist, beschreibt James Anderson im Originaltext für Fred Perry. Diese eindrucksvollen Worte möchte ich euch nicht vorenthalten.

Dieses scheinbar schlichte gemusterte Gewebe genießt höchstes Ansehen in der Stilwelt – es wurde über Kontinente und Jahrzehnte hinweg nicht nur von Mods, Skinheads, Rude Boys und Rude Girls getragen, sondern ebenso von Punks, New Romantics, Grunge-Anhängern, Football Casuals und avantgardistischen Modefans.

Wir erkennen Tartan instinktiv, sobald wir es sehen. Und doch fordern diese vertrauten überkreuzten Linien und Karos, in all ihren Variationen von Größe und Farbton, eine genauere Betrachtung und Wertschätzung. Wer genauer hinsieht, entdeckt Fäden von Tartan, die durch zentrale Subkulturen der Vergangenheit und Gegenwart gewebt und in die Modegeschichte eingestickt sind. Schon die schottischen Highlander, die vor Hunderten von Jahren Tartan als Alltagskleidung trugen, wussten offenbar, dass sie etwas Gutes in Händen hielten.

Seit der Mitte des 20. Jahrhunderts wurde „Tartan-ismus“ von der Jugend und den Rebellen aufgegriffen. In den 1950er-Jahren etwa wurden leichte Harrington Jacken mit Tartan-Futter – zuvor vor allem für sanfte Outdoor-Aktivitäten wie Golf getragen – von den neuen Helden aus Musik und Film neu interpretiert. Elvis Presley und James Dean trugen ihre Modelle mutig halb oder ganz geöffnet, kombiniert mit Tollen und Sex-Appeal. Jugendliche weltweit ahmten diesen Look nach.

Im darauffolgenden Jahrzehnt bekam die tartan-gefütterte Harrington eine neue Bedeutung und erreichte zeitlose Coolness. Sie wurde zum unverzichtbaren Kleidungsstück der scharf gekleideten britischen Mods der 60er-Jahre, ebenso wie der Ska-liebenden Skinheads und Rude Boys und Rude Girls in ihren wechselnden Ausprägungen von den späten 60ern bis in die 80er-Jahre. Fred Perrys stets populäre Harrington mit Tartan-Futter hat diese subkulturelle Verbindung bis heute bewahrt – ebenso wie andere Klassiker von damals, die die kurzgeschorenen Szenegänger liebten: kecke Tartan-Socken, gewebte Button-down-Hemden im Tartan-Muster und Strickwaren mit Tartan-Motiven, die bis heute Teil der Fred-Perry-Kollektionen sind.

Auch andere Tartan-Innovationen prägten die 1960er-Jahre. Der futuristische Designer Pierre Cardin integrierte Tartan in seine Entwürfe, während der Londoner Schneider Tommy Nutter – geschult in Savile Row und zugleich tief im Popkulturverständnis verwurzelt – das Muster großzügig in seinen auffälligen Anzügen mit weiten Schlaghosen und riesigen Revers einsetzte. Glam-Rock-Ikone David Bowie zählte zu seinen Anhängern. Mitte der 70er machten dann auch die schrille Rockband Slade und die schottische Boyband Bay City Rollers Tartan zu einem festen Bestandteil ihres Images. Doch selbst deren überzogene Kitsch-Ästhetik konnte dem Ansehen des Stoffes nichts anhaben.

Als Punk in der zweiten Hälfte der 70er in London aufkam, wirkte der Einsatz leuchtender Tartans auf Bondage-Hosen und -Anzügen entschieden subversiv und anarchisch – keineswegs komisch. Das Urmodell dieser Entwürfe, entwickelt von Vivienne Westwood und Malcolm McLaren, entfachte eine breitere Begeisterung für DIY, individuell angepasste oder günstige Tartan-Kleidung unter Punks weit über die Szenekreise der Hauptstadt hinaus. Diese Vorliebe setzte sich in den post-punkigen und New-Romantic-Strömungen der frühen 80er fort. Schon damals – Jahrzehnte bevor wir alle unsere besten Outfits auf Instagram teilten – konnte ein auffälliger Tartan-Akzent eine witzige, postmoderne Haltung zur Mode ausdrücken. Mit etwas Glück schaffte man es damit sogar in die britischen Kult-Straßenstilmagazine wie „i-D“ – die ultimative Auszeichnung für jeden Trendsetter des 20. Jahrhunderts.

In den 90er-Jahren brachte Grunge aus Seattle eine rohe, reduzierte, anti-modische Haltung mit punkigem Geist in die zunehmend kommerzialisierte globale Musikszene. Das ungewaschene, im Second-Hand-Laden erstandene Tartan-Hemd – lässig über ein schlichtes T-Shirt geworfen und mit zerrissenen, ausgewaschenen Jeans kombiniert – wurde zur Uniform für Fans von Bands wie Nirvana und deren Frontmann Kurt Cobain. Abseits der Moshpits blieb Tartan auch auf den Laufstegen von Paris und London präsent, nicht zuletzt dank avantgardistischer Marken wie Comme des Garçons, die seit Langem mit Fred Perry zusammenarbeiten. In den frühen 2000er-Jahren erlebten karierte Second-Hand-Hemden ein Revival unter Skinny-Jeans-tragenden Millennials – nun unter dem Label „Vintage“ und aus Retro-Boutiquen oder via eBay.

Modern und doch tief verwurzelt in der Tradition, vielseitig und trotzdem absolut ikonisch – Tartan zeigt seit jeher seine wahren Farben. Getragen von kompromisslosen Individualisten und stolzen Clans, immer sichtbar in der Musik, auf der Straße und, ja, auch im Stadion. Ob als V-Neck-Pullover, Polohemd, als Futter eurer Matchday-Jacke oder als lässiges Shirt – das Muster hat seinen Platz fest gebucht.

Fred Perry veröffentlicht heute eine scharf geschnittene, brandneue Kollektion, die man laut offziellen Informationen nur im Marken Webshop finden kann. Nirgends sonst zu finden. Stay rude – stay rebel.

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Source: Fred Perry