Es gibt Schuhe, die man trägt. Und es gibt Schuhe, die Geschichten tragen. Der Clarks Wallabee gehört zweifellos zur zweiten Kategorie. Ein Mokassin mit Kreppsohle, der irgendwo zwischen dem schwäbischen Walheim und den Sound-Systemen von Kingston seine DNA bekam – und bis heute von Britpop bis Wu-Tang, von Football Casuals bis Streetwear-Kollab jede Menge Lebenserfahrung gesammelt hat.

Bevor Clarks den Wallabee 1967 offiziell auf den Markt brachte, hatte ein deutscher Schuhmacher bereits eine ähnliche Idee: Sioux aus Walheim bei Stuttgart präsentierte Anfang der 60er-Jahre den „Grashopper“ – ein Mokassin-artiges Modell mit markanter Kreppsohle. Clarks griff diese klare Formensprache auf, verfeinerte sie, und ließ den Schuh im irischen Padmore & Barnes fertigen.
Das Ergebnis: der Wallabee. Wo der Grashopper eher brav im deutschen Alltag blieb, nahm der Wallabee seinen ganz eigenen Weg durch die Subkulturen.

Clarks pon mi Feet. In Jamaika wurden Clarks-Schuhe zur zweiten Haut. Besonders der Wallabee galt als Statussymbol, als Marker für Stil und Erfolg. Er war „clean“ genug für den Dancefloor, robust genug für die Straße, und teuer genug, um etwas auszusagen.
So tief ging diese Liebe, dass 2012 sogar ein Buch erschien: „Clarks in Jamaica“, von Al Fingers herausgegeben. Darin wird dokumentiert, wie Clarks in den Straßen von Kingston nicht nur getragen, sondern regelrecht verehrt wurden – mit alten Fotos, Interviews und Songtexten. Musiker wie Vybz Kartel, Popcaan oder schon früher Super Cat widmeten Clarks ganze Tracks. Wer Clarks trug, trug nicht nur Schuhe – er trug Haltung.

Zur gleichen Zeit fand der Wallabee in Großbritannien seine eigenen Bühnen. Mods sahen im Schuh eine smarte Alternative zu Desert Boots. Rude Boys mochten seine Schlichtheit. Später griffen die Football Casuals in den 80ern zum Wallabee, während die 90er ihn endgültig ins Rampenlicht holten.
Britpop ohne Wallabees? Kaum vorstellbar. Liam Gallagher stolperte vermutlich schon auf so manchem Festival im Wallabee durch den Schlamm, The Verve spazierte damit durch seine ikonischen Musikvideos. Der Schuh passte perfekt zum Zeitgeist: understated, authentisch, cool, ohne laut zu sein.

Kaum eine Subkultur machte den Wallabee ikonischer als der Hip-Hop der 90er. Allen voran der Wu-Tang Clan. Ghostface Killah gilt bis heute als „Mr. Wallabee“ – er ließ seine Paare customizen, färbte sie in Pastelltönen oder Lackleder und erhob den Schuh damit in den Rang eines Street-Style-Artefakts.
Auch in Songs tauchte der Wallabee immer wieder auf, als Symbol für Geschmack, Exklusivität und den „anderen Weg“. Während Sneaker in Hip-Hop-Kreisen längst omnipräsent waren, bot der Wallabee etwas Eigenes: understated, aber trotzdem mit Signalwirkung.
Damit wanderte der Wallabee endgültig aus der Subkultur-Nische in die globale Popkultur – ohne jemals sein minimalistisches Grundkonzept zu verlieren.

Wer genau hinsieht, entdeckt den Wallabee auch in FIlmen oder Serien. Wie zum Beispiel in „The Talented Mr. Ripley“ etwa fügen sich ähnliche Silhouetten perfekt ins Bild des mediterranen Nonchalance-Chics. In Serien wie „The Sopranos“ wiederum tauchen Clarks-Modelle auf, die den subtilen Mix aus Eleganz und Alltagsnähe verkörpern.

Musiker abseits von Jamaika oder Hip-Hop griffen ebenfalls zum Wallabee: Von Noel Gallagher bis hin zu Arctic Monkeys oder jüngeren Indie-Bands – er blieb immer das Footwear-Pendant zur Gitarre mit abgewetzten Saiten.

In den letzten zehn Jahren wurde der Wallabee neu entdeckt. Streetwear-Labels wie Kith, Supreme, Stüssy oder Aimé Leon Dore brachten ihre eigenen Versionen heraus. Sogar Luxusmarken wie Louis Vuitton spielten inzwischen mit ähnlichen Silhouetten.
Dabei bleibt die Essenz immer gleich: weiches Leder oder Wildleder, Mokassin-Naht, Kreppsohle. Was sich 1967 bewährte, braucht heute keine Veränderung – nur neue Farben, neue Kollabos, neue Kontexte.

2025 steht der Wallabee so stabil wie eh und je. Er ist weder Sneaker noch klassischer Lederschuh – und genau in dieser Grauzone liegt seine Magie. Ein Schuh, der Subkulturen verbindet, Geschichten erzählt und sich weigert, je aus der Mode zu fallen.

Vom schwäbischen Grashopper über Somerset nach Kingston, von den Terraces der 90er bis zu Ghostfaces Pastellträumen: Der Wallabee ist kein Schuh. Er ist fast schon ein globales Kulturgut. Das Faszinierende: Während Sneaker oft wie Modeprodukte altern, bleibt der Wallabee erstaunlich zeitlos.
Doch auch Matteo und sein Team in Somerset ruhen sich nicht aus und bringen frische Interpretationen auf den Markt – wie etwa den Wallabee Scout, der bei mir direkt ins Schwarze trifft.

Schaut am besten selbst beim Herrenausstatter eures Vertrauens oder eurem Sneaker Dealer vorbei und macht euch ein eigenes Bild vom Clarks Wallabee. Gerade jetzt ist für mich die perfekte Saison, um ihn mit einer Denim Selvedge, einer Barbour-Wachsjacke oder auch Teilen von C.P. Company zu kombinieren.

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Aus der aktuellen The Harris Tweed Hebrides Collection
Wallabee Scout

Source: Clarks