Es gibt Menschen, die sammeln Briefmarken. Andere sammeln Wein. Und dann gibt es da eine ganz besondere Spezies: Die, die beim Anblick eines 90er-Trikots mit zu großem Kragen und verschwommener Sponsorenschrift fast Tränen in den Augen haben. Für sie ist ein altes Fußballshirt mehr als nur Stoff – es ist Geschichte, Stil, Identität.
Cult Kits hat genau das früh erkannt und aus einem scheinbar nerdigen Hobby eine echte Marke gemacht, die mittlerweile mehr ist als nur ein digitaler Flohmarkt für Trikot-Träumer.
Wir haben uns mit David, einem der Menschen hinter Cult Kits hingesetzt – natürlich stilecht bei einer gedanklichen Dose Lager – um über verschwitzte Erinnerungen, seltene Funde, schräge Kundenanfragen und die große Frage zu sprechen: Ist das alles noch Leidenschaft – oder schon ein Lifestyle?
Zeit also für ein Gespräch über Kult, Kunstfasern und Kicks – und die Frage, was eigentlich passiert, wenn man zu viele Trikots hat und einfach nicht aufhören kann.
Setzt euch einen Espresso auf oder holt euch schnell vom Kühlschrank ein Getränk eurer Wahl. Viel Spaß mit David von Cult Kits!
For our international followers: Please scroll down for the English version of the interview.

Gude David, wie geht’s dir? Wie haben sich die letzten Tage und Wochen für dich angefühlt?
Alles gut, danke. Ich hatte kürzlich etwa eine Woche Pause mit der Familie – das tat richtig gut. Wir waren vorher ziemlich eingespannt mit dem Launch der Legacy Collection in Zusammenarbeit mit dem South China Athletic Association (SCAA), also kam die Auszeit genau zur richtigen Zeit.
Woher kommt deine Leidenschaft für den Volkssport Fußball?
Bei mir persönlich kommt das von meinem Vater. Er war ein riesiger Fußballfan. Ich bin also mit dieser Leidenschaft für den Sport und die Kultur drumherum aufgewachsen.
Kannst du dich an das erste Trikot erinnern, das dich so richtig umgehauen hat?
Das erste Shirt, das mich wirklich gepackt hat, war das grün-gelbe Newton-Heath-Trikot von Manchester United, das Umbro damals gemacht hat. Ich habe alles daran geliebt. Designtechnisch ist es so ein typisches „Marmite-Trikot“ – entweder man liebt es oder man hasst es.
Wann hast du gemerkt, dass das Ganze mehr ist als nur ein Hobby? So ein Moment wie: „Okay, das ist jetzt wirklich eine echte Sache“?
Ich würde sagen, etwa ein Jahr nachdem wir die erste Website erstellt hatten, wussten wir, dass da was drinsteckt. Nach vielen Gesprächen über Fußballtrikots und ihren ganz eigenen Modecharakter dachten wir uns einfach: Es muss doch noch mehr Leute geben, die Fußballshirts genauso sehen wie wir.

Was war zuerst da – die Liebe zum Fußball oder die Lust, an Vintage-Polyester zu schnuppern?
Ganz klar: Fußballtrikots. Das Verkaufen kam erst deutlich später.
Die Welt der Fußballtrikots erlebt gerade eine Art Renaissance – Marken arbeiten immer öfter mit Teams zusammen, und Trikots sind wieder total angesagt. Woran liegt das deiner Meinung nach?
Wie bei den meisten Modetrends läuft das Ganze in 30-Jahres-Zyklen. Was diese Phase aber so besonders macht, ist die enorme Beliebtheit und Vielfalt. Ich glaube, Marken sind heute einfach besser darin, mit ihren Designs Geschichten zu erzählen. Und die Kids, die in den frühen 90ern Trikots gekauft haben, sind heute in ihren späten Dreißigern oder frühen Vierzigern – viele mit eigenen Kindern. Das heißt: Der damalige Style ist jetzt bei zwei Generationen angesagt. Auch der Aufschwung im Frauenfußball und die Tatsache, dass Trikots mittlerweile als echte Fashion-Pieces wahrgenommen werden, spielt da sicher mit rein.
Wer hatte eigentlich die Idee zu „Cult Kits“? War das ein Geistesblitz – oder eher die dritte Runde im Pub?
„Cult Kits“ wurde ursprünglich von Rob Kocur gegründet. Wie einige andere große Player (keine Namen!) hat Rob früh das Potenzial dieses Marktes erkannt. Die Seite und das Business, wie man sie heute kennt, sind allerdings meilenweit entfernt von den eher bescheidenen Anfängen.
Wie viele Leute arbeiten bei Cult Kits – und was machen die alle?
Wir sind ein kleines, aber ziemlich agiles Team von zehn festangestellten Mitarbeitenden. Die Aufgaben reichen von Einkauf, Design und Produktpflege bis hin zu kreativem Content. Außerdem arbeiten wir regelmäßig mit verschiedenen Marken und anderen Kreativen zusammen.
Wo lagert ihr eigentlich Tausende von Trikots – also ganz konkret, physisch?
Wir sitzen in Wiltshire, UK – in einem Lager mit rund 8000 Quadratfuß Fläche.

Was für Leute kaufen bei Cult Kits ein? Hardcore-Sammler oder eher Leute, die dem Vibe folgen?
Ganz ehrlich? Ein total bunter Mix. Wir haben Kundinnen und Kunden, die gerade erst mit dem Sammeln anfangen – und solche, die jedes Jahr Hunderte von Pfund für Trikots ausgeben, nach denen sie jahrelang gesucht haben.
Was war die seltsamste E-Mail oder DM, die ihr je von einem Sammler bekommen habt?
„Könnt ihr mir ein matchworn Maradona-Trikot von der WM besorgen?“ – Wir sind gut, aber keine Wunderheiler. Manche Leute glauben tatsächlich, so etwas sei einfach zu finden oder zu kaufen.
Ihr habt kürzlich eure erste offiziell lizenzierte Kooperation mit einem Fußballverein gelauncht – kannst du uns ein paar Einblicke geben, wie das zustande kam? Und was war für dich das Besondere daran?
Ein Geschäftspartner von uns in Hongkong hat uns auf eine mögliche Zusammenarbeit mit dem Club hingewiesen. Wir haben nachgehakt und dann eine Idee gepitcht, die die reiche Geschichte des Vereins durch eine Capsule Collection gefeiert hat – und das über unsere Lifestyle-Marke cult.
War das eine einmalige Sache – oder der Beginn eines neuen, spannenden Kapitels?
Nein, wir hoffen, dass es der Start von etwas Größerem ist – und wir sind richtig aufgeregt deswegen. Stay tuned!
Woher bekommt ihr eure Trikots? Gibt’s da geheime Großhändler?
Wir sagen das wirklich jedem – weil’s stimmt: von überall. Wir haben Leute, die für uns in Nordamerika, Europa und Malaysia suchen. Außerdem bekommen wir regelmäßig Angebote von Sammlern, die Teile ihrer Kollektion verkaufen.

Wie viele Trikots hast du „aus Versehen“ für dich selbst behalten? Ehrlich.
In den Anfangszeiten – ziemlich viele. Heute nicht mehr so sehr. Aber wir bauen aktuell ein Archiv mit besonderen Stücken auf. Da ist alles dabei: Von Deutschland 1990 bis zu Beckham-Trikots, die im FA Cup getragen wurden.
Gab’s mal den Moment, wo du dachtest: „Dieses Shirt gehört eigentlich ins Museum – nicht in den Warenkorb“?
Einfach dauernd. Es gibt Trikots, von denen man sich echt nur schwer trennen kann.
Was war der seltenste oder ungewöhnlichste Weg, wie ein Trikot in eure Sammlung gelangt ist?
Ungewöhnlich vielleicht nicht unbedingt – aber wir hatten definitiv ein paar absolute Grails. Ein von Messi match-issued Trikot zum Beispiel. Die Qualität unserer Funde ist schon richtig hoch.
Wie prüft ihr die Echtheit der Trikots? Gibt’s Warnsignale, die ihr sofort erkennt?
Ja, absolut. Bei modernen Trikots ist das Ganze dank Seriennummern und spezieller Labels inzwischen deutlich besser geregelt. Bei älteren Trikots – also vor dieser Zeit – achtet man eher auf Details wie die Form des Vereinslogos, die Platzierung des Herstellerlogos oder sogar auf die Art des Kragens. Es ist sehr unterschiedlich, aber wenn man das schon so lange macht wie wir, erkennt man schnell die entscheidenden Hinweise.
Was denkt ihr über Leute, die Trikots nur wegen des Looks tragen – nicht wegen des Vereins: Sünde oder Weiterentwicklung?
Ganz klar: Weiterentwicklung. Wir finden’s super!
90er – weit und boxy? Oder lieber moderne Slim-Fit-Performance-Ware?
Immer die 90er. Weit und boxy – keine Frage.

Getränkemarken, Fashion-Labels und Ausrüster – welche Kollaboration hat für euch am besten funktioniert, und warum?
Newcastle, Adidas und Brown Ale – einfach alles richtig gemacht. Arsenal, Nike und JVC sind aber auch ganz nah dran. Diese originalen „Lightning Bolt“-Trikots? Unübertroffen.
Oh ja, Newcastle war mit Ale Brown immer etwas ganz Besonderes. Wenn ihr mit einer beliebigen Marke zusammenarbeiten könntet – egal ob es sie noch gibt oder nicht – wen würdet ihr wählen?
Für mich persönlich: Nike im Bereich Lifestyle und Umbro für Heritage. Wenn ich zwei nennen darf.
Ihr habt schon ein paar richtig coole Projekte gemacht – worauf seid ihr besonders stolz?
Ich bin ehrlich gesagt auf alles stolz, was wir bisher gemacht haben. Es steckt wahnsinnig viel Arbeit dahinter, das alles aufzubauen. Ein paar Highlights: die Zusammenarbeit mit Porto und New Balance, Pop-ups in New York und Hongkong – und aktuell natürlich die SCAA-Kollektion.
Cult Kits ist inzwischen mehr als nur ein Shop – da geht’s auch um kuratierte Ausstellungen, Storytelling und Print. Gibt’s Pläne für weitere Events, vielleicht sogar eine richtige Cult Kits Ausstellung?
Unser Fokus liegt gerade voll auf der Weltmeisterschaft nächstes Jahr in den USA. Wir sind noch ganz am Anfang der Planung, aber das wird definitiv etwas Besonderes.
Wir sind schon sehr gespannt darauf zu sehen, was ihr euch einfallen lassen werdet. Wo siehst du Cult Kits in fünf Jahren – immer noch auf Dachböden unterwegs oder schon mit eigenem Museum?
Ein größeres Lager und ein paar stationäre Stores – das ist der Plan.
Letzte Frage: Was wünschst du dir, dass die Leute fühlen, wenn sie ein Paket von Cult Kits öffnen?
Nostalgie. Fußballtrikots sind Zeitkapseln.
Da gehen wir mit. Vielen Dank für deine Zeit! Die letzten Worte gehören dir…
The Shirt Matters.
Cult Kits | Homepage Instagram

— The Q&A in English starts here —
There are people who collect stamps. Others collect wine. And then there’s a very particular breed: the kind who get a bit emotional at the sight of a 90s football shirt – oversized collar, slightly blurred sponsor logo, the lot. For them, an old football shirt isn’t just fabric – it’s history, style, identity.
Cult Kits clocked that early on and turned what might’ve seemed like a nerdy little niche into a proper brand. These days, it’s far more than just a digital treasure trove for shirt obsessives.
We caught up with David – one of the lads behind the project – over a (virtual) can of lager to chat about sweaty memories, rare gems, weird customer DMs and the big one: is this still just passion, or has it become a fully-fledged lifestyle?
So settle in for a conversation about cult, collars and kicks – and what happens when you’ve got way too many shirts and absolutely no intention of stopping.
Stick the kettle on or grab something from the fridge – and enjoy our chat with David from Cult Kits.

Hi mate, how are you? How have the last few days and weeks felt for you?
All good thank you. Not long had a week or so’s break away with the family. So, I feel pretty well rested now. We’d been busy with the Legacy Collection launch with South China Athletic Association, (SCAA) so the break came at a good time.
Where does your passion for the peoples sport football come from?
For me personally, it’s my Dad. He was a huge football fan. So, I grew up for a passion for the sport and the culture surrounding it.
Do you remember the first shirt that properly blew your mind?
The first shirt that hooked me was the Manchester United, newton heath shirt. It’s the green and yellow shirt Umbro produced. I loved everything about it. It’s a proper Marmite shirt in terms of design.
When did you realise this was more than a hobby? Like, “right, this is actually a thing now”?
I’d say about a year after creating the first website we knew the business had legs. After a lot of conversations regarding football shirts and their unique fashion we just assumed that there had to be others that thought the same way we did about football shirts.

What came first – the love of football or the urge to sniff vintage polyester?
Football shirts. Selling them cam e much later,
The whole football jerseys world is now living a kind of “renaissance” period, brands are more and more interested in collaborating with the football team and the jerseys are becoming trendy again. Why do you think is happening?
Well, like most fashions they happen in 30 year cycles. But what makes this period so different is the sheer popularity and variety on offer. I think brands are better at telling a story with their designs now. And the kids who bought them back in the early 90’s are now in their later thirties or early forties, with kids of their own. So, the fashions then which are popular now are big for two generations. The rise of the women’s game and th exploration of shirts being high end fashion pieces as well is also a factor.
Who came up with the idea “Cult Kits”? Was it a lightbulb moment or the last three pints in your local pub?
Cult Kits was originally founded by Rob Kocur. Like a few of the existing main companies, (not naming names) Rob sa a potential market early on. The site and business you see now is a world away from the it’s original humble beginnings..
How many people work at Cult Kits – and what do they all do?
We are small but agile team of 10 full time employees. Roles range from buyers, designers, product services and creative content. We also collaborate with numerous brands and other creatives as well.
Where do you actually keep thousands of shirts? Like… physically?
We are based in Wiltshire – UK, in an 8000 soft warehouse.

How does a typical day at Cult Kits HQ look?
Cult Kits was originally founded by Rob Kocur. Like a few of the existing main companies, (not naming names) Rob sa a potential market early on. The site and business you see now is a world away from the it’s original humble beginnings..
What kind of people buy from Cult Kits? Hardcore collectors or vibe-chasers?
A complete mix to be honest. We have customers who have only just started collecting to people who spend hundreds every year on shirts they have been searching for, for years.
What’s the weirdest email or DM you’ve ever gotten from a collector?
“Can you get me a match worn Maradona World Cup shirt.” – We’re good but not miracle workers. Some people actually think it’s out there and available.
You recently launched your first licensed collaboration with a football club – care to give us the inside scoop on how that came together? What made it special for you?
A business associate of ours in Hong Kong mentioned about an opportunity with the club. We enquired and then pitched them an idea that celebrated the club’s rich history through a capsule collection via our lifestyle brand – ‘cult’.
Is this a one-off, or the start of a new and exiting chapter?
No, we hope it’s the launch of something and we’re really excited about it. Watch this space.

Where do you find your shirts? Are there secret wholesalers?
We say this to everyone, because it’s true – but everywhere. We have people that source for us from parts of North America, Europe and Malaysia. As well as get a lot of collectors selling off parts of their collection.
How many kits have you accidentally “kept” for yourself? Be honest.
In the early days quite a lot. But not so many anymore. We are building out an archive of shirts though, containing classics of all kinds. From Germany 1990 to Beckham match worn FA Cup shirts.
Ever had a moment where you thought: “This shirt belongs in a museum, not a checkout cart”?
Constantly. There are shirts you sometimes find really hard to let go of.
What’s the rarest or strangest way a shirt has made it into your collection?
I don’t know about strange but we’ve certainly had some grails. Messi match issued, the calibre has been high.
How do you verify authenticity? Are there red flags you can spot in two seconds flat?
YES. For the modern shirts there is better governance with serial numbers and recently special labelling etc. But for the older shirts that predate this, it’s the shape of club badges, positioning of the manufacturer’s logo and even type of collar. It’s very varied, but you get to know what the clues are when you’ve been doing it for as long as we have.
Thoughts on people wearing shirts just for the look, not the club – sin or evolution?
Evolution. It’s great to see in our opinion.
90s baggy and boxy, or modern slim-fit performance gear?
90s baggy and boxy, everytime.
Drinks brands, fashion labels und even kit manufacturers – which collab you think hit the sweet spot best, and why?
Newcastle, Adidas and Brown Ale. It’s just everything done right. Arsenal Nike and JVC is also a close second. Those original lightening bolts! Unrivalled.

If you could collab with any brand – living or defunct – who gets the call?
For me personally, I’d have to say Nike for lifestyle and Umbro for heritage … If I’m allowed two that is?
You’ve done some pretty cool projects. Which one are you most proud of?
I am proud of everything we’ve done. It takes a huge effort to build what we’re doing over here. Some standouts are working with Porto and New Balance, pop-ups in New York and Hong Kong. More recently it’s been the SCAA collection.
We’ve seen Cult Kits move beyond just reselling – into curation, storytelling, and even print. Any plans for more events, maybe even a full-on Cult Kits exhibition?
We’re fully focussed on next year’s World Cup in the US. We’re in the early stages but it’s going to be very exciting.
Where do you see Cult Kits in 5 years – still digging through attics or running your own museum?
A bigger warehouse and a couple of physical stores.
Last one: What’s the one thing you hope people feel when they open a Cult Kits parcel?
Nostalgia. Football shirts are time capsules.
Many thanks for your time! The last words of the conversation are yours…
The Shirt Matters.
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