Es gibt Nächte, in denen du ein gutes Gespräch genauso brauchst wie den nächsten Drink. Und dann gibt es Boris. Bobo van Dalen, wenn ihr auf unseren Blog schaut, aber für uns einfach Boris – der Typ, der seit über 25 Jahren mit uns durch die Fußballstadien zieht und dabei aussieht, als hätte er den Style direkt aus einer besseren Welt mitgebracht. Boris ist nicht nur ein alter Freund, er ist der Kerl, der dir am Tresen einen Drink hinstellt und dir die besten Geschichten erzählt, die du nie erlebt hast – ein Kosmopolit mit feinem Gespür für Musik, Kleidung und alles, was das Leben lebenswert macht.

Wenn er über Bands aus der Subkultur spricht, von denen du nicht mal wusstest, dass sie existieren, oder dir eine Doku empfiehlt, die dir den Kopf geradebiegt, merkst du: Der Mann hat eine Art, die Welt zu sehen, die irgendwo zwischen Freigeist und Bukowski schwebt. Boris ist der Typ, der den Abend an der Jukebox bereichert, ohne dass du merkst, dass genau das gefehlt hat.

Heute haben wir das Vergnügen, euch The Favorites by Boris vorzustellen. Ein großes Dankeschön an dich, b., für deine Zeit und deinen Geist. Auf dass du auch in schweren Zeiten deinen Weg gehst – wir stoßen auf dich an.

Dein Vorname

Boris aka b.

Welches „Baujahr“ steht in deinem Ausweis?

1981

Dein Verein

Eintracht Frankfurt

Wie bist du mit der Casual Culture in Kontakt gekommen?

Als Teenager begann das wohl irgendwie aus einer Melange von Fußball und Oi!. Sinnbildlich steht dafür natürlich das Fred Perry Polo und ein klassischer Adidas Hallenschuh à la Samba oder Handball Spezial. Beim Fußball war damals der skinheadgeprägte „italienische Stil“ angesagt. Der „englische Stil“ zog dann im neuen Jahrtausend in meinem Klamottenregal ein. Der Film „The Football Factory“ aus 2004 hat da sicherlich seine Spuren hinterlassen.

Wie würdest du deinen eigenen Stil beschreiben?

Sportlich eleganter eitler Fatzke. Ich bin gerne gut angezogen. Das mache ich in erster Linie für mich, denn so fühl ich mich wohl. Zweitens ist die Kleidung ein nonverbales Kommunikationsmittel, das den anderen zeigt, was für einer du bist. Fußballleute erkennen sich, wenn sie sich sehen.

Im Grunde bin ich ein „Parka-Jeans-Sneaker-Typ“, stolpere aber zunehmend in Wallabees und Gingham-Button-Down in die Midlife-Crisis.

Neben den allseits bekannten Marken dient mir „Der Gentleman – Handbuch der klassischen Herrenmode“ von Bernhard Roetzel als Kompass des guten Geschmacks.

Bist du bei den Spielen deines Vereins immer in der Kurve anzutreffen?

Meine erste Dauerkarte hatte ich mit 14 Jahren und war dann erstmal für über zwanzig Jahre aus den Stadien dieser Republik nicht wegzudenken. Dann kam eine Saison, in der ich in der Hinrunde bei jedem(!) Auswärtsspiel in Gewahrsam genommen wurde. Bei den Heimspielen häuften sich die Gefährderansprachen. Als Vater kommt man dann irgendwie ins Grübeln. Nach einem Sabbatical bin ich aber mittlerweile wieder in der Nordwest anzutreffen.

Dein Lieblingsstadion? (neben deinem Club)

Das Stadion an der Castroper Straße. Fußballromatik innen, Brutalismus-Architektur außen. Mehr geht nicht.

Wie sieht dein typischer Ablauf am Spieltag aus?

Idealerweise treffen wir uns vormittags in kleiner Gruppe in der Stadt. Wir nehmen ein paar Äppler auf dem Erzeugermarkt an der Konstabler Wache zu uns und essen was. Dann geht’s ans Stadion zum Rest der Bande.

Dein bevorzugtes Bier?

Ale. Nachdem ich mich durch die fruchtig-hopfige Welt der IPA und Pale Ales getrunken habe, bin ich beim Atlantik Ale von Störtebeker gestrandet. In der kalten Jahreszeit darf es gerne auch ein Stout oder ein Weizenbock sein, die Hopfenweiße TAP5 von Schneider ist der Wahnsinn.

Welche ist deine Lieblingsjacke? (In deinem Besitz und dein Holy Grail)

Schwer zu sagen, muss zu den Schuhen passen. Nenne ich ein Modell, tu ich den vielen anderen Unrecht. Dann spielt das Wetter eine entscheidende Rolle. Aber mit Barbour und C.P. bin ich immer gut bedient. Als Stück, das ich besonders gerne trage, wäre da vielleicht der Sempach-Parka F/W 17-18 zu nennen, der aus einem Zelt der Schweizer Armee gefertigt ist.

Gibt es vielleicht eine besondere Errungenschaft, auf die du ganz besonders stolz bist?

Meine erste mechanische Uhr war eine auf 500 Stück limitierte Sinn 956 Adler, die ich mir vor annähernd zwanzig Jahren zulegte. Ein Himmelfahrtskommando, denn bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich praktisch keine Armbanduhr getragen und für die Finanzierung musste ich knietief in den Dispo. Die Sammlung hat sich im Laufe der Jahre vergrößert. Ich trage sie aber heute noch mit Stolz, weil ich sie mir damals eigentlich nicht leisten konnte.

Irgendwann ließ mich die irrsinnige Idee nicht mehr los, eine Vintage-Barbour „Made in England“ selbst neu zu wachsen. Es sollte eine Trooper werden, der ich neuen Glanz einhauchte bzw. eintupfte. Das war eine Arbeit für jemanden, der Vater und Mutter erschlagen hat. Jedes Mal wenn ich sie trage, weiß diese vielen vielen Stunden Arbeit zu schätzen.

Zu meiner Hochzeit habe ich mir ein Paar Red Wings Irish Setter gegönnt. Das war gewissermaßen ein symbolisches Geschenk, denn wie die Ehe sind ja wie Red Wings auch auf ewig angelegt.

Alle genannten Stücke haben das qualitative Potential, mein ganzes Leben zu begleiten. Das ist schon ein geiler Gedanke, den ich jedes ´mal beim Tragen habe.

Welche Marken kicken dich aktuell am meisten?

Immer wieder Barbour. Die aktuelle Collabo von Adidas und C.P. Company finde ich sehr gelungen. Ja und was die Hausmarke Sapeur immer wieder raushaut, sensationell.

Wie sah dein letztes Matchday Outfit aus?

Barbour International Fog Parka, Avantura Fleece, Sapeur T-Shirt, Levi’s 511, Adidas Consortium Equipment CSG 91, Mütze von der Bande.

Was sind deine Top3 Sneaker/Trainer?

Adidas Forest Hills, Adidas ZX 8000, New Balance x Stone Island 577, New Balance 576 Harris Tweed Made in England

Welche Bands und Künstler finden wir auf deiner Awaydays-Playlist?

Rancid, Pascow, Perkele, The Slackers, Frau Doktor und die Broilers sind gesetzt. Je nach Stimmung driftet das auch mal in NDW, 80er und Elektro ab. Auf der Rückfahrt von Barcelona haben wir die 400 besten Flachwitze gehört. Ich bin für vieles offen.

Welche Film- und Serienempfehlung gibst du uns mit auf den Weg?

Die Werkkataloge von Stanley Kubrick und Guy Richie beinhaltet meine Lieblingsfilme. Meine beiden absoluten Lieblingsserien sind „Nummer 6 – The Prisoner“ und mit „Schirm, Charme & Melone“. Letzens habe ich The Lobster geschaut und mir diverse Szenen mehrmals angesehen; ein Meisterwerk des magischen Realismus. Die Serie „The End of the F***ing World“ traf genau mein Humor und in der Watchlist wartet die Serie The Gentemen.

Buch und Kultur: Was sind hier deine Favoriten?

Ich habe ein Faible für Bildbände und Sachbücher. Sie zu nennen würde die meisten hier nur langweilen. Was Heinz Struck schreibt, finde ich gut. Seit Jahren arbeite ich mich durch Tim und Struppi, bin darüber hinaus aber kein großer Comic-Fan. Aktuell lese ich „Nullerjahre“ von Hendrik Bolz (Zugezogen Maskulin). Gerne besuche ich die zeitgenössische Ausstellung im Städel. Ein Konzertbesuch im Schlachthof Wiesbaden lohnt sich immer und ansonsten gehe ich gerne in die Kneipe.

Auf dich Boris und auf viele Gespräche an den Theken dieser Welt in 2025! Ein Wunsch von mir wäre ein gemeinsamer Besuch in der Tate Modern zu London. Und danach in irgendeinem Pub in Brixton oder South London abzustürzen. Kontraste, die das Leben so lebenswert machen. Das habe ich von dir gelernt.